Teenager-Mädchen und der Transgender-Wahn

Irreversible Damage CoverTransgender-Aktivisten würden Abigail Shrier in den USA gerne mundtot machen und ihre Schriften verbieten, nur weil sie sagt und begründet, dass nicht jeder vermeintlich transsexuelle Teenager wirklich transsexuell ist.

Das Thema kommt nun auch nach Deutschland. Die Welt schreibt:

Meistens wird die Geschlechtsdysphorie schon im frühen Kindesalter beobachtet. Neuerdings ist es aber so, dass Mädchen in der Pubertät ganz plötzlich – wie aus dem Nichts heraus – glauben, dass sie eigentlich Jungen seien und dass sie Selbstmord begehen müssten, wenn ihnen die Geschlechtsumwandlung verweigert werde. Die Zahlen sind frappierend: In Großbritannien stieg die Zahl der weiblichen Teenager mit Geschlechtsdysphorie innerhalb eines Jahrzehnts um 4400 Prozent, in den Vereinigten Staaten immerhin um 1000 Prozent.

Was ist da los? Abigail Shrier hat eine Vermutung: Für Mädchen, so schreibt sie, sei die Pubertät häufig ein traumatisches Erlebnis. Früher hatten sie immerhin Cliquen, in denen sie das Trauma (keine Brüste, zu große Brüste; nicht schön genug; Angst vor Sex, Lust auf Sex, Zahnspangen, Pickel) gemeinsam durchstehen konnten.

Heutige Teenager erleiden das Trauma in großer Einsamkeit. Und da kommt ihnen per Smartphone das Internet zu Hilfe: Auf YouTube verkünden Vorbilder, sogenannte Influencer, das Pubertätsproblem könne ganz einfach durch eine Geschlechtsumwandlung gelöst werden. Psychotherapeuten bestärken Mädchen in diesem Glauben, statt ihnen die fixe Idee mit sanften Worten auszureden.

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Der, die, was?

James Der die WasPeter Prock stellt das Buch Der, die, was? für E21 vor:

Erfrischend ist auch der „Aufruf zu einem respektvollen Umgang“ (Kapitel 7 ab S. 147). Ich beobachte nicht selten unter uns Christen, dass wir uns in der Auseinandersetzung mit der Lüge schnell zu hitzigen Diskussionen hinreißen lassen, anstatt von Liebe geprägt zu reagieren. Dadurch aber kommen wir nicht nur nicht ans Ziel, sondern verunglimpfen dabei leider auch das Zeugnis für das Evangelium. So konsequent wir einerseits unsere Kinder schützen müssen, so sehr sind wir andererseits herausgefordert, die Wahrheit in Liebe zu sagen (vgl. Eph 4,15) und Menschen (wie z. B. Lehrer, Politiker etc.) über die Unwahrheit dieser Ideologie zu informieren.

Dieses Buch ist ein Muss für alle Eltern, für Lehrer und für all jene, die sich für die Thematik interessieren oder davon betroffen sind (und das sind leider immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft). Sharon James gelingt es, in einem Buch von nur 172 Seiten auf leicht lesbare Art und Weise doch ziemlich tief in die Materie einzudringen, den Bezug zum Alltag herzustellen und konkrete Handlungsempfehlungen abzugeben.

Zum Schluss noch ein Tipp: Der herausgebende CLV-Verlag ermöglicht sogar den PDF-Download seiner Bücher, so auch von Der, die, was?. Der Preis von 9,90 € sollte uns aber vom Kauf der Printausgabe nicht abhalten.

Hier mehr: www.evangelium21.net.

Das Buch gibt es hier: clv.de.

Der Fall Freud

Ich lese aus beruflichen Gründen derzeit Sigmund Freud und Literatur der Freud-Gegner. Einer der schärftsten Freud-Kritiker ist der Soziologe Han Israëls. Israëls kann mich nicht mit allen Thesen und Argumenten überzeugen. Aber seine Kritik an den Forschungsmethoden Freuds ist schon sehr substantiell. Zum Beispiel zeigt er, dass Freud oft selbst die Versuchsperson war, mit der er seine „Entdeckungen“ begründete (z.B. im Blick auf die Wirkung von Kokain oder den Ödipuskomplex). Wenn man bedenkt, wie wirkmächtig tiefenpsychologische Theorien heute noch sind, stimmt das wirklich nachdenklich.

