Genderzwang

Ein Argument der Befürworter „geschlechtergerechter Sprache“ lautet, niemand müsse gendern. Die Realität sieht für Mitarbeiter von Universitäten, Unternehmen und Organisationen inzwischen völlig anders aus. Für sie wird Genderzwang angeordnet. Der Wissenschaftsjournalist Tim Schröder hat seine Erfahrungen in einem Artikel niedergeschrieben. Darin heißt es: 

Wenn ich mich mit Menschen unterhalte, die vom Gendern überzeugt sind, dann höre ich oft, dass man tolerant sein müsse. Jeder habe die Freiheit zu gendern oder eben nicht. Für das Private mag das noch gelten. Im Arbeitsalltag sieht es anders aus, denn wie das Beispiel oben zeigt, ist das Gendern für Mitarbeiter vielerorts zur Pflicht geworden.

Als Wissenschaftsjournalist schreibe und arbeite ich für etwa 40 verschiedene Auftraggeber, nicht nur Zeitungen und Magazine, sondern auch Behörden, Firmen, Forschungsinstitute und Universitäten. Fast überall gibt es inzwischen verbindliche Vorgaben oder Genderleitfäden, in denen vorgeschrieben wird, wie man zu gendern hat, ohne dass die Mitarbeiter jemals gefragt worden wären. Einige Auftraggeber verlangen Doppelpunkt oder Genderstern, andere bevorzugen Partizipialkonstruktionen wie „Dozierende“ und „Forschende“ oder Beidnennungen wie „Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler“. Das klassische „generische Maskulinum“ wie zum Beispiel „Experten“ oder „Bürger“, das eigentlich alle Menschen einschließt, ist im Sinne „der Geschlechtergerechtigkeit“ fortan verpönt.

Mit der Toleranz ist es ganz schnell vorbei, wenn ich darauf bestehe, das generische Maskulinum aus Gründen der Sprachlogik und des Sprachgefühls wie gewohnt weiterzuverwenden. Im schlimmsten Fall verliere ich meinen Auftraggeber. Meist aber läuft es auf ein zähes Ringen um die Frage hinaus, was „geschlechtergerecht“ ist und was nicht. Das Ergebnis sind meist Kompromisslösungen, die weder konsistent noch sinnvoll sind.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

Drei empfehlenswerte Veranstaltungen

Bald ist in den letzten Bundesländern die Ferienzeit vorüber und der Alltag zieht wieder ein. Das bedeutet auch, dass die Zeit der Konferenzen beginnt. Auf drei Veranstaltungen möchte ich hier hinweisen: 

Das Netzwerk Bibel und Bekenntnis veranstaltet am 23. September 2023 einen Studientag auf dem Schönblick in Schwäbisch Gmünd. Zu den Referenten gehören Ulrich Parzany, David Bennett, Waldemar Justus und Rolf Hille. Mehr Informationen gibt es hier: www.bibelundbekenntnis.de.

Ebenfalls am 23. September 2023 läuft in der Hoffnungskirche Kaiserslautern die Regionalkonferenz Südwest. Das Thema dieser Konferenz ist „Ruhe finden. Von innerer Rastlosigkeit zu geistlich gesundem Leben“. Hauptredner sind Matthias Lohmann und Peter Krell. Ich werde auch einen Vortrag zu Augustinus halten. Mehr Infos hier: www.evangelium21.net.

Vom 29.–30. September 2023 findet die erste Regionalkonferenz Österreich in der Calvary Chapel in Salzburg statt. Das Thema der Konferenz ist „Gott regiert! Die Entfaltung und Erfüllung von Gottes großem Plan“. Hauptredner sind Vaughan Roberts, Kai Soltau und Alex Reindl. Weitere Informationen gibt es hier: www.evangelium21.net.

Päivi Räsänen vor Gericht

Nachdem die frühere finnische Innenministerin Päivi Räsänen am 30. März 2022 freigesprochen wurde, muss sie sich derzeit erneut verteidigen, da die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt hatte. Gegenstand des Rechtsstreits ist ein Tweet mit Versen aus dem neutestamentlichen Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom (Röm 1, 24-27), in dem es um gleichgeschlechtliche Sexualität geht (vgl. hier).

Die Menschenrechtsorganisation ADF berichtet dankenswerterweise über den Prozess und schreibt über die Argumentation der Staatsanwaltschaft: 

Der Verhandlungstag begann mit den Argumenten der Staatsanwaltschaft. Zu dem Büchlein mit dem Titel „Als Mann und Frau schuf Er sie“, das Räsänen vor fast 20 Jahren über christliche Anthropologie und Homosexualität veröffentlicht hat, sagte die Staatsanwaltschaft: „Der Punkt ist nicht, ob es wahr ist oder nicht, sondern, dass es beleidigend ist.“ Die Staatsanwältin stellte auch fest, dass „nicht die Autoren der Bibel angeklagt“ werden, aber die Verwendung des Wortes „Sünde […] herabsetzend“ sei und „sexuelle Rechte“ verletze.

