BLM hat ein Antisemitismusproblem

Viele Journalisten und Prominente habe sich in den letzten Jahren vor den Karren der Black-Lives-Matter-Aktivisten (BLM) spannen lassen. Sogar Evangelikale lassen sich von der Bewegung blenden. ARTE warf dem Evangelismus in ihrer berücksichtigen Dokumentation vor, „dass sich Evangelikale [in den USA] im Sommer 2020 nicht konsequent und geschlossen hinter die ‚Black Lives Matter‘-Bewegung gestellt hätten, obwohl „das Leben Hauptanliegen“ der Bewegung sei. Solche Behauptungen werden gern wiederholt, obwohl schon lange bekannt ist, dass antisemitische Tendenzen bei BLM eine weitreichende Tradition haben. Lucien Scherrer schreibt für die NZZ:

Die Ursprünge der heutigen Allianz zwischen BLM und radikalen Palästinensern gehen weit zurück, wie der deutsche Theologe Kai Funkschmidt in seinem 2021 erschienenen Aufsatz „Der Antisemitismus in der ‚Black Lives Matter‘-Bewegung“ aufzeigt. Während schwarze Bürgerrechtler wie Martin Luther King Juden als „grossartige“ Verbündete im Kampf gegen Rassismus betrachteten, liessen sich die Black Panthers vom „Antizionismus“ der Sowjetunion inspirieren. Juden galten nun zunehmend als Kolonialisten und Ausbeuter, Araber dagegen als unterdrückte „People of Colour“ – ungeachtet der Tatsache, dass der arabische Sklavenhandel gleich viel oder noch mehr Opfer gefordert hatte als jener der Weissen.Verstärkt wurden diese Tendenzen in der Bürgerrechtsbewegung durch traditionellen christlichen und islamischen Judenhass. Der Schriftsteller James Baldwin schrieb 1967 in der „New York Times“, Juden würden den Holocaust „schamlos“ ausnutzen, um sich als anständige Menschen zu präsentieren. Sie würden die Drecksarbeit für Weisse erledigen. Es sei bitter, jüdische Ladenbesitzer zu beobachten, wie sie abends „mit deinem Geld in der Tasche in ein sauberes Viertel“ zurückkehrten.

Mehr: nzz.ch. Der Aufsatz kann übrigens hier heruntergeladen werden: www.ezw-berlin.de.

Andreas Rödder: „Die grüne Deutungshoheit ist passé“

Eine interessante Aussage hat der Historiker Andreas Rödder gemacht. Ich poste sie hier nicht wegen seiner politischen Ambitionen, sondern wegen der Beobachtung, dass sich der Meinungskorridor unter dem Einfluss grüner Politik immer mehr verengt hat.

Die grüne kulturelle Hegemonie hat sich seit den 80er-Jahren aufgebaut und seit der Weltfinanzkrise von 2008 die politische Öffentlichkeit dominiert. Sie hat die neuralgischen Zonen des Diskurses bestimmt: Klima und Energie, Migration und Integration, Geschlecht und Sexualität. Und sie hat die Grenzen des Sagbaren festgelegt: Wer als „Klimaleugner“, „Rassist“ oder „transphob“ galt, war aus der Debatte verbannt.

Mehr: www.welt.de.

Os Guinness: Meine Zeit mit Francis Schaeffer

Os Guinness berichtet in einem kurzen Interview über seine Zeit in L’Abri und seine drei Jahre Zusammenleben mit der Familie Schaeffer:

Der Christ und die Buße

Der Buß- und Bettag ist eine gute Gelegenheit, einmal über die Bedeutung von „Buße“ nachzudenken. Sam Storms liefert in seinem Artikel „Der Christ und die Buße“ einige Anstöße dazu:

Das biblische Konzept der Buße wird leicht missverstanden und falsch angewendet. Eine genauere Untersuchung ist somit angebracht. Einige Texte machen klar deutlich, dass Buße, zusammen mit dem Glauben, essentiell für die Vergebung der Sünden ist (vgl. Lk 24,47; Apg 2,38; 3,19; 5,31; 11,18). Die griechischen Begriffe metanoeō (umdenken) und epistrephō (sich umwenden; vgl. Apg 26,18) in Apostelgeschichte 3,19 und 26,20 „werden als gleichwertige Begriffe nebeneinandergestellt, obwohl in diesen Fällen der erste eher die Abkehr vom Bösen und der zweite die Hinwendung zu Gott betont“.