Hier mal ein Beispiel aus dem Buch Der Fall Freud (1999, S. 125–126):

In den Studien über Hysterie aus dem Jahre 1895 vertraten Freud und Breuer die Ansicht, daß Hysterie meist durch sexuelle Faktoren verursacht werde und sich die Krankheitssymptome beseitigen ließen, wenn es gelinge, die Erinnerung des Patienten an die Situation wachzurufen, in der ein solches Symptom erstmals aufgetreten war. Eine Hysterikerin namens »Anna O.« war die erste Patientin, die – lange vor der Veröffentlichung ihres Falles – von Breuer auf diese Weise behandelt worden war. Ein Jahr nach den Studien über Hysterie, 1896, behauptete Freud dann, die Ursachen hysterischer Symptome lägen sehr viel tiefer, nämlich in unbewußten Erinnerungen an einen sexuellen Mißbrauch in der frühen Kindheit der Patienten, und formulierte damit erstmals seine Verfuhrungstheorie.

Wir sahen in den vorangegangenen Kapiteln, daß Freud sein Plädoyer für die Verabreichung von Kokain bei der Morphiumentwöhnung mit dem Hinweis auf einen therapeutischen Erfolg zu stützen versucht hatte, den es in Wahrheit niemals gegeben hatte. Bei seinen frühen Theorien über Hysterie tat Freud dasselbe: sowohl bei der gemeinsam mit Breuer formulierten Theorie als auch bei der Darstellung seiner Verführungstheorie konnte Freud es nicht lassen, sein Publikum über das erzielte Ausmaß des therapeutischen Erfolges zu beschwindeln.

Hatten er und Breuer 1893 sowie 1895 noch behauptet, ihre neue »kathartische« Methode führe zum sofortigen und endgültigen Verschwinden der hysterischen Symptome, schrieb Freud bei der Vorstellung seiner Verführungstheorie im Jahre 1896, die neue Theorie sei der Einsicht geschuldet, daß sein vorheriger Ansatz in der Mehrzahl der Fälle zu keiner Veränderung in der hysterischen Symptomatik geführt habe. Dieses offenherzige Eingeständnis früheren Scheiterns ist übrigens ein einmaliges Ereignis im Leben Freuds geblieben.

Im Jahre 1896 behauptete Freud, er habe eine stattliche Anzahl hysterischer Patientinnen vollständig heilen können, indem er ihnen vergessene Erinnerungen an frühen sexuellen Mißbrauch ins Bewußtsein zurückgerufen habe. Aus der Privatkorrespondenz jener Zeit geht jedoch hervor, daß Freud sich schmerzlich der Tatsache bewußt war, in Wahrheit noch keine einzige Analyse wirklich erfolgreich abgeschlossen zu haben. Als ihm dies auch anderthalb Jahre nach Veröffentlichung der Verführungstheorie noch nicht gelungen war, verlor er den Glauben an seine Theorie. Öffentlich hat er jedoch niemals zugegeben, bei der Darstellung seiner Verführungstheorie über das Ausmaß des therapeutischen Erfolgs geblufft zu haben.

Ein kurzes Interview mit Han Israëls gibt es übrigens hier: www.juedische-allgemeine.de.

Mein Abschied von Deutschland

Der Schriftsteller Matthias Politycki hält es in Deutschland nicht mehr aus. Vor allem die Cancel Culture und die geschlechtergerechte Sprache machen ihm so zu schaffen, dass er ins Exil nach Wien geht.

Er schreibt (FAZ, 17.07.2021, Nr. 163, S, 16):

Aufgewachsen in den linksgrünen Bio­topen der siebziger Jahre, in denen alles mit allen ausdiskutiert wurde, habe ich Deutschland noch in den Neunzigern, heimgekehrt von dieser oder jener Reise, immer als eines der liberalsten Länder erlebt, in denen man leben konnte. Seit Nine-Eleven, um es an einem plakativen Datum festzumachen, ist jedoch auch bei uns die Intoleranz auf dem Vormarsch, dies freilich im Zeichen der To­leranz. Was unterm Schlagwort der politischen Korrektheit zügig Terrain ge­wann, hatte auch ich zunächst begrüßt, vielleicht weil ich es für linkes Gedankengut hielt. Was inzwischen, zusammengefaßt unterm Begriff Wokeness, unseren gesellschaftlichen Diskurs do­miniert, ist für mich nichts weniger als Pervertierung linken Denkens. Es ist die Herrschaftsform einer Minderheit, die sich anmaßt, gegen den Willen der Mehrheitsgesellschaft die Welt nach ih­rem Bilde neu zu erschaffen. Und dies mit aller Gründlichkeit, ein siebter Tag ist noch längst nicht abzusehen. Deutsch sein heißt, auch eine (ursprünglich) gute Sache so sehr ins Extrem zu treiben, bis sie ein böses Ende nimmt.