Die Staatsanwaltschaft argumentierte weiterhin: „Wir können Meinungsfreiheit begrenzen wenn es um die Ausdrucksform von Religion geht.“ Zum Bibel-Tweet brachte die Staatsanwaltschaft ihre Argumentation auf den Punkt: „Sie können die Bibel zitieren, aber Räsänens Interpretation und Meinung zu dem Bibelvers ist kriminell.“

Im vergangenen Jahr legte die Staatsanwaltschaft Berufung gegen das einstimmige Urteil des Bezirksgerichts Helsinki vom März 2022 ein, in dem Räsänen und Bischof Pohjola vom Vorwurf der „Hassrede“ freigesprochen wurden. Das Bezirksgericht entschied, dass es nicht die Aufgabe des Gerichts sei, „biblische Begriffe zu interpretieren“. Die Staatsanwaltschaft argumentiert jedoch, das Gericht habe Räsänens Tweet „falsch interpretiert“ und sei zu einem falschen Schluss gekommen. 

Also: „Der Punkt ist nicht, ob es wahr ist oder nicht, sondern, dass es beleidigend ist.“ Ganz offen wird eingestanden, dass es nicht darum geht, die Wahrheit herauszufinden. Die Bibelauslegung von Räsänen, die durch 2000 Jahre Kirchengeschichte über alle Konfessionen hinweg gedeckt ist, wird von der Staatsanwaltschaft als „kriminell“ bezeichnet. Das „Beleidigtsein“ einer bestimmten Gruppe von Menschen wiegt schwerer als die semantische Wahrheit und die gut bezeugte Geschichte. Das Gefühl einer Opfergruppe soll über Recht und Unrecht entscheiden.  

Derzeit wird auf die Urteilsverkündigung gewartet. Wir sind gespannt und zuversichtlich. Würde das Gericht der Staatsanwaltschaft zustimmen, wäre dies ein schwarzer Tag für die Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit. 

Mehr: adfinternational.org.

Generation Woke: Queere Bibel

Die Aktivisten der Woke-Kultur sind besonders „wach“, was die Inhalte und Botschaften von Vorträgen, Büchern oder Filmen anbetrifft. Frühere moralische Bewegungen wandten sich gegen Verletzungen von Bürger- oder Frauenrechten und alles, was den Weltfrieden gefährdet. Sie haben sich mit der Politik und Gesetzen befasst. Die Woken sind basisorientiert. Susanne Keuchel schreibt in Politik & Kultur über ihre Anliegen (S. 15):

Die Kritik der Woke-Aktivisten vollzieht sich dagegen „bottom-up“. Kritisiert wird „unkorrektes“ Verhalten innerhalb des sozialen Umfelds, aber auch bezogen auf Buch- oder Filminhalte. Ihr Anspruch besteht darin, Gesellschaft von innen heraus zu verändern. Das Bereinigen von überlieferter Literatur gehört zu den Aufgaben der Generation „Woke“. Romane und Erzählungen werden daraufhin abgeklopft, ob sie dem Mainstream der Gegenwart entsprechen. Falls nicht, werden sie verbannt, geschönt oder zumindest durch erklärende Anmerkungen ergänzt. 

So ist es alles andere als überraschend, dass postmoderne Bibelausgaben darum bemüht sind, Textstellen zu ergänzen, die feministischen oder queeren Lesarten im Weg stehen. Mentari Baumann und Meinrad Furrer arbeiten an so einem Update für die Heilige Schrift. Die Bibel soll der queeren Community zugänglich gemacht werden. Um das Ziel zu erreichen, werden vermeintlich queerfreundliche Bibelstellen hervorgehoben und queerfeindliche Texte um neu geschaffene Textschichten erweitert. Ausgangspunkt ist die Zürcher Bibelübersetzung.

Der SRF berichtet: 

„Jetzt schreibe ich Paulus einen Brief und erkläre ihm, was ich an seinen Gedanken spannend finde und was aus heutiger Sicht problematisch ist. Ich erzähle ihm, was sein Text für eine Wirkungsgeschichte hatte und wie wir das heute lesen“, sagt Furrer. Dieser literarische Antwortbrief liegt dann auf einem gesonderten Blatt der entsprechenden Stelle in der Zürcher Bibel bei. Meinrad Furrer will zudem vermeintlich queerfreundliche Stellen hervorheben, etwa in der Josefsgeschichte. Dort heisst es, dass Josef von seinem Vater ein Gewand erhält, das an anderen Stellen als Prinzessinnenkleid bezeichnet wird. Furrer macht daraus eine Geschichte über einen begabten, hypersensiblen jungen Mann und wie er damit in seiner Familie umgeht. Er stellt die Frage, was eine queere Identität damit zu tun haben könnte. Es sind Erweiterungen wie diese, die in der Luzerner Bibel enthalten sind.

