Mitte Oktober 2010 erscheint das jüngste Buch des scharfzüngigen Religionskritikers Richard Dawkins auf Deutsch. Unter dem Titel Die Schöpfungslüge: Warum Darwin Recht hat beschäftigt sich der Autor mit der Evolutionstheorie. Richard Dawkins wird extra nach Deutschland kommen und die Präsentation zu einem Rundumschlag gegen die Religion nutzen.
Allein die polemische und ungenaue Übersetzung des englischen Titels, der »The Greatest Show on Earth« (etwa: Die größte Show auf Erden) lautet, lässt erwarten, dass mit religions- und kirchenkritischen Bemerkungen nicht gespart wird. Richard Dawkins gehört zum sogenannten »Neuen Atheismus«. Während der zweiten Amtszeit des US-Präsidenten George W. Bush (2005–2009) brachten die zumeist englischsprachigen Autoren und Religionskritiker ihre religionskritischen Bücher auf den Markt. Neu war, dass diese Veröffentlichungen zu Bestsellern wurden. Zuvor galt Religionskritik nicht gerade als Verkaufsschlager. Dieser Erfolg hängt zweifellos mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zusammen und der neuen Diskussion um den Islamismus, aber auch mit dem in den USA recht weitverbreiteten christlichen Fundamentalismus.
Mit dem Titel »Der Gotteswahn« rief Richard Dawkins 2007 auch in Deutschland ein breites Medienecho hervor. Der »Spiegel« proklamierte damals in einer Titelgeschichte gar den »Kreuzzug der neuen Atheisten«. Dawkins trug in Talkshows seine Religionskritik vor. Für religiöse Menschen ist dieser neue Atheismus aus zwei Gründen besonders ärgerlich: Er vertritt seine Thesen in einer herblassenden, aggressiven bisweilen verächtlichen Sprache und apostrophiert Religion pauschal als Unbildung beziehungsweise Dummheit.
Dieser neue Atheismus kritisiert also nicht nur Missstände oder fragt nach der Wirklichkeit Gottes in der gottfernen Welt, sondern er fordert die Abschaffung beziehungsweise Zerstörung aller Religion mit geradezu missionarischem Eifer. So erklärt Richard Dawkins, er wolle seine Leser zum Atheismus bekehren. Atheismus sei ein Zeichen geistiger Gesundheit. Der Gott des Alten Testaments geriere sich als psychotischer Übeltäter, als Monster und grausames Ungeheuer.
Hier der Artikel von Andreas Finke: www.merkur.de.
Ein sehr bemerkenswertes Interview mit Richard Dawkins ist gegen Ende des Films Expelled zu sehen. Darin gibt Dawkins zu verstehen, dass »intelligent Design« für ihn unter Umständen durchaus möglich sein könnte. Wort+Wissen hat im letzten Rundbrief Auszüge aus dem Gespräch zwischen Dawkins und Ben Stein wiedergegeben. Hier der interessanteste Teil:
BS: Gut, dann, wie wurde die Welt erschaffen?
RD: Durch einen sehr langsamen Vorgang.
BS: Und wie begann er?
RD: Niemand weiß, wie es begann. Wir kennen die Art des Geschehens, wie es gewesen sein muss, wie der Ursprung des Lebens stattgefunden haben muss.
BS: Und was war das?
RD: Es war der Ursprung des ersten sich selbst replizierenden Moleküls.
BS: Genau, und wie spielte sich das ab?
RD: Ich sagte Ihnen, wir wissen das nicht.
BS: Sie haben also keine Ahnung, wie es begann?
RD: Nein, nein, niemand hat eine.
BS: Niemand sonst hat eine! Was halten Sie von der Möglichkeit, dass Intelligent Design sich als richtige Antwort auf einige Fragen in der Genetik herausstellen könnte oder in der Evolution?
