Rob Bell versus Andrew Wilson
Danke Andrew!
Gute Nachrichten. Dr. Mark Dever kommt Ende Juni nach München. Am 29. Juni hält er am MBS Studienzentrum eine Vorlesung über den Ersten Korintherbrief. Am 30. Juni leitet er nachmittags im Rahmen einer E21-Regionalkonferenz ein Seminar zur Ekklesiologie (Gemeindelehre) mit dem Titel: Gemeinsam Leben zur Ehre Gottes.
Mark Dever ist Hauptpastor der Capitol Hill Baptist Kirche in Washington (USA) und Präsident von 9Marks Ministries. Mark promovierte an der Universität Cambridge (UK) im Fach Kirchengeschichte. Er hat zahlreiche Bücher und Artikel veröffentlicht. In deutscher Sprache sind erschienen: Neun Merkmale einer gesunden Gemeinde (2009), Was ist eine gesunde Gemeinde? (2008) und Persönliche Evangelisation: Motivation, Inhalt, Praxis (2008). Mark und seine Frau Connie haben zwei erwachsene Kinder.
Die Vorlesung am Samstag wird in Englisch gehalten. Das Seminar am Sonntag wird in Zusammenarbeit mit Evangelium21 veranstaltet und in die deutsche Sprache übersetzt. Die Teilnehmerzahl ist pro Veranstaltung auf gute 200 Leute beschränkt. Hier gibt es einen Folder und eine Möglichkeit zur Anmeldung: www.bucer.de.
Der Reformator Johannes Calvin eröffnet seine Institutio bekanntlich mit einer Erörterung der Gotteserkenntnis.
All unsere Weisheit, sofern sie wirklich den Namen Weisheit verdient und wahr und zuverlässig ist, umfaßt im Grunde eigentlich zweierlei: die Erkenntnis Gottes und unsere Selbsterkenntnis. Diese beiden aber hängen vielfältig zusammen, und darum ist es nun doch nicht so einfach zu sagen, welche denn an erster Stelle steht und die andere aus sich heraus bewirkt. Es kann nämlich erstens kein Mensch sich selbst betrachten, ohne sogleich seine Sinne darauf zu richten, Gott anzuschauen, in dem er doch „lebt und webt“ (Apg. 17,28). Denn all die Gaben, die unseren Besitz ausmachen, haben wir ja offenkundig gar nicht von uns selber. Ja, selbst unser Dasein als Menschen besteht doch nur darin, daß wir unser Wesen in dem einigen Gott haben (nihil aliud … quam in uno Deo subsistentia)! Und zweitens kommen ja diese Gaben wie Regentropfen vom Himmel zu uns hernieder, und sie leiten uns wie Bächlein zur Quelle hin.
Calvin spricht nicht nur zum Eingang der Institutio darüber. Die Frage der Erkenntnis Gottes ist eine für seine gesamte Theologie zentrale. Warum? Hier eine Antwort von John Frame (The Doctrine of The Knowledge of God, 1987, S. 2):
Woher hatte Calvin diesen bemerkenswerten Gedanken? Zweifellos gewann er ihn durch sein eigenes Studium der Heiligen Schrift. Wir neigen dazu zu vergessen, wie oft in der Bibel Gott seine großen Taten so ausführt, dass Menschen „erkennen“ werden, dass er HERR ist (vgl. Ex 6,7; 7,5.17; 8,10.22; 9,14.29f; 10,2; 14.4.18; 16,12; Jes 49,23.26; 60,16 etc.). Die Schrift betont oft, dass, obwohl in gewissem Sinne alle Menschen um Gott wissen (vgl. Röm. 1,21), in einem anderen Sinne das Erkennen ausschließliches Privileg der erlösten Menschen ist und in der Tat das ultimative Ziel des Lebens eines Gläubigen. Was könnte mehr „zentral“ sein als das? Aber in unserer modernen Theologensprache, ob orthodox, liberal, akademischen oder populärwissenschaftlich, kommen diese Worte nicht leicht über unsere Lippen. Wir sprechen viel lieber über gerettet sein, wiedergeboren sein, gerechtfertigt sein, angenommen sein, geheiligt sein, Geistestaufe, den Eintritt in das Reich Gottes, dem Sterben und Auferstehen mit Christus, den Glauben oder die Buße als über die Erkenntnis des HERRN. Für Calvin gab es diese Zurückhaltung nicht. Er war ganz zu Hause in der biblischen Sprache, er machte sie wirklich zu seiner eigenen. Damit hob er einen reichen Schatz der biblischen Lehre, gegenüber dem wir heute weitgehend ignorant sind.