Und dann gibt es einige Textstellen in der Bibel, die gar keine Sexualität enthalten, die man aber queer denken könnte. So gibt es Passagen, die aussagen: So wie ich gemacht bin, bin ich gut. „Es gibt viele solcher inspirierenden Stellen, und wir heben diese hervor“, betont Meinrad Furrer.

Die Frage, ob es sinnvoll ist, die Heilige Schrift an den Zeitgeist anzupassen, wird von den Aktivisten wie folgt beantwortet: „Die biblischen Bücher sind in einem sehr langen Prozess von Neudeutungen entstanden. Das kann die Forschung belegen“, erklärt Furrer: „Es ist vollkommen natürlich, die Bibel weiterzuschreiben und neues Wissen in die alten Texte miteinfliessen zu lassen.“

Das ist natürlich Quatsch. Ich vermute alleredings, im nächsten Schritt wird ergänzend zur geschlechtergerechten Bibel direkt in die Texte eingegriffen und eine „Queere Bibel“ herausgegeben. Wohl dem, der dann noch nach der zutreffenden Übersetzung fragt und vergleichen oder übersetzen kann. Dass die queeren Deutungen mit einer gründlichen Exegese der Bibel nichts zu tun haben, zeige ich übrigens in dem Artikel „Hermeneutisches Cruising“

Mehr: www.srf.ch.

VD: AS

Identität muss sich entwickeln

Renommierte Psychotherapeuten warnen vor den Folgen des geplanten Selbstbestimmungsgesetzes für Kinder und Jugendliche. Im Magazin Cicero haben Alexander Korte und Volker Tschuschke Stellung bezogen und schreiben zum Thema „Selbst im falschen Körper“:

Immer wieder ist davon die Rede, die „Geschlechtsangleichung“ sei erforderlich und unhinterfragt zu ermöglichen, wenn man sich im falschen Körper befinde. Könnte es aber nicht vielleicht so sein, dass es sich um eine „falsche Psyche“ – um ein „falsches Leben“, ein „falsches Selbst“ – in einem „richtigen Körper“ handelt? Jedwede Prämisse, die a priori von einer naturalistisch oder essentialistisch gefassten Identitätsentwicklung ausgeht respektive diese zum Inhalt hat, basiert auf fundamentalen Missverständnissen über psychische Entwicklungsprozesse.

Sämtlichen neurobiologischen Erklärungsmodellen zur Transsexualität ist gemeinsam, dass sie davon ausgehen, diese werde durch ein gegengeschlechtlich funktionierendes oder strukturiertes Gehirn verursacht. Fakt ist jedoch: Die neurowissenschaftlich-genetische Forschung hat bislang keine wirklich überzeugenden Nachweise erbringen können, dass „Geschlechtsidentität“ biologisch bedingt (determiniert) und eine persistierenden Trans-Identifizierung auf eine vorrangig oder gar ausschließlich genetisch beziehungsweise hormonell bedingte Ätiologie [Lehre von den Ursachen der Krankheiten] zurückzuführen ist.

Aus Sicht der Entwicklungspsychologie ist es komplett abwegig, davon auszugehen, dass Identität etwas sei, mit dem man zur Welt kommt. Schon die ersten ausführlicheren Monographien zum Konstrukt „Geschlechtsidentität“ (engl. gender identity) betonten deren bio-psychosoziale Grundlage. Im Zuge der psychosexuellen Entwicklung konstituiert sich ab dem Kleinkindalter ein Zugehörigkeitsgefühl zu einem Geschlecht, das sich im weiteren Verlauf, insbesondere in der Adoleszenz im Zusammenhang mit der Entwicklung der eigenen Sexualität und den ersten soziosexuellen Kontakten konsolidiert und individuell ausgestaltet.

Auch Ponseti und Stirn heben hervor, dass „Geschlechtsidentität“ stets das Ergebnis einer individuellen Bindungs-, Beziehungs- und Körpergeschichte ist. Identitätskonstruktion ist also ein (lebenslang anhaltender) Prozess, so dass geschlechtsbezogenes Identitätserleben ein (sic!) Teil der Persönlichkeit ist und wie „Geschlechtsidentität“ – wie Identität überhaupt – erst mühselig entwickelt werden muss.

Mehr: www.cicero.de.

VD: ÍS

Bernd Stegemann: Manipulationen im ÖRR

Bernd Stegemann arbeitet an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ im Norden Berlins. Dort lehrt er als Professor für Dramaturgie und Kultursoziologie. Im Gespräch mit der WELT erzählt er, was ihn an ARD und ZDF stört und warum seiner Ansicht nach die Identitätspolitik den Universalismus zersetzt. Sehr bedenkenswert ist der Abschnitt über manipulative Techniken, die im TV zum Einsatz kommen:

Die Montagetechnik kennt man seit den Frühzeiten des Films, Sergej Eisenstein hat damit große Erfolge gefeiert. Man kann sich dieser Art der Lenkung der eigenen Bewertung kaum entziehen. Es ist eine Technik, die man für verschiedene Inhalte nutzen kann – wie wir beim Beispiel mit dem Eis bereits gesehen haben. Und ich habe an einem Beitrag für das „heute-journal“ über die europäische Migrationspolitik zu zeigen versucht, wie solche Techniken dort zum Einsatz kommen und wie sie bestimmte Inhalte erzeugen. Der Beitrag eröffnet mit einer einfühlsamen Bebilderung des Leids von Flüchtlingen, die anschließend jeden Versuch einer politischen Steuerung von Migration als böse erscheinen lässt. Das kann man so machen. Ich wollte nur zeigen, dass es passiert.

