Live Aid und die Folgen für Afrika

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Hauptsache, es fließt Geld! Doch was geschah in Afrika wirklich nach Live Aid und Live 8? Der britische Autor Peter Gill gibt in seinem Buch Famine and Foreigners: Ethiopia Since Live Aid erschreckende Antworten.

20 Jahre später, 2005 auf dem Live-8-Event, wurden zwar keine Spenden eingesammelt. Der Super-Simultan-Gig mit Konzerten in weltweit neun Städten sollte Druck ausüben auf die G8, den dreißig ärmsten Ländern die Schulden zu erlassen. Was lief das gut rein, als Madonna von der Bühne rief: »Seid ihr bereit für eine Revolution? Seid ihr bereit, Geschichte zu schreiben?« Aber hallo, alle waren bereit, zumal es nur eine Konzertkarte dafür brauchte.

Das Bittere an dieser zweiten Hilfsaktion aber war, dass der äthiopische Präsident Meles Zenawi von Geldof, Bono und Tony Blair auf dem Edinburgher Gipfel hofiert wurde. Gill kann sich nur wundern, wie der Mann, der kurz zuvor die Wahlen in Äthiopien in einem Blutbad hatte enden lassen, als neues Role Model des afrikanischen Staatsführers auratisiert wurde. Bono schwärmte von seinen ökonomischen Kenntnissen, Blair feierte ihn als Vorzeigepolitiker. Seither durfte Meles, wie David Rieff in einer exzellenten Besprechung des Buches von Gill anmerkt, »Afrika auf einem nach dem anderen Panel vertreten, von G8 über G 20 bis Kopenhagen 2009.« Was bedeutet, das Live8 vor allem einem geholfen hat: Dem Despoten Meles Zenawi.

Und:

Es ist eine verdammt bittere Medizin, die Gill seinen Lesern verabreicht, am Ende gibt es keine Patentrezepte, im Gegenteil. Projekte wie das von Bono und Jeffrey Sachs vollmundig mitpropagierte »Millenium Development Project«, das verspricht, bis 2025 die Armut weltweit auszurotten, wenn nur die Geberländer weiter kräftig ihre Gießkanne über Afrika halten, erscheinen einem nach der Lektüre beeindruckend weltfremd. Oder verantwortungslos.

Hier der Artikel von Alex Rühle in der SZ: www.sueddeutsche.de.

Abraham und seinem Nachkommen

Im Galatherbrief 3,16 heißt es:

Abraham nun und seinem Nachkommen (griech. spérmati) wurden die Verheissungen zugesprochen. Es heisst nicht: und seinen Nachkommen, als handle es sich um viele, nein, es geht um einen einzigen: und deinem Nachkommen — das ist Christus.

N.T. Wright, ein in evangelikalen Kreisen bekannter Vertreter der Neuen Paulusperspektive, sagt nun, dass der Begriff spérmati (dt. Nachkomme o. Same) sich nicht explizit auf den Messias, sondern sich auf die eine Familie Gottes bezieht, die durch den Messias präsentiert wird.

Die Professoren Jason S. DeRouchie und Jason C. Meyer haben sich in einem Aufsatz eingehend mit Wright’s Interpretation auseinandergesetzt und schreiben:

This paper seeks to expose the unlikelihood of Wright’s reading of Gal 3:16, both from the internal logic of Paul’s argument in Galatians and from the Old Testament redemptive-historical trajectory that informs that logic. While Wright provides support for his reading, we believe the evidence below both counters Wright’s claims and justifies our interpretation. As will be shown, Wright does not appreciate enough Paul’s proper stress on the coming of Christ as Abraham’s “seed” (v. 16) in order to enable Gentile individuals to be granted the same title (v. 29).

Ihr Aufsatz:

  • “Christ or Family as the ‚Seed‘ of Promise? An Evaluation of N.T. Wright on Galatians 3:16”, SBJT 14.3 (2010): 36–48

kann hier heruntergeladen werden: sbjt-v14-n3_deroache_meyer.pdf.

