Warum finde ich in der Gemeinde keine Freunde?

Tiefe Freundschaften sind sehr kostbar. Manche wäre froh, wenn sie überhaupt Freunde hätten; sogar in der Gemeinde. Andreas Dück, Pastor in der Freien Kirchengemeinde Warendorf, hat einen sehr hilfreichen Artikel zum Thema „Warum finde ich in der Gemeinde keine Freunde?: Wie das Evangelium unseren Blick auf Freundschaft prägt“ verfasst. Darin heißt es:

Den ersten Entwurf eines Artikels über Freundschaften in der Gemeinde schrieb ich 2010. Wir waren damals eine Gemeinde mit ca. 80 Mitgliedern – die meisten zwischen 20 und 40 Jahre alt. Ich nahm wahr, dass nicht gelingende Freundschaften immer wieder zu Reibungen und Konflikten führten. Als ich meinen Artikel einigen Testlesern zuschickte, bewogen ihre Rückmeldungen mich dazu, ihn nicht zu veröffentlichen. Es war ein zu heißes Eisen. Mein Entwurf schien nicht geeignet zu sein, das Thema in rechter Weise anzupacken. Die Sehnsucht nach Freundschaften ist tief im Herzen verankert und ähnlich wie die Sehnsucht nach ehelicher Partnerschaft mit vielen Erwartungen beladen.

Dabei scheint die Gemeinde der ideale Ort für Freundschaften zu sein. Das Liebesgebot, die Anweisung, den anderen höher zu achten als sich selbst, die Aufforderung zur Vergebung, das Vorbild der Selbstaufgabe und die Voraussetzung eines bekehrten Herzens sind doch ideale Voraussetzungen für neue tiefe, persönliche und erfüllende Freundschaften. Wenn Grenzen der Kultur, des Alters, der Herkunft und der sozialen Schichten fallen, dann müssten aus zugewucherten Trampelpfaden des Miteinanders doch recht schnell breite Autobahnen von Herz zu Herz entstehen.

Stattdessen wird aus der Hoffnung auf Freundschaft zu oft eine Erfahrung der Einsamkeit. Nicht selten verlassen Menschen die Gemeinde mit dem Urteil, dort von Heuchlern umgeben zu sein – oder bestenfalls von Menschen, die von einem hohen Anspruch der Liebe sprechen, aber den Einsamen nicht beachten. In der Gemeinde bleiben ein betretenes Schweigen und der Eindruck zurück, den Menschen nicht gerecht geworden zu sein. Kann es denn so schwer sein, in einer christlichen Gemeinde Freunde zu finden?

Mehr: www.evangelium21.net.

Die Profiteure der Gendersprache

Was vor einigen Jahrzehnten als Nischenprojekt der „feministischen Linguistik“ begann, wird heutzutage vom Staat und von Großkonzernen wie Apple, Google oder Microsoft vorangetrieben: die Gendersprache.

Fabian Payr durfte für DIE WELT zusammentragen, wer von diesem Experiment profitiert und was für Schäden diese neue Sprachpraxis anrichtet. Ich fasse zusammen: 

Die Vorteile

  1. Gendern als Gesinnungsmarker: Wer gendert, bringt zum Ausdruck, dass er auf der Höhe der Zeit ist und sich im Lager der Fortschrittlichen und Guten ansiedelt. Gendern ist Distinktionsmerkmal und praktisches Instrument, um Informationen und die eigene politische Haltung zu einem zeitgeistkonformen Paket zu verschnüren.
  2. Gendern ist ein Geschäft: Gendersprache ist anspruchsvoll. Ein neuer Markt für Verlage und Ausbilder ist entstanden.
  3. Gendern schafft Arbeitsplätze: Leitfäden müssen erstellt, Formulare und Software geschlechtergerecht umgearbeitet und Stellenanzeigen genderfair ausgeschrieben werden. Somit ist Gendern auch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.
  4. Woker Kapitalismus – Fragmentierung der Gesellschaft: Philosophen wie Alexander Grau und Robert Pfaller haben darauf hingewiesen, dass linke Identitätspolitik und neoliberaler Kapitalismus eine perfekte Ehe eingegangen sind. Wenn Unternehmen wie Apple, Google oder Spotify sich mit „Diversität“ schmücken und ihre Texte mit Gendersternchen oder Doppelpunkten garnieren, so ist das mehr als bloße Anbiederung an den Zeitgeist. Diese Art von virtue signalling passt perfekt in ein politisches Umfeld, dass mit Engagement im Kleinen von den großen Problemen ablenken will.

