Trinität

Queering Trinitatis

Eine queere Perspektive auf die Trinität kann heutzutage dazu ermutigen, die innere Pluralität Gottes wieder stark zu machen gegen jede (Hetero-)Normierung und Vereinheitlichung. Und sie lässt Platz und Freiräume für noch ganz andere Vorstellungen und Gottesbilder, die vielleicht noch gar nicht ausgesprochen worden sind. Das meint die evangelische Theologin und Pfarrerin Dr. Kerstin Söderblom in einem Beitrag, den sie für evangelisch.de verfasst hat. 

Queere Dreineinigkeitslehre klingt da so: 

G*tt ist also nicht starr, unveränderbar und unerreichbar und schon gar nicht ein alter weißer Mann mit Bart. Stattdessen ist G*tt ständig in Veränderung begriffen und in Beziehung mit sich selbst und den Menschen. Für die einen ist G*tt eher als Vater (oder Mutter oder Freund*in) denkbar und ansprechbar, für die anderen ist G*tt eher eine abstrakte Schöpferkraft in der Natur oder das Wort der Heiligen Schrift. Andere brauchen Jesus Christus als Mittler, um Kontakt zu G*tt aufnehmen zu können. Wieder andere sprechen zur Heiligen und nicht geschlechtlich markierten Geistkraft. Sie ermutigt und begeistert und ist für nicht wenige Menschen die einzige Möglichkeit mit G*tt zu sprechen, zu klagen, zu loben oder zu beten, ohne dass schmerzhafte Familienbilder und Familienerfahrungen heraufbeschwört werden. 

Die Zugänge zu G*tt sind so unterschiedlich wie die Menschen. Und die Menschen sind so verschieden wie auch G*tt verschieden ist. Denn G*tt ist in sich selbst plural und divers.

Ehrlich gesagt: Mit Theologie hat das weniger zu tun als mit Pippi Langstrumpf. Realitätsverweigerung, Projektion, letztlich Gottesvertauschung. 

Evangelikale haben die Trinität verzweckt

Die Dreieinigkeitslehre hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Auch in evangelikalen Kreise haben wir uns teilweise von der biblischen, theologisch rechtgläubigen Trinitätslehre entfernt. Von manchen wurde die Theologie der Dreieinigkeit so manipuliert, dass sie unseren gesellschaftlichen Vorstellungen entspricht. Zu den Architekten dieser „Sozialen Trinitätslehre“ gehören etwa Jürgen Moltmann und sein Doktorand Miroslav Volf. Gemeinsam ist diesen Ansätzen, dass sie die innertrinitarische Gemeinschaft als der Gottheit ursprünglich und als Modell für Gesellschaft und Kirche verstehen. Matthew Barrett schreibt in dem Magazin CT dazu:

Moltmann freut sich darüber, dass feministische Theologinnen nun für die Gleichheit der Geschlechter kämpfen können, weil die Dreifaltigkeit eine gleichberechtigte Gesellschaft von Personen ist – Gott selbst ist nicht mehr patriarchalisch, sondern bisexuell und gibt dem Matriarchat eine göttliche Stimme. Moltmann bejubelt auch ein Befreiungsevangelium. Dank der fehlenden Hierarchie in der dreieinigen Gemeinschaft können wir uns nun für die Unterdrückten in der Gesellschaft gegenüber dem „politischen Monotheismus“ positionieren.

Ist Moltmann mit seiner sozialen Agenda allein? Wie sich herausstellt, hat er einen sozialen Kreuzzug angestoßen, der von einem seiner eigenen Schüler und einem der populärsten Denker unserer Zeit weitergeführt wird: Miroslav Volf.

Der Beitrag von Matthew Barrett ist ein Auszug aus dem Buch Simply Trinity: The Unmanipulated Father, Son, and Spirit.

Hier geht es zum Artikel: www.christianitytoday.com.

