Paulus und die Hölle

In den meisten Bibelübersetzungen fehlt das Wort »Hölle« in den paulinischen Briefen. Der Apostel hat die griechischen Begriffe »geena« oder »hadēs« in seinen neutestamentlichen Schreiben nicht benutzt. Sagt Paulus dennoch etwas über ein ewiges Strafgericht für diejenigen, die Gottes befreiendes Evangelium ablehnen? Und wenn ja, wie stellt er sich so eine Strafe vor?

Der Neutestamentler Douglas J. Moo (Wheaton College, USA) geht in seinem Beitrag »Paul on Hell« für das Buch Hell Under Fire: Modern Scholarship Reinvents Eternal Punishment genau diesen Fragen nach.

Der Aufsatz kann gratis hier heruntergeladen werden: paulonhell.pdf.

USA: Konservative Lutheraner gründen neue Kirche

In der größten lutherischen Kirche der USA, der Evangelischen Lutherischen Kirche in Amerika, haben sich im Konflikt um Sexualethik, Homosexualität und Bibelauslegung die Fronten verhärtet: Bekenntnistreue Theologen und lutherische Gemeinden wollen in dieser Woche eine neue Kirche gründen, die Nordamerikanische Lutherische Kirche.

Motor hinter der neuen Kirche ist die »Koalition für Erneuerung«, ein Verband konservativer lutherischer Geistlicher und Gemeinden. Mehr als 1000 Gläubige werden bei der Kirchengründung erwartet. Die Nordamerikanische Lutherische Kirche versteht sich als Gegengewicht zu der angeblich zu liberalen und bibelfernen Evangelischen Lutherischen Kirche in Amerika, die 1988 aus der Fusion von drei Kirchen hervorging.

Die neue Kirche verkörpere das »Zentrum des Luthertums in Amerika« und halte fest an der Autorität der Heiligen Schrift als der »einzigen Quelle und Norm für Glauben und Leben«, erläutert Chavez. Natürlich fange die neue Kirche zahlenmäßig klein an, räumt er ein. Schon vor der Kirchengründung hätten ein gutes Dutzend Gemeinden ihren Beitritt erklärt. Er sei beeindruckt, sagt Chavez, dass Hunderte der 10.300 lutherischen Gemeinden einen Ausstieg aus der »Mutterkirche« erwögen.

Hier der Artikel aus dem WELT Online-Portal: www.welt.de.

John Lennox über Atheismus und Moral

John Lennox muss man gern haben. Er ist ein unglaublich liebenswerter Mensch und zugleich ein scharfer christlicher Denker. John Lennox ist Professor für Mathematik an der University of Oxford und Fellow for Mathematics and Philosophy of Science am Green Templeton College. Im Rahmen seiner wissenschaftlichen Tätigkeit in Oxford beschäftigt sich Lennox schwerpunktmäßig mit der Beziehung von Wissenschaft und Religion. Hier spricht er über die Frage, ob Menschen Gott brauchen, um moralisch gut zu handeln. Exzellent:

Atheism and morality from CPX on Vimeo.

Wer Lennox auf Deutsch hören möchte, kann hier eine DVD mit drei Vorträgen bestellen.

King’s College wird (etwas) katholischer

Das King’s College in New York, ein Arbeitszweig des Missionswerkes Campus für Christus, hat einen neuen Präsidenten berufen. Fünfter Präsident ist der Katholik Dinesh D’Souza.

Carl Trueman schreibt dazu:

Clearly, if the school can now be headed by a Roman Catholic, the Christian worldview of The King’s College presumably sees issues of authority, the Bible, the interpretation of the Bible, the sacraments, justification, and the church (among numerous other doctrines) as negotiable, as areas where there can be significant disagreement and which are, by inference, only tangential to a Christian view of the world. This is not to denigrate either Protestant or Catholic views in these areas, but merely to point out the fact that there are huge differences here which yet are not seen as impinging on the worldview being taught. One is left to assume that this »Christian« aspect of the worldview consists, theologically, in little more than agreement on the Trinity, the Incarnation, the Filioque, and not much else. ›Generic and minimalist‹ seem scarcely adequate as a description at this point.

