Barth: Church Dogmatics

Kaum zu glauben. Hier gibt es eine englische Ausgabe der Kirchlichen Dogmatik von Karl Barth für US$ 99,00 (plus ca. 30 Euro Versandkosten). Normalerweise muss man für einen Band bereits um die US$ 70,00 zahlen, nun gibt es also alle 14 Bände für 10 Prozent des Preises für die Werkausgabe. Vorbestellungen sind möglich.

Über die Hintergründe hat Jim West informiert: zwingliusredivivus.wordpress.com.

Folgen einer Scheidung sind über Generationen wirksam

Das »Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie« schreibt im aktuellen Newsletter:

Jedes Jahr erleben etwa 200.000 Kinder in Deutschland, dass sich ihre Eltern trennen. Als Folge des Zerbrechens von Ehen und Beziehungen wachsen mittlerweile etwa ein Fünftel der Kinder in den alten und ein Drittel der Kinder in den neuen Bundesländern nicht mehr mit beiden leiblichen Eltern zusammenlebend auf (1). Lange bestand Konsens darüber, dass Trennungen der Eltern Kinder schwer belasten und die »Festigkeit der Kernfamilie« für ihr Wohlergehen wesentlich ist. Befürwortern eines neuen Leitbilds der »sozialen Elternschaft« gilt dagegen die »Orientierung der Öffentlichkeit am alten Ideal der Kernfamilie« (Renate Schmidt) als »überholt«. In diesem Sinne betont der 7. Familienbericht der Bundesregierung, dass eine gesunde Entwicklung von Kindern »mit einem breiten Spektrum familialer Lebensformen vereinbar« sei (2). Aus dieser Sicht sollen Trennung und Scheidung »entdramatisiert und als zu bewältigende Erfahrung konzipiert« werden. Früher habe sich die Analyse von Scheidungen zu sehr auf die »negativen Auswirkungen, atypische und sogar pathogene Entwicklungstendenzen der Familie« konzentriert. Heute sehe man dagegen »im Übergang neben Dysfunktion gleichermaßen das Potential für Stimulation und entwicklungsbezogenes Wachstum gegeben«. »Kritische Lebensereignisse« wie die Scheidung böten die Chance, »Beziehungen und die Lebenssituation neu und oftmals für alle Beteiligten befriedigender zu organisieren« (3). Gleichzeitig muss der Expertenbericht jedoch einräumen, dass Scheidungen zu den »am meisten belastenden Lebensereignissen von Kindern« zählen. Insbesondere die anfängliche Phase der Elterntrennung sei »für die große Mehrheit der Kinder recht belastend«, zumal die meisten Kinder »auf die Elterntrennung emotional nicht vorbereitet« seien. Trennungen der Eltern beeinträchtigten »das Selbstwertgefühl der Kinder, soziale und kognitive Kompetenzen sowie die schulischen Leistungen«. Scheidungskinder zeigten »vermehrte Tendenzen zu externalisierenden und internalisierenden Bewältigungsstrategien«, sie werden also häufiger psychisch auffällig (4). Vor allem männliche Scheidungswaisen sind anfälliger für Drogenkonsum, Delinquenz und Gewalt. Zwar verhalten sich in der Adoleszenz auch Kinder aus äußerlich intakten Kernfamilien nicht selten destruktiv und antisozial. Im Vergleich zu diesen ist das »Risiko von Anpassungsproblemen« bei Scheidungskindern im Vergleich jedoch mindestens doppelt so hoch (5).

Hier der vollständige Text: www.i-daf.org.

Hänseljagd

In den letzten Wochen entstand in der Öffentlichkeit gelegentlich der Eindruck, Fälle sexuellen Missbrauchs seien ein überwiegend katholisches Problem. Nun dringt allmählich durch, was viele bereits ahnten: Nicht nur in den Patchwork-Familien ist er weit verbreitet, auch in einer humanistischen Eliteschmiede sollte der sexuelle Missbrauch von Kindern die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler voran bringen.

