Ulrich Parzany hat einen analytischen und aufrüttelnden Kommentar zur Christival-Debatte für Idea geschrieben. Hier ein Auszug:
Niemand sollte glauben, dass sich diese Intoleranz nur auf das Gebiet der Homosexualität beschränken wird. Mit der gleichen Logik lässt sich die christliche Verkündigung, dass der Mensch in seiner Gottlosigkeit unter dem Gericht Gottes steht und nur durch Christus gerettet werden kann, als Diskriminierung des selbstbestimmten Menschen, der nicht an Gott glauben will, beurteilen. Schon das Bekenntnis der Christen zu Gott, dem Schöpfer der Welt, kann so gesehen werden. Soll damit etwa unterstellt werden, dass Gott der Schöpfer aller Menschen ist und nicht nur derer, die an ihn glauben?
…
Die Tonart in der angeblich so toleranten postmodernen Gesellschaft wird rauher. Toleranz gilt offensichtlich nur für die, die das Grunddogma »Alles ist gleich gültig, nichts ist verbindlich wahr für alle« glauben. Wer dem nicht wenigstens stillschweigend zustimmt, ist Fundamentalist und muss als Bedrohung für die Freiheit bekämpft werden. Hallo, ihr liberaleren Christen, fühlt euch nicht zu sicher, wenn ihr euch von den Evangelikalen distanziert! Die Fundamentalismuskeule reicht auch bis zu euch. Prof. Ulrich Beck (Uni München) – ein Beck kommt selten allein –, hat es pünktlich zu Weihnachten in der ZEIT angekündigt: »Das Samenkorn religiös motivierter Gewalt liegt im Universalismus der Gleichheit der Glaubenden begründet, die den Anders- oder Ungläubigen entzieht, was sie dem Glaubenden verheißt: Menschenwürde, Gleichheit in einer Welt von Fremden. Das ist die Sorge, die um sich greift: dass als Kehrseite des Versagens der Säkularisierung, ein neues Zeitalter der Verfinsterung droht. Die Gesundheitsminister warnen: Religion tötet. Religion darf an Jugendliche unter 18 Jahre nicht weitergegeben werden.« (Ulrich Beck, Gott ist gefährlich, DIE ZEIT Nr. 52, 19. 12. 2007).