Theologie

Jüngerschaft und der geistliche Kampf

Mit freundlicher Genehmigung darf ich nachfolgend einen Beitrag von Thiago Silva wiedergeben, der unter dem Titel „Jüngerschaft und der geistliche Kampf“ zuerst im The Worldview Bulletin Newsletter erschienen ist:

„Es gibt keinen neutralen Boden im Universum: Jeder Quadratzentimeter, jeder Bruchteil einer Sekunde wird von Gott beansprucht und von Satan zurückgefordert.“ – C.S. Lewis, Christian Reflections

1942, inmitten des Donners fallender Bomben und der zerbrochenen Stille des moralischen Zusammenbruchs in ganz Europa, veröffentlichte C. S. Lewis ein seltsames kleines Buch: eine fiktive Sammlung von Briefen eines älteren Dämons an seinen jüngeren Lehrling. The Screwtape Letters (dt. Dienstanweisung für einen Unterteufel) schien zunächst kein natürlicher Erfolg zu sein. Es war nicht inspirierend. Es war nicht im traditionellen Sinne doktrinär. Es bot keinen offensichtlichen spirituellen Trost. Stattdessen bot es einen Blick hinter die feindlichen Linien – einen dunklen Spiegel, in dem der Christ sich selbst sehen konnte. Und in diesem Spiegel offenbarte Lewis, was viele vergessen hatten: dass das christliche Leben ein Krieg ist und das Schlachtfeld die Seele.

Die Brillanz von Lewis’ Vision liegt nicht in großartigen Offenbarungen, sondern in der alltäglichen spirituellen Bildung. Das Ziel des Feindes ist es nicht, den Patienten zu dramatischen Sünden zu verleiten, sondern ihn spirituell im Schlaf zu halten – gelangweilt von der Kirche, stolz auf seine eigene Demut, abgelenkt von der Politik, verliebt in oberflächliche Romanzen, skeptisch gegenüber Leiden und gleichgültig gegenüber dem Gebet. Screwtape will den Glauben nicht mit einem einzigen Schlag zerstören, sondern ihn durch Unordnung ersticken. Jeder Brief ist eine kleine Lektion darüber, wie spirituelle Entwicklung stattfindet – nicht in erster Linie durch spektakuläre Siege oder Niederlagen, sondern durch tausend tägliche Entscheidungen in Bezug auf Gedanken, Gewohnheiten und Herz.

Deshalb sind The Screwtape Letters nach wie vor aktuell. Denn Jüngerschaft – der echte, lebenslange Prozess der Angleichung an Christus – wird im Alltäglichen geformt und geprüft. Und weil der geistliche Kampf nicht nur auf dem Schlachtfeld stattfindet, sondern sich in Küchen, Klassenzimmern, Büros und Kirchenbänken entfaltet. Lewis wusste das. Er schuf ein Buch, das nicht nur clever, sondern auch pastoral war. Hinter der Ironie und Satire verbirgt sich eine leidenschaftliche Liebe zur Seele und eine tiefe Sorge um die Kirche. Das christliche Leben ist, wie Lewis zeigt, keine abstrakte Idee oder ein Wochenendhobby. Es ist eine lange und gefährliche Reise zur Herrlichkeit, die in feindlichem Gebiet unternommen wird, wo wir jeden Tag entweder näher zu Gott kommen oder uns von ihm entfernen.

Verständnis von The Screwtape Letters: Kontext und Inhalt

AlsThe Screwtape Letters 1942 veröffentlicht wurde, befand sich Großbritannien mitten im Zweiten Weltkrieg. Die Nation hatte den Blitzkrieg überstanden, lebte unter der ständigen Bedrohung einer Invasion und hatte mit weit verbreitetem Leid, Angst und Verlust zu kämpfen. Diese Umstände warfen in den Herzen vieler Menschen tiefe moralische und spirituelle Fragen auf. Vor diesem Hintergrund bot C.S. Lewis eine satirische und phantasievolle Reflexion über das Wesen der Versuchung und die subtilen Wirkungsweisen des Bösen im Alltag. Die Briefe, die ursprünglich 1941 als wöchentliche Serie in The Guardian (einer anglikanischen Religionszeitung) veröffentlicht wurden, schilderten das christliche Leben nicht in dramatischen Heldentaten, sondern im Alltäglichen und Gewöhnlichen – genau dort, wo die meisten spirituellen Kämpfe gewonnen oder verloren werden.

Zu dieser Zeit erlangte Lewis durch seine BBC-Radio-Vorträge, die später in Mere Christianity zusammengefasst wurden, ein nationales Publikum. Seine Stimme fand Resonanz in einer Kultur, die zunehmend von Säkularismus, Skeptizismus und dem schwindenden Einfluss des traditionellen Christentums geprägt war. The Screwtape Letters konfrontierte diese Veränderungen mit Witz und theologischer Einsicht und nutzte die fiktive Korrespondenz eines hochrangigen Dämons, um aufzudecken, wie Ablenkung, Stolz und spirituelle Apathie unter dem Deckmantel des normalen Lebens gedeihen. Lewis’ Mischung aus Satire, Theologie und phantasievoller Apologetik bot sowohl Kulturkritik als auch spirituelle Beratung für eine ängstliche und kriegsmüde Generation.