Mehr hinter einer Bezahlschranke: www.faz.net.

Seelsorge Aufbaukurs II (November 2021)

Vom 21.–26. November 2021 werden wir in Friedrichshafen am Bodensee einen Aufbaukurs zur „Christozentrischen Seelsorge“ anbieten. Folgende Themen sind geplant:

  • Seelsorge an Jugendlichen (Pfarrer Heinz Bogner)
  • Das seelsorgerische Gespräch (Ron Kubsch)
  • Seelsorge im Angesicht von Krankheit und Tod (Thomas Jeising)
  • Seelsorgerische Begleitung in Leidsituationen (Lilia Stromberger)
  • Wenn’s lange dauert: Anregungen für die Begleitung längerer Seelsorgeprozesse (Lilia Stromberger)

Mehr Informationen und eine Anmeldemöglichkeit gibt es hier: Seelsorge _ November 2021_a.pdf.

Familien mit autistischen Kindern helfen

Lilia Stromberg meint, dass Familien mit autistischen Kindern Ermutigung durch das Evangelium brauchen. In dem Artikel „Familien mit autistischen Kindern helfen“ schreibt sie: 

Jeden autistischen Menschen muss man individuell sehen und kennenlernen. Grundsätzlich gilt, dass man nicht über das autistische Kind spricht, sondern freundlich und interessiert mit dem Kind redet, auch wenn ununterbrochen dieselbe Frage gestellt wird, scheinbar unpassende Aussagen fallen und der Humor anders aufgefasst wird. Man wird erstaunt sein, dass viele autistische Personen gar nicht so unbeholfen im Gespräch sind, wenn man sich die Zeit nimmt, Vertrauen aufzubauen.2 Die Eltern werden gerne einige Informationen dazu geben, wie man ihr Kind erreichen kann und seine Bedürfnisse verstehen lernt. Keinen Blickkontakt zu halten, bedeutet eben nicht Ablehnung. Keine Umarmungen zu mögen, bedeutet nicht Gefühllosigkeit. Körpersprache, Mimik und Wortmelodie vom Gegenüber misszuverstehen, bedeutet nicht Beziehungsunfähigkeit. Insgesamt gilt, dass dieses Erleben „normal“ ist und ein Miteinander selbstverständlich sein sollte. Manchmal ist es sinnvoll, aus dem überfüllten Raum hinauszugehen, damit die autistische Person von den vielen verschiedenen Geräuschen (tickende Uhr, weinende Kinder, Geräusche aus dem Kaffeeautomaten, usw.) nicht überreizt wird und das Gespräch genießen kann. Die Unterhaltung kann dann zu einer tiefen Begegnung werden, wenn man sich von einem womöglich monotonen Tonfall oder sich wiederholenden oder zu direkten Aussagen nicht abschrecken lässt. Es ist bereichernd, wenn explizite Worte mehr zählen als Floskeln und wenn im Gespräch über die Beziehung zu Gott vielleicht Fakten und Details mehr bedeuten als Gefühle. Es ist spannend, wenn man gemeinsam über Tatsachen staunt, manchmal einfach schweigt oder von der Logik des Glaubens spricht, ohne fragen zu müssen: „Wie fühle ich mich? Wie geht es dir oder mir?“

Autistische Menschen haben oft besondere Interessen. Sie sind dementsprechend äußerst bewandert in diesem Gebiet. Das Interesse für ihre Gedankenwelt ermöglicht eine wachsende Beziehung. In der Begleitung eines Teenagers etwa habe ich ehrlich gesagt fast nichts davon verstanden, wie die Gesetze der Physik genau funktionieren. Aber nach den Gesprächen konnte ich nicht anders, als Gott anzubeten, weil der Schöpfer großartig ist und mich seine unglaublichen Ordnungen in ihm zuversichtlich ruhen lassen.

