Der moralische Gottesbeweis bei Kant

Rüdiger Safranski schreibt in Romantik: Eine deutsche Affäre (2007, S. 137):

Kant hatte die alte Metaphysik mit ihren Gottesspekulationen destruiert. Die theoretische Vernunft, so lehrte er, kann Gott nicht erkennen. Kant vertrieb die theoretische Vernunft damit rigoros aus den seligmachenden Gefilden, wo sie nichts zu suchen, jedenfalls nichts zu finden hat. Ubriggeblieben war die Gotteshypothese für die praktische Vernunft, also für die Moral. Kant erklärt die Sittlichkeit zum einzig verbleibenden religiösen Organ. Dabei ist, genaugenommen, die Religion nicht das Fundament der Moral, sondern es wird umgekehrt die Religion auf die Moral gegründet. Das ist sehr bedeutsam. Würde Moral auf Religion begründet sein, wäre sie gottgegeben, also heteronom [d.h. von fremden Gesetzen/Gesetzgebern abhängend, Anm. R.K.]. Sie soll aber autonom sein. So will es der Kantsche Freiheitsbegriff.

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Clemens Altenberg
19 Minuten zuvor

Schöner Textauszug, aber die Überschrift dazu ist irreführend, das würde weder Safranski noch sonst ein Kant-Kenner so stehen lassen. Bei Kant gibt es keinen Gottesbeweis, im Gegenteil, er ist dafür in die Geschichte eingegangen alle zertrümmert zu haben. Der „Alleszermalmer“ wurde er genannt. In der Kritk der praktischen Vernunft wird Gott nicht bewiesen, sondern als Postulat der praktischen Vernunft wieder eingeführt. „Ich musste das Wissen aufheben, um für den Glauben Platz zu machen“.

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