Klage gegen Ethikunterricht scheitert

Eine Grundrechtsklage gegen den Ethikunterricht an Schulen in Berlin ist vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gescheitert. Die Kläger, ein evangelisches deutsches Elternpaar und ihre 16-jährige Tochter aus Berlin, hatten mit der Religions- und Gedankenfreiheit argumentiert und eine Befreiung ihrer Tochter vom Pflichtfach Ethik verlangt. Das Gericht wies die Klage der Familie als unbegründet zurück.

Hier mehr: www.morgenpost.de.

Heidelberger Konferenz für reformierte Theologie 2010

HKonferenz.jpgEs tut sich etwas im deutschsprachigen Europa. Sebastian Heck hat die Internetseite für die »Heidelberger Konferenz für reformierte Theologie 2010« freigeschaltet. Die Konferenz will reformatorische Christen aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Italien, Frankreich, Großbritannien, den U.S.A. sowie aus anderen Länder zusammenbringen und:

den robusten Glauben vermitteln, der in den reformierten Bekenntnisschriften, wie zum Beispiel dem Heidelberger Katechismus, zum Ausdruck kommt. Einen Glauben, für den Christen verfolgt wurden. Einen Glauben, für den Christen gestorben sind.

Ein Blick auf das Programm der Konferenz lohnt sich: www.heidelbergerkonferenz.info.

Das Ende von Schuld und Sühne?

Kann man Schläger oder Mörder für ihre brutalen Taten verantwortlich machen? Noch setzt die Rechtsprechung voraus, dass Kriminelle (mehr oder weniger) für ihre Taten verantwortlich sind. Hirnforscher Gerhard Roth zweifelt am Sinn des Schuldprinzips und fordert ein neues Strafrecht. Markus Schulte von Drach schreibt dazu in der Süddeutschen Zeitung:

»Aus psychologischer Sicht kann man uns eine Handlung nur dann als unser Handeln zuschreiben, wenn es von unseren Motiven bestimmt wird«, so Roth. In der Strafrechtstheorie werde aber das genaue Gegenteil als Grundlage für Willensfreiheit angesehen: die Fähigkeit, sich von der Bedingtheit durch Motive zu befreien.
Unterstellt wird seit Kants Vorstellung eines inneren Sittengesetzes, dass grundsätzlich alle Menschen motiviert sein müssten, moralisch-rechtstreu zu handeln oder Strafe zu vermeiden. Allerdings hatte Kant die Frage nach Sittlichkeit, Schuld und Gewissen in die Metaphysik verlagert.
»Unser Rechtsgewissen ist aber das Produkt unserer Erziehung oder Lebenserfahrung und unterliegt wie alle Motive der Persönlichkeitsentwicklung«, sagt Roth. »Ich kann mich nicht außerhalb meiner Persönlichkeit und ihrer Geschichte stellen.«
Ähnlich sehen es auch Wissenschaftler wie der Frankfurter Hirnforscher Wolf Singer und der Leipziger Kognitionswissenschaftler Wolfgang Prinz, aber auch bekannte Philosophen wie der Amerikaner Daniel Dennett oder sogar Arthur Schopenhauer.
Es wäre demnach an der Zeit, sich von Begriffen wie Schuld und Sühne zu lösen und sich von der Vorstellung von Gut und Böse an sich zu verabschieden, wie es unter anderen der Philosoph Michael Schmidt-Salomon energisch fordert.

Nach der Lektüre des umfänglichen SZ-Artikels »Solln und Sühne« empfehle ich besonders die Abhandlung des Philosophen Daniel von Wachter: »Hat die Wissenschaft festgestellt, dass der Mensch nicht frei ist« sowie meinen Beitrag »Die Entwertung des Menschlichen«.

Seyran Ates zieht sich zurück

Die Berliner Frauenrechtlerin Seyran Ates ist Mitglied der deutschen Islamkonferenz. Die deutsch-türkische Anwältin kämpft seit 20 Jahren für die Rechte muslimischer Frauen in Deutschland. Nun hat die Anwältin wegen mehrerer Morddrohungen ihre Kanzlei geschlossen und zieht sich aus der Öffentlichkeit zurück.

Im Interview mit SPIEGEL ONLINE spricht Ates über die Feigheit deutscher und türkischer Verbände und ihre Hoffnung auf mehr Zivilcourage im Land. Das Medienmagazin pro informiert über die Hintergründe, die zum Rückzug geführt haben: www.pro-medienmagazin.de.

