Gender Mainstream

„Gender- und Queer-Perspektive“ als Befreiung?

Im Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts (KI)  wurde kürzlich ein Aufsatz über die „Gender-und Queer-Perspektive“ publiziert. Freundlicherweise darf ich hier einen beachtenswerten Leserbrief wiedergeben, der von Pfr. i. R. Burkard Hotz dazu verfasst wurde.

„Gender- und Queer-Perspektive“ als befreiende Kraft?

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich will mit dem Positiven beginnen: Bei der Lektüre der Ausgabe 2 /2014 des Materialdienstes habe ich mit großem Interesse den Aufsatz von Markus Iff, Seite 23 ff über das Taufverständnis innerhalb der FeG studiert. Gerade weil die FeG hier einen eigenständigen und toleranten Weg zwischen dem „harten Baptismus“ und dem Taufverständnis der Großkirchen geht, ohne einerseits die Taufe theologisch zu entkernen oder andererseits sie theologisch so hoch zu hängen, dass der Glaube fast schon schädlich scheint, weil er das bedingungslose Heilshandeln Gottes einschränken könnte. Hier geht die FeG in der Tat einen originellen Weg, der für Gemeindeleitungen seelsorgerlich einen echten Handlungsraum nach innen ermöglicht und der nach außen eine erfreuliche ökumenische Weite erschließt. Also dieser Aufsatz hat mich sehr gefreut, nicht zuletzt deshalb, weil ich seit meinem Ruhestand, ich war bis 2012 Pfarrer in der EKHN, gerne auch die Gottesdienste in der FeG hier in Wiesloch besuche und mit Freude diese lebendige Gemeinde wahrnehme.

Nun möchte ich zu dem Beitrag von Katharina Röllmann, Seite 32 ff einige kritische Gedanken und Fragestellungen mitteilen, weil ich diesen Beitrag für gut geeignet halte, anschaulich zu zeigen, wie GendertheoretikerInnen es lieben, mit ihrem Thema umgehen. Sie entfalten ihr Thema üblicher Weise in drei Schritten.

In einem 1. Schritt wird eine wissenschaftlich beeindruckende empirische Feld-Analyse zum Verhältnis Frauen – Männer vorgelegt, in unserem Fall sogar aus unterschiedlichen Kulturräumen. Mit großem methodischen Aufwand wird der Frage nachgegangen, sind Predigten geschlechtsspezifisch, also predigen Frauen und Männern unterschiedlich? Nun wird die beeindruckende Analyse durch die verschiedensten Raster und kategorialen Muster geschüttelt und nach dieser komplexer Analyse kommt man zu dem 2. Schritt: Ja, Gender hat Recht, die Predigten sind unterscheidbar, Frauen predigen tendenziell anders als Männer. Ja, es gibt so etwas wie ein geschlechtsspezifisches Predigen. Allerdings sind die mit großem analytischem Forschungsaufwand und einer sehr anspruchsvollen Terminologie gewonnen Ergebnisse nicht sehr überraschend: also Frauen predigen „generell lebensnäher, spezifischer und emotionaler“. Eine Beobachtung, die ich als langjähriger Gemeindepfarrer auch ohne beeindruckenden wissenschaftlichen Aufwand im Prinzip eins zu eins bestätigen kann. Das ist also der 2. Schritt der Genderanalyse. Männer und Frauen gehen das Predigen anders an, bringen andere Prägungen, Erfahrungen und Aspekte ein. Das ist doch ein erfreuliches Ergebnis, so könnte man denken, und eine schöne und zukunftsweisende Erkenntnis für das Reich Gottes. Wir können mit Freude die Unterschiede zwischen Frauen und Männern als Begabungen und Reichtum entdecken und fördern, und gerade diese Unterschiedlichkeit als von Gott geschenkte gleichwertige Gaben für Frauen und Männer bejahen. Und eben diese geschlechtsspezifischen Unterschiedlichkeiten dürfen in der Gemeinde als gemeinsames Lernfeld der gegenseitigen Bereicherung und in lebendiger komplementärer Ergänzung der Verkündigung des Wortes Gottes und dem Aufbau der Gemeinde dienen.

