In einem Religionsbuch für die Oberstufe habe ich gerade einen Beitrag von Gerhard Szcesny (1918-2002) gelesen. Er erörtert darin die Frage: Worin besteht das „Heil“ des Menschen?
Die „Antwort“ lautet:
In der möglichst vollkommenen Ausbildung und Ausschöpfung seiner Anlagen und der bestmöglichen Erfüllung der individuellen und gesellschaftlichen Aufgaben, die ihm seine Zeit stellt, oder in der Konzentration auf jene Talente und Tugenden, die ihn mit der „anderen Wirklichkeit“ in Berührung bringen und auf sie vorbereiten? Ist es vor allem wichtig, dass der Mensch sich unablässig darum bemüht, die Heilswahrheiten seiner Religion zu erkennen, oder ist es wichtiger, dass er sich in seinem Leben den ethischen Erfordernissen seiner Religion entsprechend verhält?
Meine erste Reaktion: Eine Antwort, die der Erwartungshaltung des Fragenden entspräche, wäre (a) unevangelisch und (b) unkatholisch.
Meine zweite Reaktion: Eigentlich ist das genau das, was viele Menschen in und außerhalb der Kirche über das Heil denken. Leider. Viel Aufklärung braucht es. Die Verkündigung des Evangeliums, der guten Nachricht nämlich, dass das Heil außerhalb von uns in Christus zu finden ist, tut Not.
Klingt doch sehr nach dem Rationalismus des 19. Jhd. und seiner ethisch-gesellschaftlichen Umdeutung des Christentums:
Fichte: „Denen, die ihre Pflicht lieben müssen alle Dinge zum Guten dienen.“
Er hätte seiner scheinheiligen Frage noch diese hinzufügen können:
„Ist es wichtiger, den ersten Vers eines jeden biblischen Buches auswendig zu wissen oder die ersten 20 Fragen des Katechismus beantworten zu können?“
Fazit: Wer selbst verwirrt ist, verwirrt andere am besten.