Mark Driscoll in The Washington Post

The Washington Post hat einen Artikel von Mark Driscoll publiziert. Mark schreibt, wie zu erwarten, sehr deutlich:

Christianity is not first and foremost about a sacred place to pilgrimage to, a philosophical system to ponder, a moral code to live, a religious tradition to honor, or an impersonal god to experience. Rather, Christianity is about a person who claimed to be the only God and said he would prove his unprecedented claim by living without sin, dying for sinners, and conquering death through resurrection.
So, as Christians, our aim is not to convince people of some god in general, but to introduce them to Jesus in particular. And since he created us with the ability to communicate, think, love, and experience, Christians have always valued using every means by which the truth and love of Jesus can be revealed.

Hier mehr: newsweek.washingtonpost.com.

Homosexualität ist eine Religion geworden

Was als Protestbewegung begann, ist zu einem riesigen Spektakel geworden. Die Homosexualisierung der Gesellschaft erreicht ihren Höhepunkt, und wer sich outet, wird zum leuchtenden Märtyrer einer bekennenden Kirche. Philipp Gut schreibt in einem Essay für DIE WELT:

Die moderne Homosexuellenbewegung ist jung, in diesem Jahr hat sie ihr 40. Jubiläum gefeiert. Kaum eine andere Emanzipationsbewegung hat in so kurzer Zeit so viel erreicht. Von Ächtung und Diskriminierung kann, nüchtern betrachtet, keine Rede mehr sein. Einst verlacht und verfolgt, üben Homosexuelle heute selbstverständlich alle erdenklichen Bürgerrechte aus. Doch die rechtliche Gleichstellung macht bloß einen Teil des triumphalen Aufstiegs aus. Die Anerkennung, die Homosexuelle genießen, geht weit darüber hinaus. Der Staat fördert sie, die Gesellschaft buhlt um ihre Gunst. Die Schwulen bestimmen heute, wie über Schwule zu denken und zu sprechen ist – und vor allem, worüber man nicht sprechen darf.

Hier der vollständige Artikel: www.welt.de.

Lost in Transition

51wUhtJUo7L._SL160_.jpgCT hat mit dem Soziologen Christian Smith darüber gesprochen, wie die Kirche die junge Generation erreichen kann. Smith, Autor des Buches Souls in Transition, schreibt über die Bedeutung der Eltern:

The most important factor is parents. For better or worse, parents are tremendously important in shaping their children’s faith trajectories. That’s the story that came out in Soul Searching. It’s also the story that comes out here.

Another factor is youth having established devotional lives—that is, praying, reading Scripture—during the teenage years. Those who do so as teenagers are much more likely than those who don’t to continue doing so into emerging adulthood. In some cases, having other adults in a congregation who you have relationships with, and who are supportive and provide modeling, also matters.

Some readers are going to be disappointed that going on mission trips doesn’t appear to amount to a hill of beans, at least for emerging adults as a whole. For some it’s important, but not for most. But again, we emphasize above everything else the role of parents, not just in telling kids about faith but also in modeling it.

Hier das Interview: www.christianitytoday.com.

Das Buch:

  • Christian Smith: Souls in Transition: The Religious and Spiritual Lives of Emerging Adults, Oxford Universitiy Press, 2009, 368 S., ca. 18 Euro

kann hier bestellt werden:

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Anpasser, aufgepasst!

41U6AcBLv6L._SL160_.jpgDer Psychiater Manfred Lütz, bekannt als Atheismus- und Evangelikalenkritiker (Gott: Eine kleine Geschichte des Größten), rechnet in einem Beitrag für den Rheinischer Merkur mit den Moden- und Milieustudien ab und warnt die Kirchen davor, jedem neuen Trend hinterherzulaufen:

Aber auch weniger revolutionäre Menschen brauchen ihre unhinterfragten Normalitäten. Als die Kirchen sich jüngst überlegten, wie sie die Menschen besser da abholen könnten, wo sie sind, mietete man einige gescheite Soziologen; die stellten erwartungsgemäß genau das fest, was Soziologen immer feststellen: Dass es nämlich »die Menschen« gar nicht gibt. Es gebe, so hätten sie herausgefunden, ganz verschiedene sogenannte Sinusmilieus, in denen sich das unstillbare Normalitätsbedürfnis der Menschen heute austobt. Solche gesellschaftlichen Kuschelecken sind vor allem durch ihre unvergleichliche Ästhetik charakterisiert. Da gibt es das »traditionsverwurzelte« rustikale Milieu mit dem röhrenden Hirsch über der Wohnzimmercouch, die »etablierte« abgefahrene Wohnungsinstallation mit hypermoderner Kunst und die »postmaterielle« ökologisch durchgestylte Wohnlandschaft, von der in künftigen Jahrhunderten archäologisch nichts mehr gefunden wird, da sie dann längst vollständig kompostiert worden ist. Auch die genauso eintönigen Mainstream-Milieus, in denen Normalität normal ist, und die hedonistischen Milieus, in denen Spaß haben Bürgerpflicht ist, machen die Sache nicht besser.

Es gibt nun Kirchenvertreter, die passgenaue Botschaften in diese Milieus senden wollen. Doch damit ist die Funktion seriöser Religion verkannt. Religion ist eine wichtige Irritation, die die Menschen aus ihrer Alltäglichkeit herausreißen kann. Sie könnte im Grunde all die blödsinnig normalen, gegen anders eingerichtete sorgfältig abgeschotteten Kreise erfolgreich aufmischen. Das hätte Pep. Dagegen ist eine stromlinienförmig angepasste Soft-Religion, die so blödsinnig normal wird, wie es die blödsinnig Normalen sowieso schon sind, überflüssig wie ein Kropf. Manchmal weiß man nicht, wen man verrückter finden soll: diejenigen, die in derartigen Welten leben, oder diejenigen, die an diese Welten wirklich glauben, als seien sie nicht bloß interessante soziologische Beschreibungen, sondern handfeste urwüchsige Realitäten. Doch in Sinusmilieus ist überhaupt nichts verrückt, da ist alles exakt an seinem Platz.

Hier der vollständige Artikel: www.merkur.de.

Sein neues Buch:

  • Manfred Lütz: Irre – Wir behandeln die Falschen: Unser Problem sind die Normalen – Eine heitere Seelenkunde, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 2009, 192 S., 17,95 Euro

kann hier bestellt werden (die Seite bietet auch ein Werbevideo zum Buch an):

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Der Messias aus Röhrnbach

Ich wundere mich schon den ganzen Tag darüber, dass der Beitrag über die Radikalisierung der Wort+Geist-Bewegung überdurchschnittlich oft aufgerufen wird. Die Erklärung ist einfach: Das ZDF-Magazin Frontal 21 hat gestern über die »Erweckungsbewegung« berichtet. Idea schreibt:

Am 13. August berichtete das Magazin über die umstrittene Glaubensgemeinschaft „Wort+Geist“ (Röhrnbach/Niederbayern). Wie die Moderatorin des Magazins, Hilke Petersen, sagte, befänden sich christliche Freikirchen im Aufschwung. Sie nähmen die Bibel einschließlich der darin geschilderten Wunder »wortwörtlich«. Eine dieser »neureligiösen Glaubensgemeinschaften« sei die Bewegung »Wort+Geist«, deren Zentrum sich in Röhrnbach (Niederbayern) befindet. Dort werde Heilung von schweren Krankheiten durch Handauflegen versprochen. Das könne »richtig gefährlich werden«, so
Petersen.

Die Wort+Geist-Bewegung hat mit einer protestantischen Kirche nichts gemein und muss in der Tat als gefährlich bezeichnet werden. Ich hoffe und bete, dass möglichst viele der von Helmut Bauer und seinen Mitarbeitern verführten Menschen den Weg in die Freiheit zurückfinden.

Wer an diesem Urteil zweifelt, lese den oben erwähnten Beitrag sowie die dazugehörigen Kommentare und höre sich folgende O-Ton-Mitschnitte an: www.youtube.com.

Zu denken, ein Christ müsse den Verstand ausschalten, ist ein tragisches Missverständnis. Gott will, wie Paulus es im 12. Kapitel des Römerbriefes schreibt, ja gerade unser Denken erneuern. Also, ihr lieben Freunde: Wacht auf und erinnert euch daran, dass »falsche Lehrer auftreten, die heimlich gefährliche Lehren einführen« (2Petr 2,1).