So könnte man dankbar denken und es engagiert leben, doch weit gefehlt, wer so denkt, so klärt uns die Autorin auf, ist noch gänzlich unaufgeklärt und verharrt in „starren Geschlechterkategorien“. Wer so denkt, macht unerlaubter Weise einen Punkt, wo um Gottes Willen ein Komma hingehört, wird uns gesagt. Wer so denkt, hat weder die Genderwahrheit – und bei Frau Röllmann maximal theologisch getoppt – noch „die befreiende Kraft des Evangeliums und das Wirken Gottes!“ – überhaupt verstanden. Denn jetzt kommt der entscheidende 3. Schritt, der wahre Gender-Schritt. Jetzt kommt der Akt der Befreiung. Schritt 1 und 2 waren nur das Vorspiel, das Glockengeläut und das Präludium, jetzt aber kommt die wahre Liturgie, der wirklich Gender-Gottesdienst! Das mit großem und beeindruckendem wissenschaftlichem Aufwand ermittelte Ergebnis der Unterschiedlichkeit von Männern und Frauen ist im Grunde nur dazu da, – man kann es kaum fassen! – um beseitigt zu werden. : „Die Blickwinkel von Frauen und Männern auf die Welt scheinen noch Unterschiede aufzuweisen. Dies muss aber nicht so bleiben. Es ist eine wesentliche Funktion der Kirche nicht nur mit Wirklichkeitsperspektiven umzugehen, sondern sie auch zu verändern und zu erweitern. Damit kann sie einen Raum eröffnen, in dem die befreiende Kraft des Evangeliums wirken kann. Dies ist eine Befreiung aus einengenden Wirklichkeitsverständnissen hin zu Perspektiven, die menschliche Kategorien übersteigen. Die Dekonstruktion von Geschlechterkategorien kann dabei symbolisch wirken“.

Jetzt ist die Katze aus dem Sack und Gender wird geradezu orthodox-evangelisch als befreiende Kraft des Evangeliums präsentiert. Die vorher mit einem Riesenaufwand herausgestellten und präzisierten Geschlechter von Frau und Mann sollen gerade überwunden, im Genderslang „dekonstruiert werden“ , weil sie ja selber nur soziale Konstruktionen seien, die ein „einengendes Wirklichkeitsverständnis“ transportieren. Bei Frau Röllmann wird dabei diese dekonstruktivistische Gender-und Queer-Perspektive nahtlos mit der „befreienden Kraft des Evangeliums“ und der „christlichen Identitätsfindung“ in eins gesetzt. Ich reibe mir erstaunt die Augen und frage mich, ist das nicht eine hochgradige ideologische Instrumentalisierung des Evangeliums von Jesus Christus? Ist es nicht ein wahnhaftes pseudotheologisches Konstrukt, das wirklich der Dekonstruktion bedarf, dass die Identität in Jesus Christus (z. B. nach 2. Kor. 5, 17) und die Qeertheorie, die sich energisch der Zerstörung von Frausein und Mannsein widmet, sich dem „gleichen Paradox“ verdankten?

Natürlich bekommen bei Frau Röllmann auch die bösen konservativen Freiheitsverhinderer ihr Fett ab: „Gerade in den wachsenden christlich-konservativen Kreisen der USA gibt es klare Modelle von zwei Gruppen, die Männer und Frauen genannt werden“. Das ist wirklich erstaunlich, dass dies schlimmer Weise nicht nur in den USA sondern auch unter uns in Europa seit vielen Jahrhunderten geschieht, auch bei uns gibt es, man glaubt es kaum, zwei Gruppen, die Männer und Frauen genannt werden!! Und ich oute mich als Mann, der dies bewusst unterstützt und der keinerlei gegenderte Dekonstruktion begehrt, im Gegenteil, der sogar in der Pflege der komplementären Geschlechterbeziehung von Mann und Frau – wesentlich in der Ehe – eine entscheidende Aufgabe in Kirche und Gesellschaft sieht und sich für sie einsetzt. So rufe ich Frau Röllmann zu: ‚Setze kein Komma, wo Gott einen Punkt, ja sogar ein Ausrufungszeichen gesetzt hat!‘

