Verkitschung

Wir erleben eine „Verkitschung“ gesellschaftlicher Debatten, meint der Philosoph Alexander Grau: „Angesichts des Zerfalls traditioneller Institutionen und Überlieferungen bleibt dem verunsicherten Individuum nur noch seine eigene Gefühlswelt als Sinnstiftungsinstanz. Also verschreibt es sich einer unterkomplexen Moral, die Halt, Orientierung und positive Gefühle verspricht.“ Hinter den einfachen Wahrheiten, die gefühlig transportiert werden, steckt allerdings meist eine gesinnungsethischer Rigorismus.

Zitat:

Entsprechend verteidigt der verunsicherte Mensch unserer Gegenwart seine schlichten moralischen Gewissheiten mit grosser Aggressivität. Einseitigkeit wird zur Tugend, Intoleranz zum Gebot der Stunde. Denn nichts verunsichert das kitschige Bewusstsein mehr als der Pluralismus der Weltsichten und moralischen Urteile.

So wird der politische Kitsch zur Gefahr für die Demokratie. Er spaltet die Gesellschaft, verweigert die Kommunikation und schwingt sich zur Inquisition politischer Korrektheit auf. 

Mehr: www.nzz.ch.

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5 Kommentare
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Jutta
3 Jahre zuvor

Hab den Artikel noch nicht gelesen, man muss sich dafür registrieren lassen. Mal sehen.
Ich denke nach wie vor, dass durch das Filmwesen maßgeblich Einfluss genommen wurde, auf das Denkvermögen und Nüchternheit des/der Menschen. Disney verdirbt die Kinder. Und aus verdorbenen Kindern können keine nüchtern denkenden Erwachsene werden. Wie auch?

Aus dieser selbstkonstruierten Welt entstammen meiner Meinung nach auch diese Verschwörungstheorien, die auch unter Christen – und das ist besonders bedauerlich – kursieren, vor allem momentan zum Coronavirus.

Ausserdem geht alles zu schnell.

Gut, dass wir wissen dürfen, wer das Heft in der Hand hält.

Clemens Altenberg
3 Jahre zuvor

Hab mich mal gut mit Grau unterhalten, in elitären Räumlichkeiten im Herzen Wiens. Ein begnadeter Autor und Redner, manchmal etwas überspitzt, aber das gehört bei einem guten Philosophen dazu. Danke für den Hinweis, das neue Buch werd ich sicher bald lesen!

Markus Jesgarz
3 Jahre zuvor

Dies ist ein Kommentar zu der Aussage im Beitrag: Wenn die Welt nur noch in Gut und Böse eingeteilt wird, schlägt die Stunde des politischen Kitsches https://www.msn.com/de-ch/news/other/wenn-die-welt-nur-noch-in-gut-und-b-c3-b6se-eingeteilt-wird-schl-c3-a4gt-die-stunde-des-politischen-kitsches/ar-BB17cEA6 am 26.07.2020 von Alexander Grau unter „Massenkonsum der Moral“ im 6. Absatz am Anfang: Angesichts des Zerfalls traditioneller Institutionen und Überlieferungen bleibt dem verunsicherten Individuum nur noch seine eigene Gefühlswelt als Sinnstiftungsinstanz. Meine Meinung ist: 1. Leider befindet sich die westlichen Wohlstandsgesellschaften in einer Identitätskrise. Im Podcast „Die Bibel und die Einwanderung“ https://www.biola.edu/blogs/think-biblically/2018/the-bible-and-immigration am 14. Juni 2018 sagte Markus Zehnder (Ich habe den Text aus der Episodenabschrift verwendet). 1. ab dem Zeitpunkt 26:05 in der Tonspur: Eine der Parallelen ist, dass sowohl Europa als auch die USA Teil der westlichen Welt sind, in der wir derzeit über die Krise der Selbstidentität sprechen können. Die gesamte Migrationsdebatte wird von dieser Krise umrahmt. Und diese Krise besteht darin, von einem Gefühl der Schuld überwältigt zu werden. Der Westen hat das Gefühl, der schlimmste Agent der… Weiterlesen »

Markus Jesgarz
3 Jahre zuvor

Dies ist eine Bestätigung zu der Aussage:
https://theoblog.de/verkitschung/35333/comment-page-1/#comment-87256
Leider befindet sich die westlichen Wohlstandsgesellschaften in einer Identitätskrise.
Im Beitrag:
Brennende Bibeln in Portland und was jeder Amerikaner hören muss
https://www.christianpost.com/voices/burning-bibles-in-portland-and-what-every-american-needs-to-hear.html
am 06. August 2020 von Jim Denison steht am Anfang:
Aktivisten verbrannten am Freitagabend vor dem Bundesgerichtsgebäude in Portland einen Stapel Bibeln.
https://www.christianpost.com/news/portland-rioters-burn-bibles-outside-federal-building.html
Eine Jesus-Statue wurde vor kurzem in einer Kirche in Miami enthauptet.
https://www.miamiherald.com/news/local/crime/article244268782.html
Eine kürzlich durchgeführte Fakultätsumfrage an der Harvard-Universität ergab,
https://www.thecrimson.com/article/2020/3/3/faculty-support-warren-president/
dass 79,7 Prozent sich für „sehr liberal“ oder „liberal“ halten; 18,9 Prozent sagen, sie seien „gemäßigt“; nur 1,46 Prozent bezeichnen sich als „konservativ“ oder „sehr konservativ“.
Es überrascht nicht, dass 67 Prozent der weißen evangelikalen Protestanten glauben, der Einfluss des Christentums auf das amerikanische Leben nehme ab.
https://www.pewforum.org/2020/03/12/white-evangelicals-see-trump-as-fighting-for-their-beliefs-though-many-have-mixed-feelings-about-his-personal-conduct/
Zwei Drittel sagen, dass ihre Überzeugungen im Konflikt mit der amerikanischen Mainstream-Kultur stehen.

Jutta
3 Jahre zuvor

https://jungefreiheit.de/kultur/2020/legende-von-steve-und-steffi/

Schade.
Vertane Chance.
Und ich bin immer wieder überrascht, obwohl ich eigentlich keine christlichen Filme mehr schauen wollte, was für eine Filmszene es in den USA gibt, die wirklich gut aufbereitet sind und zwar beleibe nicht so perfekt und hochbrilliant gespielt sind, dafür sind es wirklich Christen, die den Menschen mittels schwierigen Themen den Glauben und die Kraft und Erlösung durch Jesus Christus nahe bringen wollen.

Manchmal ist man ganz bewegt und berührt.
Und vielleicht haben diese gläubigen Amerikaner uns hier in Europa wirklich eins voraus: sie schämen sich auch ihrer Tränen nicht und einander – durch den Glauben – nahe zu sein.

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