Körper wird zum passiven Objekt des Selbstentwurfs

Im Gender-Denken verstummt der Leib mit seiner erotischen Dimension, mit der Fähigkeit zu zeugen und zu gebären. Der Körper wird zum passiven Objekt des Selbstentwurfs.

Die Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz hat einen bemerkenswerten Artikel über die Gender Mainstream-Ideologie verfasst:

Frau muss Mann werden, um Mensch zu sein – so die Kurzthese des Egalitätsfeminismus (Simone de Beauvoir); Frau soll Frau werden, um Mensch zu sein, so die Kurzthese des Differenzfeminismus (Luce Irigaray). In diesen Richtungsstreit hat sich eine neue, postfeministische Debatte eingeschaltet: Es gebe gar kein biologisches Geschlecht (sex), nur noch ein sozial und kulturell zugeschriebenes Geschlecht (gender). In seinem »harten« Kern ist Gender radikal »dekonstruktivistisch«, löst die gewohnten Sichtweisen über Frau und Mann als ideologisch auf und entwirft spielerisch-unverbindliche Entgrenzungen. Sind wir damit anstelle von Frau oder »Männin« bei der »Menschin« angekommen? Oder beim Menschen ohne (Geschlechts-)Eigenschaften?

Schon Sigmund Freud hatte den Unterschied der Geschlechter bezweifelt: Wer den Schleier des Weiblichen lüfte, treffe auf das Nichts (des Unterschieds). Geschlechter seien nur ein Konstrukt versteckter »phallogozentrischer« Macht. Das behauptet Judith Butler in »Gender Trouble« (1990). Die feministische Argumentation sieht die 1956 geborene Rhetorikprofessorin in Berkeley widersprüchlich: Einerseits sei das Geschlecht nur sozial geprägt (und somit durch Kritik veränderlich), andererseits aber biologisch bestimmt (und somit unveränderlich). Aber nach Butler gibt es überhaupt keinen »natürlichen« Körper, der »vor« der Sprache und Kultur liegt. Radikalisiert heißt das: Der Unterschied zwischen »Sex« und »Gender« ist pure Interpretation. Noch schlichter: Auch »Biologie« ist Kultur. Emanzipatorisch ist daher ein subjektives und offen pluralistisches Geschlecht zu »inszenieren«.

Messer ins Herz

Gefoltert, getötet, verscharrt: Rund 10.000 Regimegegner ermordete die rumänische Geheimpolizei Securitate während der kommunistischen Diktatur, die Opfer wurden anonym vergraben. Gegen den Widerstand der alten Kader suchen Historiker und Archäologen nun nach den Überresten der Verschwundenen.

Serbanescus Ungeheuer ist ein Menschenfresser von besonderen Graden und heißt Kommunismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die rumänischen Kommunisten das ganze Land zwischen Karparten und Schwarzem Meer mit einem dichten Netz von Vernichtungsstätten, Arbeitslagern und psychiatrischen Zwangsanstalten überzogen. Zwischen 1945 und 1989, so hieß es 2006 im Bukarester Parlament, seien bis zu zwei Millionen Menschen Opfer von Verfolgungen geworden. Dabei bediente sich die rote Diktatur eines Helfershelfers, dessen Name noch heute viele Rumänen erzittern lässt: Die rumänische Geheimpolizei Securitate war mit zuletzt 400.000 Spitzeln in Rumänien allgegenwärtig wie die deutsche Stasi in der DDR – aber dabei noch ungleich brutaler als Mielkes Männer.

Hier der lesenswerte Artikel von Renate Nimtz-Köster: einestages.spiegel.de.

Glauben und Denken heute 1/2009

GuDh003.jpgEine neue Ausgabe von Glauben und Denken heute ist erschienen. Enthalten sind folgende Beiträge:

Die vollständige Ausgabe von Glauben und Denken heute 1/2009 kann hier herunter geladen werden: www.bucer.eu.

John Piper in Deutschland – Vorträge zum Download

2043_bonn.jpgJohn Piper war seit 35 Jahren, als er in München bei Leonhard Goppelt u. Georg Kretschmar (nicht Wolfgang Pannenberg) promovierte, nicht mehr in Deutschland. Auf die Vorträge, die er vergangene Woche auf der Hirten-Konferenz in Bonn hielt, hat er sich sehr gefreut.

Zwei Vorträge von Piper können inklusive Übersetzung auf Deutsch (!) online gehört oder auch als mp3-Dateien herunter geladen werden:

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