„Alle drei Personen sind gleich ewig und gleichartig“

Heinrich Bullinger schrieb 1549 etwas über die Trinität, was angesichts heutiger Debatten über die „Sohnschaft“ als vorzüglich gelten kann (Schriften, Bd. 3, 2006, S. 52–53):

Der Vater wurde von niemand gemacht noch geschaffen noch gezeugt. Der Sohn ist vom Vater allein, nicht gemacht und auch nicht erschaffen, sondern gezeugt; der Heilige Geist ist vom Vater und Sohn, nicht gemacht noch geschaffen noch gezeugt, sondern er geht aus ihnen hervor. Ein Vater also, nicht drei Väter, ein Sohn, nicht drei Söhne, ein Heiliger Geist, nicht drei Heilige Geiste. Und in dieser Dreieinigkeit ist nichts früher oder später, nichts größer oder kleiner, sondern alle drei Personen sind gleich ewig und gleichartig, so dass in allem, wie oben schon gesagt wurde, sowohl die Einheit in der Dreiheit als auch die Dreiheit in der Einheit zu verehren ist. Wer also gerettet werden will, soll so über die Dreieinigkeit denken.

Skizze zur Dreieinigkeit

Philipp Melanchthon schreibt in seiner Apologie, die bekanntlich zu den lutherischen Bekenntnisschriften zählt, über den dreieinen Gott (BSLK, S. 145):

Den ersten Artikel unsers Bekenntnisses lassen ihnen die Widersacher gefallen, in welchem angezeigt wird, wie wir glauben und lehren, daß da sei ein ewiges, einiges, unzerteiltes göttliches Wesen und doch drei unterschiedene Personen in einem göttlichen Wesen, gleich mächtig, gleich ewig, Gott Vater, Gott Sohn, Gott Heiliger Geist. Diesen Artikel haben wir allzeit also rein gelehrt und verfochten, halten auch und sind gewiß, daß derselbe so starken, guten, gewissen Grund in der Heiligen Schrift hat, daß es niemand möglich sei, den zu tadeln oder umzustoßen. Darum schließen wir frei, daß alle diejenigen abgöttisch, Gotteslästerer und außerhalb der Kirche Christi seien, die da anders halten oder lehren.

Es ist ein geradezu ökumenischer Artikel. Die Reformatoren haben die Dreieinigkeit gelehrt und verfochten, weil sie ihrer Überzeugung nach einen festen Grund in der Schrift hat. Weil die Schrift den dreieinen Gott offenbart, konnten sie nicht anders, als dies rein zu lehren.

Das ist allerdings 500 Jahre her. Heute sehen das viele anders. Sehr viele.

Nehmen wir Siegfried Zimmer. Für ihn ist die altkirchliche und reformatorische Trinitätslehre etwas für den „Hasen“. Vorstellungen wie diese seien seit der Aufklärung – so sagte er 2015 in einem Worthausvortrag –  zu einem großen Anstoß für denkende Menschen geworden. Die altkirchliche Lehre sei in dieser Form nicht zu retten. Die Dreieinigkeit Gottes stehe zudem dem interreligiösen Gespräch im Weg. Muslime vermögen mit einem dreieinen Gott nichts anzufangen. Vor allem aber liefere die Heilige Schrift selbst keine Begründung für die kirchliche Lehre der Dreineinigkeit. Die Theorie vom dreieinen Gott werde vielmehr, nachdem sie einst von der Alten Kirchen in von Blut und Machtpolitik getränkte trinitarische Begriffe und Formeln gekleidet worden ist, in die Bibel hineinprojiziert.