Mit großem Aufwand werden seit 2009 die Hilfen für Familien auf ihre Wirkung überprüft. Es stellt sich Ernüchterung ein. Es geht eben nicht nur um Geld. Uta Rasche kommentiert:
„Eine rein ökonomische Betrachtung von familienbezogenen Leistungen greift zu kurz“, sagte Schröder gegenüber der F.A.Z. In der Tat gibt es immer mehr Anzeichen dafür, dass kulturelle und religiöse Werte, Erfahrungen aus der Herkunftsfamilie und die Qualität der Paarbeziehung wichtiger sind für die Realisierung von Kinderwünschen als monetäre Leistungen. Ein gewisser Machbarkeitsglaube, der in die Familienpolitik Einzug gehalten hatte, scheint an seine Grenzen gekommen zu sein.
Nun, für diese Einsicht hätte wohl das Studium der Geschichte ausreichen können.
Mehr: www.faz.net.
Das ifo-Institut warnt vor einer Erhöhung des Kindergelds. Denn das könnte die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stören. Es haben gefälligst beide Eltern zu arbeiten. Sind mit dieser Logik Kinder noch vereinbar?, fragt Jasper von Altenbockum:
Die Formel „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ verhüllt, was gemeint ist: die Anpassung der Familie an die Bedürfnisse des Erwerbslebens. Jeder Familienpolitiker wird das bestreiten. Doch wenn Arbeitgeber, Gewerkschaften und ihr jeweiliger parteipolitischer Dunstkreis ein- und dasselbe wollen, darf man unterstellen, dass es ihnen um vieles, aber nicht um Familien geht. Sie wollen den Doppelverdienerhaushalt, möglichst ohne Teilzeit. Das bremst Lohnzuwachs, schafft Fachkräfte und bringt mehr Steuereinnahmen.
Eine Studie des Ifo-Instituts hat jetzt festgestellt, dass auch eine Erhöhung des Kindergelds gegen die „Vereinbarkeit“ verstoße, weil es ein Anreiz dafür sei, dass einer der beiden Eltern (vulgo: die Mutter) zuhause bleibe. Sie empfehlen, das Geld stattdessen in die „Infrastruktur“ zu stecken, womit Betreuungsplätze gemeint sind.
Hier: www.faz.net.
VD: JS
In Jerusalem gibt es den schwersten Baustein der Welt – mehr als 13 Meter lang und mit einem Gewicht von 570 Tonnen ist er in einem Tunnel an der Klagemauer zu sehen. Ein Zeugnis einer 2000 Jahre alten Geschichte. Und dort im Untergrund gibt es noch viel mehr zu entdecken – zum Beispiel einen Marktplatz, auf dem Jesus gewesen sein soll.
Richard C. Schneider von der ARD hat wieder einmal einen sehr interessanten Beitrag produziert. Hier kann er abgerufen werden: www.tagesschau.de.
VD: JO
Viele der im Meinungsgeschäft Tätigen sympathisieren mit Rot-Grün. Die Gründe liegen in einer frühen Traumatisierung auf dem Schulhof, meint der US-Autor Tom Wolfe. Die These ist – wie ich finde – etwas weit hergeholt. Trotzdem liest sich „der Fleischhauer„ zum politischen Spektrum des Journalismus in Deutschland wieder packend:
Es gibt im Journalismus ein paar Wahrheiten, die meist ungesagt bleiben, auch wenn sie axiomatisch sind. Schlechte Nachrichten verkaufen sich besser als gute, weshalb Chefredakteure Kriege, Unfälle und andere Katastrophen lieben. In Redaktionskonferenzen reden vor allem diejenigen, die nachher am wenigsten zum Gelingen beitragen. Und die meisten Journalisten sind im Herzen links.
Was die politische Überzeugung angeht, sind die Zahlen eindeutig. Nach einer der größten Studien zum Thema, 2005 durchgeführt vom Hamburger Institut für Journalistik unter 1500 Journalisten aller Gattungen, verteilt sich die politische Sympathie der im Meinungsgeschäft Tätigen wie folgt:
- Grüne: 35,5 Prozent,
- SPD: 26 Prozent,
- CDU: 8,7 Prozent,
- FDP: 6,3 Prozent
- Sonstige: 4
- keine Partei: 19,6 Prozent.
Dem bürgerlichen Lager neigen also gerade mal 15 Prozent der in Deutschland arbeitenden Journalisten zu.
In einer Zeit, in der die Welt vornehmlich durch kleine digitale Fenster mit bewegten Bildern wahrgenommen wird, lässt sich erahnen, was das bedeutet.
Mehr: www.spiegel.de.