Mehr: www.evangelium21.net.

Kirchen verlieren weiter Mitglieder

Im vergangenen Jahr haben wieder hunderttausende Menschen der Kirche den Rücken gekehrt. Eine Studie der evangelischen Landeskirchen Württemberg und Westfalen gibt Aufschluss darüber, warum sie gehen. Die FAZ schreibt: 

Der wichtigste Grund für den Mitgliederverlust der großen Kirchen ist die Kirchensteuer. Andere Faktoren wie schlechte Erfahrungen mit Geistlichen oder Ärger über politische Einlassungen der Kirchen spielen hingegen kaum eine Rolle. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Untersuchung der beiden evangelischen Landeskirchen Württemberg und Westfalen, die der F.A.Z. vorliegt.

Ich wage mal, zu sagen, dass die Steuern Anlass für die Austritte sind, nicht wirklich Gründe. Wem die Kirche wichtig ist, der zahlt gern Steuern. Aber ich vermute, dass sich die Mitglieder von der Kirche entfremden und sich die Kirchen vom Evangelium entfremdet haben. Ich selbst gehöre zu denen, die nicht wegen der Steuern ausgetreten sind. Ich habe mich wegen der bibelkritischen und evangeliumsfreien Lehre aus der Ev. Kirche verabschiedet. 

Mehr: www.faz.net.

Kinder für alle?

Regula Lehmann geht für danieloption.ch der Frage nach, ob es gute Gründe dafür gibt, Kinder möglichst in einer Bio-Familie aufwachsen zu lassen. Die gibt es. Frau Lehmann rät Christen und Gemeinden, kompromisslos an den Grundwahrheiten des Glaubensbekenntnisses festzuhalten. 

Für Kinder ist die Sache klar: “Der Kaiser ist im Hemd” und ohne Papas gibt es keine Babys. Werden sich genügend Menschen finden, die frei heraus Zweifel äussern und Beobachtungen mitteilen? Die dem Wohl von Kindern unbedingten Vortritt gewähren und die Eins nicht zur Zwei umbiegen, wenn der “Mainstream” dies verlangt? Die unbefangen wie Kinder benennen, was seit Urzeiten festgelegt ist und alle gesellschaftlichen Um- und Irrwege überdauern wird? Was aus der Gemeinde Jesu wird, hängt aus meiner Sicht elementar mit der Frage zusammen, ob sie bereit ist, auf dem Fundament ihres gemeinsamen, weltumspannenden Glaubensbekenntnisses zu bleiben. Auf ewige Grundwahrheiten zu setzen und den gesellschaftlichen Brandungswellen standzuhalten, statt sich Trends anzubiedern, die weder Zukunft haben noch Zukunft schaffen. Kindlich und unbeirrbar einzustimmen in das Bekenntnis, das uns als weltweite Kirche verbindet. “Ich glaube. An Gott, den Vater, den Allmächtigen. Den Schöpfer des Himmels und der Erde. An Gott, der den Menschen erschaffen und mit einem Leib ausgestattet hat, der eindeutig und unmittelbar bezeugt, wie es von Anfang an mit Ehe und Familie gedacht ist.”

Keine Frage: Das wird etwas kosten. Aber die Investition lohnt sich! 

Mehr: danieloption.ch.

Grünes Genderdeutsch

Das Wahlprogramm der Grünen ist radikal durchgegendert und ignoriert Rechtschreibregeln. Auch sonst scheint die neue Leitkultur durch. Alleinerziehende heißen nun Ein-Eltern-Familien, dazu gibt es die Mehr-Eltern-Familien und die Zwei-Mütter-Familien. Im Programm heißt es dazu:

Zwei-Mütter-Familien sollen nicht mehr durch das Stiefkindadoptionsverfahren müssen, darum streben wir an, das Abstammungsrecht zu reformieren, sodass die Co-Mutter analog zu Vätern in Ehen zwischen einem Mann und einer Frau automatisch als zweites rechtliches Elternteil gilt. Das Abstammungsrecht muss zudem die Elternschaft von Menschen mit Geschlechtseintrag „divers“ berücksichtigen. Bei Kinderwunsch sollen alle Paare und alleinstehende Frauen die Möglichkeit einer Kostenerstattung für die künstliche Befruchtung erhalten.