Was wir heute vom Geheimnis der Trinität lernen könnten, gehe in eine andere Richtung als die alte Dogmatik sie vorgab. Zimmer greift Überlegungen von Eberhard Jüngel und Jürgen Moltmann auf. Nämlich: Die drei Metaphern Vater, Sohn und Heiliger Geist kommen gut miteinander klar. Es geht um die Lebendigkeit Gottes. Gottes Sein ist im Werden. Gott bejaht das andere in sich selbst. Es geht um das Leben. Zimmer: „Was [den] frühen Christen in ihrem Erkundungsgang Trinität […] mehr oder weniger deutlich klar geworden ist […]: Leben ist ein Leben in Beziehungen. Leben heißt, aufeinander bezogen sein. Leben ist ein Verhältnis. Das merken wir an Gott. Gott lebt in sich selber ein beziehungsreiches Leben […] Das Lebendige am Leben ist der Beziehungsreichtum. Gott ist ein Verhältniswesen. Sein ist ein Zusammensein […] Gott duldet in sich selbst auch Unterschiede […] Gott hat einen eigenartigen Reichtum“ (ab 1:11h im vollständigen Vortrag).

Der Ertrag dieser Einsichten könne uns eine Inspirationsquelle werden. Es gehe um etwas Erfahrungsgesättigtes. Davon könnten wir allerhand lernen. Daran dürfen wir uns – so Zimmer – orientieren: Denn ich kann in meinem urpersönlichen eigenen anderen mich einbetten in eine Gemeinschaft. Wir sind einig, obwohl wir verschieden sind. Weil wir verschieden sind, sind wir einig. Das, was uns unterscheidet, trennt uns nicht, sondern ist unsere Einheit. Je verschiedener wir sind, desto einiger können wir uns werden. Aus der Trinität lernen wir das Ja zum anderen, auch zum anderen in uns selbst. Man könne das gut zusammenfassen: Von der Herrschaft zur Gemeinschaft.

Viele Einwände, die Siegfried Zimmer gegen die Dreieinigkeitslehre vorbringt, kommen mir recht bekannt vor. In der Gemeinde, zu der ich zwischen 1986 bis 1987 gehörte, machte sich eine „Jesus only“-Gruppierung breit. Die Dazugehörenden, meist jungen Leute, waren felsenfest davon überzeugt, dass die Lehre der Dreieinigkeit eine Idee sei, die maßgeblich erst im vierten Jahrhundert entfaltet wurde und die sich nicht auf die Bibel berufen könne. Die Lehre von der Dreieinigkeit sei ein menschliches Konstrukt und blockiere den Glauben an den einen wahren Gott. Auch wenn Siegfried Zimmer keinen großen Gefallen an der „Jesus only“-Bewegung haben dürfte, immerhin versucht er ja die Trinität noch irgendwie zu retten, trägt er ähnlich kritische Thesen vor.

Ich wurde damals von der Gemeindeleitung gebeten, in einem Vortrag dazu Stellung zu nehmen. Nachdem ich mir den Vortrag von Siegfried Zimmer angehört hatte, habe ich das Skript noch einmal ausgegraben. Auch wenn ich nicht mit allem zufrieden bin, habe ich es digital erfasst und kann es zur Verfügung stellen.

Ich war damals 21 Jahre alt. Eine gewisse Unreife und Naivität wird dem Leser mit geschultem Blick schnell in’s Auge springen. Dennoch kann der Text ein Einstieg dafür sein, die Bibeltexte selbst zu befragen. Getragen sind die Ausführungen nämlich von einer Überzeugung, die Melanchthon und die anderen großen Lehrer der Kirche und der Reformation geprägt hat: Die Trinität hat einen so starken, guten und gewissen Grund in der Heiligen Schrift, dass es niemandem möglich ist, diese zu tadeln oder umzustoßen.

Heute würde ich stärkere Argumente vorbringen als mir das damals möglich war. Ich verweise deshalb ich im digitalisierten Skript auf weiterführende Literatur.

Hier der Vortragstext aus dem Jahre 1986: Dreieinigkeit1986.pdf.

