Die teuflische Rethorik des Gutmenschen

Norbert Bolz ist einer der wenigen unangepassten Denker in Deutschland, den zu lesen es sich lohnt. Nun hat er rhetorisch wieder zugeschlagen. Es tut weh, ist aber heilsam (Focus 17/2008):

Die Erfahrung der letzten Jahrzehnte zeigt, dass wir immer tiefer in den Staatsgötzendienst steuern – und jede Menge Theologen sind bereit, aus Gründen der Anpassung an dieser Sozialoffenbarung mitzuwirken. Das Traurige ist eben, dass solche Ersatzreligionen gerade von denen praktiziert und vorangetrieben werden, von denen man eigentlich erwarten sollte, dass sie denken können. Sowohl die Grünen als auch die Ich-Religiösen, als auch die Staatsgötzendiener sind eigentlich Intellektuelle. Offensichtlich brauchen Menschen eine Möglichkeit, sich irgendwelchen Imperativen zu unterwerfen. Angesichts dessen ist eigentlich das christliche Angebot das freiheitlichste und souveränste und auch intellektuell befriedigendste, weil diese Unterwerfung es ermöglicht, allem anderen gegenüber souverän zu sein während diejenigen, die den Gott nicht haben, sich sofort in einer gnadenlosen Knechtschaft wiederfinden. Die Frage ist nur: Welche Verknechtung ist die jammervollste? Ist es diese neuheidnische Naturidolatrie der Grünen, die ich in ganz besonderer Weise lächerlich finde? Oder ist es die Anbetung des Staates, die wenigstens eine gewisse Tradition hat. Oder ist es das Ich-Götzentum? (S. 181)

»Soziale Gerechtigkeit« ist die Maske des Neids, »Teamfähigkeit« ist die Maske des Hasses auf die Ehrgeizigen und Erfolgreichen, »Dialog der Kulturen« ist die Maske der geistigen Kapitulation. Überhaupt: Das, was man Political Correctness nennt, ist die aktuelle Rhetorik des Antichristen. (S. 182)

Bundestag verabschiedet Gesetz zur Erleichterung familiengerichtlicher Maßnahmen

Der Deutsche Bundestag hat das »Gesetz zur Erleichterung familiengerichtlicher Maßnahmen bei Gefährdung des Kindeswohls« einstimmig beschlossen. Damit sollen Familiengerichte künftig zum Schutz vernachlässigter oder misshandelter Kinder frühzeitiger eingreifen können.

Bislang musste Eltern ein konkretes Erziehungsversagen nachgewiesen werden. Da dies aber in der Praxis schwierig gewesen sei, seien die Jugendämter oft davor zurückgeschreckt, die Justiz einzuschalten. Künftig muss dieser Nachweis nicht mehr geführt werden. Das Familiengericht kann tätig werden, wenn das Wohl des Kindes aus der Sicht der Behörden gefährdet ist und die Eltern diese Gefahr nicht abwenden wollen oder können.

Mit einem Katalog konkreter Maßnahmen stellt das Gesetz klar, dass das Gericht eine Reihe von Schritten anordnen darf, ohne gleich das Sorgerecht zu entziehen. So kann es Eltern verpflichten, an einer Erziehungsberatung oder einem Anti-Gewalt-Training teilzunehmen, ihr Kind in den Kindergarten zu geben oder für einen regelmäßigen Besuch der Schule zu sorgen. Mit der Auflistung solcher Handlungsmöglichkeiten sollen Jugendämter ermutigt werden, die Familiengerichte frühzeitiger einzuschalten.

Kritikern der Gesetzesänderung wird mitgeteilt, die Debatte über eine Entmachtung der Eltern sei »virtuell; denn diejenigen, die ihre Sorge dadurch zum Ausdruck bringen, dass sie den Teufel an die Wand malen, haben sich die Gesetzesänderungen, … nicht angeschaut« (Leutheusser-Schnarrenberger).

Kinderschutzpräsident Heinz Hilgers ist sich sicher, dass das neue Gesetz weder das Leben von Lea-Sophie, Kevin, Jessica oder anderen verhungerten oder zu Tode misshandelten Kinder hätte retten können, berichtet die sozialistische Tageszeitung Neues Deutschland: www.neues-deutschland.de.

Das vollständige Protokoll der Beratung über das »Gesetz zur Erleichterung familiengerichtlicher Maßnahmen bei Gefährdung des Kindeswohls« kann hier herunter geladen werden: Gefährdung des Kindeswohls. Außerdem gibt es den Link zur dazugehörigen Drucksache 1606815.pdf.

Postmoderne in dreißig Minuten

Den Slogan »In nur 2 Stunden wissen Sie Bescheid!« mit der Postmoderne in Verbindung zu bringen, provoziert. Jetzt wird’s allerdings noch verrückter: Ich biete einen nur dreißigminütigen Vorlesungsmitschnitt über »Emerging Church« an, in dem ich ›Leitgedanken‹ der Postmoderne kurz skizziere. Die Tonqualität ist leider nur suboptimal.

