Wilhelm Lütgert schrieb am 26.12.1936 in einem Brief an seinen Freund Adolf Schlatter:
In der gegenwärtigen Krisis ist auch für die Predigt nichts so wichtig wie ein eingehendes Schriftstudium, das von den herumbrausenden Theologien unabhängig macht.
Wie wahr. Gucken & selbst denken!
Wieso man hier einen Gegensatz machen muss, leuchtet mir nicht ein. Die theologiefeindlichen Independenten meinen, vom Heiligen Geist selbst in alle Wahrheit geführt zu werden und darum rechmäßig das Zeugnis der Tradition verwerfen zu können. Zu Luthers Zeiten hießen diese Leute „Schwärmer“, wenn ich mich nicht irre. Denn sie sehen nicht, dass sie jeweils ihre eigene Theologie aufrichten (die sie freilich „biblische Theologie“ nennen).
So ein Unsinn.
@Schandor:
Stimmt. Es ist ja insofern auch nicht ganz einfach, als dass man immer schon von einer Theologie geprägt ist, und sei es die eigene. Ich hatte die Aussage so verstanden, dass man sich (und die Theologien, die „herumschwirren“ oder einen selbst prägen), immer wieder aufs Neue hinterfragen sollte. Das ist ein Prozess, der auch niemals abgeschlossen sein wird, insofern bliebe die eigene Theologie stets eine unvollendete, im Wandel begriffene.
Vielleicht greift das aber auch zu kurz.
„Herumbrausenden Theologien“ = umhertreibende Lehrwinde, trügerische Spiele, welche Menschen arglistig verführen und in Unmündigkeit führen oder belassen (Ehp4:14).