As I have argued before, if these issues really are negotiable, then we should all return to Rome. Not to do so is an act of schism, as disagreement over them drove the Reformation in the first place and gave Protestantism its reason—its only reason—to exist. Francis Beckwith realised this and, with honesty and grace, returned to the church of his childhood. And when a college which plays on its Protestant, evangelical identity appoints a Roman Catholic as president, the theologically vague coalition that is evangelicalism is once again exposed in all of its basic theological incoherence and indifference.

Ich kann Trueman sehr gut verstehen und befürchte, dass es in den von ihm angeführten Punkten zu Verschiebungen kommt. Allerdings gilt auch: Wo sind die intellektuellen Evangelikalen, die in den Fragen der Ethik und der Kulturkritik etwas zu sagen haben und etwas sagen? D’Souza oder Peter Kreeft (auch am King’s College) haben sich immer wieder eingemischt, wenn es um Fragen der Moraltheologie ging. Viele Protestanten schweigen. Dieser Trend lässt die Katholische Kirche für etliche Intellektuelle attraktiver erscheinen.

Hier mehr: www.reformation21.org.

Nachtrag vom 25.08.2010: Siehe auch qqden Beitrag von CT: www.christianitytoday.com.

Patchwork: Das geheuchelte Familienglück

Ist Patchwork wirklich das Familienmodell der Zukunft? Auf jeden Fall passt es in unsere Unverbindlichkeitswelt. Doch unsere Selbstverwirklichungsmanie fordert ihren Preis. Und den zahlen die Kinder. Melanie Mühl schreibt herausstechend für die FAZ:

Alle sind glücklich. Denn wir haben ein neues gesellschaftliches Ideal gefunden: die Patchworkfamilie. Das Wort klingt nach Sommerferienlager, und die Fotostrecken in den Zeitschriften zeigen fröhliche Menschen, die sicher im Leben stehen und jedes Problem lösen, bevor es überhaupt da ist. Ihr Motto lautet Leichtigkeit. Die Menschen heißen Demi Moore, Heidi Klum oder Boris Becker, sie heißen Christian und Bettina Wulff. Sie wohnen in Hollywood oder im Schloss Bellevue. Sie rufen uns winkend entgegen: Patchworkfamilien sind super!

»Wir können das Leben nicht einfach wieder dort aufnehmen, wo wir es einmal fallengelassen haben«, schrieb die Schriftstellerin Marion Titze einmal in einem wunderbaren Text in der Literaturzeitschrift »Sinn und Form«. In diesem Satz verbirgt sich die einfache Wahrheit, dass unser Handeln immer Folgen hat. Die Folgen können harmlos sein oder katastrophal. Sicher ist, dass irgendjemand immer den Preis dafür zahlen muss.

Mehr: www.faz.net.

VD: EP

Leseprobe: Tim Keller – Warum Gott?

Das Buch:

  • Timothy Keller: Warum Gott?: Vernünftiger Glaube oder Irrlicht der Menschheit?, Gießen: Brunnen Verlag, 2010, 336 S., 19,95 Euro.

ist ab dem 28. August 2010 im Buchhandel zu haben. Das Library Journal hat über das Buch geschrieben:

Als Gründer der Redeemer Presbyterian Church in New York City hat Keller erlebt, dass viele Menschen religiöse Überzeugungen hinterfragen und Fragen stellen wie ‚Wie kann es nur eine wahre Religion geben?‘ oder ‚Wie kann ein liebender Gott Leid zulassen‘. In diesem Buch … bringt Keller diese und andere Fragen zur Sprache und begründet seinen unbedingten Glauben an Gott. Mit Hilfe von Literatur, Philosophie und Pop-Kultur liefert der Autor überzeugende Gründe für einen festen Glauben. Es ist erfrischend, ein Buch zu lesen, das religiöse Sichtweisen präsentiert, ohne die säkulare Sicht, die in anderen Büchern präsentiert wird, über Gebühr zu kritisieren. Das Buch ist ein hervorragender Einstieg in die Diskussion und vertritt seine Position stichhaltig, gut geschrieben und gut recherchiert.

