Joseph Beuys und die Religion der Selbsterlösung

Bild: Wikipedia, CC BY-SA 3.0.

„Von hier aus.“ Das war der Titel einer großen Ausstellung deutscher Kunst 1984 in Düsseldorf. Ich erinnere mich gern daran. Dort lief ich dem weit über Deutschland hinaus bekannten Objekt- und Aktionskünstler Joseph Beuys über den Weg. Er war leicht zu erkennen. Beuys trug fast immer Hut.

Ich wohnte damals in Düsseldorf. Über Beuys wurde viel geredet. Gerade auch unter uns jungen Leuten. Er war mit Musikern der Band BAP befreundet und 1980 Gründungsmitglied der Partei der Grünen. Das weckt Neugier.

Wir ahnten damals freilich nicht, dass Joseph Beuys’ Kunstverständnis und sein bildnerisches Werk stark von der Auseinandersetzung mit der Anthroposophie Rudolf Steiners geprägt war.

Diesen Einfluss erspürt man in einem DLF-Beitrag über religiöse Aspekte seiner Arbeit (vgl. auch hier). Beuys verstand sich als moderner Schamane. Ihm ging es um Selbstheilung und die Heilung der Gesellschaft, letztlich um Selbsterlösung.

In dem Beitrag heißt es:

„Joseph Beuys und die Religion: Auferstehen muss der Mensch schon selbst“ heißt es:

Das Kreuz ist seit über zweitausend Jahren eines der Symbole schlechthin. Es verdichtet den Leidens- und Sterbeprozess Christi. In den Variationen des Joseph Beuys erscheint das Kreuz – inspiriert durch keltische Darstellungen – oft in rotierenden Sonnen- und Lichtauren. Friedhelm Mennekes sagt:

„Aber es ist zugleich auch ein Zeichen, dass dann das Heruntersackende des Sterbens abstreift so wie eine zweite Haut, um dann das Aufsteigen zu ermöglichen. Hinuntersteigen und Hinaufsteigen: Das sind ganz wesentliche Begriffe bei Beuys. Und das ist, worum es eigentlich geht, dass jetzt Kräfte sprudeln von oben nach unten, sodass ich fast eins werde mit Christus.“

Beuys selbst sagt: „Ob ich das nun will oder nicht: Das Wesen des Christus lebt in mir wie in jedem anderen Menschen. Ich möchte auf die Möglichkeit des Menschen aufmerksam machen, dass er sich jeweils selbst erlösen kann.“

Beuys überschätzt die Fähigkeiten des Menschen kolossal. Die Botschaft des Evangeliums demütigt uns nämlich genau an diesem Punkt. Wir können uns nicht selbst erlösen. Die Rettung kommt von Gott. Er kann tun, was dem Menschen unmöglich ist: „Als aber die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Retters, erschien, nicht aufgrund von gerechten Taten, die wir getan hätten, sondern weil er Erbarmen hatte mit uns, da rettete er uns durch das Bad der Wiedergeburt und durch die Erneuerung im heiligen Geist, den er in reichem Masse über uns ausgegossen hat, durch Jesus Christus, unseren Retter, damit wir, durch seine Gnade gerecht gemacht, das ewige Leben erben, auf das wir unsere Hoffnung gesetzt haben“ (Tit 3,4–7).

Hier der gut gemachte DLF–Beitrag:

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7 Kommentare
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Jutta
4 Jahre zuvor

Ich hab mir den Beitrag noch nicht angehört. Aber was mir dazu einfällt, dann ist das eigentlich: typisch „Künstler“. Viele haben ein großes Sendungsbewusstsein … und wer eine charismatische Persönlichkeit hat, wird auch gerne angebetet. So wie Menschen, viele, einen „Messias“ brauchen, der ihnen sagt, wie das geht: das Leben. Ich habe das selbst erlebt, in meinen früheren Jahren .. dass grade die, die sich als Künstler verstehen, die Welt verändern wollen zum Guten. Aber es gibt keine echten Anhaltspunkte für das Gutsein, denn alles was zählt, ist das Gefühl. Was gut tut ist auch richtig und wenn es einen anderen schier das Leben kostet. Dazu gehört für mich auch, dass zB viele arbeitslose Schauspieler_innen in die Branche der Persönlichkeitsentwicklung/des Coachings eingestiegen sind und den Leuten versucht haben, weisszumachen, dass es Techniken gibt, die einen erfolgreich und charismatisch werden lassen. Lüge. Sich besser verkaufen ist alles was wichtig war/ist. Für viele sind die Bibel und der echte Messias zu herausfordernd.… Weiterlesen »

Helge Beck
4 Jahre zuvor

Menschliche Transformation ist auch ohne christliche Konditionierung möglich.

Jutta
4 Jahre zuvor

Aber: nach welchen Kriterien ?
Was bedeutet letztlich: humanistische Transformation ?
Welche Werte werden zugrunde gelegt ?

Die der Evolution ? Nietzsches ?
Ich bin nicht so gebildet wie viele hier, aber ich kann mich nicht erinnern, dass zB in Nietzsches Werken das Moment der Liebe auftaucht.
Auch nicht in der Evolution.

Ich unterstelle den Künstlern auch nicht, dass sie es nicht gut meinten.
Tun sie. Viele sind sehr sensible Zeitgenossen, mit einer guten Gespür dafür, was falsch läuft.
Dennoch steht ebenso vielen die eigene Etelkeit und Ruhmsucht im Weg und das: wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche …

Jutta
4 Jahre zuvor

Ich bitte um Nachsicht, dass ich diesen Beitrag mir nicht anhören kann. Dieses „esoterische Geschwurbel“ – entschuldigung – verkrafte ich nicht, das habe ich mir früher, in meiner Weltzeit zu oft anhören müssen und war stellenweise selbst davon überzeugt … bis mich Gott gerettet hat, aus lauter Gnade. Ich weiss, dass leider auch Christen Suizid begehen und dass Depressionen und Schwermut (kenne ich sehr gut selber) deshalb auch nicht einfach weg sind, weil wir an Jesus Christus glauben und das Kreuz für uns in Anspruch nehmen, aber ich weiss einfach, dass Gott mich davor bewahrt hat, so dass ich eben nicht in Zeit und Ewigkeit verloren gehen musste. Auch momentan ist es schwer .. aber doch, „irgendwie“ hinter dem allem ist das Licht … ist ER, der die Hand über mir hält … und mich tröstet und trägt. Aber natürlich, das kann man niemandem begreiflich machen … so wie man niemandenm die Angst begreiflich machen kann .. man kann „nur“… Weiterlesen »

2 Jahre zuvor

[…] diesen Anlass genutzt, um mir einmal ein paar Vorträge von Beuys durchzulesen (vgl. zu Beuys auch hier). Ich muss sagen, die Lektüre fiel mir noch deutlich schwerer als das Hören seiner Vorträge. […]

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