Den Podcast aus dem Jahr 2007 gibt es hier: podcast2008:1.mp3. Die Folie dazu kann ebenfalls herunter geladen werden: leitbegriffe-der-postmoderne.pdf.

[podcast]http://theoblog.de/wp-content/uploads/2008/04/podcast2008%3A01.mp3[/podcast]

No Intelligence Allowed

expel-300x250_NowPlaying.jpgDer Dokumentarfilm »Expelled«, der sich kritisch mit der Polemik gegen ›Intelligent Design‹ auseinandersetzt und die Diskriminierung evolutionskritischer Wissenschaftler problematisiert, ist inzwischen in den Kinos.

Ben Stein, ein amerikanischer Journalist und Entertainer, der durch das Programm führt, wurde von Christianity Today interviewt: www.christianitytoday.com.

Außerdem hat das Journal eine Filmkritik publiziert: www.christianitytoday.com.

Douglas Groothuis hat sich den Film ebenfalls angeschaut und in seinem Blog Stärken und Schwächen kommentiert: heconstructivecurmudgeon.blogspot.com.

Jesus und die Ehebrecherin

Fast jeder Theologiestudent muss sich im Verlauf seines Studiums mit der ziemlich verwickelten Manuskriptlage zur Perikope über die Ehebrecherin befassen (Johannes 7,53–8,11). Daniel B. Wallace vom Center for the Study of New Testament Manuscripts hat im Juni 2007 ein Team nach Albanien geschickt, um dort sehr alte Manuskripte fotografieren zu lassen. Christianity Today berichtet über die Ergebnisse: www.christianitytoday.com.

Zur geplanten Erleichterung familiengerichtlicher Maßnahmen

Brief an die Bundestagsabgeordnete Sabine Bätzing:

Sehr geehrte Frau Bätzing,

am Donnerstag, den 24.04.2008, sollen Sie im Bundestag über die Gesetzesnovellierung des §1666, BGB abstimmen. Diese Novellierung wird den Kindern, die von ihren Eltern misshandelt oder vernachlässigt werden, leider nicht helfen. Bereits in der Begründung heißt es, dass die Jugendämter und Familiengerichte die jetzigen Gesetze nicht ausreichend umgesetzt haben. Durch die beispielhafte Aufzählung der Eingriffsmöglichkeiten (§ 1666 Absatz 3 BGB) soll dem nun abgeholfen werden. Da die Familiengerichte bereits nach jetziger Gesetzeslage früher eingeschaltet und tätig werden, ist keine Gesetzesänderung nötig.

Warum also diese Novellierung? Sie schwächt unberechtigterweise das Recht der Eltern, so wie es Artikel 6 GG vorsieht, indem das Tatbestandsmerkmal des »elterlichen Erziehungsversagens« in der Generalnorm des § 1666 BGB Absatz 1, entfällt. Durch die Orientierung ausschließlich am »Kindeswohl« wird im Zweifel die Beweislast umgekehrt. Jetzt müssen Eltern vor dem Gericht begründen und beweisen, dass sie nicht gegen das Kindeswohl verstoßen haben, das Erziehungsgrundrecht wird in das Ermessen des Richters oder der Jugendämter gestellt. Damit wird faktisch erreicht, was mit der Aufnahme von eigenen »Kinderrechten« in das Grundgesetz erreicht werden sollte. Eltern sollen nun ihre Kinder in dem Sinne erziehen müssen, wie der Staat und seine Instanzen das Wohl des Kindes interpretieren.

Deshalb bitte ich Sie, am Donnerstag gegen diese Novellierung zu stimmen. Das »gut austarierte Verhältnis zwischen den Rechten und Pflichten der Eltern einerseits und den Aufsichts- und Interventionsmöglichkeiten des Staates andererseits« darf nicht eindeutig zugunsten des Staates verschoben werden. Sollte dies dennoch stattfinden, weil der ideologische Druck der zuständigen Regierungsmitglieder größer ist, als die sachliche Einsicht in die Wirklichkeit von Familien, ist mit einer Flut von Klagen verängstigter und besorgter Eltern zu rechnen.

Mit herzlichen Grüßen aus Ihrem Wahlkreis,

Ihr Ron Kubsch

Krister Stendahl 1921–2008

stendahl.jpgWer sich eingehend mit der Neuen Paulusperspektive beschäftigt, stellt schnell fest, dass die New Perspective so neu nicht ist. Während bereits namhafte Gelehrten wie W. Wreder, A. Schweizer oder H.-J. Schoeps die neue Paulusdeutung vorbereitet haben, wird Krister Stendahl gern als »Vater« der Neuen Paulusperspektive bezeichnet. Der schwedische Exeget, der sich selbstbewusst um eine »Entlutherisierung« der Paulusinterpretation bemühte und 1963 in seinem Aufsatz »The Apostle Paul and the Introspective Conscience of the West« (Stendahl, 1963) die These aufstellte, dass unser Paulusverständnis zu Unrecht von der Rechtfertigungslehre vereinnahmt wurde, starb am 15. April im Alter von 86.