Kritikwürdig finde ich allerdings, dass Beiträge wie dieser so tun, als wären sie eine neutrale Berichterstattung und keine Meinung. Doch in ihrer Machart sind sie nicht neutral. Der Kommentar wird in die Montage der Bilder hineingeflochten. Das wollte ich beschreiben, weil das für mich an der Grenze zum Unlauteren ist. Denn dadurch werden die Zuschauer emotional beeinflusst – mit einer Technik, zu der man kaum eine kritische Distanz einnehmen kann – und sie werden nicht erst informiert, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können. In der Montagetechnik des „heute-journal“-Beitrags wird die Meinung gleich mitgeliefert, so entsteht der Eindruck der Manipulation.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

Selbstbestimmungsgesetz: Dokument eines Realitätsverlusts

Durch das geplante Selbstbestimmungsgesetz wird das Geschlecht für den Menschen frei wählbar. Für Kinder unter 14 Jahren können Eltern ganz allein entscheiden, „m“, „w“ oder „d“ eingetragen wird. Fatina Keilani aus Berlin meint, dieses Gesetz dokumentiert einen Realitätsverlust. 

Das neue Gesetz macht Betroffenen nun das Leben leichter, es erspart ihnen langwierige Prozeduren mit Gutachtern und ein bisher zwingend nötiges Gerichtsverfahren. So weit gut – bloss schiesst das neue Gesetz weit über das Ziel hinaus.

Was bisher eine Ausnahme war, ist nun Normalität. Aus seelischer Notlage wird Lifestyle. Aus gegebenen Tatsachen wird die Vorstellung, dass das Wünschbare auch das Machbare ist. Aus dem Wunsch einer Minderheit wird ein Gesetz über die „richtige“ Sicht der Welt für alle.

Es begann mit der Verquickung von Fakten und Fiktion. Wer heute sagt: „Es gibt in der Biologie nur zwei Geschlechter“, sieht sich einem Shitstorm ausgesetzt wie die Biologin Marie-Luise Vollbrecht. Sie wird dafür verfolgt und bedroht. Wer sagt, dass es für „menstruierende Personen“ bereits ein Wort gebe, nämlich Frauen, so wie die „Harry Potter“-Erfinderin Joanne Rowling, wird als „transphob“ beschimpft.

Mehr: www.nzz.ch.

Genderkritiker als neue „Sprachpolizei“

Immer häufiger werden inzwischen Gegner der gendergerechten Sprache persönlich angegriffen. Fabian Payr hat in einem Gastbeitrag für die FAZ Beispiele aufgeführt. Der Genderbefürworter Sascha Lobo rückt etwa Kritiker des Genders quasi in den pathologischen Raum einer Zwangsstörung. Werden Leute, die aus Überzeugung und mit guten Argumenten das Gendern ablehnen, demnächst als „genderphobisch“ bezeichnet?

Das Fazit von Fabian Payr lautet: 

Sprachliche Zwangsfixierungen, Rechts lastigkeit, Hadern mit der Gleichberechtigung, Frauenfeindlichkeit: Wer Gendern kritisiert, muss sich auf schweres Geschütz aus der Fankurve einstellen. Ein weiterer Begriff, der aktuell Karriere macht, ist „Sprachpolizei“. Genderkritiker gelten nun als diejenigen, die fortschrittlichen Menschen in autoritärer Manier die Freiheit des sprachlichen Ausdrucks rauben wollen. Es entbehrt dabei nicht der Ironie, dass ausgerechnet diejenigen, die den Einsatz des genderneutralen Maskulinums zum Tabu erklärt haben (und daher eine Sprache erfunden haben, deren einziger Zweck darin besteht, diese verteufelte Sprachform zu meiden), ihren Kritikern „sprachpolizeiliche“ Ambitionen unterstellen.

Die Ebene der produktiven Debatte wurde längst schon verlassen. Nun geht es darum, den Gegner als Person unglaubwürdig (rechts, rückständig, zwanghaft, frauenfeindlich, vergreist) erscheinen zu lassen. Und hier ist, wie anfangs schon ausgeführt, der Umkehrschluss erlaubt: Wer den Gegner als Person attackiert und beleidigt, der hat auf der Ebene der sachlichen Argumente schon lange den Rückzug angetreten. Manch einer, wie der erwähnte Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch, träumt in dieser heiklen Lage davon, das Genderprojekt jetzt einfach – wie seinerzeit die große Rechtschreibreform – auch gegen den Willen der großen Mehrheit der Bevölkerung durchzuziehen. So äußerte sich der Professor zumindest unlängst in einem ZDF-Interview. Es ist vorauszusehen, dass der Preis für ein solches Vorgehen ein hoher sein wird.