Das Buch besteht aus 31 fiktiven Briefen von Screwtape, einem hochrangigen Dämon, an seinen unerfahrenen Neffen Wormwood, einen jungen Versucher, der einem neu bekehrten Christen zugewiesen wurde, der einfach als „der Patient“ bezeichnet wird. Durch Screwtapes zynische und herablassende Stimme erhalten wir eine zutiefst aufschlussreiche (und oft schmerzlich genaue) Darstellung der Taktiken, mit denen spirituelle Kräfte den christlichen Glauben und die christliche Bildung untergraben. Jeder Brief behandelt ein bestimmtes Thema oder eine bestimmte Versuchung: Stolz, Ablenkung, Beziehungen, spirituelle Trockenheit, Leiden und sogar den Missbrauch von Kirche und Politik. Es gibt keine Kapitel im herkömmlichen Sinne – nur Briefe, die jeweils auf dem vorherigen aufbauen, während Wormwoods Bemühungen, seinen Patienten zu korrumpieren, mit zunehmender Dringlichkeit fortgesetzt werden.

Was das Buch so kraftvoll macht, ist Lewis Verwendung der umgekehrten Theologie. Screwtape bezeichnet Gott als „den Feind“ und beschreibt christliche Tugenden wie Demut, Keuschheit und Liebe mit Abscheu. Diese umgekehrte Perspektive zwingt den Leser, theologisch von der Unterseite her zu denken. Wir werden eingeladen, das christliche Leben nicht durch Idealismus, sondern durch die Linse der spirituellen Opposition zu betrachten. Auf diese Weise beginnen wir, die Subtilität der Versuchung zu erkennen – nicht nur in bösen Taten, sondern auch in verzerrten Wünschen, Gewohnheiten und Lieben.

Screwtape warnt Wormwood davor, sich auf dramatische Sünden zu verlassen. Er ermutigt zu einer kleinen, langsamen Erosion: Er ermutigt den Patienten, Predigten eher zu kritisieren als sie anzuwenden; mit vagen Emotionen zu beten statt mit ehrlicher Beichte; sich auf die Fehler anderer Gemeindemitglieder zu fixieren; Komfort und Sicherheit zu vergöttern; politisches Engagement zu spiritualisieren und dabei das Evangelium zu vergessen. Als solches sind The Screwtape Letters kein Handbuch über dämonische Aktivitäten – es ist ein Spiegel, der die fragile Reise der Jüngerschaft in einer gefallenen Welt widerspiegelt.

Theologisch gesehen ist das Buch von Lewis’ Verständnis der Heiligung durchdrungen. Obwohl er keine systematische Theologie schrieb, ist Lewis’ Vision biblisch: Das christliche Leben ist ein Prozess der Angleichung an Christus durch das Gewöhnliche und das Schwierige, durch Leiden, Gemeinschaft, Buße und Gehorsam. Screwtapes Wut steigt, wenn der Patient spirituell wächst, ohne etwas zu fühlen, wenn er der Versuchung still widersteht oder wenn er selbst in Zweifeln aufrichtig betet. Für Lewis sind dies die Zeichen wahrer Jüngerschaft.

Darüber hinaus endet das Buch nicht mit einer spektakulären Darstellung des spirituellen Sieges, sondern mit dem Tod – dem Moment, den Screwtape als „das Territorium des Feindes” bezeichnet. Und doch findet der Patient gerade hier Frieden. Er wird in die Herrlichkeit aufgenommen, nicht wegen seiner Stärke, sondern weil er bewahrt wurde. Er hat durchgehalten, zögerlich, aber aufrichtig, und die Teufel haben ihren Einfluss verloren.

Das macht The Screwtape Letters zu einem so fesselnden Buch für die moderne Jüngerschaft. Es ist keine Phantasie. Es ist Realismus, verpackt in Fiktion. Es benennt, was wir oft ignorieren: dass jeder Christ in einem Kampf steht, nicht nur gegen äußere Zwänge, sondern auch gegen innere Abwege. Dass unser Verstand und unser Herz ständig geformt werden – und dass bewusste, von Gnade geprägte Jüngerschaft der einzige wahre Widerstand ist.

Ein Porträt des Jüngers im Werden

Der Patient, der anonyme Mann im Mittelpunkt von The Screwtape Letters, ist kein spiritueller Held. Er ist kein Märtyrer, Mystiker oder Visionär. Er ist kein Heiliger, dessen Leben eines Tages in Buntglasfenstern verewigt wird. Er ist, nach allem Anschein, unauffällig. Und genau das macht ihn so mächtig. Denn er ist wir.