Archbishop Kwashi: Zeugnis geben in der Kraft des Heiligen Geistes

Archbishop Benjamin Kwashi aus Nigeria hat mit seiner Familie schon Verfolgung erlebt. Sein Haus wurde vollständig niedergebrannt. In seinem Vortrag auf dem Lausanner Kongress spricht er über Evangelisation in der Kraft des Heiligen Geistes und äussert sich, meines Erachtens völlig zu Recht, deutlich zur Kraftlosigkeit im Evangelikalismus des Westens. Wenn wir über Fußball sprechen, sind wir europäischen Christen überzeugte und entschiedene Menschen, reden wir über das Evangelium, sind wir zurückhaltend und meiden das klare Bekenntnis.

Was ist nur los mit uns? Wir sollten uns schämen! Hören wir auf unsere afrikanischen Brüder, wenn sie über das Kreuz und ein Leben in der Kraft der Auferstehung sprechen. Lernen wir von ihnen!

ADHS: Versteckte Depression

Der Erziehungswissenschaftler Wolfgang Bergmann schreibt in der FR:

Eigentlich hätte es ein Erschrecken geben müssen, quer durch die Kinderpsychiatrie, die Therapieforen und die Schulen: Nach einer gründlichen Studie der Michigan State University stellt sich heraus, dass etwa die Hälfte aller ADHS-Diagnosen (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) unzureichend bis unzutreffend sind. Eine der Ursachen für eine voreilige Diagnose beruhte schlicht darauf, dass diese Kinder zu früh eingeschult worden waren. Sie waren unruhig, konnten sich nicht konzentrieren – und entsprechend der oberflächlichen Symptom-Diagnostik klebte ihnen das Etikett ADHS auf der Stirn.

Und:

Die amerikanischen Studien sollten zu einem konsequenten Umdenken ermutigen. Konsequent heißt zuerst, die Ergebnisse verschiedener Denkschulen nicht nur nebeneinander zu dulden, sondern zu einer differenzierenden Gesamtschau zu erweitern. Wir müssen die Medizingläubigkeit und besonders den sorglosen Umgang damit zurückstellen.

ADHS – das ist eine reine Symptombeschreibung, die den Mädchen und Jungen lediglich ein Abweichen vom statistischen Durchschnittsverhalten testiert. Wir erleben hilflose und oft unerbittliche Reaktion von Schulen und Psychiatrien auf diese von der »Norm« abweichenden Kinder – zumeist Jungen. Die Diagnose ADHS entlastet vielleicht, hilft aber nicht, die Betroffenen zu verstehen.

Spannend! Hier geht es weiter: www.fr-online.de.

VD: EP

Al Mohler spricht über Bücher

In diesem kurzen Video, das sehr lustig beginnt, erklärt Al Mohler, wie sehr ihm in einer Zeit der intellektuellen Krise Francis Schaeffer und J.I. Packer geholfen haben, den christlichen Glauben zu durchdenken. Das Lesen von Büchern gehört für Mohler zum geistlichen Leben:

Wörter, wenn nötig

Der presbyterianische Pastor J. Ligon Duncan twitterte aus Cape Down:

Wer sagt: »Predigt das Evangelium täglich, wenn nötig, verwendet Wörter«, ist wie jemand, der sagt: »Nahrung für Hungrige, und wenn nötig, gebt ihnen etwas zu essen«.

China: Pastoren Teilnahme am Lausanner Kongress verweigert

Der DLF berichtet über die Ausreiseverweigerung für chinesische Christen, die als Delegierte vom Lausanner Kongress in Kapstadt eingeladen wurden. Die Behörden haben ca. 200 Christen unabhängiger Gemeinden die Reise verweigert und bei Missachtung der Anweisung harte Strafen angekündigt.

[podcast]http://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2010/10/20/dlf_20101020_0936_1ac4d44c.mp3[/podcast]

IAA & Google wollen Qumranschriften digitalisieren

Vor über einem halben Jahrhundert wurden beim Toten Meer Schriftrollen entdeckt, die wichtige Texte über das frühe Judentum und aus der Zeit der Entstehung des Christentums enthalten. Die israelische Altertümer-Behörde (IAA) will nun zusammen mit Google die antiken Manuskripte von Qumran zu digitalisieren. Aus den mehr als 900 Manuskripten werden Bilddateien erstellt und auf diese Weise die archäologische Schätze für die Nachwelt erhalten, berichtete US-Fernsehsender CNN auf seiner Internetseite.

Hier: religion.blogs.cnn.com.

Nachtrag vom 21.10.2010: A. Schick mit weiteren Informationen: www.idea.de.