Wer wissen will, wie unsere sprachliche Zukunft aussieht, muss das Programm lesen, meint der Linguist Horst Haider Munske in seinem Beitrag für Die Welt:

Die Grünen meinen es ernst mit dem radikalen Gendern. In dem endgültigen, seit wenigen Tagen „lektorierten“ offiziellen Wahlprogramm bekennen sie Farbe. So und nur so wollen sie in der deutschen Sprache Geschlechtergerechtigkeit einführen. Sie scheren sich nicht um die Bedenken des Rats für deutsche Rechtschreibung. Sie fragen nicht nach Lesbarkeit, nach Vorlesbarkeit, nach Verständlichkeit, nach den Regeln der Grammatik und nach der Tradition einer Sprache.

Mehr hinter einer Bezahlschranke: www.welt.de.

Das Herman Bavinck-Archiv

Der Nachlass von Herman Bavinck (1854–1921) wurde in den 1950er Jahren der Freien Universität von Amsterdam (Niedelande) vermacht. Die Papiere sind inzwischen durch eine Kooperation zwischen dem Historischen Dokumentationszentrum für den niederländischen Protestantismus und dem Forschungsinstitut für Neo-Calvinismus (NRI) an der Theologischen Hochschule Kampen digitalisiert und öffentlich zugänglich gemacht worden.

Das Archiv enthält mehr als 900 Briefe an und von Herman Bavinck, Dokumente über sein persönliches Leben und seine Familie, Tagebücher, und Dokumente, die mit Bavincks öffentlicher Rolle als Pastor, Journalist, Politiker, Professor, Kirchenleiter und Autor zusammenhängen: Manuskripte, Notizbücher, Vorträge, Unterrichtsmitschriften.

Hier geht es zum Archiv: sources.neocalvinism.org.

Alle werden diskriminiert

Dank reichlicher Sensibilisierung darf sich heute jeder diskriminiert fühlen und Genugtuung einfordern. Doch ist in einer Gesellschaft, in der sich alle diskriminiert fühlen, überhaupt noch jemand diskriminiert? Claudia Wirz zeigt in der NZZ die Grenzen der Identitätspolitik auf: Angewandte Identitätspolitik ist wiederbelebte Vetternwirtschaft. 

Sie schreibt: 

Das ist nichts anderes als angewandte Identitätspolitik. Dass diese Politik vor allem im satt gewordenen Umverteilungsstaat ihre Blüten treibt, zeigt, um was es hier wirklich geht. Um Gerechtigkeit jedenfalls geht es nicht, umso mehr aber um Geld und Pfründen. Wir erleben gerade eine Art Renaissance der voraufklärerischen Privilegienwirtschaft. Wie einst in der Ständegesellschaft werden Menschen nicht mehr aufgrund ihrer individuellen Leistungen beurteilt, sondern in Kasten und Gruppen sortiert und entsprechend mit Vorrechten ausgestattet – oder eben nicht.

Im modernen Wohlfahrtsstaat hat sich das Motiv der Diskriminierung damit zu einem lukrativen Geschäftsmodell entwickelt. Inmitten von Wohlstand, Rechtsstaat und sozialer Überversorgung fühlen sich heute so viele Leute diskriminiert wie nie zuvor. Frauen, Männer, Buben, Mädchen, Queere, Junge, Alte, Dicke, Dünne, Grosse, Kleine, Arme, Reiche, die mit Migrationshintergrund und die ohne, Raucher, Nichtraucher, Städter, Dörfler, Autofahrer, Velofahrer – sie alle dürfen sich heute benachteiligt fühlen und von Staat und Gesellschaft aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit Genugtuung einfordern.

Mehr: www.nzz.ch.

Der Gender-G*tt

In der Ausstellung „G*tt w/m/d“ zeichnet das Bibelhaus Erlebnis Museum in Frankfurt/Main ein queeres Gottesbild. Karsten Huhn berichtet für idea:

Diese Ausstellung ist ein von der evangelischen Kirche finanzierter Skandal. Der erste Blick fällt auf das Objekt „Conchita Wurst auf der Mondsichel“. Die Holzskulptur des österreichischen Künstlers Gerhard Goder erinnert an eine katholische Heiligendarstellung. Doch statt Maria oder Jesus Christus abzubilden, hebt es den Sänger und Travestiekünstler Conchita Wurst auf den Sockel.