Die Schäden

  1. Die Sprache nimmt Schaden: Sie verliert an Eleganz, Prägnanz, Praktikabilität, Natürlichkeit und Stimmigkeit.
  2. Ein exklusives Projekt: Wer das höchst anspruchsvolle Deutsche durch Gendern noch komplizierter macht, erschwert vielen Menschen den Zugang zu dieser Sprache: Kindern, Migranten, Menschen mit kognitiven oder sensorischen Beeinträchtigungen (etwa Blinde). 
  3. Die Gendersprache steht auf dem Kriegsfuß mit der Logik: Wer gegenderte Texte liest/hört, wird mit einer Vielzahl von Ungereimtheiten konfrontiert. Das fängt schon mit der Paradoxie an, dass Gendern einerseits alle Geschlechter sichtbar machen soll (wie bei „Student*innen“), dann aber wieder alle Geschlechter unsichtbar (wie bei „Studierende“). 
  4. Einschränkung der Redefreiheit: Immer mehr Behörden, Institutionen, Medien und Wirtschaftsunternehmen erklären Gendersprache zum zeitgemäßen und verbindlichen Sprachstandard. Jeder, der am etablierten Sprachgebrauch festhält, muss sich rechtfertigen. Sprach-Leitfäden üben Druck aus.
  5. Der rechte Rand profitiert: Der von Sprachgouvernanten gegängelte Wähler sucht immer öfter Zuflucht am äußersten rechten Rand des politischen Spektrums. Linke Identitätspolitik generiert rechte Wähler. 
  6. Gesellschaftliche Spaltung: Die unablässigen Debatten um moralisch korrektes Deutsch führen zu gesellschaftlicher Spaltung und sozialem Unfrieden. Wer es wagt, das Gesinnungsdeutsch zu kritisieren, wird in die rechte Ecke gestellt oder als rückschrittlich bezeichnet. 
  7. Gendern ist sexistisch: Kein Vorwurf wiegt schwerer als der Hinweis auf den sexistischen Kern des Genderns. Wer gendert, markiert unablässig das Geschlecht von Personen. 

Das Fazit: „Die überwältigende Mehrheit der Sprachgemeinschaft hat ihr Urteil über den genderfairen Sprachumbau gefällt: In ihren Augen überwiegt der Schaden bei Weitem den Nutzen. Es fragt sich, wann unsere Politiker diese Stimmen endlich wahrnehmen. Wer den lieben langen Tag ‚Sichtbarkeit‘ für die Marginalisierten dieser Erde einklagt, sollte die Mehrheit seiner Bevölkerung und ihre ebenfalls berechtigten Interessen nicht aus den Augen verlieren. Auch sie hat ‚Sichtbarkeit‘ verdient.“ 

Hier der vollständige Artikel (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

Ist es wirklich hip, trans zu sein?

Melanie Mühl von der FAZ hat sich das Narrativ des modernen Selbst vollständig angeeignet, wenn sie zur Transsexualität schreibt:

Wir haben, wenn es um medizinische Eingriffe geht, in jedem Einzelfall eine hohe ethische Begründungslast“, sagt Romer. Manchmal zeige sich die Transidentität auch in besonders eindeutiger Weise. „Es gibt tatsächlich Kinder, die mit einer eindrucksvollen Vehemenz einfordern, als Person mit dem anderen Geschlecht gesehen und auch angesprochen zu werden. Diese Kinder sagen nicht: ,Ich wäre lieber ein Mädchen beziehungsweise ein Junge‘, sie sagen: ,Ich bin ein Mädchen beziehungsweise ein Junge.‘ Auch bei diesen Fällen muss man natürlich immer den Eintritt der Pubertät abwarten.“ Es wäre allerdings eine unverantwortliche Quälerei, eine vierzehnjährige Trans-Person, die klar in ihrer Identität angekommen und gefestigt sei, die komplette pubertäre Reifung bis ins Erwachsenenalter durchlaufen zu lassen.