Ja, ich bin gegen Frau Röllmann und der Vielzahl ihrer wissenschaftsgewaltigen Gesinnungsgenossinnen der Überzeugung, dass in der Geschlechterkomplementarität von Mann und Frau, mit ihrem exklusiven ehelichen Segen der Fruchtbarkeit, die conditio humana im jüdisch-christlichen Kulturstrom eine grundlegende und bewährte Ausprägung gefunden hat. Ihre im Namen einer vermeintlichen Freiheit propagierte und praktizierte „Dekonstruktion“, d.h. ihre Zerstörung trägt für mich die Züge selbstzerstörerischer Besessenheit.

Nein für mich ist dieser Weg, den Frau Röllmann propagiert ein falscher und gefährlicher, eben ein massiv kontaminierter Weg. Die Abschaffung der Geschlechter von Mann und Frau und damit die Zerstörung der Familie mit Vater und Mutter und des generationalen Zusammenhangs der Familien, werden weder der Kirche noch der Gesellschaft einen lebensdienlichen Zuwachs an Freiheit und Gerechtigkeit bringen. Im Gegenteil, wir werden durch diese wahnhafte Entgrenzung von Identität und die bewusste Abschaffung von Vater und Mutter und die Auflösung des generationalen Zusammenhangs immer verwirrter und unfruchtbarer, immer desorientierter und haltloser werden. Genau dies ist ja eine erklärte Absicht der Gender-Ideologie, nämlich Verwirrung zu stiften. Darin scheint sie sehr erfolgreich zu sein!

Frau stud. theol. Anna Katharina Röllmann, schon in jungen Jahren preisgekrönt, hat sicher im ideologischen Klima des derzeitigen landeskirchlichen Protestantismus eine große Zukunft vor sich. Sie wird dringend gebraucht, und viele Stellen und Tätigkeitsbereiche stehen ihr offen, denn der dekonstruktivistische Genderbedarf in Kirche und Gesellschaft ist riesig, und es gibt sehr, sehr viel zu tun für die schöne neue Genderwelt. Außerdem muss den konservativen Feinden dieser kulturrevolutionären Befreiung zum wahren Menschensein auf allen Ebenen das Handwerk gelegt werden. Auch dies wird sehr viel Arbeit sein.

Ich allerdings bin davon überzeugt, dass eine Kirche und die mit ihr verbundene Theologie, die die Gender- und Queertheorie und – praxis mit dem befreienden Evangelium von Jesus Christus ideologisch parallelisiert, keine Zukunft hat. Denn es ist der konsequente Weg in ein neues Heidentum.

Das waren Gedanken, die mich bei Lektüre des sehr erhellenden Beitrags von Frau Röllmann beschäftigten.

Ich grüße Sie herzlich und wünsche Ihnen Gottes Segen

Wahnsinn mit Methode

Thomas Lachenmaier schreibt in seinem Artikel „Wahnsinn mit Methode“ (factum, 5/2014, S. 14–17, hier: S. 17):

Um eine Familie zu gründen, müssen eine Frau und ein Mann als solche authentisch sein und eine Vorstellung davon haben, was eine Familie ist. Wo der Mensch alles ist, aber nicht männlich oder weiblich, da wird sich auch keine Familie bilden können, wie sie von der Schöpfung angelegt, von Gott gedacht ist. In erster Linie richtet sich Gender gegen die Familie. Der immense Aufwand, den mehr als 200(!) Gender-Lehrstühle allein in Deutschland betreiben, um die Identität von «Mann» und «Frau» zu zerstören, zeigt Wirkung.

