Dorothee Sölle auf der Spur

Konstantin Sacher hat zum zwanzigsten Todestag der Theologin Sölle das Buch Dorothee Sölle auf der Spur veröffentlicht. Er bemüht sich um Fairness gegenüber der Frau, die Theologie nach dem „Tode Gottes“ treiben wollte und die fragte, ob man auch atheistisch an Gott glauben könne. Insgesamt fällt das Buch kritisch aus. Inzwischen gibt es sowieso nicht mehr allzu viele Leser der radikalen Diesseitstheologie. Ein kleiner Fanclub hat sich gehalten. Der Postevangelikale Tobias Faix hält sie etwa für eine Prophetin.

Reinhard Bingener schreibt in seiner Buchvorstellung:

Theologisch startete Sölle als Adeptin Rudolf Bultmanns und dessen existenzialer Interpretation der Bibel, die in den Fünfzigerjahren kontrovers diskutiert wurde und von konservativen Kirchenleuten angefeindet wurde. Bultmann war, politisch betrachtet, allerdings kein Linker, formatierte seine Theologie sogar bewusst politikfern. Sölle wählte einen anderen Weg: Zunächst trieb sie Bultmanns Programm der Entmythologisierung auf eine rhetorische Spitze, indem sie sich ab Mitte der Sechzigerjahre einer „Theologie nach dem Tode Gottes“ verschrieb.

Sacher hält dies nicht für mehr als gelungenes Marketing, denn im Kontext der modernen Theologie seien ihre Gedanken recht üblich geblieben. Sacher geht davon aus, dass der „Tod Gottes“ ein anderes Wort für eine nachtheistische Theologie ist. Das Ende des Theismus hätten die Systematischen Theologen jedoch längst eingepreist. An dieser Stelle lässt sich fragen, ob Sacher damit nicht die Gewöhnlichkeit ihrer Entwürfe unterschätzt, die häufig eben doch den Kernbestand der hergebrachten Dogmatik durch das Feuer der Metaphysik-Kritik hindurchretten wollen – was manchmal gerade für diejenigen gilt, die dabei camouflierend mit dem „Tode Gottes“ klingeln.

Mehr: www.faz.net.

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Udo
1 Jahr zuvor

Vielleicht passt die „Theologie“ von Dorothee Sölle auch ganz gut in die Emerging Church Bewegung. Nicht überraschend dann, dass Tobias Faix die „politische Spiritualität … in der sie vieles anmahnte, was wir heute diskutieren, wie Friedenspolitik, Ökologie und Gerechtigkeit“ als „prophetisch“ bewertet.
Man begegnet hier durchaus berechtigten Fragen und Problemstellungen. Sehr traurig aber, wenn man sich bei der Antwortsuche verirrt. Einen Gott, der ohne den Menschen handlungsunfähig ist, ist dann wirklich eine leblose Vorstellung, die weder im Leben noch im Sterben trägt.

Übrigens, bezüglich prophetischer Fähigkeiten gibt es bessere Beispiele, z.B. Francis Schaeffer. Zum Thema Ökologie hatte er auch einiges auch heute aktuelles zu sagen (siehe sein Buch „Das programmierte Ende-Umweltschutz aus christlicher Sicht“).

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