Mehr: (hinter einer Bezahlschranke): www.faz.net.

Die Gamaliel-Strategie

Es gibt Sünden, vor denen die Bibel mit aller Schärfe warnt. Zu diesen Sünden gehören Götzendienst und Unzucht. Die Apostel eröffnen hier keinen Raum für Erwägungen und Dispute. Sie sagen uns: „Darum, meine Lieben, flieht den Götzendienst!“ (1Kor 10,14) oder „Flieht die Hurerei!“ (1Kor 6,18).

Es gibt Tatsünden, da muss ein Christ wie auf einem Lernfeld trainieren, nach dem Willen Gottes zu leben – ohne dass das Fliehen möglich ist. Ein Vater, der mit Zorn zu kämpfen hat und seine Kinder hin und wieder völlig unkontrolliert anschreit, kann nicht aufhören, Vater zu sein. Er muss Selbstbeherrschung im realen Leben lernen. Bei dem biblischen porneia, das wir mit „Unzucht“,  oder „sexueller Unmoral“ übersetzen können, ist die Lage anders. Wir sollen fliehen. 

In den evangelikalen Kreisen wird heute immer wieder einmal darauf verwiesen, dass wir zurückhaltender und abwägender im Blick auf sexuelle Sünde handeln sollten. Als Referenz taucht manchmal der jüdische Gesetzeslehrer Gamaliel auf, der in sokratischer Art und Weise die Mitglieder des Hohen Rats dafür warb, die Gruppe der Jesusjünger nicht vorschnell zu verurteilen: „Und nun sage ich euch: Lasst ab von diesen Menschen und lasst sie gehen! Ist dies Vorhaben oder dies Werk von Menschen, so wird’s untergehen; ist’s aber von Gott, so könnt ihr sie nicht vernichten – damit ihr nicht dasteht als solche, die gegen Gott streiten wollen“ (Apg 5,38–39). 

In einem zweiteiligen Gespräch zwischen Thorsen Dietz und Stephanus Schäl in der Zeitschrift Aufatmen, das in meinen Augen als Rückschritt im Disput zwischen Post-Evangelikalen und Evangelikalen zu werten ist, sagt Dietz zum Thema christliche Einheit:

„Ich wünsche mir, dass man biblisch vielleicht mal mit Gamaliel sagt: Wenn das von Gott kommt, dass sich eine neue Einsicht durchsetzt, werden wir es nicht stoppen können. Wenn es nicht von Gott kommt, wird das Ganze irgendwann scheitern, wird zusammenbrechen. Jetzt gucken wir Tag für Tag und bleiben im Gespräch.“

Der Elefant im Raum ist vor allem die christliche Sexualethik. Thorsten Dietz oder Tobias Faix sind Unterstützer der LGBTQ+-Bewegung. Die Evangelikalen lehnen die großen Anliegen der Regenbogen-Kultur mit Verweis auf die Bibel, 2000 Jahre Tradition und die Vernunft ab. Doch Schäl widerspricht Thorsten Dietz nicht scharf, sondern erklärt fast solidarisch:

„Ich will kein Schwarzmaler sein, aber ich behaupte mal, dass sich die sexualethische Frage nicht in den nächsten ein, zwei Jahren klären wird. Ich rechne mit zehn bis fünfzehn Jahren. Ich wünschte, es wäre schneller. Aber diese Spannung aushalten, zu sagen, ich ringe vielleicht einen Großteil meines Dienstlebens über diese Frage – und gleichzeitig Kurs zu halten. Im Rückblick wird man irgendwann sagen: Liebe Leute, warum habt ihr euch Bibelverse an die Köpfe geworfen? Dann schaut man auf unsere Zeit zurück und sagt: Das war ja die einfache Frage.“

Wie also ist das mit dem Rat des Gamaliel? Peter Bruderer hat einen Artikel dazu verfasst, auf den ich hier gern verweise. Er schreibt: 

Ich persönlich bin überzeugt, dass der Rat des Gamaliel immer wieder einmal ein guter Rat sein kann. Die Aussage, dass am Ende nur Bestand haben wird, was Gott bewirkt, hat natürlich eine Rückendeckung in biblischen Aussagen. Für den Seher Bileam war klar, dass er das gesegnete Volk Gottes nicht verfluchen konnte (4Mo 22–24). Der Segen Gottes würde sich durchsetzen. Wir werden in der Bibel als Christen auch aufgefordert, Gott wirken und richten zu lassen und nicht mit der Brechstange selbst Dinge erzwingen zu wollen, die wir als richtig und gut erachten (z.B. Röm 12:17–21). Tatsächlich ist das Abwarten manchmal eine gute und weise Strategie.

