Heil liegt außerhalb eigener Kräfte

Martin Luther schreibt (WA 18, 633):

Der Mensch kann aber erst dann vollständig gedemütigt werden, wenn er weiß, dass sein Heil gänzlich außerhalb seiner eigenen Kräfte, Absichten, Bemühungen und seines eigenen Willens, seiner Werke liegt und ganz und gar von der Entscheidung, der Absicht, vom Willen und Werk eines anderen abhängt, nämlich Gottes allein. Solange er sich nun einredet, dass er auch nur ein klein wenig zu seinem Heil beitragen kann, bleibt er im Vertrauen auf sich selbst und verzweifelt nicht vollständig an sich, demütigt er sich nicht vor Gott. Statt dessen nimmt er sich Ort, Zeit oder irgendein Werk vor oder hofft es oder wünscht es mindestens, mit dem er schließlich zum Heil gelange. Wer aber in keiner Weise daran zweifelt, er hänge ganz vom Willen Gottes ab, der verzweifelt gänzlich an sich selbst, der wählt nichts, sondern erwartet den wirkenden Gott. Der ist der Gnade am nächsten, dass er heil wird.

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11 Kommentare
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Christian
9 Jahre zuvor

Danke für diesen Beitrag. Das ist wohl wahr. Wird leider jedoch selbst in vielen vermeintlich bibeltreuen Gemeinden nicht mehr so gepredigt/gehandhabt. Während wir uns in freien Gemeinden überlegen wähnen, weil wir keineswegs an die Taufwiedergeburt glauben, verlassen wir uns auf ein „Übergabegebet/eine Entscheidung/ das Heben der Hand“ und raten als Teil der „Instantgesellschaft“ jedem Besucher/Suchenden beim ersten Anflug von Sündenerkenntnis sich auf der Stelle durch eine ernsthafte Entscheidung zu bekehren um so der Hölle zu entfliehen. Was haben wir für eine Schuld auf uns geladen und tausende von Seelen in die Irre geführt.

Schandor
9 Jahre zuvor

Das ist der Einfluss Roms.

Was bedeutet nun eine derartige Fassung der Lehre Luthers? Sie bedeutet, daß der Humanismus von Melanchthon bis Ritschl zwar die Rechtfertigung selbst sola fide geschehen läßt, aber doch den Stachel ausbricht, an dem er sich sonst tödlich verletzen müßte, das servum arbitrium. Wenn man Luthers Lehre mit einer Position verschmilzt, die das von Luther heiß bekämpfte Gegenteil seiner Meinung war, dann bedeutet das viel mehr als einen Irrtum …

Vom freien Willen aus gesehen, stellt sich das Zusammenwirken Gottes mit dem Menschen so dare, daß es zu einem gemeinschaftlichen operari kommt. Die Tat Gottes am Menschen muß vom Menschen mit einer eigenen, freien Entscheidung [!!! – kennt ihr die Lehre, Freikirchler?] für Gottes Willen beantwortet werden. Das ist die Grundlage für die katholische Lehre vom meritum.

H.J. Iwand, Um den rechten Glauben, S. 27f. (Kaiser Verlag Münschen, 1959).

Chris
9 Jahre zuvor

Was meinst Du damit genau, Christian? (Ich besuche eine Brüdergemeinde.)

Christian
9 Jahre zuvor

Chris, das kann ich gerne versuchen näher zu erläutern. Gerne dürfen sich aber auch andere Mitleser einbringen. Es gibt im Bezug auf dieses Thema sicher kompetentere Personen hier als mich. Für Korrektur, Kritik und Ergänzung bin ich folglich dankbar. Gemäß meiner Beobachtung gibt es eine große Diskrepanz zwischen dem was einerseits die Bibel, und auch Martin Luther im obigen Zitat, über das Heil schreiben und andererseits dem, was in vielen, jedoch längst nicht allen, freien Gemeinden heute praktiziert wird. In der Bibel offenbart uns Gott, dass er derjenige ist, der in uns das „Wollen und das Vollbringen bewirkt“ (Philipper 2,13), dass „niemand zu Jesus kommen kann, es sei denn der Vater zieht ihn“ (Johannes 6,44) und dass der Glaube „eine Gabe Gottes ist“ (Epheser 2,8-9). Gott muss, wie auch Luther schreibt, in mir rettenden Glauben bewirken. Mir selbst fehlt es an Vermögen, Willen, Kraft einen rettenden Glauben, der mehr als bloße Rechtgläubigkeit ist, zu bewirken. Zwar betonen viele Gemeinden und… Weiterlesen »

Peter
9 Jahre zuvor

Hallo Christian,
vielen Dank für deinen Beitrag. Das war reformatorischer Glaube einfach erklärt 🙂

Joerg
9 Jahre zuvor

Wie verhält sich das zur Heilsnotwendigkeit der Werke: „opera sunt necessaria ad salutem, sed non causant salutem“ (WA 39, I, 96, 6f) ? Könnte man sagen, dass das Heilwerden und -bleiben (Bewahrung zum Heil vorausgesetzt) außerhalb unserer Kräfte liegen, dieses Heil-Sein jedoch sich manifestiert bzw. (in einem zukünftigen Gerichtskontext zur Feststellung der Wesensverfasstheit als wiedergeboren/Christ oder nicht) sich manifestiert haben muss? Das außerhalb unserer Kräfte liegende Heil konstituiert die Person (fides personam facit) und damit deren Kräfte/Werke, ist diesen folglich vorgeordnet und damit eben außerhalb ihrer Verfügungsgewalt/ihres Kausationsbereiches. ANdererseits liegen diese Kräfte nunmehr innerhalb des Heils, im Wirkbereich des Heils, da die ganze (wiedergeborene, neue) Person vom Heil bewirkt ist/wird. Da eine Person nicht abstrahiert vom Personenvollzug („Leben“) existiert, kann man Person und damit das sie konstituierende (Un)Heil auch nicht von ihren Werken/Kräften/…, ihrer Existenz in ihrem Vollzug, trennen. Werke sind also heilsnotwendig im Sinne einer notwendigen Bedingung: Ohne Werke liegt kein Heil vor, da wesensgemäße Werke unvermeidbar sind für… Weiterlesen »

Jörg
9 Jahre zuvor

Da mich eure Gedanken interessieren würden und dieser Kommentar aufgrund technischer Probleme verspätet freigeschaltet und deshalb etwas untergegangen ist, erlaube ich mir die kleine Frechheit, ihn nochmal künstlich auf die Recent-list zu setzen…

Schandor
9 Jahre zuvor

@Jörg

Eine anschauliche Zusammenfassung zu Deiner Frage findest Du im Büchlein „Typisch Evangelisch“, das sich mW sogar im Netz findet (Siegried Kettling). Ich liebe dieses Buch. Kettling schreibt so schön und fesselnd, da fängst Du an zu lesen und kannst nicht mehr aufhören. Ich denke nicht, dass da noch Fragen offen bleiben.

Jörg
9 Jahre zuvor


DIe Frage ist, was es bedeutet, dass die guten Werke heilsnotwendig sind. Und da Luther auch einen erst am jüngsten Tag zu seinem Ziel kommenden Prozess der Rechtfertigung („in ipso motu seu cursu ad iustitiam“ (WA 39, I, 83, 16)) kennt und jene guten Werke auf jeden Fall innerhalb dieses Prozesses verortet sind, stellt sich auch von hier aus die Frage nach Verhältnis von guten Werken und Rechtfertigung, sowie nach dem Unterschied zum katholischen Weg.

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