Das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht ist kein Schicksal, das jene, die sich in ihrem Körper falsch fühlen, ein Leben lang hinnehmen müssen. Jeder hat das Recht auf die Entfaltung seiner Persönlichkeit. Den Betroffenen zu unterstellen, einem Trans-Hype zu erliegen, verhöhnt ihre Identität, ihr Leiden, ihren Kampf.

Die Kinder sagen „Ich bin ein Mädchen beziehungsweise ein Junge“ auf der Basis eines subjektiven Gefühls. Und wenn dieses Gefühl – wie Sibylle M. Winter schreibt – nicht mehr geprüft und hinterfragt wird (oder werden darf), dann ist ja ziemlich klar, was am Ende dabei herauskommt. Schade auch, dass die Detransitionsquote keine Erwähnung findet (siehe dazu hier).

Den vollständigen Artikel von Frau Mühl gibt es hinter einer Bezahlschranke: www.faz.net.

Kultur des Todes (18): Strafbarkeit von Abtreibungen abschaffen

Es passt zur geistlichen Verfassung in Europa: Die grüne Bundesfamilienministerin Lisa Paus dringt auf eine Reform des Strafrechts und möchte den Paragrafen 218 des Strafgesetzbuchs, der Schwangerschaftsabbrüche unter Strafe stellt, streichen (zur Lage in Frankreich vgl. hier). Die FAZ berichtet:

„Wer anders als die Schwangeren selbst sollte entscheiden, ob sie ein Kind austragen möchten oder können?“, fragte Paus. „Wer anders als die Frauen selbst sollte darüber entscheiden, wann und in welchen Abständen sie Kinder bekommen?“.

Grundpfeiler des Menschenrechts auf reproduktive Selbstbestimmung seien neben dem Zugang zu sicheren und erschwinglichen Verhütungsmitteln auch die Gewährleistung von Schwangerschaftsabbrüchen sowie einer selbstbestimmten und sicheren Schwangerschaft und Geburt. „Frauen die Schwangerschaftsabbrüche vornehmen, dürfen nicht länger stigmatisiert werden“, sagte die Ministerin.

Die Einsetzung einer Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin wurde übrigens im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP vereinbart, ohne die Streichung des Paragrafen 218 zu erwähnen. Dort heißt es (S. 92):

Wir stärken das Selbstbestimmungsrecht von Frauen. Wir stellen Versorgungssicherheit her. Schwangerschaftsabbrüche sollen Teil der ärztlichen Aus- und Weiterbildung sein. Die Möglichkeit zu kostenfreien Schwangerschaftsabbrüchen gehören zu einer verlässlichen Gesundheitsversorgung. Sogenannten Gehsteigbelästigungen von Abtreibungsgegnerinnen und Abtreibungsgegnern setzen wir wirksame gesetzliche Maßnahmen entgegen. Wir stellen die flächendeckende Versorgung mit Beratungseinrichtungen sicher. Schwangerschaftskonfliktberatung wird auch künftig online möglich sein. Ärztinnen und Ärzte sollen öffentliche Informationen über Schwangerschaftsabbrüche bereitstellen können, ohne eine Strafverfolgung befürchten zu müssen. Daher streichen wir § 219a StGB.

Mehr: www.faz.net.

Die „Twitter Files“

Jahrelang haben Regierungen weltweit beeinflusst, welche Informationen die Bevölkerung zu sehen bekommt und welche nicht. In Deutschland interessiert sich allerdings kaum jemand für die sogenannten „Twitter Files“. Dabei dürfen wir vermuten, dass diese Praxis auch hierzulande zum Einsatz kommt.

