D. Bonhoeffer: Die eheliche Ordnung

Bonhoeffer-Leser und Verfechter des Egalitarismus müssen bei diesem Zitat aus einer Traupredigt – verfasst 1943 – stark sein (Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung, Werkausgabe, Bd. 8, 2015, S. 76–77): 

„Ihr Weiber, seid untertan euren Männern | in dem Herrn, wie sich’s gehört. Ihr Männer, liebet eure Weiber“ (Kol. 3). Mit eurer Ehe gründet ihr ein Haus. Dazu bedarf es einer Ordnung, und diese Ordnung ist so wichtig, daß Gott selbst sie setzt, weil ohne sie alles aus den Fugen ginge. In allem seid ihr frei bei der Gestaltung eures Hauses, nur in einem seid ihr gebunden: die Frau sei dem Manne untertan, und der Mann liebe seine Frau. Damit gibt Gott Mann und Frau die ihnen eigene Ehre. Es ist die Ehre der Frau, dem Manne zu dienen, ihm eine Gehilfin zu sein, – wie es in der Schöpfungsgeschichte heißt –, und es ist die Ehre des Mannes, seine Frau von Herzen zu lieben, er „wird Vater und Mutter verlassen und an seinem Weibe hangen“, er wird sie „lieben wie sein eigenes Fleisch“.

Eine Frau, die über ihren Mann herrschen will, tut sich selbst und ihrem Manne Unehre, ebenso wie ein Mann durch mangelnde Liebe zu seiner Frau sich selbst und seiner Frau Unehre zufügt, und beide verachten die Ehre Gottes, die auf dem Ehestand ruhen soll. Es sind ungesunde Zeiten und Verhältnisse, in denen die Frau ihren Ehrgeiz darin sieht, zu sein wie der Mann, und der Mann in der Frau nur das Spielzeug seiner Herrschsucht und Freiheit erblickt. Es ist der Beginn der Auflösung und des Zerfalls aller menschlichen Lebensordnungen, wenn das Dienen der Frau als Zurücksetzung, ja als Kränkung ihrer Ehre, und die ausschließliche Liebe des Mannes zu seiner Frau als Schwäche oder gar als Dummheit angesehen wird. Der Ort, an den die Frau von Gott gestellt ist, ist das Haus des Mannes. Was ein Haus bedeuten kann, ist heute bei den Meisten in Vergessenheit geraten, uns anderen aber ist es gerade in unseren Zeiten besonders klar geworden. Es ist mitten in der Welt ein Reich für sich, eine Burg im Sturm der Zeit, eine Zuflucht, ja ein Heiligtum; es steht nicht auf dem schwankenden Boden der wechselnden Ereignisse des äußeren und öffentlichen Lebens, sondern es hat seine Ruhe in Gott, d.h. es hat von Gott seinen eigenen Sinn und Wert, sein eigenes Wesen und Recht, seine eigene Bestimmung und Würde.

Es ist eine Gründung Gottes in der Welt, der Ort, an dem – was auch in der Welt vorgehen mag – Friede, Stille, Freude, Liebe, Reinheit, Zucht, Ehrfurcht, Gehorsam, Überlieferung und in | dem allem – Glück wohnen soll. Es ist die Berufung und das Glück der Frau, diese Welt in der Welt dem Manne aufzubauen und in ihr zu wirken. Wohl ihr, wenn sie erkennt, wie groß und reich diese ihre Bestimmung und Aufgabe ist. Nicht das Neue, sondern das Bleibende, nicht das Wechselnde, sondern das Beständige, nicht das Laute, sondern das Stille, nicht die Worte, sondern das Wirken, nicht das Befehlen, sondern das Gewinnen, nicht das Begehren, sondern das Haben – und dies alles beseelt und getragen von der Liebe zum Manne –, das ist das Reich der Frau.

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7 Kommentare
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Alex aus Cloppenburg
1 Jahr zuvor

DB scheint ja echt Ahnung von Frauen gehabt zu haben. Dass es bei ihm für eine Ehe nicht gereicht hat, ist ja bekannt und nicht seine Schuld. Ob Maria von Wedemeyer als studierte Mathematikerin eine gehorsame Ehefrau abgegeben hätte, werden wir nie erfahren. Sie hat sich ja später immerhin zweimal scheiden lassen. Ob Bonhoeffer sie in Griff bekommen hätte? Mit deuteropaulinischen Zitaten hätte es aber bestimmt geklappt.Nun ja, den „Weibern“ mit biblischen Aussagen Gehorsam abzuverlangen, wirkt unfreiwillig komisch. Auch und gerade bei Bonhoeffer.

