Der Linguist und Kognitionsforscher Steven Pinker, Unterzeichner eines Offenen Briefes zum Thema Meinungsfreiheit (vgl. hier), hat der Welt am Sonntag ein Interview gegeben und die Kultur der politischen Korrektheit in den USA beklagt (WAS, 19.07.2020, Nr. 29, S. 45). Laut Pinker schafft ein orthodoxer Moralismus eine ideologische Konformität, die der Wissenschaft und dem Fortschritt schadet.
Hier zwei Zitate aus dem Artikel:
Der Trend, Menschen mit Überzeugungen, die sich von der linksliberalen Orthodoxie unterscheiden, zu verleumden oder zu feuern, ist gefährlich, aus drei Gründen. Der erste Grund: Das Leben unschuldiger Menschen wird ruiniert. Zweitens: Eine jüngere Generation von Intellektuellen, Wissenschaftlern und Künstlern wird eingeschüchtert. Sie fürchten, dass ihre Karriere vorbei ist, wenn sie eine Meinung äußern, die sich von den allgemein akzeptierten Dogmen unterscheidet. Drittens: Es lähmt unsere Fähigkeit, kollektiv Probleme zu lösen, überhaupt die Welt zu verstehen. Niemand ist allwissend. Wenn nur bestimmte Ideen diskutiert werden dürfen, bleiben wir unwissend.
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Gegenaufklärerische Ideen gab es immer. Heute erleben wir Angriffe aus zwei Richtungen: von der autoritären, nationalistischen, populistischen Rechten und von der postmodernen, identitätspolitischen, politisch korrekten Linken.
@Ron
danke, die Begründung für die Überschrift befindet sich hinter der Bezahlschranke. Geht diese in die ähnliche Richtung wie bei Rosaria Butterfield? https://bibelbund.de/2020/07/gerechtigkeit-angesichts-der-vielfalt-der-menschen/
In einem erhellenden Artikel in The Atlantic werden die Angriffe auf Pinker zu Recht als lächerlich entlarvt:
„These are the same tenuous, abuse-prone, guilty-by-association tactics that the far right has used to tar academics by linking them to communism or Islamism.“
https://www.theatlantic.com/ideas/archive/2020/07/steven-pinker-will-be-just-fine/614323/