Gesellschaft

Die Verstaatlichung der Kindererziehung

Immer dreister wird das „Outsourcing“ der Kindererziehung eingeklagt. Kürzlich forderte der Berliner SPD-Fraktionschef Raed Saleh eine Kita-Pflicht für alle Kinder ab drei Jahren. Die Berliner Bildungsforscherin Jutta Allmendinger wünscht nun die Abschaffung der Hausaufgaben. Hausaufgaben zementierten soziale Ungleichheit alten Stils. „Es sei viel besser, den Lernstoff im Unterricht selbst in kleinen Gruppen zusammen mit dem Lehrer noch einmal durchzuarbeiten. Voraussetzung dafür sei die Umwandlung aller Schulen in Ganztagsschulen.“ Es liegt auf der Hand: Gibt es keine Hausaufgaben, wissen die Eltern überhaupt nicht mehr, was in der Schule so läuft.

Bei der Schauspielerin und TAZ-Journalistin Jana Petersen löst dieser Konsens für die Auslagerung der Kindererziehung intuitives Unbehagen aus. In ihrem Artikel „Die erste Trennung“ beschreibt sie, wie sie von ihrer Trennungsangst auf die richte Fährte geführt wurde. Ich empfehle, darüber nachzudenken, ob es sich unterm Strich nicht lohnt, um der Kinder wegen auf Prestige zu verzichten.

Wozu sind Menschen bereit, auf Geld zu verzichten? Eine Ausbildung, ein Auslandsstudium, ein Praktikum. Ein Haus, ein Auto, eine Wohnung. Ich kenne niemanden, der einen Kredit aufgenommen hat, um sein Kleinkind kürzer und mit besserer Qualität betreuen zu lassen. Leute sparen auf Sabbaticals, auf Weltreisen oder auf Macbooks. Aber dafür ein Jahr länger zu Hause zu bleiben?

Hier: www.taz.de.

Wir brauchen Bürgermut

Hier ein bemerkenswertes Interview mit dem Rechtsphilosophen Johann Braun über die Aushöhlung der Verfassung durch Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts. Quintessenz:

Was wir brauchen, ist Bürgermut, mehr Offenheit und Ehrlichkeit bei der Diskussion heikler Themen und außerdem Medien, die ihre Aufgabe in der Information, nicht aber in der Indoktrination der Bürger sehen.

Hier: www.freiewelt.net.

VD: JH

Der Elite-Feminismus

In Deutschland und anderswo gibt es viel Aufregung. Die Quote stimmt nicht. Noch gibt es zu wenig Frauen in Führungspositionen, ist immer wieder zu hören. Die Ökonomin Alison Wolf lässt sich von den Informationsstürmen wenig irritieren und wertet Studien akribisch aus.

Das Ergebnis überrascht: Die Kluft trennt heute nicht Frauen und Männer, sondern die Frauen untereinander. Der Elite-Feminismus in den egalitären Wohlfahrtsstaaten hat eine neue „Kaste“ geschaffen:

Was ist in Schweden los? Was in allen reichen Industrienationen passiert, sagt Wolf, nur zeigt es sich in Schweden besonders deutlich: Während die Männer und Frauen zuoberst meist gleich viel verdienen, werden Frauen in schlechten Jobs immer noch miserabel bezahlt. Mehr noch: Mit dem Erfolg von Frauen entsteht gleichzeitig eine neue Klasse von Bediensteten, auf welche die Anwältin, Investmentbankerin oder Chirurgin zunehmend angewiesen sind. Es sind nun Nannys, Putzfrauen und Haushaltshilfen, die die Karrierepaare von häuslichen Aufgaben befreien. Wolf schreibt: «Skandinavische Länder halten den Rekord bei der Geschlechtertrennung, gerade weil sie traditionelle weibliche Aktivitäten am stärksten outsourcen und unbezahlte Hausarbeit in eine reguläre Beschäftigung verwandelt haben.»

Hier der sehr lesenswerte Beitrag von Birgit Schmid und ein Interview mit Alison Wolf (DAS MAGAZIN vom 24. Juni 2013): blog.dasmagazin.ch.

VD: TI

Es wird nie wieder gut

Wie gehen Menschen mit Schuld um, die keinen vergebenden Gott kennen? Dieser bedrückende Artikel aus der FAZ zeigt auf indirekte Weise, wie arm eine schuldverstrickte Welt ist, die keine Vergebung kennt. Da, wo jemand wirklich schuldig wird, stößt die Ratgeberkultur an ihre Grenzen.

