Wir wollen, dass Künstler ernsthaft sind und tiefe Dinge schaffen, die fast einen ewigen Wert haben, Dinge, über die die Menschen der Kultur noch Jahrhunderte später sprechen können. Aber wenn sie erfolgreich sein wollen, müssen sich die Künstler dem gegenwärtigen Geschmack beugen, kommerziell sein und den Clown spielen, statt den Weisen. Künstler stehen also inmitten widersprüchlicher Anforderungen.
„Von hier aus.“ Das war der Titel einer großen Ausstellung deutscher Kunst 1984 in Düsseldorf. Ich erinnere mich gern daran. Dort lief ich dem weit über Deutschland hinaus bekannten Objekt- und Aktionskünstler Joseph Beuys über den Weg. Er war leicht zu erkennen. Beuys trug fast immer Hut.
Ich wohnte damals in Düsseldorf. Über Beuys wurde viel geredet. Gerade auch unter uns jungen Leuten. Er war mit Musikern der Band BAP befreundet und 1980 Gründungsmitglied der Partei der Grünen. Das weckt Neugier.
Wir ahnten damals freilich nicht, dass Joseph Beuys’ Kunstverständnis und sein bildnerisches Werk stark von der Auseinandersetzung mit der Anthroposophie Rudolf Steiners geprägt war.
Diesen Einfluss erspürt man in einem DLF-Beitrag über religiöse Aspekte seiner Arbeit (vgl. auch hier). Beuys verstand sich als moderner Schamane. Ihm ging es um Selbstheilung und die Heilung der Gesellschaft, letztlich um Selbsterlösung.
In dem Beitrag heißt es:
„Joseph Beuys und die Religion: Auferstehen muss der Mensch schon selbst“ heißt es:
Das Kreuz ist seit über zweitausend Jahren eines der Symbole schlechthin. Es verdichtet den Leidens- und Sterbeprozess Christi. In den Variationen des Joseph Beuys erscheint das Kreuz – inspiriert durch keltische Darstellungen – oft in rotierenden Sonnen- und Lichtauren. Friedhelm Mennekes sagt:
„Aber es ist zugleich auch ein Zeichen, dass dann das Heruntersackende des Sterbens abstreift so wie eine zweite Haut, um dann das Aufsteigen zu ermöglichen. Hinuntersteigen und Hinaufsteigen: Das sind ganz wesentliche Begriffe bei Beuys. Und das ist, worum es eigentlich geht, dass jetzt Kräfte sprudeln von oben nach unten, sodass ich fast eins werde mit Christus.“
Beuys selbst sagt: „Ob ich das nun will oder nicht: Das Wesen des Christus lebt in mir wie in jedem anderen Menschen. Ich möchte auf die Möglichkeit des Menschen aufmerksam machen, dass er sich jeweils selbst erlösen kann.“
Beuys überschätzt die Fähigkeiten des Menschen kolossal. Die Botschaft des Evangeliums demütigt uns nämlich genau an diesem Punkt. Wir können uns nicht selbst erlösen. Die Rettung kommt von Gott. Er kann tun, was dem Menschen unmöglich ist: „Als aber die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Retters, erschien, nicht aufgrund von gerechten Taten, die wir getan hätten, sondern weil er Erbarmen hatte mit uns, da rettete er uns durch das Bad der Wiedergeburt und durch die Erneuerung im heiligen Geist, den er in reichem Masse über uns ausgegossen hat, durch Jesus Christus, unseren Retter, damit wir, durch seine Gnade gerecht gemacht, das ewige Leben erben, auf das wir unsere Hoffnung gesetzt haben“ (Tit 3,4–7).
