Taylor Mali analysiert in nur drei Minuten treffsicher das in der amerikanischen Jugendkultur so beliebte dekonstruktivistische »Gehabe«.
Hier der Videomitschnitt: www.youtube.com.
Taylor Mali analysiert in nur drei Minuten treffsicher das in der amerikanischen Jugendkultur so beliebte dekonstruktivistische »Gehabe«.
Hier der Videomitschnitt: www.youtube.com.
Es gibt mutige Menschen. Wafa Sultan, eine syrisch-amerikanische Psychologin, gehört zu diesen bewundernswerten Persönlichkeiten, die ihre privaten Bequemlichkeiten zurückstellen, um den Probleme dieser Welt offen ins Auge zu schauen. Sehen Sie selbst, was diese Säkularistin im Jahre 2006 in einer Sendung des arabischen Sender Al Jereeza über Huntingtons These vom »Kampf der Kulturen« gesagt hat: www.memri.org. Frau Sultan steht inzwischen unter Polizeischutz.
Ein nettes Bibelquiz mit 50 Fragen hat Die Welt dem Artikel »Wie Martin Luthers Bibel unsere Sprache prägt« beigefügt. Auf gehts: www.welt.de.
Nach einer Neuen Paulusperspektive und einer Neuen Homerperspektive (Raoul Schrott, Homers Heimat, siehe FAZ vom 22. Dezember 2007, Nr. 298) gibt es nun auch eine Neue Olivenölperspektive. Die Pharmakologen Josef Krieglstein und Susanne Klumpp von der Universität Münster plädieren aufgrund eigener Untersuchungen über die Wirkungen des Olivenöls für eine Korrektur der Ansicht, Olivenöl sei gesund.
Wie sagte doch Lyotard: »Man kauft keine Gelehrten, Techniker und Apparate, um die Wahrheit zu erfahren, sondern um die Macht zu erweitern«.
Zu dem Artikel über die schädigende Wirkung des Olivenöls geht es hier: www.welt.de.
Kim Riddlebarger, prominent für seine Darstellung und Verteidigung des Amillennialismus in A Case for Amillennialism, hielt am 18. Januar an der Akademie der Christ Reformed Church eine Vorlesung über N.T. Wright und seine Paulusperspektive. Riddlebarger schätzt Wright als genialen Schriftsteller und Theologen und behandelt seine Perspektive respektvoll. Gleichzeitig hält er Wright’s Interpretation der paulinischen Rechtfertigungslehre für problematisch. Der Vortrag bekräftigt meinen Eindruck, dass die Neue Pauslusperspektive uns noch lange beschäftigen wird.
Ein Mitschnitt der Vorlesung kann hier als mp3-Datei herunter geladen werden: A20080118-Wright.mp3.
WiBiLex, das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet, ist seit dem Jahreswechsel Teil des Bibelportals der Deutschen Bibelgesellschaft. Folgende orginalsprachigen Bibelausgaben gehören inzwischen auch zum Angebot:
Um die Suchfunktionen des Angebots nutzen zu können, ist eine kostenlose Anmeldung erforderlich. Hier geht es zum Angebot der Deutschen Bibelgesellschaft: www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln.
Meine Frau spricht angesichts so mancher Wortgefechte schon gern Mal von einer Feminisierung des theologischen Diskurses in der evangelikalen Welt und ich jammere ab und an (politisch inkorrekt) über eine Dämonisierung der Männlichkeit in Politik, Gesellschaft und Kirche. Nach einem Wochenende Judith Butler-Lektüre hat mich heute Gerhard Amendt mit seinem spitzen Kommentar über die inzwischen institutionalisierte Väterbeschimpfung vor eine Subdepression bewahrt. Danke!
Hier geht es zum Artikel über den Geschlechterkampf: www.welt.de.
Wohl keine deutschen Musiker verstehen den Geist der Postmoderne besser einzufangen und zu predigen, als die der Hamburger Band Tocotronic. Geradezu nietzeanisch düster sind die Songbotschaften auf der Platte Pure Vernunft darf niemals siegen.