Lewis entschied sich, dem Patienten keinen Namen zu geben, um ihn nicht außergewöhnlich erscheinen zu lassen, sondern ihn als einen ganz normalen Menschen darzustellen – als eine Mischung aus unzähligen Gläubigen, die sich im christlichen Leben vorwärts stolpern. Er bekehrt sich früh in der Geschichte, beginnt, die Kirche zu besuchen, betet (wenn auch unregelmäßig) und versucht, ein moralisches Leben zu führen. Aber er ist oft verwirrt. Er kämpft mit Lust, Stolz, Angst, Faulheit und geistiger Trockenheit. Seine Gefühle sind gemischt. Seine Motive sind unklar. Seine Überzeugungen stehen unter Druck. Er wird von Kultur, Freundschaften, intellektuellen Modetrends und persönlichen Schmerzen beeinflusst. Und doch nimmt trotz alledem etwas Reales in ihm Gestalt an. Er wird zum Jünger gemacht – nicht im programmatischen oder institutionellen Sinne, sondern im formativen spirituellen Sinne. Sein Leben wird geprägt – entweder durch die Angleichung an Christus oder durch die Verformung durch die Welt.

Screwtapes Anweisungen liefern einen finsteren Lehrplan der Anti-Jüngerschaft. Sein Ziel ist es nicht, den Patienten mit einem Schlag zu vernichten, sondern ihn daran zu hindern, jemals zu wachsen. Er trainiert Wormwood, Selbstzufriedenheit zu fördern, Emotionen auszunutzen und Passivität zu pflegen. Wie er sagen würde: „Der sicherste Weg zur Hölle ist in der Tat der allmähliche – der sanfte Abhang, weich unter den Füßen, ohne plötzliche Wendungen, ohne Meilensteine, ohne Wegweiser.“ (Screwtape, Brief 12). Deshalb will Screwtape die Sichtweise des Patienten auf das Gebet verzerren, indem er es selbstbezogen macht. Er korrumpiert die Demut, indem er den Patienten stolz darauf macht, demütig zu sein. Er macht sogar die Kirche zu einer Quelle der Irritation – indem er die Heuchelei anderer verstärkt, soziale Unterschiede überhöht und die spirituelle Vitalität durch Routine abstumpft.

Und doch frustriert Screwtape am meisten, dass der Patient sich zu verändern beginnt – nicht dramatisch, aber aufrichtig. Er beginnt zu gehorchen, auch wenn es sich nicht gut anfühlt. Er bereut, ohne sich zu rechtfertigen. Er wendet sich Gott zu, auch wenn er keinen spirituellen Trost findet. Das sind die Momente, in denen Screwtapes Einfluss nachlässt. Denn durch diese stillen Akte des Gehorsams reift der Patient. Er wird geheiligt – nicht in Herrlichkeit, sondern in Standhaftigkeit.

Seine Beharrlichkeit ist nach weltlichen Maßstäben nicht beeindruckend. Sie ist nicht dramatisch. Sie ist nicht einmal besonders sichtbar. Sie ist zerbrechlich. Aber sie ist echt. Er betet weiter. Er geht weiter in die Kirche. Er beichtet weiter. Er geht weiter seinen Weg. Und am Ende der Briefe, als der Tod eintritt, ist es kein Schrecken, sondern ein Triumph. Er wird in die Gegenwart Christi aufgenommen – nicht weil er Großes geleistet hat, sondern weil die Gnade ihn festgehalten hat. Er tritt nicht als spirituelle Berühmtheit ein, sondern als Jünger. Und das ist genug.

Das macht The Screwtape Letters so kraftvoll, besonders heute. Es stellt das christliche Leben nicht in geschönten, heroischen Tönen dar. Es malt in Grau, in Kampf, in stiller Zuversicht. Es erkennt Zweifel, Versuchung, Erschöpfung und Sünde an – und beharrt dennoch darauf, dass Gott inmitten all dessen am Werk ist. Es erinnert uns daran, dass Jüngerschaft nicht den Starken vorbehalten ist. Sie ist für die Schwachen, die sich an die Gnade klammern. Sie ist für die Ängstlichen, die zu Christus zurückkehren. Sie ist für die Müden, die nicht aufgeben. Mit anderen Worten: Sie ist für uns.

Die Geschichte des Patienten ist keine Geschichte spiritueller Exzellenz. Es ist eine Geschichte der Treue. Und letztendlich sieht Heiligung genau so aus: langsam, kostspielig, gewöhnlich und schön. Die Geschichte des Patienten versichert uns, dass Jüngerschaft möglich ist – nicht nur für die Außergewöhnlichen, sondern für alle, die sagen: „Herr, ich glaube – hilf meinem Unglauben.“

Jüngerschaft und geistlicher Kampf

Wenn Sie sich näher mit diesen Themen befassen möchten, lesen Sie mein Buch Discipleship and Spiritual Warfare: From the Screwtape Letters to the Christian Life. Es handelt sich dabei nicht um einen Kommentar im herkömmlichen Sinne. Das Buch entschlüsselt nicht Lewis’ Briefe einzeln und versucht auch nicht, jede Metapher in eine theologische Form zu pressen. Stattdessen handelt es sich um eine theologische und pastorale Reflexion über die Welt, die Lewis heraufbeschwört – eine Welt des geistlichen Kampfes und der geistlichen Bildung, in der das christliche Leben unter feindlichem Beschuss gelebt wird. Es ist eine Meditation über Jüngerschaft, die im Kontext des Krieges geschmiedet wurde.

