Am Freitag gab mir mein Freund Cristiano aus Brasilien den Tip, mit meinem Sohn ins Kino zu gehen und den Film Knowing anzuschauen. Obwohl die Filmkritiken verhalten ausgefallen sind, lud ich gestern tatsächlich meinen Sohn und einen seiner Freunde ins Kino ein und habe mir den Film angeschaut.
Regisseur Alex Proyas, bekannt durch seinen Kinoerfolg I, Robot, thematisiert in düsterer Atmosphäre die Frage nach dem Sinn des Lebens zwischen Determinismus und Zufall. (Wer diesen Film genießen will, sollte an Mystery-Thrillern zumindest ein wenig Gefallen finden.)
Zur Handlung: Im Jahre 1959 zeichnen Schüler bei der Einweihung einer Grundschule ihre Zukunftsvisionen auf ein Blatt Papier. Die Bilder werden in eine Zeitkapsel gesteckt und während des 50jährigen Schuljubiläums im Jahre 2009 wieder ans Tageslicht geholt und unter den Schülern verteilt. Caleb, der Sohn des Astrophysikprofessors John Koestler (Nicolas Cage), erhält merkwürdigerweise keine bunte Zeichnung, sondern ein Blatt voller Zahlenreihen. John Koestler, der spätestens seit dem Tod seiner Frau Zyniker ist, trinkt und sich vom christlichen Glauben seiner Eltern verabschiedet hat, kann die Zahlenreihen entschlüsseln. Die scheinbar willkürlichen Reihen entpuppen sich als präzise Angaben über Zeit, Ort und Opferzahl von Katastrophen. Drei der bezeichneten Katastrophen stehen noch aus. Zusammen mit Diane Wayland (Rose Byrne), der Tochter des Mädchens, das 1959 die Zahlenreihen schrieb, versucht der Astrophysiker die noch ausstehenden Katastrophen zu verhindern. Der Film entwickelt sich von nun an in ein beklemmendes Endzeitdrama mit deutlich biblischer Symbolik (besonders an das dritte Kapitel des 2. Petrusbriefes musste ich immer wieder denken).
Proyas vernüpft im letzten Drittel des Films die Ausweglosigkeit der Apokalypse mit einem »Glaubenswechsel« bei John. Es scheint, als ob die innigen Gebete seiner kleinen Schwester in Erfüllung gehen. Der Professor trennt sich vom Naturalismus und kehrt in das »Haus den Vaters« zurück. Obwohl die Schlussszenen auf mich etwas verkitscht wirkten, ist der Film von Anfang bis zum Ende spannend und sehenswert. Er lädt außerdem zum Gespräch über Determinismus, Eschatologie und Glaube ein, genau so wie Cristiano mir das vermittelt hat. Dass Knowing in unserem Kino mit »FSK 12 Jahre« ausgeschrieben war, kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Der Zuschauer braucht starke Nerven, die ein zwölf Jahre altes Kind (hoffentlich) noch nicht hat.
[English mode ON]
What’s the „role“ of the Prophecy? Isn’t it to show that there’s an order in the Universe, „something“ behind it controlling the fate of things, instead of Randomness?
What happens in a „end of world“ time? How people deal with it? With mercy and love? Isn’t it the time that the weakness of our human society and the fragility of our justice appears the most? Isn’t it the time that humans show their true evil nature?
Are we truly prepared for the Second Coming of our Lord?
These are some of the questions that came up for me after watching this movie. Pay attention though: 1) it’s not a „christian“ movie, with a literal description of the Second Coming; and 2) it’s a thriller, that means suspense adventure.
Great review Ron.
God bless,
Cris.
Lieber Ron,
vielen Dank für die Rezension des Films. Meinen Sohn (14) krieg ich eh nur in thrillermäßige Filme und da bin ich froh, wenn ich schon vorab weiß, wo was möglich ist und was auch für ein anschließendes Gespräch dienlich sein kann.
Gottes Segen
Thomas
Lieber Thomas,
ich würde den Film erst ab 16 Jahre freigeben, da er an einigen Stellen doch recht hart ist (z.B. Flugzeugabsturz). Aber wenn Dein Sohn Thriller kennt, wird es vielleicht gehen. Anknüpfungspunkte zum Gespräch bietet er viele.
Liebe Grüße, Ron
Sorry Ron, sorry Cristiano,
aber das war einer der schlechtesten Filme der letzten Jahre.
Meine Frau und ich mögen Thriller, gern auch Mystery, und meine Frau mag manchmal sogar Nicolas Cage 🙂 … Der Film startet mit einer interessanten Grundidee und bringt eine Menge spannender Fragen ein.
Leider gehen diese vielversprechenden Ansätze unter in logischen Löchern, so groß, dass sie das Universum verschlucken könnten, manche interessante Spuren enden einfach im Nichts, und dazu kommt der von dir erwähnte Kitsch (wer erinnert sich an Cage in „Stadt der Engel“?), die unvermeidliche New-Age-Ästhetik – und die Obsession der Filmemacher mit ihren (eindrucksvollen) Special Effects.
Im Kino machte sich gegen Ende Ratlosigkeit breit – auch bei uns. Die hatte aber nichts mit den theologischen / philosophischen Fragestellungen zu tun.
Liebe Grüße und viel Segen
Alexander
Lieber Alexander,
wenn das einer der schlechtesten Filme der letzten Jahre war, müssten ja die Filme (völlig an mir vorbei) in der letzten Zeit extrem gut geworden sein.
Nein, nein, das sehe ich anders. Es ist kein großer Film. Aber es ist ein recht guter Film. 😉
Liebe Grüße, Ron
[English Mode ON] Hello Alexander, I’m not a fan of this kind of film, but this one I really liked. You know:, „someone’s taste is someone’s taste and vice-versa“, like I usually say to my friends 🙂 I’m glad to read your opinion. From my part, I feel that I need only to say: 1. In fact, I’m a Nicolas Cage fan 😉 2. It’s not my all-time favorite movie, but it’s not that bad. 3. In my opinion, the film may not be literal biblical description of the end of time but, like I shared with you, this didn’t prevent me to think about some good questions. I don’t have the knowledge to recognize if this movie has, for example, „new age“ elements, or stuff like that, and for sure it’d be good to be aware of that. I think this movie may lead also to an „ufological“ interpretation, and I don’t like at all to mix the Bible… Weiterlesen »