Der amerikanische Sprachforscher Noam Chomsky ist heute vor allem als linker Aktivist bekannt. Dass er vor sechzig Jahren die gesamte Linguistik revolutionierte, gerät darüber fast in Vergessenheit. Heute sieht man seine Theorien eher skeptisch. Der Linguist Martin Haspelmath vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie findet die politischen Ansichten von Chomsky beispielsweise attraktiv, hält aber seine Linguistik eher für eine Episode. Bei mir ist es umgekehrt.
Hier ein Beitrag von Georg Rüschemeyer:
In der modernen Linguistik steht Chomskys Name vor allem für die sogenannte generative Grammatik, die er bereits in den fünfziger Jahren formulierte. Ausgangspunkt war die Frage, wie es dem Menschen schon als Kind gelingen kann, mit einer begrenzten Zahl sprachlicher Mittel eine unendliche Vielfalt von Sätzen zu erzeugen. Die Antwort des damals noch vorherrschenden Behaviorismus lautete, dass der Spracherwerb wie jegliches erlerntes Verhalten das Resultat eines Reiz-Reaktions-Trainings sei: Kinder lernen Wörter und grammatikalische Regeln durch Imitation des Gehörten sowie durch Lob und Tadel der Eltern – ähnlich wie eine Laborratte lernt, eine bestimmte Taste zu drücken, um Futter zu bekommen oder einen Stromstoß zu vermeiden.
Chomsky lehnte diese Sichtweise ab. Seiner Meinung nach kann nur ein bereits von Anfang an dafür angelegtes Gehirn die Leichtigkeit erklären, mit der Kinder trotz des oft recht geringen Inputs aus ihrer Umwelt Sprache erlernen. Er postulierte einen angeborenen »Spracherwerbsapparat«, der einem bei allen Menschen gleichen Fundus grundlegender Regeln für Produktion und Verständnis von Sprache gehorche.
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Der gute alte Chomsky erschöpft sich eben sehr im Spekulativen; und die generative Grammatik ist weitgehend ein Problem des ´Elfenbeinturms´ geblieben – was sollte, was könnte sie etwa dazu beitragen, die Struktur einer Sprache durchschaubarer zu machen und besser zu erschließen?
Chomskys Modell ist bezeichnenderweise gerade dort auf ganzer Linie gescheitert, wo schon manches intellektuelle Feuerwerk kläglich endete: im Härtetest der Realität – wie z.B. im Alltag sprachlichen Unterrichts an den Schulen…! Insofern stimme ich M.Haspelmath zu.
Chomsky? Forget it, baby!
@Ernst: Immer diese Spät68er! 😉
Liebe Grüße, Ron