Wer heute eine Umfrage in der Fussgängerzone macht, sogar wenn er ein kirchliches Orientierungspapier zurate zieht, der wird nicht mit einem schlüssigen Bild von Familie konfrontiert, sondern mit einem «anything goes», mit der Auflösung der Familie. Alles kann Familie sein: zwei Männer mit oder ohne Kinder, eine polygame WG, eine Frau mit zwei Männern. Warum nicht auch bald eine alleinstehende Frau mit ihren sieben Katzen, wenn sie mit ihnen eine hinreichend verlässliche Beziehung hat?

Der Religionspädagoge und Buchautor Andreas Späth erinnert in einem Aufsatz an ein bemerkenswertes Wort von C. S. Lewis. Mitte des vorigen Jahrhunderts schrieb Lewis: «Denn die Macht des Menschen, aus sich zu machen, was ihm beliebt, bedeutet (…) die Macht einiger Weniger, aus anderen zu machen, was ihnen beliebt.» Es lässt sich heute sehen, wie viel Macht diese einigen Wenigen, die sich Gender auf die Fahnen geschrieben haben, über die Vielen haben. Sie bestimmen die politische Agenda und sie gehen dabei energisch vor. Ein Zitat der EU-Kommissarin für Justiz, Grundrecht und Bürgerschaft, Viviane Reding, markiert diese Entschlossenheit: «Wir wollen keine Völker, die sich der gleichgeschlechtlichen Ehe widersetzen. Falls dies nicht verstanden wird, müssen wir eben eine härtere Gangart einschlagen.»

Gegen Genderism an öffentlichen Bildungseinrichtungen

Heike Diefenbach und Michael Klein haben eine Petition gegen die Verzweckung von Bildungseinrichtungen ins Leben gerufen. Das Bildungssystem diene nicht mehr der Vermittlung von Bildung, sondern der Versorgung von Günstlingen und der ideologischen Indoktrination nach dem Vorbild der marxistisch-leninistischen Indoktrination in der DDR. Sie begründen ihre Initiative unter anderem so:

Seit Jahrzehnten wird im Bildungssystem Deutschlands das so genannte Gender Mainstreaming betrieben. Das Gender Mainstreaming zielt auf Gleichstellung und ist eine Methode der Umverteilung, die finanzielle und sonstige Ressourcen abschöpft, um sie dazu einzusetzen, Mädchen und Frauen im Bildungssystem zu bevorzugen und eine nicht mehr überschaubare Anzahl an Instituten zu finanzieren, die nichts anderes tun als zu versuchen, diese Umverteilung finanzieller und sonstiger Ressourcen zu legitimieren. Die so entstandene Gender-Industrie verbraucht jährlich mehrere Milliarden Euro, ohne dass ein gesellschaftlicher Nutzen ersichtlich wäre. Ersichtlich sind dagegen gesellschaftliche Schäden:

Jahrzehnte der Mädchenförderung an deutschen Schulen haben dazu geführt, dass Jungen erhebliche Nachteile in fast allen Bereichen des Bildungssystems haben. (dazu: Berg et al., 2006; Diefenbach, 2010; Diefenbach, 2007; Diefenbach & Klein, 2002; Geißler, 2005; Kottmann, 2006; Lehmann & Lenkeit, 2008; Lehmann & Nikolova, 2005; Lehmann, Peek & Gänsefuß, 1997)

Jahrzehnte der Frauenförderung an deutschen Hochschulen haben dazu geführt, dass die Qualität der deutschen Sozialwissenschaften auf einem historischen Tiefststand ist und dazu, dass mehr und mehr Universitäten zu Ausführungsorganen der von öffentlichen Auftraggebern gewünschten Forschungsergebnisse werden.

Anstatt angesichts dieser bereits eingetretenen Folgen Schulen und Universitäten von Genderismus freizuhalten, wird weiter versucht, nicht nur Bildung zu unterminieren, sondern Bildungsinstitutionen zu Anstalten der frühzeitigen und dauerhaften Ideologisierung der Bevölkerung umzufunktionieren.

