Dem Schweizer Kommunikationsberater Markus Baumgartner liegt sehr viel daran, die „Kernbotschaft des Evangeliums“ kurz und knackig an die Menschen zu bringen. Die Frage, wie der „christliche Glaube wieder häufiger und vor allem positiv in die Öffentlichkeit strahlen“ kann, beschäftigt ihn nach eigenen Aussagen sehr. Als Experte für gelingende Kommunikation stellt er seine Kompetenz bei der Vermittlung der Botschaft gern zur Verfügung.
Wie wichtig es ist, zunächst einmal zu klären, was das Evangelium überhaupt ist, zeigt sich in einem Interview, das Baumgartner mit dem Magazin COMMUNICATIO geführt hat. Was genau bedeutet es demnach, die Botschaft auf eine knackige „Formel“ zu bringen? Baumgartner: „Nächstenliebe ist für mich die Hauptbotschaft der Bibel.“
Ich zitiere ausführlich:
Die christliche Kommunikationsbotschaft nennt sich Evangelium – wie würden Sie diese auf den Punkt bringen?
Da zitiere ich gerne die deutsche Werbefachfrau Eva Jung aus Hamburg. Für eine Kirche hat sie das Evangelium in drei Sätzen auf einen Bierdeckel gepackt: Liebe Gott. Liebe dich selbst. Liebe die anderen.Das reicht?
Das ist die wichtigste Botschaft der Bibel verständlich ausgedrückt.Können Sie sich vorstellen, dass Theologen damit Schwierigkeiten haben könnten?
Selbstverständlich. Wir kommen vom reformatorischen Erbe her, sind geprägt von „sola scriptura“ – allein die Schrift. Wir sind sehr wortgeprägt, differenzierte Inhalte sind uns wichtig. Aber um wahrgenommen zu werden in der Gesellschaft reicht das nicht, da muss man knackiger kommunizieren.
Ein Theologe, nein, jeder Christ, sollte an dieser Stelle wirklich aufhorchen. Warum? Es fällt auf, dass die Kernbotschaft ganz ohne Evangelium auskommt. „Liebe Gott. Liebe dich selbst. Liebe die anderen.“ Dafür braucht es weder Jesus Christus oder das Neue Testament. Verkündet wird ein Evangelium ohne Sünde, ohne Kreuz, ohne Vergebung. (Nebenbei: Der Auftrag zur Selbstliebe finde sich überhaupt nicht in der Bibel, wohl aber die Botschaft der Selbstverleugnung.)
Kurz: Das, was hier als Evangelium kommuniziert wird, ist Gesetz. Könnten wir Gott lieben, hätte die Liebe Gottes nicht in Jesus Christus zu uns kommen müssen. Das Gesetz zeigt uns nämlich: „Du kannst Gott nicht lieben“. Das Evangelium offenbart uns: „Darin besteht die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden“ (1Joh 4,10).
Schade. Gegen kernige Evangeliumssprüche ist, wenn sie tatsächlich das Evangelium enthalten, nichts einzuwenden. Wilhelm Busch verstand es etwa, die Botschaft der Bibel in deftige Sprüche zu packen. Er war es auch, der sagte: „Die schlimmsten Feinde der Bibel sind nicht diejenigen, die sie offen angreifen. Viel gefährlicher sind die, welche positiv von ihr reden wollen und doch ‚das Wort Gottes in den Wörtern‘ nie gehört haben“ (Plaudereien in meinem Studierzimmer, CLV, 2009, S. 139).
Wie wäre es denn mit: Wer Jesus hat, der hat das Leben.
Ist kurz und knackig. Aber dann müßte noch etwas hinzugefügt werden, wird dann leider zu lang.
Wer Jesus nicht hat, der hat das Leben nicht.
Ist auch provozierend, aber wäre vielleicht nicht schlecht.
Schlimm wie politisch unkorrekt und provozierend Johannes geschrieben hat (ironisch gemeint). Heute müßte er sich wohl anhören, er hätte keine Liebe für seine Nächsten. Das ist so ausgrenzend und diskriminierend.
„Nebenbei: Der Auftrag zur Selbstliebe finde sich überhaupt nicht in der Bibel, wohl aber die Botschaft der Selbstverleugnung“
Das ist mir schon seit vielen Jahren ein Dorn im Auge.
Das Phänomen, Dinge „kurz und knapp“ auf den Punkt bringen zu wollen und auf „das Wichtigste“ zu begrenzen, begegnet mir in letzter Zeit öfters. Dabei vergißt man m. E., dass es bei manchen Themen eine „nicht reduzierbare Komplexität“ gibt. Dies gilt auch für die Botschaft der Bibel und insbesondere auch für das Evangelium. Es gibt einfach Informationen, die notwendig sind, damit das Ganze verständlich ist und Sinn ergibt. Aufgrund abnehmender Bibelkenntnis in unserer Gesellschaft nimmt der Anteil dessen, was explizit erklärt werden muss, eher zu als ab.
Da sage ich nur: Wenn die Sprachkompetenz schwindet, wächst die Gefahr der Manipulation der und durch Sprache – ohne Beherrschung der Sprache wird durch Sprache beherrscht
„Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ kann dann ohne Widerspruch und Gefahr umgedeutet werden zu „Liebe Deinen Nächsten SOwie Dich selbst“
Es geht schon die wesentlichen Aussagen des Glaubens auf einen Bierdeckel zu bringen zum Beispiel durch die 5 SOLAs des Glaubens.
@ Jürgen: man kann Inhalte schon knapp auf den Punkt bringen. Allerdings wird dies erklärungsbedürfig sein und sich die Frage nach der Theologie hinter der Kurzfassung stellen.
Der Text „Liebe Gott. Liebe dich selbst. Liebe die anderen.“ bringt nicht mehr Erkenntnis wie die goldene Regel z.B.: Welcher Gott und wenn ja wieviele ?
Meiner Meinung nach gehört essenziell zum Evangelium die Aussage:
Tue Buße und glaube an den Herrn Jesus Christus.
1.
Campus für Christus verwendet vier Punkte
um das Evangelium zu erklären:
https://thefour.com/de/
1.
Gott liebt mich
2.
Ich habe gesündigt
3.
Jesus starb für mich
4.
Will ich mit Jesus leben?
2.
Die Präsentation des Evangeliums von Campus für Christus
orientiert sich inhaltlich an dem evangelistischen Traktat
„Vier geistliche Gesetze“.
Das evangelistische Traktat „Vier geistliche Gesetze“
wurde 1952 von Bill Bright geschrieben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Vier_geistliche_Gesetze
Zur Ergänzung: Wenn man hier http://www.dienstagsmail.ch/de/home.html auf „Archiv“ klickt, gelangt man zu früheren Artikeln von Baumgartner.