Jakob Schirrmacher hat für DIE WELT einige Erkenntnisse zusammengetragen und folgert: 

Transparenz. Die Glaubwürdigkeit verliert sich in der Verschleierung. User, die nicht wissen, ob und warum sie „geblacklistet“ wurden, oder der Ausschluss von Wissenschaftlern aus der Diskussion über global relevante Themen sind durchaus als demokratiegefährdend zu betrachten. Hier sollten aber vor allem auch regierungsnahe Organisationen dafür zur Rechenschaft gezogen werden, eine so stringente Content-Politik einzufordern. Nicht zuletzt hat die Europäische Kommission Elon Musk mit harten Sanktionen gedroht, falls dieser nicht härter gegen „Desinformationen“ im Kontext der Corona-Pandemie vorgeht. Doch wer bestimmt hier eigentlich, was Desinformation ist und was nicht?

Wir sollten hellhörig werden, wenn Big-Tech-Unternehmen auf Druck von Regierungsapparaten ihre Content-Politik anpassen müssen – vor allem, wenn die Grenzen des ethisch Vertretbaren immer weiter ausgereizt werden. 

Mehr (allerdings hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

Gott nach unserem Bild

Luke Stannard schreibt in seinem Aufsatz „Gott nach unserem Bild“ über den Open Theism (Glauben und Denken heute, Nr. 30, 2/2022, S. 16–27):

Der Offene Theismus hat es mit einem grundlegenden Problem zu tun, das tiefer geht als die bloße Darbietung einer alternativen Sichtweise von Gottes Charakter. Ungeachtet gegenteiliger Beteuerungen präsentieren die Anhänger des Offenen Theismus kein Bild von Gott, das dem Zeugnis der Heiligen Schrift besser entspräche. Vielmehr verbirgt sich hinter der Fassade eines Wesens, das liebevoller und sympathischer ist, eine radikal andere Sicht von Gott. Der Schaden, der dadurch angerichtet wird, ist sehr ernst, weil er so subtil ist. Was so ansprechend klingt und so logisch erscheint, verdeckt ein größeres Problem – nämlich dass ein neues Bild von Gott entworfen wird, das den Menschen als Ausgangspunkt nimmt. Das Ergebnis ist eine Figur, die eine idealisierte Version des Geschöpfes ist, ein Schöpfer, der erschaffen wurde, und ein Gott, der nichts anderes ist als ein vergöttlichter Mensch. Dies zeigt nicht nur einen schwerwiegenden Mangel des Offenen Theismus auf, sondern beinhaltet auch zahlreiche Konsequenzen für unsere Werke und Gemeinden.

Der vollständige Aufsatz kann hier heruntergeladen werden: OT_LS.pdf.

Bullinger: Es droht ein hartes Gericht

Heinrich Bullinger schreibt über die Missachtung göttlicher Gerichtsandrohungen (Schriften II, 2006, S. 21): 

Wir lesen im Evangelium, dass unser Herr Jesus Christus beredt gegen sein Volk vorgebracht bat [Mt 12,41f.]: »Die Männer von Ninive werden im Gericht gegen dieses Geschlecht auftreten und es verurteilen; denn sie taten Buße auf die Predigt des Jona hin, und siehe, hier ist mehr als Jona. Die Königin aus dem Süden wird im Gericht gegen dieses Geschlecht auftreten und es verurteilen, kam sie doch von den Enden der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören, und siehe, hier ist mehr als Salomos.« Und während wir diese Urteile unseres Erlösers durchaus kennen, schätzen sie doch nur wenige von uns mit gläubiger Einsicht richtig ein und erkennen, was für ein hartes Gericht unserer Zeit droht. Denn obwohl es unzählige Beispiele der Vorfahren gibt, die zur Verteidigung des Gesetzes unseres Gottes hätten anspornen können, werden alle diese Beispiele von uns missachtet, und wir verfaulen entweder in tiefstem Müßiggang oder geben uns ganz Lappalien, nichtigen Streitereien und unserer Neugierde hin. Indes wird das Wort Gottes bekämpft, gefangen gesetzt und äußerst schändlich behandelt.

