Kultur des Todes (16): In Belgien lässt sich ein Transsexueller töten

Nach einer misslungenen Geschlechtsumwandlung lässt sich ein 44 Jahre alter transsexueller Belgier 2013 auf eigenen Wunsch von seinem Arzt mit einer Giftinjektion töten. Künftig könnten Mediziner in Belgien noch weitergehende Rechte erhalten,  etwa die Erlaubnis, das Leben von Minderjährigen zu beenden.

Die SZ meldete:

Ein neues Leben beginnen, das war es, was er wollte. Jahrelang hatte sich Nathan Verhelst auf seinen Neuanfang vorbereitet. Er unterzog sich einer Hormontherapie, ließ sich die Brüste abnehmen. Schließlich sollten Chirurgen ihm in einer komplizierten Operation einen Penis formen. Drei Jahre lang, von 2009 bis 2012 zog sich seine Geschlechtsumwandlung hin. Doch was zur Neugeburt des Nathan Verhelst hätte werden sollen, endete in einer Tragödie.

Am Montag ist Verhelst gestorben – auf eigenen Wunsch, unter Zuhilfenahme der Sterbehilfe-Gesetzgebung in Belgien. 44 Jahre nachdem Nathan als Nancy zur Welt gekommen war, schied er in einem Brüsseler Krankenhaus freiwillig aus dem Leben. „Ich war bereit, meine Neugeburt zu feiern, aber als ich in den Spiegel blickte, ekelte ich mich vor mir selbst“, sagte Verhelst vor seinem Tod der Tageszeitung Het Laatse Nieuws. Keiner der Eingriffe habe zu dem gewünschten Ergebnis geführt. Da habe er nur noch die Möglichkeit gesehen, sich töten zu lassen.

Der Fall hat in Belgien abermals eine Diskussion über das liberale Sterbehilfegesetz angestoßen. Allerdings weist die öffentliche Meinung in eine andere Richtung als man erwarten könnte. Derzeit steht in dem Land eine Ausweitung der Sterbehilfe zur Debatte. In einer am Mittwoch veröffentlichten repräsentativen Umfrage sprachen sich rund Dreiviertel aller Teilnehmer für Sterbehilfe bei Minderjährigen aus.

Wer genau hinhört, wird wahrnehmen, dass die tiefe Unzufriedenheit mit dem eigenen Leib wohl nie hätte „wegoperiert“ werden können. Über die Reaktion der Mutter berichtet ntv:

Nathans Mutter Jenny trauerte ihrer Tochter Nancy nicht nach. „Sie war so hässlich, ich hatte ein Monster zur Welt gebracht“, sagte sie der Zeitung „Dernière Heure“. Dass Nancy von den Brüdern geschlagen worden sei, sei ihr eigener Fehler gewesen: „Sie hat mir nichts gesagt.“ Ob sie wisse, dass Nathan ihr einen Brief geschrieben habe, wurde sie da gefragt. „Ich werde ihn lesen, aber er wird voller Lügen sein. Ihr Tod bedeutet mir nichts.“

Mehr: www.sueddeutsche.de.

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7 Kommentare
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2 Jahre zuvor

Über den obigen Fall gab es im Deutschlandfunk ein Feature. Der war im Übrigen 2013. Wundert mich, dass der jetzt nochmal aufgegriffen wird.
Der Tagesspiegel veröffentlichte 2018 einen längeren Artikel über eine Frau, die sich zum Mann umoperieren ließ und ebenfalls nicht glücklich wurde.
Ich selbst hatte eine Begegnung mit einer Transgender (ehemalig ein Mann) die nach der Operation auch nicht glücklich wurde und nun als geschlechtslos lebt.

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/nach-der-geschlechtsangleichung-es-hat-alles-nur-schlimmer-gemacht/23758764.html

Ben
2 Jahre zuvor

Sehe ich das richtig, dass in diesem Fall der familiäre Hintergrund der große Auslöser für all den Selbsthass und letztlich auch die Ursache dafür war, dass dieser Mensch in seinem Weiterleben keinen Sinn sah? 
Ich finde, die Reaktion der Mutter sagt viel aus, ist schockierend und macht mich traurig. 
Bei so Fällen frage ich mich immer, wie Gott über all diese Aspekte urteilt, wie Er diese Aspekte in seinem Urteil berücksichtigt. 
So Fälle sollten uns als Nachfolger Christi sensibel machen, nicht immer nur die momentane Verdrehtheit der Postmoderne zu beklagen, sondern die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit der Menschen dahinter zu sehen. Statt sie herablassend zu behandeln, sollten wir ihnen mit Liebe und Respekt begegnen. Wie nötig ist da das Bewusstsein, dass das Evangelium die Botschaft von der Herrlichkeit Gottes in Jesus Christus ist.

2 Jahre zuvor
Christian B.
2 Jahre zuvor

@Charly: Danke für den Hinweis. In der Tat. Erschütternd und tieftraurig.
Von der eigenen Mutter, die selbst missbraucht worden war, nicht geliebt, von den eigenen Brüdern missbraucht.

Und dann schreibt Nancy bzw. Nathan bemerkenswerterweise folgendes im Abschiedsbrief an die Mutter:
„Ich denke an das, was hätte sein können, wenn die Dinge anders gelaufen wären und du mir ein bisschen Liebe gegeben hättest.
Ich gebe dir etwas, womit du wahrscheinlich nicht rechnest: Etwas Geld, damit du deine Schulden bezahlen kannst, damit du ein bisschen was vom Leben hast. Ich wünsche dir, dass du lange lebst.“

Last edited 2 Jahre zuvor by Christian B.
Jutta
2 Jahre zuvor

Wie traurig. Und es ist zu schwer für uns Menschen, „den Schuldigen“ zu finden. Wir dürfen nie vergessen, dass die Eltern auch Eltern hatten, die auch Eltern hatten, die auch Eltern hatten uswuswusw .. Wo also ansetzen? Ja, Psychologie und Therapie sind sicherlich oft gute Schritte zur Selbsterkenntnis … und Aufhellung der konkreten Zusammenhänge … aber nicht umsonst heisst es in dem Gebet, das uns der Herr Jesus schenkt, als seine Jünger IHN bitten: Herr, lehre uns beten: vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und das geht nur, und wie schwer ist es trotzdem in Seiner Kraft und weil wir wissen, dass ER uns mit barmherziger Liebe liebt. ER ist ja für uns gestorben, als wir noch Sünder waren. Und Sünder bleiben wir ja doch unser Leben lang. Wenn auch begnadigte Sünder und doch immer wieder um Vergebung bittend und betend. IHN, einander und auch uns selbst. Als Christen müssen wir also lernen: Liebe weiterzugeben, ohne… Weiterlesen »

Last edited 2 Jahre zuvor by Jutta
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