Stanislaw Dziwisz, ehemaliger Kurienbischof und seit 2005 Erzbischof von Krakau, schreibt in einem Gastbeitrag für DIE WELT über das »Kruzifix-Urteil«:
Wer sich die Konzeptionen der Gründerväter der Europäischen Gemeinschaft in Erinnerung ruft, wird erkennen, dass der Weg des Straßburger Gerichts nicht der Weg war, den sie beschreiten wollten.
Sie hatten ein Europa vor Augen, das auf dem Gewissen aufbaut, das Freiheitsrechte zur Voraussetzung hat. Wenn Menschen diese Rechte mit Füßen treten, versuchen sie – um mit den Worten Benedikts XVI. zu sprechen –, durch die Hintertür eine Diktatur des Relativismus einzuführen. In ihrer Logik ist alles relativ. Selbst die Geschichte.
Doch ein Mensch mit Gewissen zu sein bedeutet, die Geschichte in der Wahrheit zu betrachten, und diese Wahrheit spricht deutlich von den christlichen Wurzeln Europas und von der Religionsfreiheit, die alle anderen Freiheitsrechte garantiert. Die Richter des Gerichtshofs haben einen schweren Fehler begangen. Können Richter, die die Geschichte nicht kennen, eine Vision Europas haben, das des Menschen, des freien Menschen würdig ist?
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