Es ist ganz einfach – wir bleiben Mann und Frau

Die Schulbuchautorin Rieke Hümpel hat für DIE WELT auf gut verständliche Weise erklärt, warum es nur zwei Geschlechter gibt:

Sind Sie eine Frau oder ein Mann? Vermutlich brauchen Sie nicht allzu lange, um diese Frage zu klären. Doch mit schnellen Antworten soll künftig Schluss sein, wenn es nach den Anhängern der sogenannten Queer-Ideologie geht. Ihrem Glauben nach fährt nämlich ein Geist des Geschlechtes in den menschlichen Körper, der sich über das Gefühl ausdrückt. Der Körper wird zur Hülle, in dem das empfundene Geschlecht wie ein Flaschengeist in einer Flasche haust. Du bist, was du fühlst.

Mit Sven Lehmann hat die Bundesrepublik nun sogar einen Queer-Beauftragten. Die Regenbogenfahne (die zuvor erfolgreich den Homosexuellen aus der Hand genommen wurde) weht mittlerweile hart am Wind, adoptiert von den Instanzen dieser Gesellschaft. Wer es jetzt noch wagt, an der Geschlechter-Geist-Idee zu zweifeln und etwa Männer nicht aufgrund ihrer Gefühle als Frauen anerkennen will, wird sofort mit dem Vorwurf der Transphobie niedergebügelt.

Das Geschlecht ist biologisch. Es ist definiert als Hinentwicklung eines Organismus auf die Produktion eines bestimmten Keimzelltypus. Es gibt zwei Keimzelltypen. Beim Menschen heißen die, die sich auf die Eizellenproduktion hin entwickeln, Frauen. Diejenigen, die sich auf die Spermienproduktion hin entwickeln, sind die Männer. Frauen können Männerkleider tragen, Männer Frauenkleider. Doch ein Wechsel des Geschlechts ist beim Menschen nicht möglich. Das ist eine bestätigte Erkenntnis der Biologie. Menschen sind keine Clownfische. Die Biologie ist keine Ideologie, sondern eine anerkannte Naturwissenschaft – sie ist die Lehre des Lebens.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

Selenskyj als Antichrist

Reinhard Flogaus beschreibt in einem Gastbeitrag für die FAZ (27.01.2022, Nr. 301, S. 15), dass die politische, mediale und kirchliche Propaganda in Russland zunehmend religiöse Bilder für die Rechtfertigung des Krieges mit der Ukraine in Anspruch nimmt. Die verwendeten Assoziationen und Sinnbilder sind absurd. Ich befürchte jedoch, dass es Anhänger gibt, die darauf reinfallen.

Einige Beispiele:

Der von Putin gegen den Westen gerichtete Vorwurf des Satanismus war schon im April von dem russischen Ultranationalisten Alexander Dugin zur Rechtfertigung des Krieges in der Ukraine benutzt worden. In einem Artikel bezeichnete Dugin den Krieg in der Ukraine als Auseinandersetzung zwischen „geistigen Wirklichkeiten“. Entweder die Ukraine komme wieder „unter die Herrschaft Christi und seiner unbefleckten Mutter, oder sie wird unter der Herrschaft Satans bleiben“, so Dugin. Mit dem Kampf in der Ukraine habe die große endzeitliche Schlacht zwischen der „Orthodoxen Zivilisation“ und „der Welt des westlichen Antichrists“ begonnen. Auf die Pest der Corona-Pandemie folge nun der zeite apokalyptische Reiter – der Krieg. Nicht Russland brauche die Ukraine, wohl aber Christus.

Fanden Dugins Endzeitphantasien zunächst kein großes Echo, so änderte sich dies nach Putins Anprangerung des angeblichen „Satanismus“ des Westens. Zu den Kriegszielen der Entnazifizierung und Entmilitarisierung der Ukraine kam in der russischen Propaganda nun auch das der „Entsatanisierung“. Als Erster forderte dies das Oberhaupt der Republik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow. Aber auch Alexej Pawlow, der stellvertretende Sekretär des Russischen Sicherheitsrates, behauptete, die satanischen Kulte nähmen in der Ukraine überhand und Russland müsse die Ukraine „entsatanisieren“. Schon der Umsturz in der Ukraine 2014 sei ein Werk neuheidnischer Kräfte gewesen. Und Ex-Präsident Dmitrij Medwedjew, der sich seit geraumer Zeit als der radikalste Kremlvertreter zu profilieren sucht, beschimpfte am 4. November, dem russischen „Tag der Einheit des Volkes“, die ukrainische Regierung als einen „Haufen von Wahnsinnigen und Drogensüchtigen“ und erklärte, es sei die Aufgabe Russlands, in der Ukraine den obersten Herrscher der Hölle zu stoppen, egal welchen Namen er trage – „Satan, Luzifer oder Iblis“. Anfang Dezember wurde im russischen Staatsfernsehen allen Ernstes diskutiert, ob Selenskyj selbst der Antichrist sei oder nur einer seiner Dämonen.

Dienstanweisung für einen Unterteufel

31DHKbomzhL SX314 BO1 204 203 200Millionen Leser weltweit haben schon gebannt C.S. Lewis fiktiven Briefwechsel Dienstanweisung für einen Unterteufel studiert. Verarbeitet werden dort Themen wie Alltagskonflikte, Verrat, Sex, Genusssucht und psychische Grausamkeiten. Joseph Kohm hat für Evangelium21 das Buch rezensiert und schreibt:

Lewis machte von der höchst wirksamen Mischung des Nützlichen mit dem Unterhaltsamen Gebrauch. So schuf er ein Buch, das sowohl Lehrreiches für das alltägliche Leben als Nachfolger Christi enthält als auch den Leser durch die aufgeblasene und prahlerische Persönlichkeit Screwtapes zum Schmunzeln bringt.

Bevor sie als Buch erschien, wurde Dienstanweisung für einen Unterteufel als 31-teilige Serie in der wöchentlich erscheinenden religiösen Zeitschrift The Guardian (die nichts zu tun hat mit der modernen britischen Tageszeitung gleichen Namens) veröffentlicht. Der erste Brief erschien am 2. Mai 1941. Der Gesamtband mit allen 31 Briefen kam dann im Februar 1942 heraus.

Obwohl Dienstanweisung für einen Unterteufel von Anfang an gut bei den Lesern ankam, verstanden einige das zugrundeliegende Konzept nicht wirklich. Ein Landpfarrer bestellte sein Abonnement ab, weil er die Ratschläge Screwtapes an Wormwood „nicht nur irreführend, sondern schlichtweg diabolisch“ fand. Aber ungeachtet der Verwirrung dieses Geistlichen glaubte Lewis, der Erfolg des Buches beruhe darauf, „dass es den gewöhnlichen Leser unter dem Vorwand, eine Art Scherz zu sein, zu ernsthafter Selbsterkenntnis lockt.“

Das Buch Briefwechsel Dienstanweisung für einen Unterteufel ist übrigens 2022 in einer neuen deutschsprachigen Übersetzung erschienen. Die vollständige Rezension von Joseph Kohm gibt es hier: www.evangelium21.net.

Spätmoderne in der Krise

Andreas Reckwitz und Hartmut Rosa schreiben in ihrem Vorwort zum Buch Spätmoderne in der Krise über die Partikularisierungsthese von Jean-François Lyotard (Suhrkamp, 2021, S.11):

Von Jean-François Lyotard stammt bekanntlich die 1979 in Das postmoderne Wissen entfaltete These, dass wir am „Ende der großen Erzählungen“ der Moderne und der Modernisierung angelangt seien. Die großen Theorien gesellschaftlicher Entwicklung, welche die klassische Moderne prägten, hätten in der Postmoderne an Kredit verloren, gefragt seien nur mehr die „kleinen Erzählungen“, die spezifischen Analysen: lokal, zeitlich und sachlich begrenzt. Lyotards Kritik am Erbe der Geschichtsphilosophie und an deren aus heutiger Sicht naiv und einseitig anmutenden Fortschrittsgeschichten war sicherlich berechtigt – aber mit seiner Prognose, dass damit die umfassenden theoretischen Deutungsversuche überflüssig werden, lag er letztendlich falsch. Genau das Gegenteil ist inzwischen eingetreten.

Ein helles Licht, das alles überstrahlt

Matthias Lohmann erinnert uns in „Ein helles Licht, das alles überstrahlt“ an das schlichte, unverfälschte Evangelium, das die Kraft hat, geistliche tote Menschen zum Leben zu erwecken und ins Licht zu ziehen:

Deswegen sollten wir uns in dieser Weihnachtszeit wieder auf das eine wahre Evangelium besinnen, welches Gottes Kraft zur Errettung für jeden ist, der glaubt (vgl. Röm 1,16). Tatsächlich dürfen wir immer wieder erleben, wie der Herr die treue Verkündigung des unverfälschten Evangeliums gebraucht, um Menschen vom geistlichen Tod aufzuerwecken und ihnen neues, wahres und ewiges Leben zu schenken.

Mehr hier: www.evangelium21.net.

Glauben und Denken heute 2/2022

GuDh2 2022

Die Ausgabe Nr. 30 (2/2022) der Zeitschrift für Theologie und Gesellschaft Glauben und Denken heute ist erschienen. Wieder sind allerlei nützliche Beiträge enthalten. Joseph Pak liefert eine kleine Theologie der „Selbsttäuschung“ und Luke Stannard untersucht aktuelle Trends innerhalb der Bewegung des „Open Theism“. James R. Wood erzählt, warum er sich von der Apologetik des von ihm geschätzten Pastors Tim Keller gelöst hat. Wieder enthält die Ausgabe etliche Rezensionen. Unter anderem wird das Buch Unterm Gnadenhimmel oder: Unter Weinstock und Feigenbaum, hrsg. von Wolf Christian Jaeschke, vorgestellt. Hanniel Strebel informiert über A Theology of Paul and His Letters von Douglas J. Moo. Empfohlen sei auch die Besprechung des Lutherbuches von Lydnal Roper durch Klaus Giebel.

Allen Autoren und Mitarbeitern sei für ihren Einsatz herzlich gedankt. Den Lesern des TheoBlogs wünsche ich frohe Weihnachten!

Artikel

  • Editorial: Atemlos jappend laufen sie hinter der Zeit her (Ron Kubsch)
  • Theologische Selbsttäuschung (Joseph Pak)
  • Gott nach unserem Bild (Luke Stannard)
  • Warum ich mich von Tim Kellers Apologetik abgenabelt habe (James R. Wood)
  • Die enge Verbindung zwischen häuslicher Frömmigkeit und häuslichem Glück (August Wilhelm Hülsmann)

Rezensionen

  • Ralf Frisch. Widerstand und Versuchung: Als Bonhoeffers Theologie die Fassung verlor (Ron Kubsch)
  • Wolf Christian Jaeschke (Hrsg.). Hermann Friedrich Kohlbrügge. Unterm Gnadenhimmel oder: Unter Weinstock und Feigenbaum: Ein Querschnitt durch das Werk eines zeitlos relevanten Verkündigers der freien Gnade Gottes (Ron Kubsch)
  • Hans-Georg Ulrichs (Hrsg.). Abraham Kuyper. Calvinismus: Die Stone Lectures von 1898 (Ron Kubsch)
  • Thorsten Dietz. Menschen mit Mission: Eine Landkarte der evangelikalen Welt (Gerhard Gronauer)
  • Douglas J. Moo. A Theology of Paul and His Letters: The Gift of the New Realm in Christ (Hanniel Strebel)
  • Guy M. Richard. Die Taufe – Antworten auf häufige Fragen (Micha Heimsoth)
  • Monika Hausammann. Die grosse Verkehrung: Dem Humanismus mit biblischem Denken begegnen. Eine Ansage (Michael Freiburghaus)
  • Lydnal Roper. „Im Leben war ich Eure Plage“ – Luthers Welt und sein Vermächtnis (Klaus Giebel)
  • Jonathan Bernier. Rethinking the Dates of the New Testament: The Evidence for Early Composition (Franz Graf-Stuhlhofer)

Buchhinweise

  • Ariane Albisser u. Peter Opitz (Hrsg.). Die Züricher Reformation in Europa (Ron Kubsch)
  • Michael Wilkinson, Connie Au, Jörg Haustein u. Todd M. Johnson (Hrsg.). Brill’s Encyclopedia of Global Pentecostalism (Gottfried Sommer)

Die Ausgabe kann hier heruntergeladen werden: GuDh030.pdf.

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