Das Deutsche Historische Museum (Berlin) und die Johannes a Lasco-Bibliothek (Emden) haben für die Zeit vom 1. April bis zum 19. Juli 2009 die Ausstellung »Calvinismus: Die Reformierten in Deutschland und Europa« organisiert. Zur Ausstellung heißt es:
Das Wirken des vor 500 Jahren geborenen Genfer Reformators Johannes Calvin ist als Teil der Kulturgeschichte Europas nur zusammen mit den religiösen und politischen Fragen zu begreifen. Die Erneuerung von Kirche und Staat war seit dem 15. Jahrhundert eine dringliche Aufgabe. Eine frühe Reformbewegung ging von Jan Hus aus. Er wurde als Ketzer auf dem Konstanzer Konzil 1415 verurteilt. Rund ein Jahrhundert später griffen humanistisch-evangelische Kreise in Europa die Glaubenslehre Martin Luthers auf und führten sie fort. Radikalere Kirchenkritiker wie Ulrich Zwingli und Calvin forderten die Neuorganisation der Kirche und die Reformation des Lebens. Allen Reformbewegungen gemeinsam war die starke Rückbesinnung auf die Heilige Schrift.
Die Auseinandersetzung um den rechten Glauben prägte die folgenden Jahrhunderte. In Deutschland konnte sich das reformierte Bekenntnis neben der Lehre Martin Luthers nur in einzelnen Regionen dauerhaft etablieren. In weiten Teilen Nord- und Westeuropas aber wurde es zur bedeutendsten evangelischen Glaubensrichtung, mit ganz unterschiedlichen Ausprägungen an einzelnen Orten: Von Schottland bis Ungarn folgten Menschen der neuen Lehre und nahmen dafür Vertreibung und Flucht in Kauf. Sie entwickelten ein intensives Gemeindeleben und ein dichtes, regionen- und länderübergreifendes geistiges, caritatives und politisches Netzwerk.
Wie nur wenige Personen entfaltete der Genfer Reformator eine tiefe, bis heute andauernde Wirkung auf Wissenschaft, Politik, Kunst und Mentalitäten. Reformierte Ideale wie Arbeitsethos und Zeitmanagement scheinen heute im Alltag ebenso wiedererkennbar wie in gesellschaftlichen Normen und staatlichen Ordnungen. Calvinistische Bürger prägten die Ausformung eines modernen Wirtschaftssystems, calvinistische Politiker waren bestimmend in der Entwicklung einer modernen, republikanischen Staatlichkeit.
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