Die Vorlesung von Siegfried Zimmer gibt es hier in voller Länge. Nachfolgend die Kurzversion:

Glauben & Denken heute 1/2014 online

Gudh013dDie 13. Ausgabe der Online-Zeitschrift Glauben & Denken heute (1/2014) ist erschienen und ist vor allem dem Andenken an den kürzlich verstorbenen Theologieprofessor Georg Huntemann gewidmet, über den Prof. Dr. Thomas Schirrmacher als sein Schüler schreibt. Darüber hinaus widmet sich Prof. Dr. Thomas K. Johnson dem Thema Dreieinigkeit. Prof. Schirrmacher äußert sich zudem zu dem Familienpapier der EKD. Dr. Facius begegnet in seinem Beitrag der Kritik an Martin Luther anlässlich des Reformationsjubiläums. So geht Facius der Frage nach, ob Luther sich gegen die Marktwirtschaft gewendet habe:

Luther wendet sich nach Posener gegen „zwei Grundlagen der Marktwirtschaft“, nämlich gegen die Bildung von Preisen am Markt und die Finanzierung von Geschäften mittels Kredit. Die Titelblätter aller drei mit dem Wucher befassten Werke Luthers gegen den Geldhandel sollen „Bilder geldgieriger Juden“ zeigen. Heutige Folge sei das Misstrauen gegen „die Märkte“, das „Finanzkapital“ oder „die Wall Street“. Zunächst ist darauf hinzuweisen, dass nur einige der im Umlauf befindlichen Drucke das Bild eines Juden zeigen, bezüglich des Sermons von 1520 etwa nur drei von zwölf. Für das Titelbild war zudem nicht der Autor, sondern der Verleger verantwortlich. Die Vermutung, dass Luthers Wittenberger Verleger Grünenberg die Bilder eigenmächtig ausgewählt hat, um den Absatz zu heben, liegt nahe. Luther selbst wies darauf hin, er könne sich nicht auch noch um die Illustrationen seiner Schriften kümmern, was insbesondere deshalb nicht ganz von der Hand zu weisen ist, weil ein Autor zur damaligen Zeit in Bezug auf sein Werk nahezu rechtlos war. Gleichwohl sind die Wuchersermone nicht ganz frei von antijüdischen Vorurteilen, ohne dass jedoch der Wucher „mit dem Judentum identifiziert“ würde. Hintergrund der Sermone vom Wucher dürfte die Tatsache gewesen sein, dass Stadtbewohner und Bauern durch (auch geistliche) Zinsherren zunehmend in Existenznot gerieten. Hier erkennt Luther sehr wohl, dass „Kaufen und Verkaufen ein notwendig Ding ist, das man nicht entbehren und gut christlich brauchen kann“. Dass sich Luther „gegen die Bildung von Preisen am Markt“ wenden würde, ist so nicht richtig. Luther hat nichts dagegen, dass ein Verkäufer „auf den Wert der Ware oder auf den Dienst für seine Mühe und Gefahr“ sieht, sondern dagegen, bei der Preisbildung die Not des Nächsten auszunutzen. Ein Kaufmann soll nach Luther seine Ware so teuer verkaufen, „wie es recht und billig ist“, ohne dass dies allgemein festgesetzt werden könnte. Dass Luther erklärt, er sähe es am liebsten, wenn durch die Obrigkeit eingesetzte redliche Leute die Preise kontrollierten, mag der existentiellen Not geschuldet sein, die etwa durch überhöhte Lebensmittelpreise entstand. Auch heute übernimmt der Staat Aufgaben der Daseinsvorsorge, kontrolliert über die Kartellämter unredliche Preisabsprachen und erklärt per Gesetz Verträge zu sittenwidrigen Preisen für nichtig.Der Finanzierung von Geschäften mittels Kredit steht Luther in der Tat skeptisch gegenüber, wobei er vor allem ein Leben über die eigenen Verhältnisse geißelt. Mit dieser Skepsis gegenüber Krediten und Zinsen stand Luther jedoch keineswegs allein. Schon Papst Leo I. (440–461) hatte festgestellt: „Des Geldes Zinsgewinn ist der Seele Tod“. Noch 1515 erneuerte das Fünfte Laterankonzil das Zinsverbot, das seit dem 2. Laterankonzil 1139 in Kraft war. Diese Verbote und auch Luthers Skepsis hatten vor allem soziale Gründe. Das folgende Beispiel Luthers verdeutlicht seine Sorge: „Welcher nun solche Geldpolitik treibt oder treiben muss, wie denen geschieht, die mehr auf Borg kaufen, als sie bezahlen können; wenn nun meine Schuldner nicht zahlen, so kann ich auch nicht zahlen, so frisst sich der Unrat weiter ein und kommt ein Verlust auf den andern, je mehr ich die Finanzpolitik treibe, bis ich merke, es wolle an den Galgen, ich müsse entweder entlaufen oder imSchuldturm sitzen.“34 Seinen sozialen Anliegen folgend will Luther daher auch Ausnahmen vom Zinsverbot zulassen, etwa wenn Menschen durch das Verleihen von Geld aus Gefälligkeit in Not geraten oder Witwen und Waisen in Notzeiten weitere Einnahmen benötigen, die sie durch Geldverleih realisieren können. Sind diese Anliegen Luthers wirklich so unberechtigt? Verdient Luther statt der recht merkwürdigen Ablehnung Poseners für seine Kritik an akuten Missständen nicht vielmehr Beachtung?