Die Psychologin sagt, die Frau müsse sich selbst verzeihen. Aber die Frau weiß nicht, wie das geht. Sie kennt keinen Gott, den sie um Vergebung bitten könnte. Sie hat keine Religion, die festlegen würde, wann es genug wäre mit der Buße. Ihre Blumenerde kauft sie inzwischen im Supermarkt. Die Boss- Hoss-CD hat sie verbannt. Eine Zeitlang dachte sie, sie dürfe nie wieder in den Urlaub fahren. Nicht lachen, wenn jemand einen Witz erzählt. Sie hat aufgehört, sich die Fingernägel zu lackieren. Als habe sie jedes Recht auf Glück verwirkt.

Die Schuld klebt an ihr, sagt die Frau. Die Psychologin widerspricht: „Das ist ein Teil von Ihnen, Sie tragen das. Und Sie dürfen sich ruhig eine Kerze anzünden und es sich daheim gemütlich machen.“ Die Frau spult Ratgebersätze herunter: „Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Ich muss das akzeptieren. Ich muss mich trotzdem lieben. Es hilft niemanden, wenn ich wie ein Trauerklops herumlaufe.“

Neulich hat sie sich einen neuen Rock gekauft. Dann ein Armband. Sie hat es getan, ganz bewusst, obwohl ihr das passiert ist. Die Schuld hat sich nicht gerührt. Manchmal stellt sie fest, dass sie ein paar Stunden lang überhaupt nicht an den Unfall gedacht hat, und die Freude darüber ist größer als das schlechte Gewissen. Manchmal schreckt sie nachts nur noch zweimal hoch. „Es wird nie wieder gut“, sagt die Frau. Aber vielleicht wird es eines Tages besser.

Mehr: www.faz.net.

VD: WH

Genderforschung – ein Riesenerfolg

Die Heinrich-Böll-Stiftung hat eine Broschüre veröffentlicht, in der vor Leuten gewarnt wird, die im Streit um Geschlechtergerechtigkeit diffamieren. Gewarnt wird etwa vor Gabriele Kuby und Gerhard Amendt. Ungefähr so: Wie kann eine Gesellschaft es zulassen, dass Kritiker der Gender-Politik ihre verleumderischen Argumente auch noch in den öffentlichen Medien präsentieren (vgl. z.B. Gender, Wissenschaftlichkeit und Ideologie, S. 62)?

Jan Fleischhauer wehrt sich:

Es scheint im Augenblick Mode zu sein, Listen von Leuten zu erstellen, von denen man sich als aufgeklärter Zeitgenosse besser fernhält, weil sie dem Fortschritt im Wege stehen. Vor ein paar Wochen hat das Umweltbundesamt die Namen bekannter „Klimawandelskeptiker“ veröffentlicht, deren Argumenten man nicht trauen darf. Jetzt sind die Gender-Leugner dran. Man mag solche Aufklärungsarbeit für einen eigenartigen Einsatz von Steuergeldern halten: Auch die Böll-Stiftung lebt fast ausschließlich von öffentlichen Mitteln, 45 Millionen Euro sind es im Jahr. Anderseits finden so eine Reihe von Menschen Beschäftigung, die es mit ihrer Qualifikation nicht leicht haben.

An den deutschen Universitäten gehören die Gender Studies zu den am schnellsten wachsenden Wissenschaftszweigen. Wie ich bei Harald Martenstein von der „Zeit“ gelesen habe, der dafür auch in der Böll-Studie steht, hat die Zahl der Gender-Professoren inzwischen locker die der Slawisten überflügelt: 173 Professuren hat Martenstein gezählt versus 100 bei den Philologen.

Universitär gesehen ist die Genderforschung also ein Riesenerfolg.

Mehr: www.spiegel.de.

Die Entmännlichung der Gesellschaft

An der Universität Leipzig wird seit kurzem ein (männlicher) Professor mit Herr Professorin angesprochen. Die Gender-Ideologen blasen zum Angriff auf die Sprache und leiten damit eine „Umbuchstabierung“ der Gesellschaft ein.

Bettina Röhl setzt sich mit den Phantasien staatlich reichlich subventionierter Gender-Ideologinnen auseinander:

Die Gender-Forschung kann man getrost als eine außerordentlich ineffiziente Arbeitsbeschaffungsmaßnahme betrachten oder einen verbeamteten Feminismus. Die Ergebnisse der Gender-Forschung sind hochgestochen präsentierte Null-Nummern. Es ist wirklich armselig, was sich da Forschung nennt und was aus dieser Forschung heraus kommt. Die Dreistigkeit, mit der die Gender-Forschung die Naturwissenschaften als Ausgeburt männlicher Herrschaft über die Frau und als dem männlichen Kapitalismus dienend ablehnen, sucht Ihresgleichen. Da geniert sich frau für das, womit Geschlechtsgenossinnen heutzutage so Furore machen. Und natürlich ist es peinlich, dass sich die tatsächlich historisch gesehen dominierenden Männer von einem derartigen Unsinn so gründlich ins Bockshorn jagen lassen.