Die Kritik an Richard Wagner bekommt viel zu wenig Raum, meint Matthias Küntzel und schreib über den Judenhass des Komponisten:
Seine Judenfeindschaft war brutal: 1869 schlug Wagner einer konsternierten Öffentlichkeit die „gewaltsame Auswerfung des zersetzenden fremden Elements“ vor. Er freute sich, als er von den antijüdischen Pogromen in Russland erfuhr, und äußerte „in heftigem Scherz“ – so der Tagebucheintrag seiner Frau Cosima – den Wunsch, „es sollten alle Juden bei einer Aufführung des ,Nathan‘ verbrennen“. Und seine Judenfeindschaft war rassistisch: Der geniale Komponist bestand auf naturgegebenen Unterschieden zwischen Nichtjuden und Juden, die er mit „Würmern“, „Ratten“, „Mäusen“, „Warzen“ oder „Trichinen“ verglich. 1881 schrieb er König Ludwig II., „dass ich die jüdische Race für den geborenen Feind der reinen Menschheit und alles Edlen in ihr halte“.
Vom Schriftsteller Arthur de Gobineau, der 1881 in Bayreuth weilte, übernahm Wagner zusätzlich das Phantasma von der arischen Rasse. Im selben Jahr notierte Wagner die Erkenntnis, „dass das menschliche Geschlecht aus unausgleichbar ungleichen Rassen besteht und dass die edelste derselben die unedleren wohl beherrschen, durch Vermischung sie aber sich nicht gleich, sondern sich selbst nur unedler machen konnte“. Er griff damit den Nürnberger Gesetzen „zur Reinhaltung des deutschen Blutes“ vor, die Adolf Hitler 1935 in der Stadt der „Meistersinger“ verabschieden ließ.
Richard Wagner gelang es wie kaum einem zweiten, diesen Rassismus und die fundamentale Entgegensetzung von „deutsch“ und „jüdisch“ im Bildungsbürgertum zu verankern. Er galt auch deshalb als einer der Gründungsväter der antisemitischen Parteien, die 1879 im Deutschen Reich an Boden gewannen, und rühmte sich dieser Rolle noch zu Lebzeiten mit Stolz.
Mehr: www.welt.de.
Eric Schmidt, der Aufsichtsratschef von Google, und Jared Cohen, einst Hillary Clintons Berater, haben ein Buch geschrieben, das man als Plan lesen muss. Warum lässt die Politik die Informationsmonopolisten so ungehindert gewähren?, fragt Frank Schirrmacher in der FAZ. Der folgende Satz von Schirrmacher gefällt mir besonders: „Man kann nicht sagen, dass Schmidt und Cohen die moralischen, rechtlichen und sozialen Effekte dieser von ihnen selbst so genannten ‚brave new world‘ kleinreden.“
Schirrmacher vermutet, dass es nicht mehr allzu lang dauern wird, bis das digitale „Ich“ die Nummer 1 sein wird, dem sich das „Ich“ aus Leib und Seele zu beugen hat.
Die Zeiten, wo das digitale Ich dem empirischen Menschen auf Fleisch und Blut wie ein Schatten folgt, sind bald vorbei. Das digitale Ich, jetzt noch Nummer 2, wird Nummer 1 immer häufiger ersetzen, verändern und zumindest in wesentlichen Teilen übernehmen. Abgestumpft, wie wir in diesen Fragen geworden sind, können Sätze wie: „Identität, der wertvollste Rohstoff des Bürgers in der Zukunft, wird primär online existieren“ ihren explosiven Charakter gut verbergen. Welcher Suchalgorithmus qualifiziert dann das Leben von der Geburt bis zur Bahre? Welche Modelle entscheiden dann über die Semantik eines Lebens?
Na dann.
Mehr: www.faz.net.
Es muss bei der Diskussionsrunde über Diskriminierung, Ästhetik und Sprache wirklich deftig zugegangen sein, wenn sich ein Redakteur der taz über inquisitorische Sprachpolizistinnen aufregt. Dabei wollte doch der Moderator nur eine Passage aus einem alten Buch vorlesen.
Deniz Yücel schreibt über den Tumult:
Es gibt Geschichten, die man einfach erzählen muss, selbst wenn man selber darin vorkommt. Zum Beispiel diese: Samstagnachmittag auf dem taz.lab. Unter dem Titel „Meine Damen und Herren, liebe N-Wörter und Innen“ diskutieren die Kolumnistin und Publizistin Mely Kiyak, der Titanic-Chefredakteur Leo Fischer und die Autorin und Aktivistin Sharon Otoo über Diskriminierung, Ästhetik und Sprache. Alle auf dem Podium wissen um den Zusammenhang von Sprache und Herrschaft, niemand bestreitet das Fortleben von Rassismus. Dennoch kommt es kurz vor Schluss zum Eklat.
Gut zwanzig Leute versuchen zu verhindern, dass der Moderator (ich) eine Passage aus einem historischen Dokument vorträgt. Die Gruppe beginnt einen Tumult, brüllt und wird von einem die Contenance nicht mehr ganz wahrenden Moderator (auch ich) niedergebrüllt („Geht bügeln!“). Schließlich verlässt die Gruppe den Raum. Sharon Otoo, mit der zuvor abgesprochen war, dass das inkriminierte Wort in Zitaten verwendet werden würde, geht ebenfalls.
Mehr: www.taz.de.
VD: ET