Natürlich enthält auch diese Ausgabe wieder zahlreiche Rezensionen.

Artikel

  • Ron Kubsch: Editorial
  • Prof. Dr. Thomas Schirrmacher: Mein Lehrer Georg Huntemann
  • Prof. Dr. Dr. Georg Huntemann: Eigentum als Schöpfungsordnung Gottes
  • Prof. Dr. Thomas K. Johnson: Über die Dreieinigkeit
  • Prof. Dr. Thomas Schirrmacher: „Ein neues normatives Familienmodell“
  • Dr. Daniel Facius: Neuneinhalb Thesen für Martin Luther

Rezensionen

  • Dr. Daniel Facius: Die Begründung der Welt (Thomas Christian Kotulla)
  • Simon Hähle: Die Trauersprechstunde – Was in der Trauer weiterhilft (Hubert Böke)
  • Micha Heimsoth: Paulus und Paulusbilder (Manfred Lang)
  • Hanniel Strebel: God in the Whirlwind (David F. Wells)
  • Andreas Münch: Schätze der Gnade (Ron Kubsch und Matthias Lohmann, Hrsg.)
  • Ron Kubsch: Handbuch Internetseelsorge (Birgit Knatz)
  • Ron Kubsch: Friedrich Avemarie. Neues Testament und frührabbinisches Judentum (Jörg Frey und Angela Standhartinger, Hrsg.)
  • Ron Kubsch: Justification reconsidered (Stephen Westerholm)
  • Ron Kubsch: Meditationen eines Christen (Robert Spaemann)

Hier gehts zur Ausgabe: gudh013d.pdf.

Dürfen wir auch zu Jesus beten?

Dürfen wir auch zu Jesus beten? Diese Frage treibt viele Menschen um. Martin Schweiger hat anlässlich einer aktuellen Diskussion über die Frage einige Gedanken dazu niedergeschrieben:

Ein aufmerksamer Leser dieses Blogs hat mich nämlich darauf aufmerksam gemacht, daß ein Gebet zu Jesus selbst vielleicht nicht in Ordnung sei, denn Jesus sei ja ein Mensch. Stimmt, Jesus ist ein Mensch. Aber Jesus ist gleichzeitig auch Gott. Mit diesem scheinbaren Widerspruch tun sich einige Gläubige offenbar unglaublich schwer. Besonders dann, wenn sie versuchen, mit menschlicher Logik an diesen scheinbaren Widerspruch heranzugehen, wie ich nachstehend kurz aufzeigen möchte.

Mehr: kind-in-gottes-reich.com.