Die Macht der Gender-Frauen, die Macht der Gender-Mafia, ist inzwischen auch für Männer karriereentscheidend. Die Quotenregelungen zu Gunsten der Frau, gefüttert mit dem „Argument“ der grundsätzlichen Diskriminierung der Frau durch den Mann, sind nur ein strategischer Anfang. 100% Frauenherrschaft, testosterongereinigte Männer in die Kindergärten oder in die Altenpflege, das sind real existierende Gender-Visionen. Nicht wissenschaftlich, aber mit der Kraft von Allmachtsphantasien aufgeladen.

Die Gender-Königinnen sind ihren Geschlechtsgenossinnen keineswegs wohl gesonnen. Die werden nur instrumentalisiert. Mutterglück? Das Glück einer Partnerschaft? Die sexuelle Lust mit einem Mann? Das müssen sich die Frauen, die Gender noch nicht verstanden haben, schon auch noch abgewöhnen. So wie die Männer in Wahrheit als die technisch-handwerklich durchaus brauchbaren Arbeitsdrohnen der Zukunft durch die Köpfe schwirren.

Hier: www.wiwo.de.

Generationengerechtigkeit

Pensionen, Euro-Rettungspakete, Staatsverschuldung können nach Berechnungen des Verbands „Die Jungen Unternehmer“ im schlimmsten Fall 9,3 Billionen Euro kosten. lifeRP meldet:

Die finanziellen Belastungen für kommende Generationen belaufen sich auf 9,3 Billionen Euro. Verteilt auf die heute in Deutschland lebenden Kinder unter 15 Jahren sind das 866.915 Euro pro Kopf. Zu den größten Posten zählen die Lücke in den Sozialversicherungen mit 3,67 Billionen Euro, die Staatsverschuldung mit 2,07 Billionen Euro und die Pensionslasten von 1,36 Billionen Euro. Auch Energiewende und Eurorettung belasten kommende Generationen.

In dem „Positionspapier Generationengerechtigkeit“ der Jungunternehmer heißt es:

Angesichts der dramatisch hohen Belastungen und der demographischen Entwicklung fordern wir einen Belastungsstop. Politik und Gesellschaft müssen aufhören, immer noch mehr Lasten in die Zukunft zu schieben und sie damit den jüngeren Generationen aufzudrücken. Die finanzielle Nachhaltigkeit darf nicht länger ignoriert werden. Zudem muss der Abbau der bereits vorhandenen Lasten sofort angegangen werden. Beide Forderungen müssen Kernbestandteil eines neuen Generationenvertrages sein, der sich nicht mehr nur auf die Sozialversicherungen, sondern auf alle Gesellschaftsbereiche bezieht. Um Belastungsstop und Lastenabbau umzusetzen bedarf es Anstrengungen auf allen staatlichen Ebenen in allen Politikfeldern.

Wohl wahr!

VD: JS

Kein Kinderklima

Der familienpolitische Streit dreht sich vor allem um Modelle des Zusammenlebens. Weniger um die Frage, was für Geburt und Aufwachsen von Kindern nötig ist. Ein mutiger Kommentar von Reinhard Müller:

Natürlich ist es gut, wenn insbesondere Mütter sich möglichst wenig Sorgen um ihre Zukunft machen müssen, falls sie sich für ein Kind entscheiden. Diese Sorgen hat übrigens das „modernisierte“ Unterhaltsrecht nicht gerade verkleinert. Kaum Sorgen haben nur diejenigen, für die Kinder einfach zum Leben dazugehören. Es ist bezeichnend, wenn auch nicht wirklich überraschend, dass in einem Land mit viel Wohlstand, aber wenig Werten der Nachwuchs zum Statussymbol oder Rechenposten verkommt. Dabei ist auch die Geburtenrate kein Wert an sich. Der Staat kann und muss Anreize setzen, ein kinderfreundliches Klima schaffen – von der Ausbildung bis zur Arbeitswelt. Das muss nicht zwangsläufig teuer, es muss aber sozial sein. Warum soll eine gute Kinderbetreuung gänzlich kostenlos sein, gar für alle?