Dorothy Sayers schreibt in The Man Born to be King (S. 24):
Meine Absicht [beim Schreiben von „The Man Born to be King“] war, die Geschichte mit meinem Medium so gut zu erzählen, wie ich konnte –kurz gesagt: ein so gutes Kunstwerk zu schaffen, wie es mir möglich war. Denn ein Kunstwerk, das nicht als Kunst gut und wahr ist, ist auch in keiner anderen Hinsicht gut und wahr und ist für nichts zu gebrauchen – auch nicht zur Erbauung – denn es ist eine Lüge und der Teufel ist der Vater aller Lügen. Diese Stücke [„The Man Born to be King“] bestehen oder scheitern als Dramen. Die Vorstellung, dass religiöse Stücke nicht an den üblichen Standards von Dramen gemessen werden sollten, entwächst einer engen, einseitigen Theologie, die nicht anerkennt, dass alle Wahrheit in Christus ist – die Wahrheit des Künstlers eingeschlossen – sondern darauf besteht, den Herrn der Wahrheit aus seinem eigenen Herrschaftsbereich auszuschließen.
Jennifer Craft hat für CT mit dem Theologen über Kunst gesprochen und dabei ans Licht gebracht, dass es unter Künstlern ein neues Interesse an der reformierten Theologie gibt:
CT: Sie heben den Wert der reformierten Theologie für Gespräche über die Künste hervor. Wie sehen Sie die Art und Weise, wie wir über die Kunst in christlichen Gemeinschaften denken und sie praktizieren?
JB: Es ist schwer, Trends zu erklären. Aber in der immer größer werdenden Auseinandersetzung zwischen Theologie und Kunst gibt es Anzeichen für ein neues Interesse an der reformierten Tradition. Die müde, alte Karikatur des Calvinismus als Anti-Kunst wurde radikal korrigiert. Das Erbe von Schriftstellern wie Hans Rookmaaker, Nicholas Wolterstorff und Calvin Seerveld ist nach wie vor spürbar, und viele finden, dass eine reformierte Sichtweise eine dringend benötigte Frische in alte Debatten bringt. Sein vielleicht wichtigster Beitrag ist die Weigerung, die Grenze zwischen Gott und der Welt zu verwischen. Das bedeutet nicht, Gott als von der Welt geschieden oder gleichgültig zu behandeln. Aber es bedeutet, den Kosmos als geschaffen zu sehen, um Gott in seinen geschaffenen Werken zu preisen – und zu glauben, dass die Künste Gott am stärksten bezeugen, wenn sie nicht versuchen, Gott zu sein. Der Künstler kann die erstaunliche Vielfalt der physischen Welt erforschen, feiern und entwickeln, aber ohne die Welt so zu behandeln, als wäre sie Gott in Verkleidung oder in der Vorstellung, dass der Künstler göttlich ist. Dazu kommt, dass eine reformierte Perspektive jede Sentimentalität meidet – das Kreuz zeigt, dass diese Welt grundsätzlich gut ist, aber verdorben und entstellt. Der von Christus inspirierte Künstler wird zum Beispiel die natürliche Welt als glorreich, aber schmerzhaft lädiert darstellen und auf ihre kulminierende Befreiung in der neuen Schöpfung warten.
Joseph Beuys, Meister der Selbstinszenierung, vermischte gern Wirkliches mit Imaginärem. Kein Wunder, ist doch für ihn jeder Mensch ein Künstler. Kunst wird seiner Meinung nach im Kopf des Betrachters erzeugt.
In einer kritischen Besprechung der Beuys-Biographie von Hans Peter Riegel heißt es:
Vor allem aber fand Beuys sich wichtig genug, um alle über tatsächliche Details seines Lebens zu täuschen. Riegel verwendet unter Gebrauch von Dokumenten aus dem Militärhistorischen Archiv in Freiburg viel Einsatz auf die längst erfolgte Widerlegung der Legende, Beuys sei nach heldenhaftem Flugzeugabsturz auf der Krim von Tataren gerettet und in Fett und Filz geborgen worden. Beuys war kein Pilot, sondern blickte als Funker hilflos mit dem Rücken zum Cockpit in den Himmel und wurde wohl nicht Opfer feindlichen Beschusses, sondern einer Bruchlandung durch menschliches Versagen. Gerettet wurde er von Deutschen, die Schäden beschränkten sich auf eine Gehirnerschütterung, und beim behaupteten Eisernen Kreuz kann es sich nach Faktenlage nur um Erfindung handeln.