RD: Es könnte sich folgendermaßen ergeben haben: Es könnte sein, dass sich vor langer Zeit irgendwo im Universum, wahrscheinlich mittels der Darwinschen Mechanismen eine sehr, sehr hochtechnisierte Zivilisation entwickelte und eine Lebensform schuf, die sich vielleicht auf diesem Planeten verbreitet hat. Das ist jetzt eine Möglichkeit, eine faszinierende Möglichkeit und ich meine, dass es möglich wäre, dafür einen Beweis zu finden. Wenn man die Details von Biochemie und Molekularbiologie betrachtet, dann könnte man die Signatur irgendeines Deisgners entdecken.
Hallo,
gibt es einen Zusammenhang zwischen „Neuen Atheismus“ und dieser Vortragsreihe hier?:
http://www.mehrlicht.info/index.php?content=1
Auch dort spricht Dawkins am 21. 10.
Kennt sich jemand mit dieser Initiative näher aus?
Danke Lutz.
@Lutz: Soweit ich sehe, nicht direkt. Aber es ist schon aufschlussreich, was für Leute da eingeladen wurden. Das von Land und Europa gesponserte Programm passt sehr gut zum Neuen Atheismus.
Liebe Grüße, Ron
Ich habe bis jetzt von diesen Menschen noch nichts gelesen, werde es jetzt aber wohl mal tun, neugierig ist man ja doch. Die Aussagen
„Es könnte… irgendwo…dann könnte man die Signatur irgendeines Deisgners entdecken“
So so, irgendeiner, aber sicher nicht „der eine“ !
Gruß
Jörg
Nein, sicher nicht „der eine“, denn bei genauerer Betrachtung wird deutlich, dass Dawkins mitnichten von dem spricht, was man gemeinhin unter „intelligent design“ versteht. Auch seine Designer müssten sich „mittels der Darwinschen Mechanismen“ entwickelt haben, diese Annahme passt also voll und ganz in den Kontext der Evolutionstheorie. Zumal er so geschickt der Frage nach dem Ursprung entgeht, an der das religiöse „ID“ scheitert.
Der Blogeintrag ist höchst irreführend.
für die jenigen, die sich über den manipulativen Charakter dieses Artikels erheben möchten, sei der nachfolgende Link ans Herz gelegt:
http://www.youtube.com/watch?v=GlZtEjtlirc
Die von Dawkins vorgetragene Theorie des ‚ID‘ ist der suggestiven Frage Ben Steins geschuldet („what do you think is the possibility that intelligent design might turned out to be the answer to some issues of some genetics or evolution„); und nicht seiner eigenen wissenschaftlichen Arbeit.
Und der wichtigste Teil seiner Antwort wurde im Artikel nicht erwähnt: dass eben der Designer selbst einen Evolutionsprozess durchlaufen müsste.
@Stephan, ich glaube, Dawkins war – laut dem Youtube Interview – nicht gegen die Vorstellung, es könnte eine außerirdische Intelligenz geben, die die Menschen „designt“ hat, aber es darf halt nicht Gott sein, der uns ge-designt hat. Zeigt das nicht ein wenig ein „Vorurteil“ gegen die Möglichkeit von Gottes Existenz seitens Dawkins?
Wenn keiner weiß, wie die ersten Einzeller entstanden sind (wie Dawkins zugibt), warum ist die Chance, dass es keinen Gott gibt, dann 99% ?
Dawkins ist ein Mann, der sehr gebildet ist, aber in Bezug auf seinen Geist ist er schon tot. Deswegen kann er nichts von Gott spueren. Er ist blind; er kann nichts ausserbalb dieser Welt sehen. Er ist nicht wiedergeboren, wie Jesus im dritten Kapitel des Johannes Evangeliums sagt. Wenn er stirbt, hat er keine Hoffnung. Das ewige Leben hat er nicht. Beten wir, dass er wiedergeboren wird, ehe es zu spaet ist.