  1. Der Rat des Gamaliel wird in der biblischen Berichterstattung nicht weiter kommentiert oder bewertet. Es wird lediglich wiedergegeben, was passiert ist und was geredet wurde. Es liegt an uns, die Aussagen Gamaliels in im Kontext weiterer biblischer Aussagen einzuordnen und zu bewerten.
  2. Die Apostelgeschichte ist primär Geschichtsschreibung und nicht christliche Lehre. Gamaliel kommt nicht die Autorität eines Propheten oder Apostels zu. Seine Statements sollten erstmal als das gewertet werden, was sie sind: Aussagen eines einflussreichen jüdischen Geistlichen in einer heiklen Auseinandersetzung.
  3. Es bleibt unklar, was die Motivation von Gamaliel war. Die Sadduzäer glaubten nicht an die Auferstehung der Toten und waren möglicherweise auch deshalb darum bemüht, die Apostel hinter Gitter zu bringen (Apg 5:17). Diese verkündeten Jesus als den Auferstandenen. Pharisäer wie Gamaliel jedoch glaubten an die Auferstehung der Toten. Deshalb hatte Gamaliel möglicherweise nicht nur weniger Probleme mit den Auferstehungsberichten der Apostel, er hatte in diesem Konflikt auch eine Gelegenheit, der theologischen Konkurrenz im Hohen Rat eins auszuwischen.
  4. Eine weitere Möglichkeit ist, dass Gamaliel tatsächlich damit rechnete, dass die Apostel bald tot sein würden. Das Volk würde sich in irgendeiner Form gegen die Christen wenden oder es würde zu einer inneren Selbstzerfleischung in der Urgemeinde kommen. Auf diese Möglichkeit deutet seine Argumentation vor dem Rat hin, in welcher er zwei weitere Anführer erwähnt, deren Bewegungen vor nicht allzu langer Zeit von selbst mit dem gewaltsamen Tod ihrer Anführer ein Ende gefunden hatten (Apg 5:36–37).
  5. Nicht zuletzt kann der Apostel Paulus erwähnt werden. Im weiteren Verlauf der Apostelgeschichte erwähnt dieser, dass er selbst als junger Mann „zu Füssen Gamaliels“ unterrichtet worden war (Apg 22:3). So wurde aus Paulus ein religiöser Eiferer, der Christen verfolgte. Wir haben keine schriftlichen Informationen, ob es sich bei dem von Paulus erwähnten Gamaliel um den gleichen Mann handelt, der den Hohen Rat überzeugte, die Apostel freizulassen. Aber die Annahme hat aufgrund der Timeline eine gewisse Plausibilität.

Mehr: danieloption.ch.

Dorothee Sölle auf der Spur

Konstantin Sacher hat zum zwanzigsten Todestag der Theologin Sölle das Buch Dorothee Sölle auf der Spur veröffentlicht. Er bemüht sich um Fairness gegenüber der Frau, die Theologie nach dem „Tode Gottes“ treiben wollte und die fragte, ob man auch atheistisch an Gott glauben könne. Insgesamt fällt das Buch kritisch aus. Inzwischen gibt es sowieso nicht mehr allzu viele Leser der radikalen Diesseitstheologie. Ein kleiner Fanclub hat sich gehalten. Der Postevangelikale Tobias Faix hält sie etwa für eine Prophetin.

Reinhard Bingener schreibt in seiner Buchvorstellung:

Theologisch startete Sölle als Adeptin Rudolf Bultmanns und dessen existenzialer Interpretation der Bibel, die in den Fünfzigerjahren kontrovers diskutiert wurde und von konservativen Kirchenleuten angefeindet wurde. Bultmann war, politisch betrachtet, allerdings kein Linker, formatierte seine Theologie sogar bewusst politikfern. Sölle wählte einen anderen Weg: Zunächst trieb sie Bultmanns Programm der Entmythologisierung auf eine rhetorische Spitze, indem sie sich ab Mitte der Sechzigerjahre einer „Theologie nach dem Tode Gottes“ verschrieb.

Sacher hält dies nicht für mehr als gelungenes Marketing, denn im Kontext der modernen Theologie seien ihre Gedanken recht üblich geblieben. Sacher geht davon aus, dass der „Tod Gottes“ ein anderes Wort für eine nachtheistische Theologie ist. Das Ende des Theismus hätten die Systematischen Theologen jedoch längst eingepreist. An dieser Stelle lässt sich fragen, ob Sacher damit nicht die Gewöhnlichkeit ihrer Entwürfe unterschätzt, die häufig eben doch den Kernbestand der hergebrachten Dogmatik durch das Feuer der Metaphysik-Kritik hindurchretten wollen – was manchmal gerade für diejenigen gilt, die dabei camouflierend mit dem „Tode Gottes“ klingeln.

Mehr: www.faz.net.

„Und der Herr erhörte Hiskia …“

514uLpLG1+L SX424 BO1 204 203 200Mario Tafferner hat das Buch Und der Herr erhörte Hiskia … (Logos Editions, 2022) von Andreas Späth für E21 rezensiert.

Hiskia gilt als das Aushängeschild der biblischen Archäologie. Seine Regentschaft kann nicht nur aus verschiedenen biblischen Texten wie etwa den Königebüchern, den Chronikbüchern und dem Buch des Propheten Jesaja rekonstruiert werden, sondern bietet mannigfaltige Berührungspunkte mit außerbiblischen Inschriften und archäologischen Funden. Im Vergleich dazu ist die Quellenlage für David und Salomo wesentlich umstrittener und dünner. Als Ausgangspunkt für eine Zusammenschau verschiedenster akademischer Perspektiven auf die alttestamentliche Geschichtsschreibung eignet sich Hiskia somit besonders. Mit seinem Werk „Und der Herr erhörte Hiskia …“ legt Andreas Späth eine solche Synopse für eine breite Leserschaft vor.

Mehr: www.evangelium21.net.

„Zeitalter der seriellen Romantik“

Die Soziologin Andrea Newerla trifft den Nagel auf den Kopf, wenn sie in einem Interview erklärt, dass die Romantik keine hinreichenden Gründe für stabile Beziehungen liefert. Sie spricht von einem einem „Zeitalter der seriellen Romantik“. Das bedeutet, Menschen lösen sich nicht von der romantischen Erzählung, sondern suchen nach dem Scheitern einer Beziehung ihr Glück in der nächsten Beziehung. Genau diesen Kreislauf möchte sie durchbrechen und fordert, dass die Gesellschaft sich für neue Formen des Zusammenlebens öffnet und dabei etwa von polyamourösen oder queeren Beziehungen lernt. Vom Modell der „Verantwortungsgemeinschaft“, das die Ampelkoalition derzeit diskutiert, erwartet sie dafür hilfreiche Impulse. 

Sie sagt: 

Das ist ein sehr spannender Vorschlag, weil es solch ein Modell in dieser sehr freien Form, ohne Fokus auf Zweisamkeit, noch nirgendwo anders gibt. Ich würde mir wünschen, dass die politischen Entscheidungsträger Strukturen schaffen, die eine Vielfalt von intimen Beziehungen ermöglichen. Im Moment ist es zum Beispiel schwierig, wenn ich mit einer Freundin oder einem Freund ein Kind großziehen will, ich aber kein biologischer Elternteil bin; dann habe ich keine Rechte. Es geht auch um unsere Zukunft als alternde Gesellschaft. Wir haben jetzt schon enorme Versorgungsprobleme, die ein romantischer Liebesdienst nicht lösen kann. Wir brauchen ein neues Miteinander, das nicht nur auf einem sehr besonderen, aber auch sehr zerbrechlichen Gefühl wie der romantischen Liebe fußt.

Hier liegt sie falsch. Das wird nicht funktionieren, sondern – wenn es denn so kommt – einen Scherbenhaufen hinterlassen. Das hat etwas damit zu tun, dass Menschen langfristige, verlässliche und tiefe Beziehungen brauchen, um seelisch zu reifen. „Biofamilien“ können genau das besser als andere Konstellationen. In dem Interview, das Sarah Obertreis mit Andrea Newerla geführt hat, klingt durch, dass ihr Paradigmenwechsel durch persönliche Enttäuschungen motiviert war: „Auch ich war serielle Romantikerin. Das heißt: Seit ich 15 Jahre alt war, bin ich immer in romantischen Liebesbeziehungen gewesen – mal länger, mal kürzer. Das hat sich erst mit dem Ende meiner letzten romantischen Beziehung geändert.“ 

Aus christlicher Sicht lässt sich dazu sagen: Es stimmt, dass das romantische Gefühl keine ausreichende Grundlage für Ehe und Familie ist. Aus dieser zutreffenden Beobachtung zu schließen, dass man sich gar nicht mehr auf langfristige Zweierbeziehungen einlassen, sondern seinem Gefühl folgen sollte – wohin es auch immer führt, stimmt allerdings ebensowenig. Aus christlicher Sicht ist die Ehe ein Bund auf Lebenszeit – zum Wohle der Partner, der möglichen Kinder und der Gesellschaft. Dieser Bund, den beide Parnter vor Gott eingehen, liefert eine tragfähige Grundlage für eine stabile Beziehung auf Lebenszeit. 

Nebenbemerkung: Im Interview fällt der Satz: „Was wir in unseren Schlafzimmern treiben, ist politisch.“ Zum besseren Verständnis dieser Aussage empfehle ich das Buch Der Siegeszug des modernen Selbst von Carl Truman. 

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.faz.net.

Francis Schaeffer: Sollen wir sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetz sind?

Francis Schaeffer (Jeder ist von Bedeutung, 1982, S. 73):

Nach seiner Bekehrung muß der Christ immer wieder moralischeEntscheidungen treffen, in jedem neuen Augenblick erwarten ihn andere Entscheidungen. Dabei muß er sich ständig zur praktischen Hingabe an Gott entschließen:

„So lasset nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe, Gehorsam zu leisten seinen Gelüsten. Auch ergebet nicht der Sünde eure Glieder zu Waffen der Ungerechtigkeit, sondern ergebet euch selbst Gott, als die da aus den Toten lebendig sind, und eure Glieder Gott zu Waffen der Gerechtigkeit. Denn die Sünde wird nicht herrschen können über euch, die ihr ja nicht unter dem Gesetze seid, sondern unter der Gnade. Wie nun? Sollen wir sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind? Das sei ferne! Wisst ihr nicht: welchem ihr euch als Knechte ergebet zum Gehorsam, dessen Knechte seid ihr und müsset ihm gehorsam sein, sei es der Sünde zum Tode oder dem Gehorsam zur Gerechtigkeit? (Röm 6, 12-16).“

Den Christen, die vom Geist dieser Welt umgeben sind, gibt das Wort Gottes praktische moralische Anweisungen, die auf absoluten Maßstäben basieren, Wir dürfen diese absoluten Maßstäbe jedoch nicht nur als theoretische Konzepte gebrauchen, wenn wir

Beispiel mit einem Menschen diskutieren, der einen moralischen Relativismus vertritt, sondern wir müssen die biblische Moral mit Hilfe der Gnade Gottes auch in unserem eigenen Leben in die Tat umsetzen. Wir sollen unser Leben auf der Grundlage dessen leben, was uns Gott als Ausdruck seines Wesens offenbart hat. Es hat keinen Sinn, wenn wir unser biblisches Wissen lediglich als Argumentationshilfe gebrauchen, ohne daß es in unserem eigenen Leben Wirklichkeit geworden ist.

Rainer Kunze: Sprache und Freiheit

Der Dichter und Georg-Büchner-Preisträger Rainer Kunze hat in der DDR seine Erfahrungen mit einem autoritären Staat gemacht. Er weiß auch, dass es gute Gründe gibt, hellhörig zu sein, wenn Behörden ihren Bürgern amtliche vorgeben, wie sie zu reden und zu schreiben haben. Die NZZ berichtet: 

In der Auseinandersetzung um die Neuregelung der Orthographie erhielt Reiner Kunze 2004 einen Preis der Zürcher Stiftung für abendländische Ethik und Kultur. Die Urkunde nennt den Grund: «Da er viele Jahre seines Lebens im Unrechtsstaat der DDR verbringen musste und die Folgen unbegrenzter Staatsmacht aus eigener Erfahrung kennt, ist er auch hellhörig gegenüber staatlichen Übergriffen auf unsere Sprache.»

Dass der Dichter mit seiner Denkschrift zur Rechtschreibreform «Die Aura der Wörter» recht hat, bestätigte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, indem sie bekannte, die Kultusminister wüssten längst, dass die Rechtschreibreform falsch gewesen sei, aus Staatsräson sei sie nicht zurückgenommen worden. Es charakterisiert eine Zeit, dass ein Dichter darauf hinweisen muss, dass sich die Sprache in Freiheit entwickelt, nicht nach amtlichen Vorgaben. Die Probleme, die Reiner Kunze klar umrissen hat, sind noch ungelöst.

Mehr: www.nzz.ch.

Das Medium ist Message

Das Medium ist Message, so lautete die These des Medientheoretikers Marschall McLuhan. Vor einigen Tagen löste Pastor J.D. Greear, der ehemalige Präsident der Südlichen Baptisten (USA), einen Sturm in den sozialen Medien aus, als ein kurzer Ausschnitt aus seiner Sonntagspredigt auf Twitter (inzwischen X) zu sehen war. Offensichtlich passten die Botschaft und die Art und Weise, wie diese präsentiert wurde, nicht zueinander.

In dem Clip wirft Greear seiner Gemeinde in der Summit Church vor, zu spät zu kommen, zu früh zu gehen und generell unfreundlich zu sein. Er sagte: „Ihr behandelt die Kirche wie eine religiöse Show.“ Mit Blick auf seine Online-Zuschauer fügte er hinzu: „Wenn die Leute sagen, dass sich die Gemeinde wie eine große Inszenierung anfühlt, seid ihr das Problem.“

Am Schluss des Clips wird die Bühne sichtbar, auf der Pastor J.D. Greear steht. Und irgendwie wird vielen Zuschauern klar, dass das Problem größer ist. Schnell ensteht der Eindruck, dass der Gottesdienst wie eine Show gestaltet wurde, also in gewisser Weise für die Konsumhaltung der Gemeindebesucher mitverantwortlich ist.

Es gibt, so die Moral aus der Geschichte, gute Gründe, Gottesdienste nicht wie Unterhaltungsprogramme zu inszenieren. Das hat Carl Trueman kürzlich auch im Blick auf die Gottesdienste der Gemeinde in Saddleback beanstandet, die von Rick Warren gegründet wurde. 

Hier ist der Clip zugänglich: twitter.com.

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