Udo
1 Jahr zuvor

Zu ergänzen wäre noch Epheser 5, 25: Ihr Männer, liebt eure Frauen, und zwar so, wie Christus, der Messias, die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat.
Das ist der Anspruch.

Schlotti
1 Jahr zuvor

@Alex aus Cloppenburg

“ Mit deuteropaulinischen Zitaten hätte es aber bestimmt geklappt.“

Sie sollten schon so ehrlich sein zuzugeben, dass ihr ablehnende Haltung dessen, was DB sagt, nichts mit deuteropaulinischen Bibelstellen zu tun hat. Sie würden das, was er geschrieben hat genauso ablehnen, wenn es in ihrer Meinung nach unumstrittenen Paulusbriefen stände. Ihr Problem sind nicht sogenannte deuteropaulinische Aussagen, sondern die der Schrift. Hand aufs Herz, richtig oder falsch?

Die Ergänzung von Udo ist hilfreich. Aber das sagt DB doch auch, wenn er schreibt: „… ebenso wie ein Mann durch mangelnde Liebe zu seiner Frau sich selbst und seiner Frau Unehre zufügt.“

Ich halte DB hier sehr ausgewogen, was den Befund von Gottes Wort angeht. Seine Ausdrucksweise spiegelt nicht die des 21. Jh. wider. Aber das ist ein anderes Thema.

Liebe Grüße
Schlotti

Last edited 1 Jahr zuvor by Schlotti
Alex aus Cloppenburg
1 Jahr zuvor

Was die Stellung der Frau angeht, haben die die späteren Briefe, die von sich behaupten, von Paulus zu sein, schon eine ganz eigene Note.
Die Ausdrucksweise von DB ist übrigens selbst für die 40er Jahre des letzten Jahrhunderts verstaubt und aus der Zeit gefallen.

Interessant ist doch auch, dass seine damalige Verlobte so ziemlich gar nicht zu diesen Worten passt. Es klingt halt ulkig.
Dass die frommen Jungs von heute auf solche Aussagen stehen, is klar.

PeterG
1 Jahr zuvor

@Alex aus Cloppenburg
Deine Bemerkungen über Maria von Wedemeyer beziehen sich auf eine Frau, die sich mit 18 Jahren verlobt hatte, von DB im Konfirmantenunterricht wegen Unreife abgelehnt, die etliche Kriegserfahrungen und den Tod des Verlobten miterleben musste. Das hat sie sicherlich starkt geprägt (oder gar traumatisiert). Diese Maria mit einer Nachkriegs-Maria zu vergleichen, ist schon etwas „gewagt“ – oder eher: haarsträubend.
Was deine etwas abfällige Bemerkung über Mathematik und Frauen betrifft: Die erste Mathematik-Professorin (!) gab es in Europa bereits vor über 130 Jahren, also gut 30 Jahre vor der Geburt von Maria. Dein Konstrukt von Mathematik/Frau/biblisches Frauenbild ist also nicht stimmig.

PeterG
1 Jahr zuvor

Nachtrag: Zur Unkenntnis deiner zeitgeschichtlichen Einordung bez. der Stellung der Frau in den 30/40er des letzten Jahrhunderts:

Meine Mutter arbeitete in den 70ern – dazu musste mein Vater den Arbeitsvertrag unterschreiben. Dein Frauenbild der damaligen Gesellschaft passt also nicht. Bonhoeffer war weder rückständig, noch war v. Wedemeyer besonders fortschrittlich.

Alex aus Cloppenburg
1 Jahr zuvor

@Peter

Du als Zeitgenosse mit Kenntnissen der Nachkriegsverhältnisse hast natürlich recht, dass die Verlobte Bonhoeffers bestimmt eine Wandlung durchgemacht hat. Dennoch ist es interessant, dass gerade diese Frau in einem von Männern dominierten Bereich so erfolgreich war. Die Frage ist natürlich hypothetisch, aber hätte sie es mit Bonhoeffer als Ehemann auch so weit gebracht? Hätte er sie mit seiner patriarchalen Art in ihre Schranken weisen können? Oder wie hätte sie ihn verändert?

Im Übrigen liegen mir „abfällige Bemerkungen über Mathematik und Frauen“ fern. Kann selber kaum rechnen.

Dass es in den 70ern keine totale Gleichberechtigung der Frauen gab, ändert nichts an der Tatsache, dass unser Grundgesetz, welches die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau vorsieht, eben aus den 40 stammt. Auch wenn es bereits nach dem Krieg war.
Aber gerade deswegen schade für deine Mutter und all die anderen Mütter, dass es so lange gedauert hat und noch dauert bis zu vollständigen Gleichberechtigung.
Ändert am Heldenstatus von Bonhoeffer natürlich trotzdem nichts.

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