Warum diese Kombination – Jüngerschaft und geistlicher Kampf?

Weil das christliche Leben keine neutrale Reise der Selbstverbesserung ist. Es ist ein Krieg der Treue. Christus nachzufolgen bedeutet, sich in einen umkämpften Raum zu begeben. Es bedeutet, von der Gnade beansprucht und vom Feind gejagt zu werden. Es bedeutet, täglich mit Jesus durch Prüfungen, Versuchungen, Leiden und kleine Siege zu gehen – zu lernen, wie man betet, wie man liebt, wie man widersteht, wie man durchhält. Und Lewis lehrt uns durch die umgekehrte Logik seiner Dämonen, wie der Feind arbeitet, damit wir lernen können, wie die Gnade siegt.

Lewis wusste, dass Krieg nicht immer dramatisch ist. Oft ist er langweilig. Die Waffen der Hölle sind nicht immer Gewalt und Chaos, sondern Langeweile, Ablenkung, Groll, Stolz und geistige Apathie. The Screwtape Letters zeigen uns, wie die Hölle Krieg führt, nicht indem sie Gläubige überwältigt, sondern indem sie sie langsam betäubt – indem sie sie mit kleinen Kompromissen nach und nach von der Wahrheit entfernt. Der Patient fällt nicht mit einem Knall, sondern durch Abdrift. Diese Einsicht macht Lewis meiner Meinung nach zu einem großartigen Wegweiser für die Jüngerschaft in der Moderne.

In einer Zeit, in der das Böse trivialisiert, das Übernatürliche abgelehnt und das Christentum auf Therapie reduziert wird, ist Lewis’ Vision eine erfrischende Korrektur. The Screwtape Letters erinnern uns daran, dass das christliche Leben ein umkämpftes Terrain ist. Der Feind zieht Ablenkung dem Unglauben vor, Selbstzufriedenheit der Konfrontation, Zynismus dem Mut. Aber das Evangelium erinnert uns an eine größere Wahrheit: Christus hat gesiegt. Sein Tod hat die Mächte entwaffnet, seine Auferstehung hat ihre Niederlage besiegelt, und sein Geist rüstet seine Kirche zum Durchhalten. Ein Jünger zu sein bedeutet, in dieser Realität wie ein Soldat zu leben: der Versuchung zu widerstehen, die Liebe neu zu ordnen und mit der Kirche bis zum Ende durchzuhalten.

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Thiago Silva erhielt seine theologische Ausbildung an der Mackenzie Presbyterian University (Brasilien), dem Calvin Theological Seminary und dem Puritan Reformed Theological Seminary. Dr. Silva ist Pastor der Bethel Presbyterian Church (PCA) in Lake Charles, Louisiana, und Stadtdirektor des C.S. Lewis Institute Lake Charles. Er ist Autor von Discipleship in a Post-Christian Age: With a Little Help from C. S. Lewis und Discipleship and Spiritual Warfare: From the Screwtape Letters to the Christian Life.

 

Tim Kellers pastorale Integrität

 

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Philipp Bartholomä schreibt in seinem Vorwort zum Buch Timothy Keller über das Leben als Christ über die pastorale Integrität von Keller (Matt Smethhurst, Timothy Keller über das Leben als Christ, 2025, S. 7–14, hier S. 12–13): 