Hier Auszüge aus dem Titelsong:
Pure Vernunft darf niemals siegen
Wir brauchen dringend neue Lügen
Die uns durchs Universum leiten
Und uns das Fest der Welt bereiten
Die das Delirium erzwingen
Und uns in schönsten Schlummer singen
Die uns vor stumpfer Wahrheit warnen
Und tiefer Qualen sich erbarmen
…Pure Vernunft darf niemals siegen
Wir brauchen dringend neue Lügen
Die uns den Schatz des Wahnsinns zeigen
Und sich danach vor uns verbeugen
Und die zu Königen uns krönen
Nur um uns heimlich zu verhöhnen
Und die uns in die Ohren zischen
Und über unsere Augen wischen
…Pure Vernunft darf niemals siegen
Wir brauchen dringend neue Lügen
Die unsere Schönheit uns erhalten
Uns aber tief im Inneren spalten
Viel mehr noch, die uns fragmentieren
Und danach zärtlich uns berühren
Und uns hinein ins Dunkel führen
Die sich unserem Willen fügen
Und uns wie weiche Zäune biegen
Pure Vernunft darf niemals siegen
Das Verhältnis von Christen zur Kunst ist manchmal ein angespanntes. Mehrfach bin ich künstlerisch überaus begabten Christen begegnet, denen ihr eigenes Vermögen Unbehagen bereitete. Im günstigsten Fall lag ihr Charsima einfach brach. Doch kenne ich auch Künstler, denen vermittelt wurde, bildende Künste seien Zeitverschwendung oder würden gar von Gott verachtet. Ich kenne – und das macht mich besonders betroffen – junge Menschen, die meinen, zwischen einem Leben als Christ und dem als Künstler wählen zu müssen und die sich deshalb für einen »glaubenslose» Existenz in der Welt der Künste entschieden.
Wenn ich solchen Menschen begegne und die Gelegenheit habe, ausführlicher mit ihnen zu sprechen, empfehle ich neben einem gründlichem Bibelstudium gern Bücher von Hans Rookmaaker (1922–1977). Rookmaaker war ein außergewöhnlicher Christ, der als Kunst-, Kultur- und Musikkritiker in den akademischen Kreisen Hollands einen brillanten Ruf genoss. Ein wirklich lesenwertes Buch ist:
Im Jahre 2003 ist zudem eine kostbare Werkausgabe erschienen:
Eine kurze Einführung in das Leben von Hans Rookmaaker kann bei Crossway Books herunter geladen werden: www.gnpcb.org. Einen Vortrag mit dem Titel »The Artist Needs No Justification« gibt es als mp3-Datei hier: www.bethinking.org.
Das amerikanische Journal Christianity Today teilt heute mit, dass innerhalb der Denomination der Südlichen Baptisten (SB) der Anteil der Kalvinisten steigt.
Nach der Einschätzung von Ken Walker sind derzeit nur 10 Prozent der Pastoren bei den SB Kalvinisten. Unter den Absolventen der theologischen Seminare wachse dagegen die Popularität der reformierten Theologie. Ungefähr 30 Prozent der zu den SB gehörenden Studienabgänger seien gegenwärtig reformiert.
Mehr hier: http://www.christianitytoday.com.
John Wilson, Chefredakteur von Books & Culture, hat eine Rezension über Brian McLarens Buch Everything Must Change verfasst. Zur Buchbesprechung geht es hier: www.christianitytoday.com.
Vor einigen Wochen habe ich an dieser Stelle das Buch Wahrheit und Wandel von Christian Bensel vorgestellt. Die Dissertation ist inzwischen auch als PDF online und kann unter folgender Adresse abgerufen werden: http://sammelpunkt.philo.at:8080/1586.
Abstract: Ist Wahrheit wirklich relativ, wandelbar und kulturell bedingt? Sind sogar unsere Wahrheitskriterien kulturabhängig? Neun Kriterien werden aus der Diskussion verschiedener Theorien gewonnen und helfen bei der Beantwortung dieser Fragen. Über alltägliche, praktische Zusammenhänge von Wahrheit, Wissen, Sprache und Argumentation führen sie zu neun Wahrheitsstrategien. Diese Strategien sind gesellschaftlich akzeptierte Handlungen, die Überzeugungen auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen. Da sie in Argumentationen zu finden sind, untersucht diese Arbeit fünf apologetische Texte aus verschiedenen Epochen und Kulturen, die versuchen, so allgemein akzeptabel wie möglich für ihre christlichen Überzeugungen zu argumentieren. Die Analyse der enthaltenen 3393 Argumentationen zeigt gemeinsame Strategien und vergleichbares argumentatives Verhalten. Diese Ergebnisse belegen die epochen- und kulturübergreifende Akzeptanz gewisser grundlegender Überzeugungen und legen die Existenz allgemein menschlicher Wahrheitsstrategien nahe.