Die Universitäten sehen sich schon seit Jahren einem Eingriff in die Freiheit von Forschung und Lehre ausgesetzt, der bislang seinesgleichen in der Geschichte Deutschlands sucht. Zwischenzeitlich wurden 189 Lehrstühle für Gender- und Frauenforschung eingerichtet. Der Wert dieser Lehrstühle ist ebenso fragwürdig wie die wissenschaftliche Erkenntnis, die auf diesen Lehrstühlen produziert wird.

Hier mehr: www.change.org.

Eröffnung des EKD-Studienzentrums für Genderfragen

Die EKD macht es den in ihr verbliebenen bekenntnisorientierten Mitgliedern wirklich schwer. Nach dem Desaster mit der Orientierungshilfe und der „Eine Tür ist genug“-Kampagne wurde gestern ein Studienzentrum für Genderfragen in Kirche und Theologie in Hannover eröffnet. Da sage jemand, die EKD setze keine Prioritäten!

Einschlägige Agenturen wie idea oder Medienmagazin pro haben hinlänglich darüber berichtet. Wer sich die Mühe macht, die „Tischreden“ zur Eröffnung zu lesen, wird schnell erkennen, in welche Richtung es geht. Der Ertrag steht fest. Mit Skeptikern will die Kirche nachsichtig umgehen. Bei der wissenschaftlichen Arbeit und deren Vermittlung müssen – so Nikolaus Schneider – die Ängste und Vorurteile gutwilliger Verächter berücksichtigt werden. Prof. Dr. Claudia Janssen, Studienleiterin des Zentrums, läßt uns in ihrem Statement wissen:

Ich wünsche mir für das Studienzentrum der EKD für Genderfragen in Kirche und Theologie, dass es ein Ort des Dialogs wird. Der Begriff Gender öffnet sich für den ganzen Reichtum an Forschungsdiskursen, an die wir anknüpfen können: Feministische Theologien, Rassismus-Diskurse, insbesondere den christlich-jüdischen Dialog, queer-Theologien, ökumenische, unterreligiöse und postkoloniale Diskurse… Ich persönlich nähere mich den Fragen des Geschlechterverhältnisses aus feministischer Perspektive an und will aus den Dialogen lernen: nicht nur zwischen Männern und Frauen, sondern zwischen allen Geschlechtern, zwischen Menschen, die hetero-, bisexuell, lesbisch, schwul, transgender, intersexuell, queer sind.

Gender ist ein offener Begriff, der mit Leben gefüllt werden muss. Eine geschlechterbewusste Theologie, die wir im Studienzentrum weiterentwickeln wollen, steht für eine Kultur der Wertschätzung in unserer Kirche: eine Kultur, die Unterschiede hoch achtet und gleichzeitig auch darauf schaut, was uns verbindet. Der Erfolg der Arbeit der letzten Jahre zeigt, dass die Idee des Studienzentrums von vielen unterschiedlichen Menschen, Haupt- und Ehrenamtlichen getragen wird, die in der Entwicklung einer geschlechterbewussten Theologie eine innovative Kraft für unser Kirche sehen.

Die Bibel ist in diesem Prozess der Veränderung eine Kraftquelle – spirituell und politisch. Eine geschlechterbewusste Hermeneutik für die Auslegung der Bibel zu entwickeln, bedeutet festgefügte Geschlechterklischees zu überwinden und die Aktualität ihrer befreienden Aussagen neu zu entdecken. Geschlechterbewusste Bibelauslegung ist immer kontextuell. Sie speist sich aus vielfältigen Dialogen: zwischen allen Geschlechtern, den Generationen, Dialogen zwischen Wissenschaft und Praxis, zwischen Gesellschaft, Politik und Theologie und Dialogen zwischen den Religionen; sie lebt vom Austausch weltweit.