Beuys behauptete seine Autorität bis zum Ende mit einem angefangenen Naturwissenschaftsstudium, aber ein reguläres Studium kommt kaum in Frage: Riegel legt angesichts zweimaligen Sitzenbleibens und den Erinnerungen eines Mitschülers überzeugend dar, dass Beuys ohne Abitur in den Krieg zog. Stimmt das, dann konnte er sich nur unter Täuschung an der Akademie einschreiben.
Endo’sSilence took internationally renowned visual artist Makoto Fujimura on a pilgrimage of grappling with the nature of art, the significance of pain and his own cultural heritage. His artistic faith journey overlaps with Endo’s as he uncovers deep layers of meaning in Japanese history and literature, expressed in art both past and present. He finds connections to how faith is lived in contemporary contexts of trauma and glimpses of how the gospel is conveyed in Christ-hidden cultures. In this world of pain and suffering, God often seems silent. Fujimura’s reflections show that light is yet present in darkness, and that silence speaks with hidden beauty and truth.
Makoto Fujimura fuses traditional Nihonga painting with the techniques of Western abstraction. He has a particular affinity for using stone-ground minerals such as gold, platinum, malachite, azurite, and cinnabar. Fujimura believes that the minerals—particularly gold—allow for a fuller exploration of the interstice between the essential flatness of abstraction and the interior space of representation. “Gold is that paradox: it creates space (by being semi-transparent) and remains flat (by being mirror-like) at the same time,” he says. Fujimura’s deep religious faith attracts him to the metaphysical aspects of Abstract Expressionism and Color Field Painting. In The Four Holy Gospels Project (2009), Fujimara was commissioned to illustrate the Four Holy Gospels in commemoration of the 400th anniversary of the publication of the King James Bible.
Victoria Parsons wird auf der E21-Regionalkonferenz in Bonn einen Workshop zum Thema „Hat Gott auch die Künstler geschaffen?“ anbieten. Ich habe im Vorfeld kurz mit ihr darüber gesprochen. Hier ein Auszug:
E21: Wie bist du selbst zum Thema Kunst gekommen?
Victoria: Bei mir gehörten Musik, Tanzen und Bücher immer zu meinem persönlichen Leben. Es sind wenige professionelle Künstler unter meinen Familienmitgliedern. Wir haben uns jedoch immer auf unterschiedlicher Art und Weise für die Kunst interessiert. Die Bühne z.B. – ob Gesang, Tanz, Laientheater oder den Ablauf hinter den Kulissen – hat irgendwie immer einen Platz in unserem Familienleben gehabt. Meine Oma steht mit 81 selbst ab und zu noch auf den Brettern! Wir haben alle auch immer viel gelesen und uns über verschiedene Geschichten, die Politik und Theologie ausgetauscht. Wir waren also, und sind immer noch, eine Familie, die sehr offen über Dinge in der Welt und der heutigen Kultur reden kann. Ob wir miteinander immer einverstanden sind, ist eine andere Frage (lacht).
Ich musste mich aber zuerst als junge Christin mit dem Thema Kunst und Christsein direkter auseinandersetzen, als ich mit 18 zur Universität ging. Mein Leben änderte sich radikal – dort prasselte eine große Welt von Meinungen und Religionen auf mich ein. Ich hatte keine andere Wahl außer zu versuchen, alles was mir entgegenkam, aus einer christlichen Perspektive zu verstehen und die Kunst gehörte dazu, weil die Literatur auch ein großer Teil meines Fremdsprachenstudiums war. Es ist mir z.B. durch das Studium viel klarer geworden, dass die Menschen (Christen auch) sehr von dem Zeitgeist, d.h. von ihrer Kultur, geprägt sind und dass Kunst eine Art Landwirt für den Ackerboden unseres Denkens und Handelns ist.