Ich arbeite derzeit an einem Buchprojekt für John Warwick Montgomery, das hoffentlich in diesem Jahr erscheinen wird. Bei der Auswertung und Erfassung einiger Aufzeichnungen von Professor Montgomery viel mir ein Text in die Hände, den ich – auch im Blick auf die Zeitgeistdebatte (vgl. Brauchen wir einen Kulturevangelikalismus? und Karl Barth und die Kontextualisierung) und die Barth-Renaissance in evangelikalen Kreisen (vgl. dazu das Interview von Guy Davies mit David Gibson, der zusammen mit Daniel Strangs die Publikation Engaging with Barth vorbereitet) – interessant finde.
Zum Text: J.W. Montgomery – ein Freund des 1984 verstorbenen Francis Schaeffer –, besuchte im Jahre 1962 eine Vortragsreihe von Karl Barth an der theologischen Fakultät der Universität von Chicago. Die Fakultät hatte sich schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts einem sozialgeschichtlichen Ansatz verschrieben und berief 1962 noch einmal Paul Tillich, der dort seinen dritten Band der Systematischen Theologie fertigstellte. Die neo-orthodoxe Theologie von Barth passte überhaupt nicht zur Ausrichtung der Universität und so erwarteten zahlreiche Gelehrte gespannt das Erscheinen des Schweizer Theologen, der damals bereits betagte 75 Jahre alt war.
Der Verfasser erteilte mir freundlicher Weise die Genehmigung, den Bericht zu übersetzen und hier im Blog zu publizieren. Übersetzt hat den Artikel netter Weise Daniela Stöckel, die derzeit in England studiert. Vielen Dank!
Hier der Augenzeugenbericht von John Warwick Montgomery: Barth in Chicago.pdf
Die Referate, die John Piper, Voddie Baucham, D.A. Carson, Tim Keller, Mark Driscoll und David Wells im Jahre 2006 auf einer Konferenz von Desiring God vortrugen, sind bei Crossway Books in einem Sammelband mit dem Titel:
erschienen.
Hier der Inhalt des Buches:
Part 1: Culture and Truth
1 The Supremacy of Christ in a Postmodern World (David Wells)
2 Truth and the Supremacy of Christ in a Postmodern World (Voddie Baucham Jr.)
Part 2: Joy and Love
3 Joy and the Supremacy of Christ in a Postmodern World (John Piper)
4 Love and the Supremacy of Christ in a Postmodern World (D. A. Carson)
Part 3: Gospel Theologizing and Contextualizing
5 The Gospel and the Supremacy of Christ in a Postmodern World (Tim Keller)
6 The Church and the Supremacy of Christ in a Postmodern World (Mark Driscoll)
Der Sammelband kann im Volltext als PDF heruntergeladen werden unter: Supremacy of Christ.
Mike Bischoff hat kürzlich in einem Post sein Verständnis von Postmoderne auf konstruktive und hilfreiche Weise präzisiert. Ich kann mich in den wesentlichen Aussagen sowohl Sebastian Heck als auch Mike anschließen. Ich vertrete bekanntlich in Anlehnung an Zima und Kamper einen zwiespältigen Epochebegriff: Die Postmoderne ist »sowohl als Bruch mit der Moderne als auch als deren Fortsetzung mit neuen Mitteln« lesbar. Sie war – wie Jean-François Lyotard sagt – bereits in die Neuzeit eingeschlossen.
Die Postmoderne situiert sich weder nach der Moderne noch gegen sie. Sie war in ihr schon eingeschlossen, nur verborgen.