Dialog und Nachsicht gibt es allerdings nur für Leute, die sich für die neue Genderkultur als anschlussfähig erweisen. Das wird jeder merken, der an einer Gebotsethik festhält. Wolfgang Thielmann erklärt beispielsweise in der Ausgabe 13/2014 von Christ & Welt, die Kirche habe auf dem gegenderten Kurs zu bleiben, solange es in ihr noch „Stinos“ (gemeint sind heterosexuelle Spießer) gibt, die zwischen Mann, Frau oder __ unterscheiden:

Und natürlich protestieren die Evangelikalen. Die konnten schon immer gut mit der CDU. Sie sind die protestantischen Stinos. „Ich bin zutiefst geschockt und sehe alle christlichen Werte verraten!“, zitiert der Nachrichtendienst idea einen ihrer Vertreter mit Namen Alexander Schick. Das Video spüle alle ethische Autorität der Protestanten durch den Abfluss. Ein anderer Evangelikaler, er heißt Ron Kubsch und ist Dozent für Apologetik, empfiehlt in idea: „Man kann ja austreten.“ Eben nicht, Herr Kubsch, eben nicht, solange Sie die einzige Tür in der Kirche blockieren!

Na dann. Gute Nacht!

Sexualethik und Gendermainstreaming

Heute Abend (Mittwoch, 2. April 2014, 20:00 Uhr) ist beim ERF in der Reihe Glaube + Denken ein interessanter Vortrag von Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz zu hören.  Sie hat ihn im vergangenen Jahr auf dem Kongress der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge gehalten.

Der ERF schreibt:

Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz spricht zu dem Thema „Leib, Leben, Liebe – Sexualethik und Gendermainstreaming“. Zunächst stellt sie sehr ausführlich einige Facetten und Konsequenzen der Genderideologie dar und bezieht sich dabei vor allem auf Aussagen der us-amerikanischen Philosophin Judith Butler. Anschließend unterzieht sie die Gendertheorie einer philosophischen, genauer: phänomenologischen Kritik. Ausgehend von einem Diktum Helmuth Plessners – „Ich habe einen Körper, aber ich bin mein Leib“ – fragt Gerl Falkovitz nach der Sprache bzw. Selbstaussage des menschlichen Leibes und kommt u. a. zu dem Ergebnis: „Der Gedanke der Selbstgestaltung des Menschen ist an sich gesehen weder sachlich falsch noch moralisch böse. Wir haben auch unseren Leib zu gestalten. […] Aber der Leib selbst hat bereits etwas ausgesagt, noch bevor ich überhaupt mich frage, was ich mit ihm tun will. […] Ich bin mir schon gegeben, bevor ich überhaupt versuche, da dran etwas zu manipulieren. […] Leib ist Vorgabe. Leib ist Datum und nicht Faktum. Und dass ich tatsächlich daran „schnitzen“ kann, dass ich da umorganisieren kann, kommt nur aus der Tatsache heraus, dass es mich schon gibt, bevor ich daran „schnitze“.

Ich habe schon mal reingehört und finde den Einstieg über die Mystik etwas anstrengend. Aber die Kritik an Judith Butler ist hilfreich.

Wer den Sender nicht empfangen kann, wird hier fündig: www.erf.de.

Gender Hokuspokus

Die sogenannten „Gender Studies“ wollen sich dem Frausein wissenschaftlich nähern. Doch das Gender-Dings ist keine Forschung, sondern eine quasi-religiöse Dogmatik, die große Mengen Steuergelder verschlingt. Alexander Kissler kommentiert den ideologischen Hokuspokus für Cicero:

Bald wird es ordentlich Zuwachs geben an Deutschlands Universitäten. Die bisher rund 250 Gender-Professuren sind erst der Anfang. Die nächste Stufe wird gezündet. Jetzt folgen Lehrstühle für Genderfundamentaltheologie, für vergleichende Genderreligionswissenschaft, für Genderdogmatik und auch für Exegese und Hermeneutik der Genderoffenbarung, der Genderwunder. Denn ein Glaubenssystem sind Gender Studies und Gender Mainstreaming. Ein Gender-Hokuspokus. Nun ist es heraus.

Aber worum geht es eigentlich? Hören wir auf einen Berliner Eingeweihten: Der Gender-Glaube verkündet für teures Staats-, also Steuer-, also unser aller Geld, dass Mannsein und Frausein eine „gesellschaftliche Konstruktion“ seien. Auch die „starren Alternativen von Homo und Hetero“ sollen überwunden werden zugunsten von „fluideren, beweglichen Formen von Geschlechtlichkeit“. Die „Lebenswelt der Menschen“ habe sich bereits von den „traditionellen Geschlechterrollen“ verabschiedet. In der Erziehung stehe dieser Schritt noch aus, weshalb der „Queer History Month“ an Berliner Schulen eine wunderbare Sache sei. Ganz in diesem Sinn argumentieren auch das baden-württembergische Kultusministerium und manche Gewerkschaft und sehr viele Lobby-Gruppen.

Mehr: www.cicero.de.

Ryan Anderson: Das Wesen der Ehe

Ryan T. Anderson hat kürzlich einen Vortrag zum Thema „True Mariage Equality: Man and Woman“ an der Union Universität gehalten. Obwohl der Vortrag insbesondere auf die Situation in den USA eingeht, ist er auch für Europa aufschlussreich. Eingegangen wird ausführlich auf die naturrechtlichen Argumente für den traditionellen Familienbegriff.

Den Artikel „Mariage: What It Is, Why It Matters, and the Consequences of Redefining It“ von Ryan T. Anderson gibt es hier: www.heritage.org.

VD: JT

Der Bildungsplan 2015 und seine Ideologen

Bettina Röhl schreibt über den vermeintlichen Bildungsplan 2015 in Baden-Württemberg:

Aus dem Abkürzungsverzeichnis des von wenig Bildung, aber viel Ideologie strotzenden Bildungsplans ergibt sich, dass hinter der Formulierung der „LSBTTI-Menschen“ „die Gruppe von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transsexuellen, transgender und intersexuellen Menschen“ steht. Dieser Minderheit von Menschen wollen die Bildungsplaner das Leben versüßen, erleichtern oder sonst in einer sehr undefinierten Form verbessern. Zu diesem Zwecke soll die heterosexuelle Mehrheit der Kinder und Jugendlichen in den Genuss von Selbsterfahrungsunterricht kommen. Unterricht von Lehrern, die weder zu diesem Zwecke ausgebildet sind, noch eine moralische, geschweige denn verfassungsrangige Berechtigung besitzen.

Man muss die Dinge im großen Kontext der Bildungspolitik sehen und die derzeit noch regionalen, unterschiedlichen Schwerpunkte zu dem gewollten Ganzen zusammen setzen. Kleine Kinder sollen wie, siehe Berlin, in Rollenspielen „erlernen“, was lesbisch, schwul oder transgender ist. Sie sollen aber auch lernen, wie es ist, ein „Coming-Out“ zu haben, was ein „Darkroom“ ist, was „Selbstbefriedigung“ ist oder was es für Sexualpraktiken gibt. Und Jungs sollen lernen, wie es sich anfühlt Mädchen zu sein und Mädchen sollen lernen, wie es sich anfühlt ein Junge zu sein.

Dieser höchst aggressive und alle Menschen unter Generalverdacht stellende, gequirlte Irrsinn steckt auch hinter dem derzeit diskutierten sogenannten Bildungsplan 2015 in Baden-Württemberg. Und, wie immer, wenn Ideologen, die, wie schon in der Kolumne „Winfried Kretschmann und der Bildungsplan 2015“ ausgeführt, an der Macht sind, sehen sich diejenigen, die dem hoheitlichen Bildungstreiben ablehnend gegenüber stehen, in der Rolle der Idioten, der dümmlichen Nicht-Versteher, der ewig Gestrigen, der Vorurteilsbehafteten, der Anti-Demokraten und, wie es heute gern heißt, der Schwulenhasser.