Postmoderne Kritik der trinitarischen Theologie

Das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz hat eine hilfreiche Handreichung zur Trinitätstheologie herausgegeben. Im ersten Teil wird auf verständliche Weise zum Glauben an den dreieinen Gott im Kontext der Postmoderne Stellung genommen. Die Autoren verweisen auf postmoderne Kritik an der trinitarischen Theologie und stellen dabei fest (Der Glaube an den dreieinen Gott, 2006, S. 22–24):

(a) Innerhalb der Gotteslehre bedeutet die Rezeption der postmodernen Denkform radikale Kritik an jeder Vorstellung von Gott als Ursprung, sei es als Schöpfer der Welt, sei es als Quelle der Wahrheit, sei es als moralischer Gesetzgeber.

(b) Das missionarische Ziel eines universalen Bekenntnisses zu ein und demselben Gott steht aus postmoderner Sicht nicht nur unter dem Verdikt der Illusion, sondern auch unter dem Verdacht der imperialen Unterwerfung.

(c) Die postmoderne Kritik an einem Denken der Präsenz bzw. Repräsentanz und das damit gegebene Votum für die Annahme radikaler Transzendenz des Absoluten stehen in einem unüberbrückbaren Gegensatz zu dem biblisch bezeugten »Ich-bin-da« Gott (Ex 3,14). Denn der biblische Monotheismus bezeichnet den einen und einzigen Gott nicht nur als transzendenten Ursprung aller Wirklichkeit, sondern auch als Raum und Zeit konkret beanspruchende Instanz. Von daher kann kaum überraschen, dass das christliche Dogma von der Fleischwerdung des alles Seiende begründenden Logos von postmodernen Autoren als die intoleranteste Zuspitzung jedes theologischen Einheitsdenkens (Monotheismus) bezeichnet wird.

(17) Wer im Dienst der Verkündigung steht, sollte wissen, warum die Inhalte des christlichen Credo heute sehr viel schwerer als zu früheren Zeiten vermittelt werden können. Die postmoderne Denk- und Lebensform ist wie ein Sog, dem natürlich auch praktizierende Christinnen und Christen als »Kinder ihrer Zeit« ausgesetzt sind. Auch mit der Verkündigung beauftragte Männer und Frauen sind nicht selten versucht, den Glauben an den einen und einzigen, allein in Jesus Christus personal offenbaren Gott zu relativieren und diese Form der Relativierung mit Achtung vor der Überzeugung des Andersdenkenden zu verwechseln. Das Wort »Gott« bezeichnet für immer mehr Menschen ein transzendentes Wesen, das da ist, wo sie nicht sind; das vielleicht auf den Plan tritt, wenn dieses Leben zu Ende geht; das vielleicht da und dort ein Wunder wirkt, das aber in aller Regel so weit entfernt ist vom eigenen Leben wie ein Fixstern von der Erde. Die zentralen Begriffe des christlichen Glaubensbekenntnisses – Schöpfung, Inkarnation, Erlösung, Trinität – verflüchtigen sich auf Grund einer zunehmenden Trennung alles Sicht- und Fassbaren von der »Sphäre der Transzendenz«. Diese Konstante postmoderner Denk- und Lebensform gewinnt ihre Durchschlagskraft aus Erfahrungen der jüngsten Geschichte. Immer weniger Menschen können nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs, nach der Ermordung von sechs Millionen Juden oder angesichts der täglich im Fernsehen auftauchenden Bilder von Kriegen, Katastrophen, Vertreibungen und Verbrechen noch an einen Gott glauben, der »da ist«, der sich ansprechen lässt und helfen kann. Wo – so fragen auch praktizierende Christen – liegt der Unterschied in den Schicksalen derer, die beten, zu den Schicksalen derer, die nicht beten? Viele sehnen sich nach Sinn und Geborgenheit; sie sehnen sich nach einem Glauben, der ihr Leben trägt. Aber sie können die Inhalte der kirchlichen Tradition nicht mehr in Einklang bringen mit den eigenen Lebenserfahrungen. Viele suchen deshalb Ersatz in Erfahrungen meditativer, mystischer oder heilpraktischer Art.

Die Handreichung kann bei der Deutschen Bischofskonferenz bestellt oder im Internet frei herunter geladen werde: www.dbk.de.

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