Gottesarmer Osten

Nirgends auf der Welt glauben so wenige Menschen an Gott wie in Ostdeutschland. Auch bei der nicht mehr in der DDR aufgewachsenen Generation ist der Atheismus weit verbreitet. DIE WELT hat sich die Ergebnisse der Studie Beliefs about God across Time and Countries angeschaut, die zeigt, dass sich bei jüngeren Menschen, mit Ausnahme von Israel, der Atheismus besonders stark ausbreitet.

„Wenn Ostdeutschland nun Missionsland ist“, so Tiefensee, „dann trifft christliche Verkündigung erstmalig nicht auf andere Religionen, sondern auf ein stabiles areligiöses Milieu.“ Dieses Milieu habe sich als hochresistent für Missionsbewegungen aller Art erwiesen.

Zwar, so Tiefensee, bestehe kein Grund zur Resignation. “Allerdings müssen alle Initiativen, den Status quo zu verändern, nenne man sie Mission, Evangelisierung oder Neuevangelisierung, beachten: Erstens, dass sie den Abgrund zwischen der kirchlichen Verkündigung und den nichtchristlichen Adressaten nicht unterschätzen; zweitens, dass sie sich der Abwertung der anderen Seite enthalten; drittens, dass sie ihre Zielstellung klären, ohne die eigene Schwäche zu kaschieren.“ Kurzum, ein langer Atem werde erforderlich sein.

Solche Überlegungen mögen ja hilfreich sein. Wichtiger scheint mir zu wiegen, dass die Kirchen auf die kritischen Fragen der jungen Leute keine Antworten geben. Vielleicht, weil sie sich selbst nicht mehr sicher sind, auf dem richtigen Weg zu sein?

Mehr: www.welt.de.

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9 Kommentare
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Schandor
12 Jahre zuvor

Naja, vielleicht auch deshalb, weil sie keinen Theo Lehmann mehr haben? 😉

Joel213
12 Jahre zuvor

Vielleicht liegt es auch ein Stück mit daran, dass deutlich weniger Muslime in Ostdeutschland leben als im Westteil der Republik.

Schandor
12 Jahre zuvor

Das Evangelium im Wort trifft auf ein Publikum, das nicht mehr „gottesfähig“ ist. Diese „Gottesfähigkeit“ geht einer durch gezielte Entchristlichung immunisierten Gesellschaft langsam, aber umso sicherer verloren. Antichristliche Autoimmunabwehr – Abwehr aller christlichen Zellen und Metamorphosen. (Danke, Frankfurter Schule!)
Pflanzen und Tiere sind leichter zu evangelisieren, finde ich. Weshalb letztere auch in den Himmel kommen …

Theo
12 Jahre zuvor

Meine Freundin kommt aus Strausberg, dass ist eine Stadt mit ca. 26.000 Einwohner nahe bei Berlin. In dieser Stadt gibt es zwar eine evangelische Kirche (liberal), jedoch keine einzige evangelikale Gemeinde. Strausberg war früher Sitz der NVA (Nationale Volksarmee) und ist heute noch sehr rot (fast 50% Linke). Irgendwie hat meine Freundin es geschafft, dort als Jugendliche Christ zu bleiben. Für sie waren christliche Konferenzen (wie z.B. Bad Blankenburg) der Höhepunkt des Jahres. Seit einigen Jahren lebt sie in Jena. Für sie war es anfangs etwas vollkommen neues, regelmäßig mit vielen Christen zusammenzukommen und Gemeinschaft zu haben. Jetzt wünscht sie sich, dass endlich einmal Missionare nach Strausberg kommen und dort eine Gemeinde gründen!

Lukas_2
12 Jahre zuvor

Kann das mit „Ostdeutschland“ jemand erklären?

Die kommunistische Diktatur alleine erklärt es nicht, denn in Russland war die weltanschauliche Indoktrinierung genauso aggressiv (wenn nicht aggressiver). Trotzdem ist Russland verglichen mit dem deutschen Osten ziemlich gläubig.

(Polen ist unter den postkommunistischen Ländern übrigens eine Liga für sich, weil die röm.-kath. Kirche dort lange Zeit nonens volens die Rolle der Freiheitskämpferin übernahm.)

Bettina Klix
12 Jahre zuvor

@Lukas2:
In der „Welt“ vom 21.April hat der Katholik Martin Mosebach dazu einiges geäußert, was nicht unwichtig ist. („Unglaube ist ein Mangel“ )
Er sagt etwa auf die Frage, die Du gestellt hast, warum es in Ostdeutschland so anders gelaufen ist als in den anderen ehemaligen sozialistischen Ländern:
„Weil es das Erbe Preußens hat. Es gab in Preußen seit dem 18. Jahrhundert einen die Kirche aushöhlenden Prozess. Friedrich II, dessen religiöse Toleranz in diesem Jahr so gefeiert wurde, war ja nur deswegen so tolerant, weil er die Religion so verachtete, sich geradezu vor ihr ekelte.“

Lukas_2
12 Jahre zuvor

@ Bettina
Danke für den Tipp. Das Interview mit Martin Mosebach finde ich sehr inspirierend.

12 Jahre zuvor

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