Wieso die Welt Jordan Peterson braucht

Rassist, Frauenhasser, Chauvinist: Der kanadische Star-Intellektuelle kommt in den Feuilletons für gewöhnlich schlecht weg. Ein genauerer Blick in seine Bücher und Interviews zeigt: zu Unrecht. In der NZZ ist ein fairer Artikel über Peterson erschienen:

Damit lebt Peterson das aus, was im Zeitalter der Identitätspolitik immer mehr verloren geht: dass Menschen wieder auf die eigene Vernunft vertrauen und ihre Gegenüber nicht als Vertreter irgendeiner Gruppe, sondern als eigenständige Persönlichkeiten wahrnehmen, auf die man achten, auf die man eingehen und die man respektieren sollte.

Mehr: www.nzz.ch.

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8 Kommentare
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Berthold
5 Jahre zuvor

Dennoch, Peterson ist kein „klassischer“ Christ, sondern primär säkularer Therapeut!

Seine Verwendung der Bibel und christlicher Inhalte hat „therapeutische“ Bedeutung, nicht konfessorische. Seine faszinierende Bedeutung vornehmlich für westliche Kulturkreise findet man in seinen Überlegungen, die die Diktatur des Relativismus der Postmoderne zu überwinden helfen könnte. Die Beliebigkeit hat bei ihm keinen guten Stand.

Jordan Petersons Zeit samt die seiner Ähnlich-Denker zur Implementierung eines neuen kulturrelevanten Denkens im Sinne einer Post-Post-Moderne wird noch kommen, vermute ich.

Clemens Altenberg
5 Jahre zuvor

Aber gegen Zizek war er chancenlos, der war ein paar Nummern zu groß für ihn. Sein Grundfehler war wohl, dass er Zizek für einen echten Marxisten gehalten hat.

https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/slavoj-zizek-vs-jordan-peterson-marxist-gewinnt-philosophenduell-a-1263756.html

Clemens Altenberg
5 Jahre zuvor

@ Berthold

Stimmt, „klassischer“ Christ ist Peterson sicher keiner. Am Anfang seiner Bibelvorlesung nennt er die Heilige Schrift ein „contradictory document“ und gibt Nietzsche und Jung als seine Leitfiguren an.

Clemens Altenberg
5 Jahre zuvor

Ich finde es wirklich interessant, dass Jordan Peterson im Theoblog so gepriesen wird, aber ich bin auch dankbar, weil ich dadurch erst so richtig auf ihn aufmerksam wurde, und spannend ist der Hype um ihn allemal. Dass er von den Feuilletons nur verrissen wird stimmt so nicht, in seinem 12 Rules Buch, das ich mir jetzt gekauft habe, findet sich am Anfang eine Liste von Huldigungen aus The Times, Observer, Sunday Times, Esquire… Die Verteidigung in der NZZ ist jedoch trügerisch, zumindest in dem Punkt, dass Peterson das vorherrschende Dominanzprinzip der Natur, den Drang nach Status und Macht, bloß nachzeichne, ohne das moralisch zu legitimieren. Genau das geschieht schon implizit bei der Beschreibung des „The winner takes it all lobster“, man kann geradezu spüren wie er ihm imponiert. Als Conclusio der 1. Rule („Stand up straight with your shoulders back“) macht er es auch explizit: “Look for your inspiration to the victorious lobster”, “Dare to be dangerous”. Das sind psychologisch… Weiterlesen »

Clemens Altenberg
5 Jahre zuvor

Er hat ja nicht unrecht, bewusst oder unbewusst streben wir alle bis zu einem gewissen Grad nach Status und Macht. Deswegen ist ja der christliche Glaube ein so notwendiges Gegengewicht zum Lauf der Welt. Das heißt nicht, dass ich jeden Ratschlag zur Selbstoptimierung als unchristlich abtun will, aber eine gemeinsame Wurzel religiösen Denkens ist es, vom Selbst wegzukommen und mitzufühlen und sich einzusetzen für jene, die nicht mit dem Siegergen ausgestattet sind. Der Religionskritiker würde sagen: Die rosarote Brille, durch die das Leben mehr als ein bloßer Konkurrenzkampf ist.

Roderich
5 Jahre zuvor

@Clemens, ich verstehe Deinen Punkt. Aber es gibt auch eine problematische Femininisierung des Evangeliums. Werte wie Mut, Disziplin, Überwindung werden kaum mehr gepredigt, sondern mehr „Gott nimmt Dich in seinen Arm“ – so als wäre Gott nur eine fürsorgende Mutter. Da macht Jordan Peterson zum Teil zurecht Mut, sich wieder auf die (auch dem Evangelium entsprechenden) männlichen Aspekte zu besinnen. Schade nur, dass er das dann – wie Du sehr richtig sagst – biologistisch oder sozialdarwinistisch begründet. (Meines Wissens haben manche frühe Kirchenväter den Samson des Alten Testamentes (der in einer Nacht 1000 Philister mit einem Esels-Kinnbacken erschlagen hat) zum Typus von Christus erklärt. Man denke auch an die „Helden“, die im historischen Bericht über König David aufgezählt werden. „Heldentum“ ist in evangelikalen oder protestantischen Kreisen gar kein Wert mehr. Ob es dies im Vatikan ist, weiß ich nicht. Im Hebräer 11 heißt es, die Glaubensvorbilder haben durch ihren Glauben „Königreiche erobert“; etc.). Danke ansonsten für die scharfsinnige Analyse. Bin… Weiterlesen »

Roderich
5 Jahre zuvor

Peterson sagt, katholisch werden kommt der geistigen Gesundheit am nächsten:
https://www.lifesitenews.com/news/jordan-peterson-on-catholicism-thats-as-sane-as-people-can-get

Clemens Altenberg
5 Jahre zuvor

@ Roderich Ich hab jetzt die Hälfte der 12 Rules durch und muss Ron Recht geben, es ist schon gut für die Welt, dass es jemanden wie Jordan Peterson gibt. Da ist schon eine Menge praktische Weisheit drinnen, und es liest sich gut. Was Ratgeberliteratur angeht hab ich nicht viel Vergleich, ich glaube Schopenhauers Aphorismen zur Lebensweisheit ist gar mein einziger. Die Prämisse teilen sie jedenfalls: „If you are suffering – well, that´s the norm. People are limited and life is tragic.” Peterson zeigt wie der späte Schopenhauer auf, dass man deshalb nicht in Nihilismus verfallen muss und macht Mut, sich am Riemen zu reißen und nicht unterkriegen zu lassen. Es ist ein erfrischender nietzscheanischer Impetus in Richtung Eigenverantwortung gegen das marxistische Opfer- und Sündenbockdenken: „Not everyone who is failing is a victim.“ Vielleicht kommt der Katholizismus bei ihm so gut weg, weil da der Mensch nicht ganz so tief gefallen ist wie im Protestantismus und dem Menschen etwas mehr… Weiterlesen »

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