Ende der christlichen Wertekultur

Der katholische Bischof Franz-Peter von Tebartz-van Elst hat im Focus eine Antwort auf den Bundespräsidenten veröffentlicht, in der er ihn an die christliche Verankerung der deutschen Kultur erinnert. Die FAZ meint nun, dass er die zivilreligiöse Dynamik des Menschenrechtsuniversalismus unterschätze und die christlichen Einflüsse durch die Europäische Union früher oder später verdrängt würden.

Am Jahresende scheidet Renate Jaeger aus ihrem Amt als deutsche Richterin am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. In der »Süddeutschen Zeitung« hat sie jetzt eine Bilanz ihrer Straßburger Erfahrungen gezogen. Sie erklärt soziologisch, dass die Urteile des Menschenrechtsgerichtshofs, der demnächst über das Kruzifix in italienischen Klassenzimmern entscheiden wird, regelmäßig religionsferner ausfallen als die des Bundesverfassungsgerichts: Nach Karlsruhe wurden traditionell kirchennahe Persönlichkeiten geschickt, die Straßburger Richter gehören dagegen »ganz unterschiedlichen Religionen« an und empfinden »Menschenrechte als etwas von der Religion Getrenntes«. Frau Jaeger berichtet, das deutsche Modell »wohlwollender Neutralität« mit Privilegien für bestimmte Religionen könne sie vielen Kollegen schon heute nicht mehr verständlich machen, denen nicht einleuchte, »dass das keinen, auch keinen mittelbar diskriminierenden Effekt hat«.

Wenn der Bischof von Limburg glaubt, der Rechtsstaat werde katholische Ausnahmen von der Gleichbehandlung von Mann und Frau nur wegen vergangener kultureller Verdienste der Kirche ewig dulden, unterschätzt er die Dynamik der Zivilreligion des Menschenrechtsuniversalismus.

Hier der Beitrag, der uns auf eine post-christliche Gesellschaft einstimmt: www.faz.net.

Zuverlässigkeit der neutestamentlichen Schriften

Das erste Buch des Gelehrten Frederick Fyvie Bruce (siehe auch hier) befasst sich mit der Zuverlässigkeit neutestamentlicher Dokumente. Das kleine aber hoch interessante Werk:

kann hier gratis als PDF-Datei heruntergeladen werden: NTDocuments-Reliable-Bruce.pdf.

Das empfehlenswerte Buch wurde in die deutsche Sprache übersetzt und kann antiquarisch preiswert erworben werden: www.amazon.de.

Befürwortung des Holocaust in den arabischen Medien

Das Middle East Media Research Institute (MEMRI) erforscht den Nahen Osten anhand von allerlei Medien, Webseiten, religiösen Predigten und Schulbüchern aus der Region. Auf diese Weise ermöglicht MEMRI Leuten, die kein Arabisch sprechen (und nicht ständig vor dem Fernsehen sitzen können oder wollen), einen Zugang zu den nahöstlichen Berichterstattungen. Wer sich ab und an die Mühe macht, MEMRI-Beiträge zu lesen oder anzuschauen, kann die Existenzängste von Israel besser nachvollziehen.

Der MEMRI-Präsident Yigal Carmon hat am 28. September vor den Vereinten Nationen über neue Trends im arabischen Antisemitismus gesprochen (hier eine Mitschrift seiner Ansprache). Für mich besonders bedrückend ist die Tatsache, dass nach Beobachtungen von MEMRI in vielen arabischen Medien der Völkermord an den europäischen Juden durch die Nationalsozialisten (Schoah) inzwischen nicht mehr geleugnet, sondern vielmehr begrüßt wird. Unverhohlen und hasserfüllt wird sogar davon gesprochen, dass ein neuer Holocaust ansteht und diesmal hoffentlich von den Muslimen am Volk Israel vollzogen werden wird.

Eine englischsprachige Videoaufzeichnung der Rede von Yigal Carmon gibt es hier. Ein stark bearbeiteter und in die deutsche Sprache übersetzter Auszug des MEMRI-Beitrages ist unten zu finden. Diese offensichtlich authentische Sehnsucht, Menschen zu erniedrigen und zu demütigen, finde ich einfach nur widerlich.

(Beide Videos sind wegen der gezeigten Gewalt nicht jugendfrei. Der deutsche Soldat, von dem die Rede ist, ist tatsächlich ein britischer Soldat (also ein Befreier), wie an der Mütze unschwer zu erkennen.)

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