Slavoj Žižek erklärt in God in Pain: Inversions of Apocalypse, dass nur ein tiefgläubiger Christ das vergnügliche Leben im Auenland ersinnen konnte, da der Glaube an die Ewigkeit vor Melancholie im Diesseits schützt. Ich zitiere einen Auszug (aus Philosophie Magazin, Nr. 22, Sommer 2022, S. 73):
Bei der heutigen Ausbreitung neuer Formen der Spiritualität ist es oft schwer, die authentischen Spuren eines Christentums zu erkennen, die sich dem eigenen theologisch-politischen Kern als treu erweisen. Mit einem Hinweis korrigierte G.K. Chesterton die übliche (Fehl-)Wahrnehmung, wonach die alte heidnische Haltung eine der freudigen Bejahung des Lebens sei, während das Christentum eine traurige Ordnung der Schuld und der Entsagung auferlege. Vielmehr ist die heidnische Einstellung zutiefst melancholisch: Selbst wenn sie ein vergnügliches Leben predigt, ist sie im Modus des „Genießen, solange es geht, denn am Ende stehen stets Tod und Verfall“. Die christliche Botschaft hingegen ist eine der unendlichen Freude unter der täuschenden Oberfläche von Schuld und Entsagung: „Zwar zieht sich um das Christentum herum ein strenger Schutzwall aus Verzichtsmoral und Geistlichkeit, aber innerhalb dieses unmenschlichen Schutzwalls findet man das uralte Leben der Menschen, dort hüpfen sie wie Kinder und trinken Wein wie Männer; denn das Christentum ist der einzige Rahmen für heidnische Freiheit.“
Ist nicht Tolkiens „Der Herr der Ringe“ der ultimative Beweis für dieses Paradox? Nur ein tief-gläubiger Christ konnte sich ein derart großartiges Universum ausmalen und so bestätigen, ultimative christliche Traum das Heidentum ist.