Von daher beobachte ich mit Skepsis, wie so manche EmCh’ler die Fehler der »modernen« Kirchenvertreter wiederholen. Sie assimilieren sich an den Postmodernismus, der – habe ich Recht – radikalisierte Moderne ist. Wen wundert es, dass man als Beobachter dabei auf den Gedanken kommen kann, dass die Konsequenzen fataler sein könnten, als die der neuzeitlichen Kirchengeschichte? (An dieser Stelle der Hinweis, dass Dirk Seifert den Epocheanspruch der Postmoderne in einer Ausarbeitung aus christlicher Sicht kritisch hinterfragt.)
Jetzt aber zu Mike’s Thema: Ist unsere Gesellschaft postmodern?
Ich bin ebenfalls der Auffassung, dass der harte Postmodernismus in Deutschland nicht wirklich angekommen ist. Die Gründe dafür sind sehr vielfältig. Meines Erachtens hängt es mit der Frankfurter Schule (Michel Foucault bekannte in seinen späten Jahren die Verwandschaft seiner Ideen mit denen der Kritischen Theorie), dem sehr hohen Stellenwert der ›harten‹ Naturwissenschaften in Deutschland und dem Einfluss von Jürgen Habermas zusammen (der vor der neuen Unübersichtlichkeit gewarnt hat und als »Hüter der Rationalität« darauf beharrt, dass Fragen der Begründbarkeit von solchen bloßer Gewohnheit oder Vorlieben zu unterscheiden sind).
Trotz dieses Widerstandes schätze ich jedoch die Lage ähnlich wie Mike ein: In vielen Bereichen unsere Gesellschaft etabliert sich ein ›softes‹ postmodernes Denk- und Lebensklima. Die Lebenskultur ist postmodern aufgeladen. Die Umprägung der Gesellschaft geschieht sanft über den Zeitgeist (TV, Kino, Werbung, Literatur etc.), die Besetzung von Schlüsselstellen mit PoMo-Leuten und zunehmend auch über (bildungs)politische und gesetzgeberische Maßnahmen. Bettina Röhl, eine Tochter von Ulrike Meinhof, spricht im Blick auf die postmoderne Politik des Gender Mainstreaming vom kompletten Umbau der Gesellschaft und Neuerfindung der Menschheit.
In der FAZ vom 4. Januar 2008 (S. 36) habe ich wieder ein interessantes Beispiel für die Aktualität des Themas gefunden. Walter Grasnick, Oberstaatsanwalt a. D. und emeritierter Honorarprofessor für Strafrecht und Rechtsphilosphie in Marburg, veröffentlicht dort einen Beitrag mit dem Titel »Wie Richter richtig richten«.
Grasnick fragt:
Was tun Richter? Sie sprechen Recht. Nur: Was das heißt, wissen die wenigsten. Selbst unter den Richtern. Auch in der Rechtstheorie und Juristischen Methodenlehre herrscht darüber keine Klarheit. Meist werden nicht einmal die richtigen Fragen gestellt.
Nach einem Schwenk über Niklas Luhmann kommt er dann zu folgender Einsicht:
Rechtslehre und Rechtspraxis arbeiten von alters her gesetzeszentriert. Zum Schein, den sie freilich in der Regel selbst nicht durchschauen. Und so geben sie denn regelmäßig gutgläubig vor, sie wendeten nur das Gesetz an, während es sich doch in Wahrheit um ihre Interpretation des Gesetzes handelt. Und die ist nun mal ein anderer Text als der Gesetzestext. Die vielbeschworene Gesetzesbindung des Richters entpuppt sich somit als Selbstbindung, das heißt als Bindung an den selbstgeschriebenen Text der ureigenen Interpretation. Rechtsarbeit ist Textarbeit, Arbeit am eigenen Text mit Hilfe fremder Texte. Diese dienen dem Richter als Referenztexte beim Verfertigen der Begründung seiner Entscheidung.
Das Gesetz ist hier nicht mehr als ein Topos unter Topoi. Zugegebenermaßen noch immer der Haupttopos. Aus allerdings nicht unbedenklichen Gründen. Denn kein Gesetz vermag es, die richterliche Entscheidung zu determinieren. Die bloße Berufung auf das Gesetz überzeugt aber die Rechtssuchenden eher als das offene Eingeständnis des Richters, sein Urteil basiere letztlich auf seiner Überzeugung. Doch mehr als Rechtsmeinungen sind nirgends zu haben.