Siehe auch:  Was meint Paulus wirklich?

Bible Mapper

image004.gifBible Mapper ist ein Tool von David P. Barrett, mit dem sich verhältnismäßig schnell biblisches Kartenmaterial erstellen lässt, das dann in Präsentationen oder Unterrichtsmaterialien eingebunden werden kann. Ab Version 3 ist das für MS Windows konzipierte Programm frei und kann hier herunter geladen werden (70 MB): www.biblemapper.com. Ein Registrationsschlüssel, der für die volle Funktionsfähigkeit benötigt wird, kann beim Autor per eMail angefordert werden.

Christus und die Kultur – aus der Sicht von D.A. Carson

D.A. Carson’s Christ and Culture Revisited (Grand Rapids: Eerdmans, 2008) kann jetzt über den Buchhandel bestellt werden. Das Inhaltsverzeichnis und Vorwort zu dem Buch, das an Richard Niebuhr’s Christ & Culture anknüpft, ist als PDF hier abrufbar: www.wtsbooks.com.

Carson’s Auseinandersetzung mit der Emerging Church (original im Jahr 2005 erschienen als: Becoming Conversant with the Emerging Church) soll in wenigen Wochen in einer deutschen Übersetzung bei CLV erscheinen. Vorbestellungen sind möglich: www.amazon.de.

Gattaca

Obwohl das DVD-Filmangebot inzwischen unüberschaubar vielfältig ist, braucht es einen guten Spürsinn und Geduld, um intelligent aufgebaute und ästhetisch fotografierte Filme zu finden. Ein bemerkenswert schöner und zugleich tiefsinniger Film ist »Gattaca« aus dem Jahr 1997.

Der Regisseur Andrew Niccol präsentiert in seinem Erstlingswerk eine Gesellschaft, in der das Erbmaterial über den Wert des Lebens entscheidet. Eine hoch entwickelte Fortpflanzungsmedizin macht es möglich, dass die meisten Eltern intelligente modeltaugliche Kinder zur Welt bringen. Menschen, die ungeplant auf herkömmliche Weise zur Welt kommen, bleibt in dieser genetischen Klassengesellschaft nur der Abstieg zu den »Invalids«. Auch Vincent Freeman, gespielt von Ethan Hawke, kann wegen seiner Durchschnittlichkeit und einem angeborenen Herzfehler nicht zur Elite der »Valids« gehören. Doch er kämpft mit eisernem Willen und Tricks gegen das scheinbar unbezwingbare Kontrollsystem an und tauscht seine genetische Identität mit dem verunfallten Sportler Jerome Morrow (Jude Law). Da er auf diese Weise Karriere macht, hat Vincent gute Chancen, sich seinen Lebenstraum zu erfüllen und als Pilot für Gattaca das All zu erforschen. Doch kurz vor seinem Start gerät Vincent in eine äußert brenzliche Situation und der gesamte Plan droht aufzufliegen.

Der Science-Fiction »Gattaca« entmythologisiert eine von kalter Statistik und perfektionierter Naturwissenschaft dominierte Welt, in der Menschen zwar länger gesund leben, aber Beziehungsfähigkeit und Sinnfindung auf der Strecke bleiben.

Die DVD ist derzeit günstig bei Amazon zu haben: www.amazon.de.

Was ist Wahrheit?

Die meisten Menschen haben ein ganz gutes Gespür dafür, was Wahrheit ist. Andererseits ist »Wahrheit« umstrittener als jeder andere Begriff. Ohne große Anstrengungen wäre es möglich, mehr als 10 Wahrheitstheorien aufzulisten, die in den Geisteswissenschaften oder der Wissenschaftstheorie miteinander konkurrieren. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Wahrheit eine lange und nicht immer ruhmreiche Geschichte hat. Im Namen der Wahrheit wurden bedeutende Bücher verfasst und Menschen befreit. Doch im Namen der Wahrheit wurden ebenfalls furchtbarste Verbrechen verübt, Fehlurteile gefällt und tragische Kriege angezettelt. Der Wahrheitsbegriff ist also zwiespältig und komplex.

Anbei ein kleiner Vortrag zum Thema »Was ist Wahrheit?«, den ich im Januar in einer Gemeinde gehalten habe: wasistwahrheit.pdf. Außerdem die dazugehörigen Folien im Flash-Format: wasistwahrheit.swf.

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