Hier eine Leseprobe (ca. 20 Seiten): Keller_Warum Gott_Leseprobe.pdf.

Don Quijote und der Fundamentalist

Johannes trifft den Nagel auf den Kopf:

Jesus Christus selbst, als Vorbild all derer, die ihm folgen, wurde unschuldig hingerichtet und bat dennoch um Vergebung für seine Peiniger. Sein Leben und sein Dienst waren durchzogen von Liebe und Aufopferung für andere – und das alles als einer, der gekommen war, die Bibel zu erfüllen (Mt 5,17–20; Joh 5,39). Seinen Jüngern verbot er Gewalt im Einsatz für ihn (Joh 18,11) und rügte sie, wo sie dem Wort der Bibel nicht vertrauten (Lk 24,13ff.). Derjenige, der Jesus nachfolgt, ist keine Gefahr, sondern eine Bereicherung für die Gesellschaft, weil er bestrebt ist, hingebungsvoll seinem Nächsten in Liebe zu dienen: »Die Hauptsumme aller Unterweisung aber ist Liebe aus reinem Herzen und aus gutem Gewissen und aus ungefärbtem Glauben« (1Tim 1,5).

So zieht unser Don Quijote wieder einmal gegen ein Phantom zu Felde und richtet viel unnötigen Schaden an. Doch noch tragischer als seine Gestalt, erscheinen mir jene, die zwar Christen sein wollen, doch dem Wort ihres Herrn dennoch nicht vertrauen!

Hier die vollständige Geschichte: www.nachfolgeblog.de.

Themelios 35.2

Themelios35.2-230x300.pngDie neue Ausgabe der Zeitschrift Themelios ist erschienen. Zum Inhalt gehören:

  • Carl Trueman: MINORITY REPORT: Not in the Public Interest
  • Fred G. Zaspel: B. B. Warfield on Creation and Evolution
  • Denny Burk: Why Evangelicals Should Ignore Brian McLaren: How the New Testament Requires Evangelicals to Render a Judgment on the Moral Status of Homosexuality
  • Stephen Dempster: A Member of the Family or a Stranger? A Review Article of Ancient Near Eastern Themes in Biblical Theology
  • William Edgar: Parallels, Real or Imagined? A Review Article of Jeffrey J. Niehaus, Ancient Near Eastern Themes in Biblical Theology
  • Jeffrey J. Niehaus: How to Write—and How Not to Write—a Review: An Appreciative Response to Reviews of Ancient Near Eastern Themes in Biblical Theology by Dempster and Edgar
  • D. A. Carson PASTORAL PENSÉES: Motivations to Appeal to in Our Hearers When We Preach for Conversion
  • Book Reviews

Die aktuelle Ausgabe von Themelios kann gratis hier heruntergeladen werden: themelios-35-2.pdf.

Clark H. Pinnock (1937–2010)

Der amerikanische Theologe Clark Pinnock ist am 15. August 2010 verstorben. Pinnock promovierte unter F.F. Bruce im Fachbereich Neues Testament zum Thema »Das Konzept des Geistes in den paulinischen Briefen«. Durch seine Mitarbeit bei Francis Schaeffer Anfang der 60er Jahre wandte er sich der reformierten Theologie zu. »Schaeffer«, so pflegte Pinnock damals zu sagen, »ist die wichtigste Person für mein Leben«.

Nichtsdestotrotz distanzierte sich Pinnock später von Schaeffer und migrierte zum Arminianismus. Seit den 90er Jahre zählt er zu den prominentesten Vertreter des so genannten »Open Theism«, gemäß dem die Allwissenheit Gottes nicht im traditionellen Sinn zu interpretieren sei und Gott die Zukunft nicht kennen könne (da sie keine reale Größe sei). Außerdem machte sich Pinnock für die annihilationistische Position (siehe hier) und den Heilsuniversalismus, demgemäß Menschen auch ohne Glauben an Jesus Christus das Heil erlangen können, stark.

Meine Kollege Titus Vogt stellt Pinnock’s Konzept der Allwissenheit Gottes in einer kurzen Ausarbeitung vor: Pinnock_ist_Gott_allwissend.pdf.