Wer sich jedoch dazu bekennt, dass unser Recht notwendig Richterrecht ist, sieht sich sattsam bekannten Anwürfen ausgesetzt. Dann sei alles purer Subjektivismus, blanke Beliebigkeit und schrankenlose Willkür. Den Vorwurf des Subjektivismus kann jedoch nur erheben, wer der subjektiven Illusion des Objektivismus erlegen ist. Die anderen Verdikte erledigen sich bei genauerem Hinsehen.
Zu diesem Abschnitt gäbe es viel zu sagen. Ich beschränke mich auf wenige Notizen:
Wie andere das auch gern tun, präsentiert z. B. Grasnick seinen Subjektivismus als eine von allen zu akzeptierende propositionale Wahrheit. Solche Argumentationsfiguren tauchen in der Literatur oft auf. »Im 20. Jahrhundert haben die Geschichtswissenschaftler endlich erkannt, dass es keine historischen Wahrheiten gibt.« Oder: »Wahrheit ist immer relativ.« Solche Sätze stehen im Widerspruch zu ihrem eigenen propositionalen Gehalt. Mit diesem Relativismus-Argument hat sich schon Sokrates befasst und dem Protagorasschüler Theodorus dabei geholfen, einzusehen, dass er damit falsch liegt, weil beinahe alle Menschen es anders sehen müssen. Sokrates: »Sollten wir vielleicht sagen, dass dein Glaube für dich wahr ist, aber nicht für die unzählbar vielen Leute?« (nachzulesen in Platons Theaitetos).
Was mich mehr interessiert, ist die Tatsache, dass post-strukturalistische Hermeneutik hier nicht in einem Lehrbuch für Literaturwissenschaftler oder Philosophen erklärt, sondern von einem Staatsanwalt und Rechtsprofessor als alltägliche Prozesserfahrung beschrieben wird. Demnach schafft der Richter sich selbst die Gesetze, nach denen er dann Recht spricht, da es ›den Text‹ gar nicht gibt, sondern nur jeweils subjektive Textinterpretationen. Wer darüber anders denkt, ist »der subjektiven Illusion des Objektivismus« erlegen.
Es ist ja irgendwie beruhigend, dass Walter Grasnick offensichlich seinen Lesern zutraut, dass sie aus seinem Essay annähernd herauslesen können, was er als Autor intendiert. Und: Ganz so, wie er es beschreibt, wird es wohl nicht sein, da Gerichte öffentlich und Urteile überprüfbar sind. Ein Richter muss sich also zumindest auch mit den Textinterpretationen der Anwälte, denen anderer Richter und potentieller Kommentatoren auseinandersetzen, bevor er sein Urteil spricht. Eine subjektive Komponente bei der Gesetzesanwendung sieht das Rechtssystem ja bewußt vor, ohne das diese gleich in einen Subjektivismus oder gar in Willkür führen muss.
Doch: Die »alltägliche Rechtspraxis« verrät viel über eine Gesellschaft und prägt diese zugleich. Wenn Grasnick spiegelt, was sich in den Gerichten abspielt (was er, wäre er seiner eigenen Argumentation treu, nicht könnte), würde dies zeigen, wie tief inzwischen der Dekonstruktivismus eines Derrida und der Professoren von Yale in die Gesellschaft eingedrungen ist.
So komme ich zum Schluss nochmals auf die Frage zurück, die Mike bewegt (und ich sehr schätze): Wie soll angesichts der postmodernisierten Menschen um uns herum Gemeindearbeit ausschauen? Ich frage: Was machen wir mit Menschen, die (›weich‹ oder ›hart‹) davon ausgehen, dass es jenseits subjektiver Interpretationen nichts gibt? Assimilieren wir uns? Oder müssen wir Ansätze wie zum Beispiel den der radikalen Dekonstruktion aufbrechen, damit die Menschen der Anspruch des Evangeliums überhaupt noch hören können?
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Download des Beitrags als PDF: wiepostmodern.pdf