„Digitales Lernen hat im Klassenzimmer nichts zu suchen“

Das baltische Land Estland ist Europas PISA-Champion. Bildungsministerin Kristina Kallas hat in einem Interview erklärt, was in ihrem Land anders läuft als in Deutschland. Dabei geht sie auch auf das digitale Lernen in den Klassenzimmern ein.

Nachfolgend drei Zitate:

Unser Lehrplan in der Schule ist sehr ambitioniert. Wir sehen den Schulbesuch als Arbeit an. Schule ist nicht einfach ein Prozess, den man durchläuft. Es ist Arbeit, und es wird erwartet, dass die Kinder diese Anstrengung aufbringen können, wenn sie in die Schule kommen. Dafür brauchen sie die sozialen Fähigkeiten, die sie im Kindergarten lernen.

Ja, aber anders als oft angenommen. Man denkt ja bei dem Thema meistens zuerst an das Lernen im Klassenzimmer. Aber in Estland glauben wir: Digitales Lernen hat im Klassenzimmer nichts zu suchen, weil der Lehrer dort ist, um eine soziale Interaktion mit den Kindern zu haben. Der Unterricht ist die Zeit für das Lernen von Person zu Person. Aber außerhalb des Klassenzimmers können Werkzeuge intelligent eingesetzt werden, um das Lernen zu verbessern. Deshalb haben wir ein digitalisiertes Bildungssystem, bei dem alle Schul- und Bildungsdaten auf einer einzigen Plattform zugänglich sind – und das schon seit 24 Jahren.

Nein, den Kindern geben wir keine. Die Schulen haben Tablets und Computer. Die Fähigkeiten der Schüler müssen im Unterricht entwickelt werden, das ist seit 2011 Teil des Lehrplans. Das Entscheidende besteht für uns aber nicht darin, einem Kind einen Laptop oder ein iPad zu geben. Das Entscheidende ist, die digitalen Kompetenzen der Lehrer zu entwickeln. Ein Kind, das Papier und Notizbuch verwendet, lernt ganz anders als durch das iPad. Das Gehirn arbeitet anders, wenn auf Papier gelernt wird.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.faz.net.

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7 Kommentare
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Johannes
1 Monat zuvor

Was soll diese reisserische Überschrift? Vielleicht auch mal an Kinder mit Körperbehinderung denken. Unser Sohn (14) hat schwere körperliche Beeinträchtigungen, sitzt im Rollstuhl, ist im Kopf aber fit. Er braucht schlicht und einfach digitale Hilfsmittel. Vor diesem Hintergrund tut es einfach weh, solche Artikel lesen zu müssen. Schließlich haben wir unser Kind als Christen auch bewusst ausgetragen, obwohl wir früh wussten, dass es schwer beeinträchtigt sein wird. So erfreulich es ist, dass Theoblog regelmäßig gegen Abtreibung Stellung bezieht – es gibt für behinderte Kinder auch ein Leben nach der Geburt und auch ein Recht auf entsprechende Teilhabe. Wenn man bei der Ablehnung von Abtreibung stehen bleibt braucht man sich auch nicht zu wundern, wenn man von Abtreibungsbefürwortern Gegenwind erfährt. So erschreckend der Hass gewisser Lobbygruppen manchmal ist.

Udo
1 Monat zuvor

Ja, die Überschrift des Artikels passt nicht. Das muss man dann schon detaillierter sehen. Verschiedene Klassenstufen, unterschiedliche Schüler, unterschiedliche Fächer, unterschiedliche Themen, unterschiedliche Lerntypen … Ein guter Lehrer wird die vielen Möglichkeiten nutzen und sowohl digitale als auch analoge Mittel einsetzen. Bei der Förderung der Sprach- und Schreibfähigkeit haben die „papierbasierten“ Methoden aber offensichtlich gewichtige Vorteile. Ansonsten wären Medienerziehung und Handyverbot aus meiner Sicht hilfreiche pädagogische Maßnahmen für unsere Schulen.

ErzgebirgsEngländer
1 Monat zuvor

Die Verwendung digitaler Medien als Teil eines Nachteilsausgleiches ist völlig richtig; wir reden aber von der Ausnahme, die eine pädagogische Begründung hat. Wenn aber Schüler versuchen, ihrem Lernen dem KI abzugeben, dann reden wir nicht mehr von Bildung. Die Handlungsfähigkeit des Menschen ohne sich auf die Autorität am Gerät zu stützen müssen wir aufrechterhalten. Andererseits, das geht nicht, ohne den Umgang mit den Geräten zu lernen.
Ich würde die digitalen Medien in der Grundschule verbieten. Solange die Ausnahme für den Einzelfall aus Inklusionsgründen von der Lehrerkonferenz beschlossen werden kann, ganz vernünftig. Weiterführenden Schulen müssten 50% mindestens des Stoffs ohne Schülerendgerät liefern.

Johannes
1 Monat zuvor

: Ja, ich habe den Artikel gelesen und weiß sehr gut, wovon ich schreibe. Mein Sohn ist auch an den Händen motorisch beeinträchtigt. Stift und Papier ist definitiv so nicht möglich.

Stephan
1 Monat zuvor

:
Der Artikel behandelt den Regelfall, nicht den Ausnahmefall wie bei Deinem Sohn.
Es wird wohl auch niemand auf die Idee kommen Deinem Sohn den Rollstuhl zu verweigern, weil die anderen Kinder auch keinen benutzen sollen.

Durch eines meiner Hobbys, aber auch durch Beteiligung bei der Berufsausbildung junger Menschen, bin ich mittlerweile aus vielerlei Gründen und Bebachtungen der Meinung, dass Papier und Bleistift in der Schule sinnvoller sind. Davon natürlich ausgenommen im Einzelfall die Hilfsmittel, die man braucht, um Beeinträchtigungen besser kompensieren zu können.

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