Mit dieser Skulptur, die einen auch vom Begleitkatalog sowie von der Internetseite anlächelt, ist der Ton der Sonderausstellung „G*tt w/m/d. Geschlechtervielfalt seit biblischen Zeiten“ gesetzt. Travestie trumpft Theologie. Hier geht es auch nicht um „archäologische Erkenntnisse aus dem Heiligen Land“ – wie der Pressetext behauptet –, sondern darum, ein Gender-Weltbild zu propagieren, das mit der Bibel kaum, mit dem Dichten und Trachten der Ausstellungsmacher aber sehr viel zu tun hat.

„Geschlechtervielfalt und die Gender-Frage bestehen schon immer“, behauptet der Museumsdirektor und evangelische Pfarrer Veit Dinkelaker. In der Bibel gebe es keine Eindeutigkeit: „Adam ist androgyn“ (er weist also männliche und weibliche Merkmale auf). Jesu Blick auf die Geschlechter sei revolutionär, und vom Apostel Paulus ist im Brief an die Galater 3,28 zu lesen: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ Ethnische, religiöse, soziale und geschlechtliche Unterschiede gelten in der neuen Welt nicht mehr. Dinkelaker: „Ein Programm, das wir noch einlösen müssen.“

Mehr: www.idea.de.

Sola scriptura à la EKD

Die EKD hat den Grundlagentext Bedeutung der Bibel für kirchenleitende Entscheidungen herausgeben und schreibt dazu:

Der Begriff des Überlegungsgleichgewichts zielt darauf ab, dass Erfahrungswissen und Einsichten aus den Wissenschaften ebenso wie biblische Einsichten berücksichtigt, gewichtet und „so ins Verhältnis gesetzt“ werden, „dass die orientierende und bindende Kraft der Bibel zum Tragen kommt“. Dem Evangelium solle dabei, so wird betont, „der Vorrang im Sinne der begründenden, orientierenden, prägenden Bedeutung für den Zusammenhang aller Aspekte“ zukommen. Außerdem solle die Schriftauslegung vor allem darauf abzielen, neue Impulse in die Fragestellung einzubringen und ein tieferes Verständnis der Problemlage zu fördern. Das alles geschehe „in einem komplexen, nicht eindeutig methodisierbaren Abwägungsprozess. Um zu veranschaulichen, wie das in der Praxis aussehen kann, wird der Prozess im Text anhand von vier Beispielen nachgezeichnet. Dabei wird auch deutlich, dass unterschiedliche Gewichtungen zu unterschiedlichen Ergebnissen führen können.

Ich habe einen ersten Blick auf den Grundlagentext geworfen und bisher nichts Überraschendes gefunden. Vom Evangelium her gesehen werden Texte für eine rein kontextgebundene (historische, kulturgeschichtliche) Auslegung freigegeben. An den Anwendungsbeispielen kann gut erkannt werden, wie so der semantische Inhalt biblischer Texte geradezu auf den Kopf gestellt werden kann.

Hier das Buch: bedeutung_bibel_EVA_2021.pdf.

Die Gender-Verwirrung

Das Thema „Transgender-Identität“ wird für Christen auf absehbare Zeit von Bedeutung sein, sowohl in Fragen des öffentlichen Lebens als auch in der Seelsorge. Die aufgeregte Debatte um alles, was damit zu tun hat – von Unisex-Schultoiletten über Trans-Frauen im Sport bis hin zu Eltern- und Kinderrechten – wird dafür sorgen, dass die Thematik in der Politik präsent bleibt. Und die Tatsache, dass immer mehr Teenager angeben, von einer Geschlechtsidentitätsstörung betroffen zu sein, bedeutet, dass Gemeinden und Pastoren gut daran tun, sich damit zu befassen.

Carl Trueman hat in seinem dicken Buch The Rise and Triumph of the Modern Self: Cultural Amnesia, Expressive Individualism, and the Road to Sexual Revolution die kulturgeschichtliche Entwicklung analysiert. In einem Artikel, der bei E21 erschienen ist, gibt er Christen und Gemeinden konkrete Empfehlungen.

Ein Auszug:

Ein Mensch, der mit Geschlechtsdysphorie kämpft, ist per Definition jemand, der sich nicht einmal in seinem eigenen Körper zuhause fühlt. Dieses Gefühl des Unbehagens lässt sich nicht über Nacht beseitigen. Aber wir sollten uns daran erinnern, dass das gewissermaßen nur eine der aktuellen Ausdrucksweisen für das Unbehagen ist, das wir alle in einer Welt empfinden, die nicht so ist, wie sie sein sollte – die sozusagen aus den Fugen geraten ist. Und an dieser Stelle kommt der Gemeinde als einer bekennenden, Jüngerschaft lebenden und anbetenden Gemeinschaft eine entscheidende Bedeutung zu.