Mehr: www.wiwo.de.

Ideologiegeleitetes Wikipedia?

Wikipedia gilt vielen als verlässliche Quelle, zumindest als ausgewogene Anlaufstelle für eine Erstorientierung. Wie interessengeleitet die Online-Enzyklopädie bei etlichen Artikeln ist, zeigt ein Brief, der Arne Hoffmann kürzlich zugestellt wurde. Gemeldet hat sich jemand, der Manipulationsvorwürfe rund um Wikipedia bisher wilden Verschwörungstheorien zugeschrieben hatte.

Ein Auszug:

Man hat in Wikipedia heute nicht mehr die geringste Chance, irgendwelche Inhalte unterzubringen, die nicht ins das Weltbild dieses Fem-Netzwerkes passen. Noch nicht einmal, wenn man sich um maximale Ausgewogenheit bemüht.

Ich habe heute in den Wikpedia-Artikel über „Gendering“ („geschlechtergerechte“ Sprache) eine Pro und Contra-Liste eingefügt mit Argumenten für Gendering und Argumenten, die dagegen sprechen. Das ganze ausführlich bequellt. Es dauerte keine 2 Stunden und ich hatte deswegen eine Vandalismus-Meldung an der Backe von Nutzer JosFritz. Nun ist der Artikel für Bearbeitungen erstmal gesperrt.

Die Vereinsgeschichte des „Gendering“-Artikels lässt sich hier noch nachvollziehen.

Hier der Brief: genderama.blogspot.de.

Bettina Röhl: Gesellschaft verliert Konsensfähigkeit

Bettina Röhl kommt bei ihrer Analyse der gesellschaftspolitischen Lage in Deutschland zu dem Ergebnis, dass wir uns vor allem um den persönlichen Frieden und Wohlstand sorgen und die Fragmentarisierung weiter fortschreitet. Das IST unserer Welt programmiert das Bewusstsein auf Beliebigkeit. „Beliebigkeit wirkt allerdings besonders destruktiv, wenn gleichzeitig tradierte Werte gezielt zerstört werden und zwar nach wie vor von einem ganz unsichtbar gewordenen, ehedem kommunistischen, antikapitalistischen Ideologismus.“

Sehr viele Menschen in den großen Volksparteien haben Sorge vor dem Terrorismus, sei es linker, rechter oder islamistischer Provenienz. Tatsächlich aber sind es diese Menschen selbst, die mit ihrer Trägheit und Ignoranz ein großes Wertevakuum in der Gesellschaft entstehen lassen, das Extremisten für sich nutzen. Und manchmal werden sie sogar aus dem System heraus eingeladen, in Deutschland ihre Extremismen zu verankern.

Die vertikale, teils sogar territoriale Zerlegung des Gemeinwesens in Parallelgesellschaften zeitigt irreversible Zerstörungen des Staates, den es zunehmend nicht mehr gibt. Und diese Feststellung ist leider weder Alarmismus noch düstere Ahnung einer fernen Zukunft, sondern die Beschreibung einer Realität, die man noch allzu locker und leicht verkennen kann, wenn man es gern möchte.

Die Zerlegung der Gesellschaft in gendernde Frauen und gegenderte Männer zerstört nicht nur die Familien und Familienverbände, fördert und perpetuiert das ohnehin schon gigantische Singletum in der Gesellschaft, sondern verstört viele Menschen auch in ihrem eigenen Inneren. Die Gender-Politik spaltet auch die deutsche von den migrantischen Gesellschaften innerhalb Deutschlands, wirkt also desintegrativ. Und Genderpolitik schafft auch Konflikte zwischen den Generationen in allen Gesellschaften, in dem die genierenden Kinder von den eigenen Kindern entfernt werden.

Hier die düstere aber lesenswerte Kolumne: www.wiwo.de.

Nach oben scrollen
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner