Rundfunk und Fernsehen maßen sich eine sprachliche Erziehung an, die ihnen nicht zusteht. Sie verhalten sich dabei nicht nur zutiefst undemokratisch, es widerspricht auch dem Auftrag der öffentlich-rechtlichen Medien, meint Heike Schmoll in ihrem Kommentar für die FAZ. Optimistisch prognostiziert sie, dass die Sprachgemeinschaft dem Ökonomieprinzip folgen wird und sich die unkomplizierten Schreib- und Sprechweisen durchsetzen werden:
Davon, dass es Frauen und andere Identitäten ausschließe oder nur mitmeine, kann nicht die Rede sein. Wer so argumentiert, interpretiert grammatische Strukturen wissentlich oder unwissentlich fehl. Aber die soll es nach Auffassung einer Minderheit auch lieber nicht geben. Laut einer internen Anweisung für den Sprachgebrauch in Ministerien soll das generische Maskulinum möglichst gemieden werden. Warum eigentlich? Weil es angeblich nicht gendergerecht ist, was auch immer das eigentlich sein mag? Durch ihr Gendern stärken die Sender die Aversion der Mehrheit, sich minderheitskonformen Sprachideologien anzuschließen.
Vermutlich wird sich das Gendern in einigen Segmenten einbürgern – an Universitäten und Hochschulen, obwohl auch die eigentlich verpflichtet sind, die amtliche sprachliche Norm zu befolgen. Aber bisher hat die Sprachgeschichte gelehrt, dass die Sprachgemeinschaft dem Ökonomieprinzip folgt. Das bedeutet, dass die meisten Sprecher sich umständlicheren Formulierungen nicht anschließen werden, sondern die bequemste und verständlichste sprachliche Ausdrucksweise wählen. So wird es auch beim Gendern sein.
Und was ist mit den öffentlich-rechtlichen Medien? „Deren Aufgabe ist laut Medienstaatsvertrag, die ‚Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung, der Meinungsvielfalt sowie die Ausgewogenheit ihrer Angebote zu berücksichtigen‘. Doch das scheint die Sender wenig zu kümmern. Sprachliche Marotten einiger Redakteure wurden so zur allgemeingültigen Sprachnorm.“
Lassen wir uns diese unsägliche Umerziehung nicht gefallen! Ein Leser kommentierte das die geschlechtergerechte Sprache verharmlosende FAZ-Interview mit der Sprachwissenschaftlerin Damaris Nübling zutreffend mit folgenden Worten:
Die Tatsache, dass seit Jahren ‚top down‘ versucht wird, die skurrilen Genderformen in der Sprache durchzusetzen, ist doch offenkundig: in der Politik, Teilen der Verwaltung, in Kirchen, Gewerkschaften, nicht zuletzt in großen Medien, insbesondere im ÖRR, neuerdings auch Großunternehmen usw. Die Prämissen der Gendervorstellungen wurden weitgehend kritiklos akzeptiert, eine Debatte drüber wollte man lange nicht führen. Jetzt aber, nachdem der Protest immer größer und zahlreicher wird, fordern Vertreter wie die Frau Professorin Toleranz ein. Und behauptet sogleich, dass Gendersprache ein ‚inklusiveres Sprechen‘ ermögliche – eine glatte Verdrehung der Tatsachen: Gendersprache ist die exklusive Sprache einer privilegierten akademischen Blase, die ihre grotesken Vorstellungen der Mehrhheit der Menschen aufzwingen will. Kein normaler Mensch spricht so!
Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.faz.net.
Gendersprache? „Kein normaler Mensch spricht so!“
Dem kann man nur zustimmen!
Ob „kein normaler Mensch so spricht“ – das ist gar nicht das entscheidende Problem.Die Aggression, die latente Gewaltbereitschaft, die geballte Faust in der Tasche, wird weder von ‚braven‘ Kultur- und Medienschaffenden noch von ‚braven‘ Politikern, Verwaltungsbeamten oder Wissenschaftlern durch ‚gendergerechte‘ Sprache aus der Welt geschaffen. – „die vornehmste Handlung ist bis heute immer noch das Töten gewesen.“ (B. Liebrucks) Ob allerdings Liebrucks These stimmt, derzufolge der Mensch „[z]u dieser Handlung … unter sein sprachliches Niveau heruntergehen [musste]“, das wage ich zu bezweifeln.