Martin Luther schreibt zu Röm 3,28:
So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.
in seinen „Thesen für fünf Disputationen über Römer 3,28 (1535–1537)“ (G. Wartenberg, W. Härle, & J. Schilling (Hrsg.), Christusglaube und Rechtfertigung: Deutsche Texte, Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, Bd. 2, S. 403–405):
1. Glaube muss hier als wahrer Glaube und als Gabe des Heiligen Geistes verstanden werden. 2. Wenn Paulus so verstanden wird, dass er vom erworbenen oder historischen Glauben redet, dann müht er sich ganz vergeblich. 3. Denn sogar die Scholastiker, obwohl sie von diesen Dingen keine Ahnung haben, gestehen zu, dass ein solcher Glaube nicht rechtfertigt. 4. Sie lehren ja sogar, dass selbst der vom Heiligen Geist eingegossene Glaube nicht rechtfertigt, wenn er nicht durch die Liebe geformt ist. 5. Denn das bekräftigen sie öffentlich, dass der eingegossene Glaube zusammen mit einer Todsünde bestehen und dass er verdammt werden kann. 6. Hieraus folgt: Wenn man meint, Paulus rede von einem solchen Glauben, dann meint man, er verkündige einen untätigen und erträumten Christus. 7. Denn Christus hilft und nützt solchen Gläubigen nicht mehr als selbst den Dämonen und Verdammten. 8. Da aber Paulus wortreich dem Glauben die Rechtfertigung zuschreibt, ergibt sich zwingend, dass er nicht über solche Glaubensgestalten (um sie so zu nennen) redet, die man als erworbenen, eingegossenen, ungeformten, geformten, nicht entfalteten, entfalteten, allgemeinen oder besonderen Glauben bezeichnet. 9. Diesen erworbenen Glauben gestehen sie sogar den Dämonen und den allerbösesten Menschen zu. 10. [Paulus] muss also von einem anderen Glauben sprechen, der Christus in uns zur Wirkung bringt gegen Tod, Sünde und Gesetz, 11. und der uns nicht den Dämonen und den Menschen, die zur Hölle fahren, gleichen lässt, sondern uns den heiligen Engeln und den Kindern Gottes, die zum Himmel auffahren, gleich macht. 12. Das aber ist (wie wir ihn nennen) der Glaube, der Christus ergreift, der für unsere Sünden stirbt und um unserer Gerechtigkeit willen aufersteht, 13. das heißt, der nicht nur hört, was die Juden und Pilatus bei der Kreuzigung Christi getan haben oder was von seiner Auferstehung erzählt wird, 14. sondern der erkennt, dass die Liebe Gottes, des Vaters, dich durch Christus, der für deine Sünden hingegeben ist, erlösen und retten will. 15. Paulus verkündigt diesen Glauben, den der Heilige Geist auf die Evangeliumspredigt hin in den Herzen der Glaubenden bewirkt und erhält.