Die Gemeinde sieht sich heute einer Kakophonie der Identitäten ausgesetzt, die unsere Welt überfluten (dabei ist das Gender-Chaos nur ein Beispiel). Wenn sie sich dagegen behaupten will, dann muss sie eine starke Gemeinschaft sein, in der die Menschen ein tiefes Gefühl der Zugehörigkeit empfinden und in der deshalb ein tiefes Bewusstsein dessen, wer wir selbst sind, geformt und gefördert wird. Dazu gehören drei Dinge: ein klares Festhalten an der biblischen Lehre in den Bereichen Identität (wir finden unsere Identität in Christus) und Sexualität (sexuelles Verlangen oder innere Überzeugungen im Hinblick auf das Geschlecht machen nicht maßgeblich aus, wer wir sind); ein auf Nachfolge ausgerichteter Ansatz für den Gottesdienst, denn dort begegnet Gott seinem Volk und dort werden wir daran erinnert, wer wir sind; und eine liebevolle Gestaltung der Gemeinschaft, in der wir uns aufrichtig umeinander kümmern, einander Gastfreundschaft erweisen und die Lasten des anderen tragen. All diese Elemente sind notwendig, um unsere Identität zu prägen.

Die Gemeinde der Zukunft wird sich weitaus stärker dessen bewusst sein müssen, wer sie ist. Sie kann sich nicht länger darauf verlassen, dass das moralische Empfinden der Gesellschaft da draußen ihre grundlegendsten ethischen Prinzipien bestätigt. Ganz im Gegenteil: Geht es nach dem moralischen Empfinden der Gesellschaft, dann erscheinen die Standpunkte der Gemeinde in Bezug auf Gender und Sexualität als zutiefst unglaubwürdig.

Mehr: www.evangelium21.net.

Vom Umgang mit Zorn

Ash Midgley The heart of angerKlaus Giebel vom Martin Bucer Seminar in München stellt in einer Besprechung des Buch The Heart of Anger: How the Bible Transforms Anger in Our Understanding and Experience von Christopher Ach und Steve Midgley vor:

Das Buch ist flüssig, lebendig geschrieben, sprachlich ist es für die meisten Leser mit Schulenglischkenntnissen sicher gut zu verstehen.

Es ist für Seelsorger, Gemeindeleiter, aber auch für z.B. in Erzieherberufen tätigen ebenso nützlich wie für jeden Christen, der sich auf den Weg gemacht hat, um in der Gnade Gottes zu wachsen. Es hilft, den Bereich der Charakterentwicklung nicht zu vernachlässigen, sondern ihm die entsprechende Aufmerksamkeit zu geben und ein vielleicht bislang vernachlässigtes oder in seiner Gefährlichkeit unterschätztes Phänomen bewusst anzugehen.

Was sich der Leser, der mit zeitgenössischen Vorstellungsmodellen aus den Humanwissenschaften zu tun hat, vielleicht noch gewünscht hätte, wäre ein Kapitel zur Auseinandersetzung mit gängigen Aggressionsmodellen aus der psychologischen Forschung, die, kritisch hinterfragt, ja eine große Rolle im Bereich der Pädagogik und Therapie spielen. Aber das hätte den Rahmen und das wichtige Anliegen dieses ausgesprochen wertvollen Buches womöglich gesprengt.

Meine Empfehlung: ein Buch, das es wert wäre, für den deutschsprachigen Raum übersetzt zu werden! Es ist für alle, die sich mit der Einordnung und Bewältigungsstrategien menschlicher Gefühlswelten beschäftigen wollen genauso hilfreich wie für jeden, der sich selbst mit den eigenen Kräften des Zorns auseinandersetzen will oder anderen dabei helfen möchte, hier neue, christusgemäße Wege zu beschreiten. Darüber hinaus bietet es eine Fülle an biblischen Anregungen, um durch Vertiefung der Texte auch zu eigenen Einsichten zum Thema zu kommen.

Hier die vollständige Rezension: www.evangelium21.net.

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