Selbstgerechtigkeit passt nicht zur Guten Nachricht

John Stott schreibt in einem Buch Die große Einladung über die Befreiung durch Christus (Brunnen, 2004, S. 126–128):

«Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken» (Matthäus 11,28). Diese Einladung richtet sich ausdrücklich an alle Menschen, auch an uns. Mit der Einladung macht uns Jesus nicht gerade ein Kompliment. Er beschreibt uns als «mühselig und beladen». Offenbar vergleicht er uns mit Ochsen, denen ein schweres Joch den Nacken wund scheuert und die eine schwere, ja erdrückende Last tragen.

Jesus geht also davon aus, dass alle Menschen eine Bürde tragen, und was mich betrifft, so habe ich keinen Zweifel daran, dass seine Diagnose zutrifft. Da sind die Lasten unserer Ängste und Sorgen, unserer Versuchungen, unserer Verantwortung und unserer Einsamkeit. Da ist dieses schreckliche Gefühl, das uns manchmal überfällt, dass das Leben weder Sinn noch Ziel hat. Vor allem aber ist da die Bürde unseres Versagens oder (um das Kind beim Namen zu nennen) unserer Sünden, die Gottes Gericht verdienen. Klagt unser Gewissen uns niemals an wegen einer Schuld? Senken wir niemals den Blick unter einem Gefühl der Scham und der Entfremdung? Haben wir niemals ausgerufen (wie das anglikanische Gebetbuch es vorsieht), dass «die Last unserer Sünden unerträglich» ist, dass wir sie also nicht mehr tragen können?

Wenn uns all diese Lasten fremd sind, dann – fürchte ich – werden wir niemals die Einladung Christi annehmen, zu ihm zu kommen und uns von ihm befreien zu lassen. Es sind die Beladenen, denen er Erquickung verspricht. Wie er an anderer Stelle sagte: «Die Gesunden brauchen keinen Arzt, sondern die Kranken!» (Matthäus 9,12). Wer sich gesund fühlt, wird nicht zum Arzt gehen. So werden wir auch nicht zu Jesus Christus kommen, solange wir nicht die Last unserer Sünde verspüren.

Der erste Schritt, Christ zu werden, ist das demütige Eingeständnis, dass wir Jesus brauchen. Nichts kann uns so sicher vom Reich Gottes fern halten wie unser Stolz und unsere Selbstgerechtigkeit.

Aber was bietet Jesus nun eigentlich an? Er verspricht uns, wenn wir zu ihm kommen, unser Joch leichter zu machen, unsere Last von uns zu nehmen, uns zu befreien und uns zu erquicken.

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