„Die meisten Probleme sind die Folge einer mangelnden Ausrichtung am Evangelium. Fehlentwicklungen in der Gemeinde und sündige Strukturen in unserem Leben sind letztlich darauf zurückzuführen, dass wir die Auswirkungen des Evangeliums zu wenig durchdenken und das Evangelium nicht gründlich genug begreifen und annehmen. Oder positiv gesagt: Das Evangelium verändert unser Herz, unser Denken und unsere Haltung zu absolut allem. Wenn in einer Gemeinde das Evangelium in seiner Fülle ausgelegt und umgesetzt wird, dann wird hier eine einzigartige attraktive Verbindung von moralischer Haltung und Verständnis für andere entstehen.“ Kellers evangeliumszentrierte Theologie ist ein wichtiges Erbe, das wir dankbar und bleibend bewahren sollten. Denn nur durch eine konsequente Ausrichtung am Evangelium entstehen geistlich gesunde und missionarisch wirksame Gemeinden. Pastorale Integrität Schließlich kommt es nicht von ungefähr, dass Matt Smethurst seine Synthese der theologischen Grundüberzeugungen Tim Kellers mit einem Verweis auf dessen Integrität beendet. Keller „begehrte für sich keine großen Dinge“ (der 45,5), er machte nie viel Aufhebens um sich selbst. Seine beeindruckende Erfolgsgeschichte wurde nicht von diskreditierenden Skandalen geschmälert. Im Unterschied zu manch anderen Pastoren großer Megachurches baute Keller keine persönliche Plattform für sich. Er wollte auch nicht seine eigene Marke bewerben. Obwohl er die größeren kirchlichen Zusammenhänge strategisch im Blick hatte und sich in verschiedenen überregionalen Initiativen engagierte, verstand sich Keller immer zuerst als Pastor einer lokalen Kirche. Bis zu seinem 55. Lebensjahr machte er nur durch vereinzelte Publikationen auf sich aufmerksam. Den Großteil seiner Bücher veröffentlichte Keller erst nach Jahrzehnten treuer, pastoraler Arbeit, also auf dem glaubwürdigen Fundament eines sichtbaren track records. Alles, was Keller über das christliche Leben lehrte, wurde beständig und demütig im Alltag seines Gemeindedienstes auf Tauglichkeit geprüft. Seine gewachsene Social-Media-Reichweite nutzte er nicht für Selfie-durchtränkte Selbstdarstellung. Vielmehr wollte er seine Follower auf gute Inhalte hinweisen. Auch der vor Jahren vollzogene Nachfolgeprozess innerhalb der Redeemer Presbyterian Church und die damit verbundene Weitergabe von Verantwortung und Macht an die nächste Generation von Pastoren zeugt von Kellers uneigennützigem Charakter und davon, dass ihm das bleibende Wohl seiner Gemeinde wichtiger war als sein „eigenes Reich“. Aus der Ferne kann man das nur als vorbildlich betrachten. Sowohl Kellers enge Mitarbeiter, Freunde und Kollegen, die ihn gut kannten, als auch Mitglieder seiner Gemeinde bemerkten in den Tagen nach seinem Tod unisono, dass es keine Diskrepanz gab zwischen seiner Lehre, seinem öffentlichen Auftreten und dem Mann, den sie privat erlebten. Sie beschreiben Keller als demütig, aufrichtig und zugänglich. Freundlichkeit, Güte und Herzlichkeit zeichneten ihn aus. Er war weder distanziert noch unnahbar und trotz seiner internationalen Reputation – so bezeugten es viele – einfach „einer von uns“.

Die ELB-Studienbibel

 

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Es gibt eine neue deutschsprachige Studienbibel. Die Herausgeber, der SCM R. Brockhaus und die Christliche Verlagsgesellschaft, haben das Werk ELBERFELDER BIBEL: Die große Studien- und Kommentarausgabe „getauft“.

Angeboten werden zwei wertige Ausgaben. Die Standardausgabe mit Kunst ledereinband kostet 130 Euro, die Echtlederausgabe mit Goldschnitt satte 180 Euro. Das ist jeweils eine Menge Geld. Lohnt sich die Investition? Die Antwort auf diese gute Frage gibt es hier in einer Buchbesprechung: www.evangelium21.net.

Bestellt werden kann die Studienbibel hier [#ad].

Narrenrede

 

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Os Guinness, der die Zuschauer durch die hier bereits empfohlene Dokumentation Truth Rising führt, hat im Jahr das Buch Fool’s Talk veröffentlicht. Das Buch ist nun endlich beim Verlag CV als Narrenrede: Die Wiederentdeckung christlicher Überzeugungskunst erschienen.

Carsten Polanz schreibt in seinem Geleitwort zur deutschsprachigen Ausgabe:

Das Buch eignet sich sehr gut als Impulsgeber für tiefgehende und wegweisende Gespräche in unseren Kirchen, Gemeinden und Netzwerken über die Zukunft von Evangelisation und Apologetik. Selbstverständlich müssen wir dem Autor dabei nicht in allem folgen, sollten uns aber auch nicht wertvoller Einsichten und weg- weisender Anregungen selbst berauben, indem wir uns an einzelnen Beispielen und Zuspitzungen stoßen. In Gesprächsrunden können wir dann auch manches weiterdenken – auch die zentrale Rolle, die eine gelebte christliche Gastfreundschaft bei einem tiefgreifenden Sinneswandel glaubensferner Menschen aller sozialen Milieus und Bildungsschichten spielen kann. Guinness’ eigener Mentor Francis Schaeffer hat hier gern von der „finalen Apologetik“ gesprochen (siehe Joh 13,35) – mit Blick auf die von Nichtchristen erfahrbare Liebe in keineswegs vollkommenen, aber durch das Evangelium versöhnt lebenden Gemeinschaften von Nachfolgern Jesu.

Die Lektüre dieses Buches wird sich auf jeden Fall lohnen – nicht nur für christliche Verantwortungsträger, Theologiestudenten und Bibelschüler, die sich in ihren Gesprächsversuchen schon öfter in entmutigenden Sackgassen oder bedrückender Sprachlosigkeit wiedergefunden haben. Es wird auch Sie auf vielfältige Weise dazu motivieren, Gott in Abhängigkeit von seiner Gnade und Weisheit mutiger und kreativer in einer zunehmend pluralistischen und zugleich in weiten Teilen religiös indifferenten Gesellschaft zu bezeugen.

Sehe ich auch so.

Hier eine Leseprobe: leseplatz-narrenrede-os-guinness-271967000-leseprobe.pdf. Bestellt werden kann das Buch hier [#ad].

Neue Dokumentation mit Os Guinness: Truth Rising

Truth Rising ist ein eindrucksvoller neuer christlicher Dokumentarfilm, der uns an eine zeitlose Wahrheit erinnert: Nur Gottes Wort kann unseren Glauben festigen und einer zerbrochenen Welt dauerhafte Hoffnung bringen. Dieser Film setzt sich mutig mit der heutigen kulturellen Verwirrung, Identitätskrise und moralischen Verwerfung auseinander – mit biblischer Wahrheit, historischer Weisheit und christuszentrierter Klarheit. Dies ist mehr als nur ein weiterer christlicher Film – es ist ein Aufruf an die Kirche – präsentiert von Os Guinness, einem ehemaligen Mitarbeiter von Francis Schaeffer in L’Abri. Produziert wurde die Dokumentation von Focus on the Family und dem Colson Center for Christian Worldview.

Tatort Kita: Der woke Angriff auf unsere Kinder

Das pädagogische Konzept der „Sexuellen Bildung“ in Kitas sexualisiert Kinder, verletzt systematisch ihre Schamgrenzen und begünstigt übergriffiges Verhalten untereinander. Dies ist die zentrale These des neuen Dokumentarfilms „Tatort Kita: Der woke Angriff auf unsere Kinder“ der Aktion für Ehe & Familie – DemoFürAlle. Der Dokumentarfilm beleuchtet die Hintergründe des starken Anstiegs sexualisierter Übergriffe unter Kindern in Kindertagesstätten. So berichtet z.B. das Familienministerium von Nordrhein-Westfalen, dass allein in der ersten Jahreshälfte 2024 mehr sexuelle Übergriffe unter Kita-Kindern vorgefallen sind als im gesamten Jahr 2022. In Interviews mit betroffenen Eltern, dem Mediziner und Psychologen Prof. Dr. Christian Schubert sowie den Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten Anja und Roman Göbeke wird deutlich: Die zunehmende Sexualisierung von Kindern ist eine zentrale Ursache für diese Übergriffe. Ein sehr wichtiges Thema! 

Hier: 

Über 100 Millionen Christen ohne Zugang zur Bibel

Weltweit haben mehr als 100 Millionen Christen keinen Zugang zu einer Bibel. Das geht aus der ersten „Bible Access List“ hervor, einem Forschungsprojekt der globalen „Bible Access Initiative“, zu der auch „Bible League International“ gehört. „Es herrscht eine geistliche Hungersnot“, erklärt Wybo Nicolai, Mitbegründer der Bible Access List. „Es ist nicht so, dass Menschen kein Interesse an Gottes Wort hätten – im Gegenteil. Es sind die vielen Hindernisse, die ihnen den Zugang zur Heiligen Schrift verwehren. Diese sehen unterschiedlich aus, doch das Ergebnis bleibt dasselbe: Millionen Menschen leben abgeschnitten von Gottes Wort. Viele haben noch nie eine Bibel in ihrer Sprache oder zu einem erschwinglichen Preis gesehen – und oft fehlt ihnen jede Möglichkeit, überhaupt an eine zu gelangen.“
Die Studie kombiniert Umfragen, Experteninterviews, Feldbeobachtungen und detaillierte sozioökonomische Indikatoren aus 88 Ländern. Dabei werden zwei grundlegende Herausforderungen unterschieden:

  1. Zugang zur Bibel wird verhindert: etwa durch gesetzliche Verbote, Überwachung, religiösen Extremismus oder sozialen Druck.
  2. Fehlende Versorgung mit Bibeln: etwa wegen Armut, Analphabetismus, fehlenden Übersetzungen oder mangelnder Infrastruktur.

„In vielen Ländern sind Verfolgung und Bibelmangel nicht nur zwei parallele Herausforderungen – sie verstärken sich gegenseitig“, heißt es im Positionspapier der Herausgeber. „Die Bibel wird vielerorts wie ein gefährlicher Gegenstand behandelt, etwas, das zensiert oder beschlagnahmt wird und dessen Besitz in manchen Ländern lebensgefährlich ist.“

Die fünf Länder mit den strengsten Einschränkungen beim Bibelzugang sind:

  1. Somalia 
  2. Afghanistan 
  3. Jemen 
  4. Nordkorea 
  5. Mauretanien 

Folgende fünf Länder stehen an der Spitze des weltweiten Bibelmangels unter Christen:

  1. Demokratische Republik Kongo – über 10 Millionen Christen ohne Bibel 
  2. Nigeria – über 10 Millionen 
  3. Äthiopien – über 10 Millionen 
  4. Indien – über 10 Millionen 
  5. China – 5-10 Millionen

Weiter Informationen hier: bibleaccesslist.org.

Erasmus und Luther

Vor 500 Jahren verfasste Luther seine Streitschrift Vom unfreien Willen als Antwort auf eine Veröffentlichung des Gelehrten Erasmus von Rotterdam. Rückblickend bezeichnete der Reformator diese Publikation neben seinen Katechismen als die bedeutendste. Worum es dabei ging, zeichnet Laura-Marie Dudat in dem Artikel „Zwiegespräch großer Köpfe: Erasmus und Luther“ nach. 

Hier ein Auszug:

Spätestens im März 1518 war die Schrift Luthers auch Erasmus bekannt, denn er schickte sie unkommentiert an einen Freund weiter. Der Humanist verfolgte die Geschehnisse um Luther, der seine Ansichten immer wieder auf der Weltbühne erklären, rechtfertigen und schärfen musste. Auch äußerte er sich „in einem Schreiben an einen Mitstreiter Luthers … sehr positiv über dessen Werk“, aber mahnte vor dem Einbezug der Öffentlichkeit und vor einer Eskalation. Luther indes vermutete über Erasmus bereits vor dem Thesenanschlag: „Die menschlichen Dinge wiegen für ihn schwerer als die göttlichen.“ Trotzdem wandte sich der Reformator im März 1519 zum ersten Mal schriftlich an Erasmus und bemühte sich in respektvollen Worten um eine Annäherung, obwohl ihm die theologischen Differenzen bewusst waren. Als „unsere Zierde und Hoffnung“ betitelte er den Adressaten huldvoll. „Luther wollte offensichtlich schreiben, was Erasmus gerne hörte.“ Dieser jedoch blieb ausdrücklich distanziert und betonte gegenüber Gegnern und Befürwortern Luthers immer wieder, er habe Luthers Abfassungen nicht gelesen und könne sich daher kein Urteil erlauben. Zeitgenossen und Biographen erkennen in dieser Taktik und in der Weigerung, Stellung zu beziehen, „Ängstlichkeit“ und schreiben ihm außerdem sogar Naivität30 „Menschenfurcht“ und „Unzuverlässigkeit in Stunden ernster Entscheidung“ zu. Das äußerte sich nicht nur in der Auseinandersetzung mit den Reformatoren, sondern auch in einer allgemeinen Rastlosigkeit, die ihn veranlasste, nie lange an einem Ort zu bleiben. Diese Schwächen mögen Erasmus dazu bewogen haben, stets einen Weg zu suchen, der ihn nicht angreifbar machte, kontinuierlich zu schlichten und niemanden gegen sich aufzubringen. In der Gegenwart gilt Erasmus aber teils aufgrund dieses Musters als europäischer Vermittler und friedliebender Meisterdiplomat.

Erasmus beantwortete Luthers Brief am 30. Mai 1519 und erklärte, man verdächtige ihn in Löwen „bei der Abfassung der Schriften Luthers assistiert zu haben und der Bannerträger von dessen Partei zu sein“. Luther solle durch Mäßigung mehr erreichen „als mit stürmischem Angriff“. Zum Bedauern sowohl des Absenders als auch des Empfängers gelangte dieser Brief an die Öffentlichkeit und man sah darin die Unterstützung der Reformatoren durch Erasmus bestätigt. „Immer dringlicher“ wurden „Erasmus’ Beteuerungen, er habe nichts mit Luther zu tun“ und schließlich bat er Luther darum, seinen Namen besser gar nicht mehr zu nennen, was Luther versprach.

Mehr: www.evangelium21.net.

Lass uns die Scheidung feiern

Immer mehr Menschen feiern das Ende ihrer Beziehung wie einen Junggesellenabschied oder drehen Trennungsvideos für Tiktok. Keiner muss sich mehr schämen. Scheidungen oder Trennungen werden nicht mehr nur vollzogen, sondern zelebriert.

Mehr: 

Die Scheidung hat in den vergangenen Jahren eine Transformation erlebt, nicht im juristischen, aber gesellschaftlichen Sinne. Sie ist von einem schambehafteten Ereignis zu einem Akt geworden, der an Bedrohlichkeit verloren hat. Das zeigen auch die jüngsten Zahlen des am Montag erscheinenden SKL Glücksatlas 2025, die der F.A.S. exklusiv vorliegen. In der Befragung kam heraus, dass sich Scheidungen deutlich weniger negativ auf die Lebenszufriedenheit auswirken als in den Jahren zuvor. Andersherum hat sich der positive Effekt einer Ehe auf die Lebenszufriedenheit der Deutschen seit 2011 halbiert … Ist Scheidung also nur noch ein formaler Akt für das Ende einer Lebensphase? Wie der Schulabschluss? Der Auszug von zu Hause?

Mittlerweile hat sich die „juristische Auflösung einer Ehe durch das Familiengericht“, wie Scheidung definiert wird, gar zu einem Grund zu feiern entwickelt. Die „Scheidungsparty“ ist ein Event wie Abiball, Junggesellenabschied, Hochzeit, Babyshower-Party. Buchbar bei Eventagenturen, man kann es ähnlich krachen lassen wie bei einem Junggesellinnenabschied. Geboten wird in „aufregenden Locations“ das „ultimative Feiererlebnis“, inklusive „Welcome Shots“ und „gemeinsamem Zerschneiden des Hochzeitskleids“.

Dabei kann man einer Scheidung oder Trennung eigentlich nichts Schönes abgewinnen. Sie ist für viele, mindestens für einen von beiden, mit Schmerz verbunden und markiert das unschöne Ende einer gemeinsamen Zeit, die letztlich nicht so verlaufen ist, wie man sie sich mal vorgestellt hat. Was dann folgt, sind Absprachen, Dispute, das Trennungsjahr, Bürokratie. Das Finale findet in unpersönlichen Zimmern mit Zweckmöbeln statt, in denen ein Richter den Scheidungsbeschluss verkündet, der den Parteien im Anschluss schriftlich zugestellt wird.

Mir fällt dazu eine Aussage aus Jesaja 5,20–21 ein: „Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die Finsternis als Licht bezeichnen und Licht als Finsternis, die Saures für süß erklären und Süßes für sauer. Wehe denen, die sich selbst für klug und verständig halten!“

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.faz.net.

Abraham Kuyper: Gott sind die Seelen der Sünder nicht gleichgültig

Abraham Kuyper schreibt zu Jesaja 57,16: „Denn ich will nicht immerdar hadern und nicht ewiglich zürnen; sonst würde ihr Geist vor mir verschmachten und der Lebensodem, den ich geschaffen habe.“ (To Be Near unto God, 1918, S. 8–10):

Ein Künstler, der Gemälde in einer Galerie ausstellt und feststellt, dass eines davon fehlt, kann nicht ruhen, bis es aufgespürt und an seinen Platz an der Wand zurückgebracht wurde. In ähnlicher Weise vermisst Gott die Seele, die in die Irre gegangen ist, weil er sie gemacht hat. Die schönen Gleichnisse vom verlorenen Groschen, dem verlorenen Schaf und dem verlorenen Sohn entsprangen im Geiste Christi dem Gedanken, dass Gott die Werke seiner Hände nicht loslassen kann. Deshalb überlässt er die Seelen der Sünder nicht gleichgültig der Verderbnis als Beute. Sie sind sein Werk. Und das macht die Bitterkeit der Sünde aus.

Wenn der oben erwähnte Künstler eines Tages beim Betreten der Galerie feststellen würde, dass ein wütender Eindringling in der Nacht seine Gemälde mutwillig mit einem Messer zerschnitten hätte, würde seine Bitterkeit keine Grenzen kennen, nicht nur, weil diese Gemälde als Kunstschätze zerstört worden wären, sondern auch, weil sie als Werke seiner eigenen Hände zerstört worden wären. Diese Form der Beleidigung ist Gott zugefügt worden. Die Seele, die er gemacht hat, ist innerlich durch die Sünde zerrissen worden und ist fast unkenntlich geworden. Und so oft wir der Sünde nachgeben, wird die Seele noch weiter verdorben. Es ist jedes Mal die Fortsetzung mit erhobener Hand des Werkes der Zerstörung der Seele, die Gott gehört, weil er sie gemacht hat.

Die Zerstörung der eigenen Seele oder der Seele seiner Kinder oder anderer durch Beispiel oder vorsätzliche Versuchung ist immer die Zerstörung eines göttlichen Kunstwerks, einer Schöpfung Gottes, die ihn in seinem eigenen Werk verwundet und die Spuren von ihm selbst darin verdirbt. Es ist, als ob ein Kind vor den Augen seiner Mutter verwundet und getötet wird. Es ist ein Trotz gegen die Liebe des Schöpfers zu seinem Werk. Es ist ein vorsätzliches Ärgern und Betrüben des Schöpfers in seinem empfindlichsten Punkt.

Für denjenigen also, dessen Herz rechtgemacht ist, hat dieses Wort des Herrn: „Die Seelen, die ich gemacht habe“, eine doppelte Bedeutung. Erstens den tröstlichen Gedanken, dass, wenn wir glauben, Gottes Zorn über die Seele, die er gemacht hat, nicht bis zum Ende andauern wird. Und andererseits impliziert es die hilfreiche Warnung, dass wir die Seele nicht durch das Verharren in der Sünde vergiften sollten, sondern dass wir sie pflegen, schonen und vor verderblichen Einflüssen schützen sollten, weil sie Gott gehört, weil er sie gemacht hat.

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