Postmoderne Zensurvorstöße

Andreas Müller ist ein »Hardcore-Naturalist« (so Michael Schmidt-Salomon) und ein sehr scharfer, aber in der Regel fairer, Schreiberling. In einem aktuellen Blog-Beitrag stellt er die Ausgabe von Free Inquiry zum Thema »Zensur an amerikanischen Universitäten« vor. Die Ergebnisse könnten einige Leute überraschen:

Das Titelthema der aktuellen Ausgabe von Free Inquiry (30/5) dreht sich um Zensur in amerikanischen Universitäten. Das Ergebnis: Die Zensurvorstöße stammen fast ausschließlich aus den Reihen der postmodernistischen Linken, nur selten von der christlichen Rechten, und atheistische Organisationen haben schon mehrmals die Meinungsfreiheit von Christen gegen die Linke verteidigen müssen.

In amerikanischen Universitäten gibt es sogenannte »Speech Codes«, die festlegen, mit welchen Begriffen man über Minderheiten reden darf und mit welchen nicht. Außerdem gibt es »Harassment Codes«, mit denen die Belästigung von angeblich benachteiligten Gruppen unterbunden werden soll. Ein Verstoß gegen solche Verordnungen kann echte Strafen bis hin zu einem Verweis von der Universität nach sich ziehen.

Und:

Angriffe gegen Blasphemie und Aktionen von atheistischen Studentengruppen kommen in der Regel von außerhalb der Universitäten, etwa von besorgten Eltern und von konservativen Politikern. Zum Beispiel sollte einer Universität untersagt werden, dass in ihren Räumen ein Pornofilm gezeigt werden darf, was aber keinen Erfolg hatte.

Anders sieht es aus mit christlich-konservativen Studenten, die immer wieder der Zensur ausgesetzt sind und die immer wieder von atheistischen Studentenverbindungen unterstützt werden müssen. Am häufigsten trifft es evangelikale Christen. Verantwortlich für die Zensur sind, wie erwähnt, nicht die säkular-humanistischen oder atheistischen Studentenverbindungen, sondern die postmodernistisch-linken Führungsschichten der Universitäten, sowie ähnlich gesinnte Studenten.

Ist es nicht interessant, dass diejenigen, die von sich behaupten, für alles offen zu sein, schlussendlich besonders restriktiv vorgehen? Müller: »Die Dekanin, Martha Minow, stellte fest: ›Wir ermutigen Meinungsfreiheit, aber Meinungsfreiheit sollte von Verantwortung begleitet werden.‹ Und wer nicht die selbe Meinung hat wie die postmodernistische Führungsschicht der Universität, der handelt eben verantwortungslos.«

Hier der vollständige Beitrag: feuerbringer.com.

VD: PB

Heilungsaufbruch im Bayrischen Wald

Bauer.jpgBeim Stöbern in meiner Bibliothek fiel mir eine alte Ausgabe der Zeitschrift Charisma in die Hände (Juli-September 2004). Titelthema ist ein Heilungsaufbruch unter Helmut Bauer im Bayrischen Wald. Untertitel: »Wer Jesus als Hobby hat, sprudelt über vor Freude und Begeisterung«.

Über den Völkerapostel heißt es:

In der Nacht von Pfingstsamstag auf Pfingstsonntag 1990, genau um Mitternacht, sei plötzlich – ganz unerwartet – der Heilige Geist über ihn gekommen, obwohl er vorher nie wirklich etwas mit Jesus zu tun haben wollte. Eine starke Kraft kam und blieb auf ihm. Gleich darauf begannen Wunder zu geschehen. Erst anschließend übergab er sein Leben Jesus. Seine ganze Familie und viele Verwandte fanden daraufhin ebenfalls zu Jesus.

Dass Wolfram Kopfermann, der in dieser Ausgabe noch überschwängliche Lobesworte für Wort+Geist fand (»Ich begrüße das, was zurzeit im Bayrischen Wald um Helmut Bauer geschieht, weil ich glaube, dass es ein ganz authentischer Aufbruch ist.«), sich inzwischen deutlich von der Bewegung distanziert, spricht für ihn (siehe Kurzfassung seiner Stellungnahme hier).

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