Kein Thema für die Familienpolitik ist weiterhin, wie der Staat sich zum werdenden Leben verhält. Dabei geht es auch hier um Vereinbarkeit, nämlich um die der Ansprüche des Staates mit seinem Handeln. Wer jedes Jahr hunderttausend Abtreibungen faktisch fördert, der sollte über fehlende Geburten nicht jammern.

Hier: www.faz.net.

Die Infantilisierung des Journalismus

Beim Obama-Besuch überboten sich die elektronischen Medien im Vermelden von Banalitäten. Auf die Demokratie wirkt der Echtzeit-Journalismus verheerend. Edo Reents stellt für die FAZ fest, dass in der aktuellen Berichterstattung zur Geltung kommt, was früher allenfalls Kinder interessiert hätte:

Der Echtzeitjournalismus hat uns geistig auf den Wilhelminismus zurückgeworfen. Die Berichterstattung zum Deutschland-Besuch des amerikanischen Präsidenten hat aus interessierten Zeitgenossen Untertanen gemacht, die sich mit der Aufzählung von Banalitäten zufriedengeben müssen. Wir sind von Königskinderhochzeiten allerhand gewohnt: Wie sehen sie aus? Weint sie? Küssen sie sich? Passt der Ring? Regnet es? Man lässt sich dergleichen im Bewusstsein, dass das alles mit Politik nicht viel zu tun hat und die Bevölkerung offenbar hin und wieder ein Ventil für gewisse royalistische Neigungen braucht, noch gefallen und will auch niemandem die Freude daran nehmen.

Was soll man aber anfangen mit folgenden, laufend online zu lesenden Informationen: „Obama ist erstaunt über Berlins Hitze“, „Gauck weinte bei der amerikanischen Hymne“, „Obamas Dienstwagen ist ein mächtiges Gefährt“? Das Problem sind nicht die Informationen als solche, sondern, dass sie zu den politischen Nachrichten, die es ja auch gibt, in kein Verhältnis mehr gesetzt und nicht mehr hierarchisiert werden. Es ist, zumal bei dieser, tatsächlich auch vom Präsidenten bemerkten Hitze, nicht nur ungesund, den Ereignissen dermaßen hinterherzuhecheln wie die Online-Reporter; es verwirrt auch eine an Politik interessierte Öffentlichkeit.

Hier: www.faz.net.

Neigt der Weltkirchenrat zum Antisemitismus?

Deutschlandradio meldet:

Die evangelischen Theologen Ekkehard und Wolfgang Stegemann werfen dem Weltkirchenrat Antisemitismus vor. Sie schreiben in einem Beitrag für die deutsche Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“, der Ökumenische Rat der Kirchen verurteile die Politik Israels und verschone gleichzeitig dessen Feinde von jeder Kritik. Hier wirke die alte christliche Judenfeindschaft in der Mobilisierung gegen Israel nach.

In dem Beitrag der Neutestamentler heißt es:

Der Weltkirchenrat hat bei seiner Gründung im Jahr 1948 Antisemitismus als Sünde gegen Gott und die Menschen verurteilt. Zugleich hat er allerdings bis heute ein Problem mit dem im selben Jahr gegründeten Staat Israel. 1956 stellt der Weltkirchenrat fest: »Ferner glauben wir – trotz des verständlichen Wunsches vieler Juden, ein eigenes Land zu haben –, dass es ihr Beruf ist, als das Volk Gottes zu leben und nicht nur eine Nation wie andere auch zu bilden.« Der traditionell religiöse christliche Absolutheitsanspruch wird in politische Vorschriften transformiert. Der Weltkirchenrat schreibt dem jüdischen Volk vor, in welcher Form kollektiver Identität es existieren darf. Er wendet auf das jüdische Volk und seinen Staat Maßstäbe an, die für alle anderen Völker und Staaten dieser Welt nicht gelten.

Seither steht der Weltkirchenrat an vorderster Front derer, die Israels Politik fortgesetzt verurteilen, dessen Feinde jedoch von Kritik verschonen. Dieser Gebrauch doppelter Standards und die Einseitigkeit der Parteinahme für die palästinensische Seite des Konflikts gehen Hand in Hand damit, dass man sich im Weltkirchenrat das Narrativ der Feinde des Staates Israel zu eigen gemacht hat. Wie sie stellt er die Legitimität des politischen Handelns des Staates Israel nahezu ständig öffentlich infrage, ignoriert jedoch mit Absicht die Realität der anhaltenden militärischen, terroristischen und propagandistischen Vernichtungsdrohungen gegen Israel.

Mehr: www.juedische-allgemeine.de.

VD: TS

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