Die FAZ schreibt:

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um entschlossene Aufklärung der Fälle von Kindesmissbrauch geht. »Macht euch Gedanken«, sagte sie, an die katholische Kirche gewandt, am 22. Februar in der ARD, »schlagt etwas vor, was natürlich letztendlich mit Unabhängigkeit, auch mit einer klaren Zielrichtung versehen sein muss. Ich glaube, es ist wirklich die Stunde da, dass die katholische Kirche ganz anders mit den Vorgängen in ihren Reihen umgeht.« Im Interesse der Opfer sei es schon bei Verdachtsfällen gut, wenn die Staatsanwaltschaft tätig werde.

Frau Leutheusser-Schnarrenberger weiß als Bundesministerin der Justiz, wie die Dinge geregelt werden müssen. Aber da sie seit April 1999 das Amt einer Beirätin der »Humanistischen Union« versieht, weiß sie auch, wie sich diese laizistisch-liberale Vereinigung im September 2000 zum Sexual- und Jugendstrafrecht äußerte. Nämlich »mit großer Besorgnis«. Es ging schon damals um Kindesmissbrauch. Vor zehn Jahren also warnte man entschieden vor einer »Dämonisierung von bestimmten Tätern und Tätergruppen«. An politische Fahrlässigkeit, »wenn nicht Schlimmeres«, grenze es, die Bekämpfung der »außerordentlich raren Fälle« zur Aufgabe staatlicher Politik »zu stilisieren«.

Mitglied im Beirat der »Humanistischen Union« war bis zu seinem Tod vor zwei Jahren auch der Sexualpädagoge Helmut Kentler. 1994 hatte er erklärt, schon das Wort »Missbrauch« sei meist irreführend: »Ich habe im Gegenteil in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle die Erfahrung gemacht, dass sich päderastische Verhältnisse sehr positiv auf die Persönlichkeitsentwicklung eines Jungen auswirken können, vor allem dann, wenn der Päderast ein regelrechter Mentor des Jungen ist.«

Wer die Abgründe der Lehrerspiele kennenlernen möchte und meint, den geschilderten Stoff ertragen zu können, sollte sich mit dem Artikel »Hänseljagd an der Odenwaldschule« beschäftigen. Hier: www.faz.net.

Von großen Theologen lernen: Interview mit Gerald McDermott

51vWzzJAzEL._SL160_.jpgTrevin Wax hat mit Gerald McDermott über sein neuestes Buch gesprochen. In The Great Theologians stellt McDermott einflussreiche Theologen wie Athanasius, Aquin, Luther oder Schleiermacher vor. McDermott selbst sagt zur Auswahl der vorgestellten Denker:

Generally, these are the eleven whom I consider to have had the most influence on the history of Christian thought.

  • Origen’s way of reading shaped Bible interpretation for the next 1500 years.
  • Von Balthasar, a contemporary of Barth, is fast becoming the most important Catholic theologian for this new century.
  • Athanasius saved the church from degenerating into a little sect of Greek philosophy.
  • Augustine was perhaps the most influential of all theologians—East or West—teaching us all, for instance, the meaning of grace.
  • Thomas Aquinas was declared by the Catholic Church to be its foremost Doctor (teacher), and showed us all how faith relates to reason and the meaning of »sacrament.«
  • Luther’s efforts to reform the Catholic Church were the principal stimulus to the rise of Protestantism.
  • Calvin was the first and greatest teacher of that second great Protestant tradition, the Reformed movement.
  • Edwards was the greatest religious thinker to grace the American continent and also the premier Christian thinker about how God relates to beauty.
  • Friedrich Schleiermacher was the father of liberal theology.
  • John Henry Newman was the great reformer of the Church of England who famously became a Catholic and showed us how doctrine develops through time.
  • Barth was the most influential of all 20th-century theologians.

Hier das Interview. Das Buch:

  • Gerald McDermott: The Great Theologians: A Brief Guide, Inter Varsity Press, 2010, 210 S., ca. 16 Euro

kann hier bestellt werden:

Die Über-Ich-AG von Jürgen Fliege

Niemand hat den Glauben so konsequent zum Geschäftsmodell ausgebaut wie der Ex-Fernsehpfarrer Jürgen Fliege (und wohl so manch andere Prediger einer esoterischen Selbsterlösung).

Fliege ist heute Herausgeber der nach ihm benannten Zeitschrift und produziert eine nach ihm benannte Talkshow, die in einigen Regionalfenstern zu sehen ist. Er schickt Leute mit Fliege-Reisen in die Türkei und bittet sie um Spenden für die Stiftung Fliege. Er lässt Menschen in seiner Online-Kirche unter fliege.de virtuelle Kerzen anzünden und vermietet sich selbst als Coach, Referent, Seminarleiter. Kurzum: Er bietet Lebenshilfe aus erster und einer Hand an, geleistet von der Über-Ich-AG Jürgen Fliege.

Fliege sagt: »In den USA ist es gang und gäbe, mit Religion Geschäfte zu machen, mit Medizin wird doch auch ein Geschäft gemacht«, und bei ihm kommt nun alles zusammen: der Glaube, die Medizin, das Geschäft. Leute kämen im Lokal aus zwei Gründen an seinen Tisch. Wenn sie ein Autogramm haben wollten – oder um ihm ihre Krankengeschichte zu erzählen. Weshalb sich ihm Fragen stellen: Warum kommen sie immer noch, die Menschen, und, vor allem: Was kann er ihnen anbieten?

Das Warum sieht Fliege im Versagen der Kirchen und »wo die Kirchen versagen, da wachsen die Sekten«. Ein ICE am Tag verlasse die Kirche, sagt er: »1000 Leute. Daraus rekrutiere ich, ich bediene erlebbare Frömmigkeit, nicht geglaubte.« Oder anders: »Esoterik ist eine riesige Macht.«

Hier der vollständige Artikel der SZ: www.sueddeutsche.de.

Bavinck Konferenz

bavinck.jpgDas New College (University of Edinburgh) und die Freie Universität Amsterdam veranstalten in diesem Herbst eine zweitägige Konferenz über den calvinistischen Theologen Herman Bavinck (1854–1921). Die Konferenz findet zwischen vom 1.-2. September 2010 in Edinburgh statt.

Hier ein Flyer mit dem Programm und Anmeldeinformationen: CONFERENCE2520.pdf.

Vor 450 Jahren starb der Reformator Philipp Melanchthon

PhilippMelanchthon.jpegVor 450 Jahren verstarb der Humanist und Reformator Philipp Melanchthon (1497–1560) in Wittenberg. Der Deutschlandfunk hat anlässlich dieses Jubiläums eine 5-teilige Reihe über den sprachbegabten Theologen produziert.

Im ersten Teil wird ausführlich über seine Liebe zur Horoskopie berichtet. Melanchthon hat übrigens auch für Martin Luther ein Horoskop erstellt.

Hier die Links zu den hörenswerten Podcasts:

Killerspiele sind harmloser als Bibel und Koran

Ein Jahr nach dem Amoklauf von Winnenden ist die Debatte um sogenannte Killerspiele weitgehend verstummt. Wohl auch, weil es kaum Argumente für ein Verbot gibt. Im Gegenteil: Die größten Massenmörder der Geschichte kannten keine Killerspiele. Und konsequenterweise müsste es, so schreibt Gideon Böss weiter, zunächst ein Verbot von Bibel und Koran geben.

Niemand tötet im Namen von Counter-Strike, im Namen von Religionen hingegen schon. Die Bibel steckt voller Aufrufe zur Gewalt. Von daher müsste eigentlich erst einmal ein Verbot von Religionen gefordert werden. Aber keiner der Killerspiel-Gegner setzt sich dafür ein. Offenbar haben Religionen eine bessere Lobby. Es schreibt ja auch niemand Killerbuch, wo die Bibel oder der Koran gemeint sind.

Ich gratuliere WELT Online. Das ist Qualitätsjournalismus!

Hier der vollständige Beitrag: www.welt.de.

Transformative Theologie

Haben Christen den Auftrag, die Kultur zu transformieren? Trevin Wax hat mit Mark Galli von CT über diese Frage gesprochen. Galli verweist auf eine neues Buch von James Davison Hunter, der die evangelikalen Ansätze untersucht hat und ihnen insgesamt Naivität bescheinigt. Galli fordert die Christen auf, wieder mehr über die Gnade Gottes zu sprechen. Zitat:

James Davison Hunter has just published a book, To Change the World: The Irony, Tragedy, and Possibility of Christianity in the Late Modern World. He analyzes the work of everyone from Chuck Colson to James Dobson to Jim Wallis to Andy Crouch, arguing that evangelical views on transforming culture have been naive. Whether you agree with him or not, the book will change the conversation in our movement. An interview with him will appear in the May issue of CT. (So just a heads up to your readers about that.) My personal view is that it is not our job to transform our culture, let alone the world. Our job is to do the specific thing God has called us to do, whether that is evangelizing the neighborhood, working against the sexual slave trade, relieving world hunger, or whatever. Our job is to do that faithfully and well – and to let God take care of transforming the culture. Transforming culture is an incredibly complex thing that no person or group can possibly grasp. It’s something that happens, but it happens over centuries. The process is so slow that it is indiscernible to us except in hindsight. I think talk about transforming the world usually fills us with dreams and visions of our own power, when really our vision should be on the people we’re are seeking to love in Christ’s name.

Hier das Interview: trevinwax.com.

Das Gebet zum Tode

Gott ist da und er erhört Gebete. Aber nicht immer antwortet er in seiner Vorsehung auf unsere Gebete so, wie wir uns das vorstellen oder wünschen.

Über eine sehr ungewöhnliche Gebetserhörung berichtet Possidius, der erste Biograph des Kirchenvaters Augustinus.

Augustinus hatte gerade sein zweibändiges Werk Retractationes abgeschlossen, indem er seine eigenen Schriften kritisch erörterte, »sich selbst tadelte« sowie etliche Lehrfehler korrigierte. Anschließend drangen die Vandalen, von Spanien kommend, in Nordafrika ein und zerstörten das Land. Augustinus »empfand und bedachte diese schreckliche und nicht enden wollende, wilde Verwüstung nicht so wie die übrigen Menschen. Er betrachtete all diese Ereignisse tiefer und eingehender und in seinen Betrachtungen hatte er vor allem die Gefahren und den Tod der Seelen vor Augen. Mehr als sonst waren darum Tränen Tag und Nacht sein Brot.«

Possidius berichtet dann über ein Gebet des Kirchenvaters, dass Gott (für Augustinus wahrscheinlich überraschend) konkret erhörte. Der Abschnitt, der auch sonst interessant ist, lautet (Vita Augustini, 29,1):

Eines Tages saßen wir mit ihm bei Tisch zusammen und unterhielten uns. Da ergriff er das Wort und sagte: »Ihr sollt wissen, daß ich in diesen Zeiten unse­res Unheils von Gott erbitte, daß er diese Stadt von den sie belagernden Feinden befreie. Wenn ihm aber etwas anderes richtig erscheint, dann möge er seinen Dienern die Kraft geben, seinen Willen zu ertragen oder aber ihn wenigstens aus dieser Welt zu sich nehmen.«

Das sagte er und instruierte uns damit. Ihm folgend, haben wir mit ihm für uns und für alle unsere Angehörigen und für alle Leute in der Stadt vom höchsten Gott das gleiche erbeten. Und siehe: Im dritten Monat der Belagerung befiehl ihn ein Fieber und die letzte Prüfung durch die Krankheit kam über ihn. Der Herr betrog seinen Diener nicht um die Frucht seiner Bitten. Denn was er für sich und die Stadt unter vielen tränenvol­len Gebeten erbeten hatte, das erhielt er rechtzeitig.

Auch weiß ich, daß Augustinus zunächst als Presbyter und später als Bischof um sein Gebet für Be­sessene angegangen wurde. Dann brachte er flehentlich unter Tränen Gott sei­nen Wunsch vor und die Dämonen wichen aus den Menschen. Als er selbst schon krank war, kam einmal ein Mann mit einem kranken Angehörigen und bat Augustinus um die Handauflegung für ihn, damit dieser gesund werde (vgl. Mk 5,23). Da antwortete Augustinus, daß — falls er solches vermöchte — er doch wohl diese Kraft sich selbst zuerst zugewendet hätte. Der Mann sagte, er habe eine Vision gehabt und im Traum gehört: »Geh hin zum Bischof Augustinus. Der soll dem Kranken die Hand auflegen und dann wird er geheilt sein.« Als Augustinus das hörte, zögerte er nicht länger. Der Herr ließ jenen Kranken sofort gesund von ihm weggehen.

Vincent van Gogh: Die Briefe sagen alles

Der Mythos des Malergenies Vincent van Gogh gründet sich auch auf seinen schriftlichen Nachlass. Denn zeitlebens hat er schreibend geordnet, was er später in seinen Gemälden schuf. Eine Londoner Ausstellung feiert van Gogh nun endlich auch als Autor. Gina Thomas schreibt:

Die ausführliche Korrespondenz Vincent van Goghs zeugt nicht nur vom Mitteilungsbedürfnis des exaltierten Sonderlings. Beim Schreiben ordnet er auch die Fülle der Gedanken, die sich dann auf der Leinwand kristallisieren. Die Bedeutung der Briefe war Eingeweihten schon zu seinen Lebzeiten bewusst. Nach seinem Tode setzte sich nicht nur sein Bruder Theo für eine Edition ein. Der Maler Émile Bernard, dessen Schriftwechsel mit van Gogh zu den wichtigsten Quellen der modernen Kunstgeschichte gehört, war überzeugt, dass diese Dokumente beim breiteren Publikum Resonanz finden und somit zu van Goghs Anerkennung als Künstler beitragen würden. Es gebe nichts Eindringlicheres als seine Briefe, schrieb Bernard. Nach der Lektüre könne man weder die Aufrichtigkeit noch den Charakter, noch die Originalität in Frage stellen: Die Briefe sagten alles.

Hier der vollständige Artikel: www.faz.net.

Lob des Zweifels

51-K3UtQpdL._SL160_.jpgHaben wir in einer pluralen Welt noch Vertrauen in unsere Überzeugungen und Ideale? Können wir angesichts des radikalen Zweifels, den der Relativismus nährt, und der falschen Sicherheit, die Fundamentalismen bieten, überhaupt noch zu verlässlichen Überzeugungen gelangen?

Peter L. Berger, einer der profiliertesten Religionssoziologen, findet zusammen mit dem Philosophen Anton Zijderveld eine ermutigende Antwort, wie die eigenen Überzeugungen vor Verbohrtheit einerseits und Beliebigkeit andererseits bewahrt werden können.

  • Peter L. Berger u. Anton Zijderveld: Lob des Zweifels: Was ein überzeugender Glaube braucht, Kreuz Verlag, 2010, 180 S.

Der Rheinischer Merkur hat einen Auszug veröffentlicht, indem es heißt:

In seinem unvollendeten Essay über den Spruch »De omnibus dubitandum est« von Descartes behauptete Søren Kierkegaard, der Zweifel sei etwas Negatives, weil er über bestehende Theorien und Vorstellungen immer kritisch reflektiere. Er erklärte: »Zweifeln heißt, seine Zustimmung verweigern. Das Merkwürdige ist, dass ich jedes Mal, wenn etwas geschieht, meine Zustimmung verweigere.« So wäre der Zweifel seinem Wesen nach eine Reaktion und daher nicht als Einstieg in die Philosophie tauglich, wie Descartes und andere uns glauben machen wollten. Vielmehr sollte man als Quelle des angemessenen philosophischen Denkens eine Haltung des Staunens über die uns umgebende Welt einnehmen. Kierkegaard fand, dieses Staunen sei im Gegensatz zum Zweifel eine positive Einstellung, die nicht reflexiv sei, sondern Eigeninitiative zeige. Wir könnten hinzufügen, dass Staunen und Neugier zudem an der Wiege der wissenschaftlichen Forschung stehen. Jedoch ist es fragwürdig, den Zweifel als negativ und das Staunen als positiv derart in Gegensatz zueinander zu stellen, wie es Kierkegaard tut. Denn das Staunen stellt sich nämlich nicht in einer neutralen Umgebung ein, sondern ist immer von Baconschen idola umstellt, die ausgeklammert oder ausgerottet werden müssen, damit wir überhaupt in der Lage sein können, über die uns umgebende Welt zu staunen.
Das Kleinkind kann in reinem Staunen auf die Welt eingehen, weil es noch von keinerlei idola beeinträchtigt ist. Aber der erwachsene Mensch ist durch und durch in einer Realität sozialisiert und kulturell eingebunden, die sich nicht mehr als selbstverständlich hinnehmen lässt. Das ist ganz sicher der Fall in einer voll modernisierten und pluralisierten Gesellschaft. In ihr sind Zweifel und Staunen sozusagen Zwillinge.

Bestellt werden kann das Buch hier:

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Hinweisen möchte ich an dieser Stelle nochmals auf die Studienwoche: »Im Zweifel für den Zweifel?«.

Erschöpft, ausgebrannt, arbeitsmüde

Burnout heißt die neue Zivilisationskrankheit – jeder neunte Deutsche ist betroffen. Immer häufiger trifft es junge Akademikerinnen: Ehrgeizige Karrierefrauen, die alles auf einmal schaffen wollen und daran zugrunde gehen.

In den Praxen fällt auf, dass die Patienten immer jünger werden. Und immer weiblicher. Eine Gruppe kreisen die Fachleute als besonders gefährdet ein: junge Frauen, Anfang 30, hochbegabt, ehrgeizig. Akademikerinnen in der »Rush-hour des Lebens«, die auf der Höhe der körperlichen Kraft und der Leistungsfähigkeit an Grenzen stoßen; »Weltrekordlerinnen«, wie sie Burisch [Anmerkung: Professor Matthias Burisch aus Hamburg] nennt, die alles auf einmal wollen: tolle Karriere, toller Mann, tolle Kinder. Schwäche zeigen ist dabei verboten, zumindest glauben sie das. »Sonst haben wir schon verloren gegen die Männer, können uns nicht behaupten gegen die Karriereheinis in unserem Umfeld«, sagt Mareike. In ihrer Kur traf sie auf ganze zwei Männer – der Rest ausschließlich Frauen.

Hier der Artikel von Georg Meck: www.faz.net.

Bekannter Evangelikaler sympathisiert mit »Ja« zur gleichgeschlechtlichen Ehe

James Jones, Bischof von Liverpool, hat seine sexualethischen Überzeugungen geändert und plädiert für eine »menschlichere Pastoraltheologie«. Zur neuen Linie gehört die kirchliche Unterstützung für ein zivilrechtliches »Ja« zur gleichgeschlechtlichen Ehe. Brisant an der Sache: Jones, übrigens ein Förderer von Steve Chalke’s transformativen Theologie, steht der Evangelischen Allianz sehr nah.

Hierhier und hier mehr dazu.

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