Ist jedes Kind hochbegabt?

Heike Schmoll hat für die FAZ beschrieben, wie die Ideologisierung der Schulen durch die progressiven Kultusministerien die Zukunftsfähigkeit Deutschlands gefährdet. Ein wenig mehr Empirie könne nicht nur nicht schaden, sondern sei notwendig.

Nach der Pisa-Hysterie ist die Abneigung gegen die Vielzahl von Studien und die empirische Bildungswissenschaft so gewachsen, dass die Propheten unter den sogenannten Bildungsfachleuten, David Precht etwa und Gerald Hüther, inzwischen wie Heilsbringer herumgereicht werden.

Ungetrübt von irgendeiner empirischen Forschung können sie so bizarre Thesen verbreiten wie diese: „Jedes Kind ist hochbegabt.“ Das kommt besonders gut an, weil dann eben alle hochbegabt sind. Der Erfolg der Bildungsgurus müsste die Kultusminister zutiefst beunruhigen, weil er ein Indiz für eine dumpfe Wissenschaftsfeindlichkeit ist, die sich ausbreitet. Ein vernünftiges Maß an empirischen Kenntnissen über die Schulwirklichkeit und vor allem das Können der Schüler ist dringend nötig.

Außerdem muss der muttersprachliche Unterricht dringend gestärkt werden. In anderen Ländern, in Frankreich und in China zum Beispiel, wird die Landessprache mit bis zu zehn Unterrichtsstunden gelehrt. Es ist ein Unding, dass Lehrstühle für Deutsch im Anfangsunterricht an Pädagogischen Hochschulen und Universitäten häufig mit Professoren besetzt werden, die weder ein Lehramtsstudium noch Staatsprüfungen, noch ein Referendariat, geschweige denn eine unterrichtspraktische Erfahrung vorweisen können. In jedem anderen ernst zu nehmenden wissenschaftlichen Fach taugte das für einen Aufruhr, nur in der Pädagogik wird es einfach geduldet. So zufällig sind die Rechtschreibdefizite also nicht.

Mehr hier: www.faz.net.

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8 Kommentare
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flitzeflink
9 Jahre zuvor

Wieso ist diese These wissenschaftsfeindlich? Das, was ich von Precht zu diesem Thema kenne, ist von zahlreichen Studien belegt (jedenfalls werden die in seinen Ausführungen angeführt). Das, was die Schüler heute durchschnittlich aus der Schule mitnehmen – bzw. das, was sie eben nicht mitnehmen –, belegt doch recht gut, dass sich an unseren Schulen etwas ändern muss. Ob man die Kinder dann einfach den ganzen Tag in die Schule schickt und ihnen zu dem Schulstoff, mit dem sie ohnehin vielfach überfordert sind, noch einige Stunden zusätzlichen Sprachunterricht aufbürdet, wie das in anderen Ländern der Fall ist, oder ob man die Schule nicht grundsätzlich den Anforderungen unserer Zeit anpasst, indem man den Kindern die Essentials, die sie zum Leben in der heutigen Gesellschaft wirklich brauchen, tatsächlich vermittelt und sie von dem ganzen Detailwissen, dass sie konsequent nach einer Klausur wieder vergessen und vermutlich auch in ihrem Leben nie wieder brauchen werden, befreit – das wäre für mich die entscheidende Frage. Die… Weiterlesen »

9 Jahre zuvor

Wenn alle Kinder hochbegabt sein sollten, dann ist das keine Hochbegabung, sondern eher Durchschnittsbegabung. Das ist ganz einfache Mathematik. Dass jedes Kind seine Stärken und Schwächen hat und individuell ist, das ist ein ganz anderes Thema.

flitzeflink
9 Jahre zuvor

@Jonas: Naja, die These ist ja, dass Schule, wie sie jetzt ist, die Kinder in der Entfaltung ihrer Begabung und Fähigkeiten hindert. Würde das nicht passieren, müssten man den Begriff „Hochbegabung“ wohl neu definieren! 😉

9 Jahre zuvor

Tja, da ist das Problem halt ein anderes. Man sollte sich mal überlegen, wie es kommt, dass trotz sinkender Schülerzahlen beständig die Bildungsausgaben explodieren (für das Jahr 2014 wurden über 120 Milliarden € veranschlagt – bei gerade mal 11 Millionen Schülern). Da sieht man mal wieder, wie sehr Bildungssozialismus immer nur für steigende Ausgaben und sinkende Erfolge sorgt.

Peter
9 Jahre zuvor

(Achtung – ich bin Grundschullehrer!!!) „… die These ist ja, dass Schule, wie sie jetzt ist, die Kinder in der Entfaltung ihrer Begabung und Fähigkeiten hindert …“ Womit wieder einmal belegt ist, dass die Schule Schuld hat an gesellschaftlichen Problemen. 🙁 Nein – so geht das nicht! Was wir an Schüler bekommen, ist zu einem beachtlichen Teil kaum beschulbar. Über 40 % zeigen Auffälligkeiten, die aus Sicht der Kinder- und Jugendpsychiatrie relevant sind; 20 % der Kinder sind therapiebedürftig. So kommen die Kids zu uns. Und dann sind wir daran Schuld? Bildungsausgaben explodieren? Ausgaben für was denn? Im Grundschulbereich sind wir doch die Einsparmöglichkeit Nummer 1. Es fehlt es an Räumlichkeiten (eine Klasse muss im Keller unterrichtet werden), es fehlt an Personal (ohne kostenlose Praktikanten wären wir aufgeschmissen), es fehlt an Ausstattung (sämtliches Lernmaterial und Mobiliar (bis auf Schülertische und -stühle) musste ich selbst kaufen, natürlich von meinem Gehalt) … In meinem Heimatort fließt das Geld in die Hochschulen und… Weiterlesen »

Schandor
9 Jahre zuvor

„In meinem Heimatort fließt das Geld in die Hochschulen …“

Woooo ist das !!!???? Ich setz mich sofort ins Auto und lenke diesen Fluss um (auf meinen Rücksitz), damit nicht noch mehr passiert 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂

flitzeflink
9 Jahre zuvor

@Peter: Das glaube ich gerne, ist aber meines Erachtens ein anderes Problem. Auch das soziale Umfeld kann Kinder fertig machen, ehe sie richtig ins Leben starten konnten – und das kann Schule dann sicher nicht auffangen.

9 Jahre zuvor

Hier gibt es ein paar Infos zu diesem Fluss: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/deutschland-gibt-je-schueler-6300-euro-aus-13492827.html Zu dem, was Vati Staat und Mutti Merkel zahlen, kommt auch noch jeweils einiges von den richtigen Eltern zusammen.

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