Gleichzeitig und besonders später als ich zusammen mit sehr künstlerisch begabten Menschen bei dem Studentenmissionswerk UCCF (so ähnlich wie die SMD in Deutschland) gearbeitet habe, wurde mir noch klarer, wie heikel dieses Thema für viele evangelikalen Christen ist. Meine Mitarbeiter bei UCCF haben mir oft davon erzählt, wie missverstanden sie sich in ihren Gemeinden gefühlt haben. Ob und wie ihre Begabungen mit ihrem Glauben zu versöhnen waren, wussten sie nicht. Aber UCCF hat uns ein tolles theologisches Programm angeboten, wodurch wir uns mit dem Thema mehr auseinandergesetzt haben. Wie du siehst, bin ich dann über die Jahre hinweg auf einer komplexen Art und Weise dem Thema etwas näher gekommen.
E21: Du kommst aus England, hast auch schon in Frankreich gelebt und hast zur Zeit deinen Wohnsitz in Deutschland. Denken Christen über die Kunst überall gleich oder gibt es da Unterschiede z.B. zwischen England und Deutschland?
Victoria: Ich denke, es sind tatsächlich Unterschiede aber ich bin derzeit der Meinung, dass diese vielleicht weniger mit der deutschen, französischen oder englischen Kultur, sondern vielmehr mit einer christlichen Sub-Kultur zu tun haben, oder mit Tendenzen, die wir als Christen oft aufweisen und ausleben. Es gibt sowohl in England als auch in Deutschland eine Tendenz innerhalb konservativeren evangelikalen Gemeinden, die Kunst als eine reine weltliche Sache zu betrachten, die uns mit Versuchung und Sünde bedroht. Wir (ich zähle mich auch dazu!) neigen folglich dazu, uns von der „Welt“ fernzuhalten, uns also monastisch von der heutigen Kultur abzutrennen. Oft wird der Vers „wir sind in aber nicht von der Welt“ zitiert, um diese Einstellung zu begründen. Wir spüren also einerseits die Macht der Zeitgeist unser Handeln und Denken zu beeinflussen, sind aber andererseits nicht komplett von der biblischen Wahrheit überzeugt, dass wir mit allem, was wir tun (Kunst eingeschlossen), Gott verherrlichen können und sollen.
E21: Christliche Künstler haben es nicht immer leicht. Sowohl die säkulare als auch die fromme Szene beäugen sie oft kritisch. Hast du einen Tipp, wie Gemeinden Künstler stärken können?
Victoria: Lies Francis Schaeffer und lade deine Künstler zum Mittagessen ein! OK – das sind zwei Tipps. Aber ernst: zeig Interesse an ihnen. „Kunst und die Bibel“ von Schaeffer ist freundlich, verständlich und bündig genug für jeden Einsteiger geschrieben.
Man muss aber auch kein Experte in Kunst sein, um Fragen zu stellen. Viele künstlerisch begabte Freunde von mir haben sich oft sehr isoliert und verwirrt gefühlt, weil sie einerseits ihr Glauben zusammen mit ihren Gaben nicht in Verbindung setzen konnten; sie hatten dazu keiner, der sich die Zeit mit ihnen dafür genommen hat. Andererseits haben sie sehr viel Missverständnis sowie Entmutigung von Gemeindemitgliedern erlebt. Es ist Teil der Missionsauftrag der Gemeinde, unsere Mitglieder mit der Wahrheit zu bewaffnen, damit sie in ihrem Umfeld mit Integrität für Jesus leben können – wie kann das aber passieren, wo es kein offenes Ohr oder eine Beziehung gibt? Ein cooles Gespräch zusammen mit einem leckeren Essen kann sehr viel lösen.
Die künstlerische Bewegung des Dadaismus wird 100 Jahre alt. Was der Kunst nach dem Tod Gottes und der Auflösung des Sinns blieb, waren Zufall, Konstruktion und Verstörung.
Denken wir an die Pioniere des UN-SINNS, indem wir Teilen der Ursonate Kurt Schwitters lauschen:
Max McLean, President und „Art Director“ der Fellowship for the Performing Arts, gibt christlichen Künstlern in dem nachfolgenden Videomitschnitt sehr hilfreiche Ratschläge: