Olympia 2024: Die „Todeswerke“ der Eröffnungsfeier

Die gestrige Eröffnungsfeier für die Olympischen Sommerspiele in Paris war gewiss ein kreatives Feuerwerk. Verschiedenste Leitmedien sind regelrecht ins Schwärmen geraten. MARCA aus Spanien schreibt zum Beispiel: „Paris beendet die beste Zeremonie in der Geschichte der Spiele“ (Beleg und andere Pressestimmen hat der Standard hier aufgeführt). 

Natürlich gab es auch Kritik, insbesondere aus christlichen Kreisen. Und das zu Recht. Die Zeremonie war nämlich gespickt mit Symbolen, die sich direkt gegen den christlichen Glauben richteten. Die Einehe wurde etwa ins Lächerliche gezogen und durch eine Dreierbeziehung überboten. Offensichtlicher Höhepunkt der blasphemischen Inszenierungen war eine queere Abendmahlsfeier, über die das Nachrichtenmagazin IDEA wie folgt berichtet:

Auf scharfe internationale Kritik ist die Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in Paris gestoßen. Am 26. Juli wurde dort auf einer Brücke über der Seine eine Art „queeres Abendmahl“ inszeniert. Dabei gruppierten sich mehrere Vertreter sexueller Minderheiten, insbesondere männliche Transvestiten, um eine Tafel herum, sodass die Szenerie stark an das Gemälde „Das Letzte Abendmahl“ von Leonardo Da Vinci (1452–1519) erinnerte.

X- und Tesla-Chef Elon Musk nannte die Inszenierung „extrem respektlos“ gegenüber den Christen. Auf seinem Kurznachrichtendienst äußerten sich bereits mehrere Journalisten und Kirchenvertreter aus verschiedenen Ländern dazu.

Der römisch-katholische Erzbischof von San Francisco, Salvatore Cordileone, stellte in einem Beitrag fest, dass der „säkulare Fundamentalismus“ nun die Olympischen Spiele infiltriert habe und sogar so weit gehe, „die Religion von über einer Milliarde Menschen“ zu lästern. „Würden sie das auch mit jeder anderen Religion tun?“ Er bitte alle Bürger, für „die Wiederherstellung von Wohlwollen und Respekt“ zu beten.

Ob sich die Evangelische Kirche in Deutschland noch meldet? Ich bin skeptisch.

Was ich eigentlich sagen möchte: Die Eröffnungsfeier eignet sich hervorragend dafür, zu verstehen, was mit den subversiven „Todeswerken“ gemeint ist, von denen der jüdische Soziologe Philip Rieff gesprochen hat. Kulturen, die sich vom „Heiligen“ verabschiedet haben, also säkulare Kulturen wie Frankreich, entwickeln gegenüber dem „Heiligen“ keine Toleranz, sondern zielen darauf ab, es zu zerstören. Und um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten sie mit „Todeswerken“, die besonders im Raum der Künste anzutreffen sind.

Ich zitiere Carl Trueman ausführlich aus seinem Buch Der Siegeszug des modernen Selbst (2023, S. 110–111):

Wie aber wurde der intellektuelle Umsturztrieb von Leuten wie Voltaire, Rousseau und Hume zu dem, was die breite Masse wollte? Für Rieff liegt die Antwort in dem, was er »Todeswerke« nennt. Er definiert das Konzept wie folgt: »… einen umfassenden Angriff auf etwas, das für die bestehende Kultur von Bedeutung ist. Jedes Todeswerk stellt einen bewundernswerten finalen Angriff auf die Objekte seiner Bewunderung dar: die heiligen Ordnungen, die sie in ihrer Kunst in gewisser Weise selbst zum Ausdruck bringen, im repressiven Modus.«

Um Rieff hier genau zu verstehen, erinnern wir uns an sein prinzipielles Einvernehmen mit Freud über das Wesen der Kultur und Zivilisation: Kultur definiert sich durch das, was sie verbietet. Die Frustration, die solche Regeln hervorrufen, findet ein Ventil in der Kunst. Kunstwerke sind also konstitutiv für die Kultur und spiegeln in gewisser Weise die bestehenden Verbote wider. Ein Todeswerk stellt nun umgekehrt einen Angriff auf die etablierten kulturellen Kunstformen dar. Es zielt darauf ab, die tiefere moralische Struktur der Gesellschaft auszuhebeln. Man könnte hinzufügen, dass Todeswerke eine mächtige Wirkung haben, weil sie ein bedeutsamer Faktor bei der Veränderung des gesellschaftlichen Ethos sind. Sie beeinflussen das soziale Vorstellungsschema, mit und nach dem wir leben. Todeswerke lassen die alten Werte lächerlich erscheinen. Sie bringen weniger Argumente gegen die alte Ordnung vor, sondern unterwandern sie vielmehr geschickt. Sie zielen darauf ab, den ästhetischen Geschmack und die Sympathien der Gesellschaft so zu lenken, dass die Gebote, auf denen sie beruht, untergraben werden.

Eines von Rieffs Kernbeispielen ist Andres Serranos berüchtigtes Werk Piss Christ. Dort wird ein Kruzifix gezeigt, das in den Urin des Künstlers getaucht ist. In vielerlei Hinsicht ist dies ein Paradebeispiel für das, worauf Rieff hinweist: Ein Symbol für etwas, das der zweiten Welt zutiefst heilig ist, wird in einer Form präsentiert, die es entwürdigt und gänzlich abstoßend macht. Serrano belustigt sich mit diesem Kunstwerk nicht nur über die heilige Ordnung. Er hat sie in etwas Schmutziges, Ekelhaftes und Abscheuliches verwandelt. Die höchste Instanz der zweiten Welt, Gott, wird buchstäblich in die Kloake, in das Allerniedrigste, geworfen. Das Sakramentale wird zum Exkrementalen. Dies ist kein schlichter Angriff auf die privaten religiösen Gefühle von Katholiken. Es ist eine Attacke auf die Autorität selbst. Ein Angriff auf die heilige Ordnung, durch die die zweite Welt legitimiert wird. Seine Kraft liegt nicht in einem Argument, das vorgebracht wird, sondern vielmehr in der Art und Weise, wie das Reine durch das Schmutzige subversiv untergraben wird. Die Religion wird nicht als unwahr hingestellt, sondern als geschmacklos und abstoßend.

Die Abendmahlsfeier bei der Eröffnungszeremonie war genau so ein Todeswerk.

Es gäbe noch viel mehr über diese Veranstaltung zu sagen. Zum Beispiel, dass hier der Sport offen mit dem Thema Sexualität und Identität verknüpft wurde. Die große Bühne von rund 23 Millionen Zuschauern wurde also von einer Elite genutzt, um die Kultur der sexuellen Vielfalt im Gedächtnis der Sportinteressierten zu verankern.

Ich kann nur empfehlen, zur Vertiefung dieser Thematik das Buch Der Siegeszug des modernen Selbst zu lesen oder als Hörbuch zu hören.

Schließen möchte ich mit einem Gebet, dass ich bei Chris Steyn, einem befreundeteten Arzt aus den Niederlanden (Healthcare Christian Fellowship International), gefunden habe:

Our Father, have mercy on France for the horribly blasphemous way they have dishonoured Your Holy Son and despised Your Holy Word. In Jesus Name, Amen

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4 Kommentare
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5 Stunden zuvor

Danke Ron. Der Ablauf der Eröffnunsfeier lässt sich auch anhand den endzeitlichen Texten der Schrift erklären und passt gut zu vielem was sonst noch geschieht. „Imagine“ soll nach einer Reportage die inoffizielle Hymne von Olympia sein. An andere Stelle wurde der Vergleich mit Leni Riefenstahls Berichterstattung von 1936 gezogen. Vergleiche hinken. Wenn es aber um den Gigantismus und die Umsetzung eines ideologischen Unterbaus geht stimmt es.

4 Stunden zuvor

Eine Interpretation der Szene, die mir in die Hände gefallen ist, geht so: „When you see the whole picture, it’s more clear that they were depicting the feast of Dionysus from Greek mythology. (A lot more than 12 people:). And drag queens are just fun, so while folks don’t have to like it, saying that they were ridiculing Christians and Jesus Christ himself is a bit silly.“ Nun bin ich in der griechischen Mythologie nicht so bewandert. Was wäre Deine Antwort darauf?

3 Stunden zuvor

@ Lothar
Ganz einfach und da braucht es kein Wissen um die alten Griechen. Bei allen Reaktionen, die es auf die Kritik an der besagten Szene ging gab es als Antwort immer, dass dies Teil der Meinungsfreiheit sei. Es wurde an KEINER STELLE gesagt, dass die Interpretation auf den christlichen Glauben falsch wäre.

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