An dieser Stelle gilt unser Hauptaugenmerk jedoch der Buße im Leben des wiedergeborenen Gläubigen.

Viele begehen den prinzipiellen Fehler, dass sie ihr Verständnis von Buße auf den Stamm des griechischen Wortes gründen. Das griechische Verb metanoeō (umdenken) setzt sich aus der Präposition meta („mit, nach“) und dem Verb noeō („verstehen, denken“) zusammen. Daraus schlussfolgern manche, dass die Buße eines Christen einzig und allein darin besteht, sein Denken zu ändern bzw. die Sünde und seine Beziehung zu Gott zu überdenken. Die Bedeutung von Worten wird allerdings nicht auf diese Weise bestimmt, sondern ergibt sich durch ihren Gebrauch und den Kontext. Ein Sinneswandel oder eine Änderung der Sichtweise hat keinen Wert, wenn damit nicht eine Richtungsänderung, eine Änderung des Lebens und des Handelns einhergeht.

Echte Buße beginnt zwar mit einer tiefgreifenden Überführung von Sünde, endet aber keineswegs an dieser Stelle. Sie beginnt mit der eindeutigen herzzerreißenden Anerkennung der Tatsache, dass man Gott herausgefordert hat, indem man sich für das entschieden hat, was er verachtet und hasst – oder zumindest gleichgültig war gegenüber dem, was er liebt und was seinem Wesen entspricht. Buße beinhaltet somit, dass man in seinem Herzen anerkennt: „Das ist falsch. Ich habe gesündigt. Gott ist betrübt.“ Das Gegenstück zu dieser Anerkennung ist Rationalisierung, der selbstsüchtige Versuch, die eigene moralische Nachlässigkeit durch eine Reihe von Einsprüchen zu rechtfertigen: „Ich bin ein Opfer. Wenn du wüsstest, was ich durchgemacht habe und wie schlecht meine Mitmenschen mich behandelt haben, würdest du nicht so streng urteilen.“

Mehr: www.evangelium21.net.

Calvins Einfluss auf die „Reformierten“

Christoph Strom über den Einfluss Calvins auf die „Reformierten“ (Johannes Calvin, 2009, S. 6):

Schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts sprachen die Gegner des reformierten Protestantismus von „Calvinismus“ und nannten dessen Vertreter „Calvinistae“ bzw. „Calvinisten“. Insbesondere durch Max Webers und Ernst Troeltschs Forschungen zu Beginn des 2.0. Jahrhunderts ist der Begriff „Calvinismus“ auch in der wissenschaftlichen Darstellung etabliert worden. Man kann diesen Sprachgebrauch als Indiz für die zentrale Rolle, die Calvin für die Entwicklung des Reformiertentums gespielt hat, bewerten. Dabei erscheint es durchaus fraglich, ob die Rede vom „Calvinismus“ der Pluralität der Theologen und Theologien im reformierten Protestantismus gerecht wird. Der Genfer Reformator ist nur einer unter mehreren Theologen, die durch das gemeinsame Engagement für eine konsequente Durchführung der Reformation geeint waren. Alle leisteten ihren spezifischen Beitrag zur Ausbreitung der Reformation in der Schweiz, in Westeuropa, Teilen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Südosteuropa und schließlich auch in der Neuen Welt. Calvin aber wurde bald von den römischen Gegnern als der gefährlichste unter den Ketzern identifiziert und erlangte durch sein Wirken und sein Schrifttum in den eigenen Reihen höchstes Ansehen.

Die Überheblichkeit des Szientismus

Lydia Jaeger schreibt über die Grenzen des Szientismus (Wissenschaft ohne Gott?, 2007, S. 86–87):

Bei der Betrachtung der Rolle der menschlichen Vernunft haben wir
gezeigt, dass Wissenschaft in einer Welt, deren Elemente sie bis ins Letzte beschreiben könnte, unmöglich ist. Die Person des Forschers selbst
bliebe völlig außen vor, obwohl dieser der Autor jeglicher wissenschaftlicher Beschreibung ist. Nach logischen Gesichtspunkten betrachtet, ist es
absurd, das menschliche Denken im Namen der Wissenschaft, das diese
produziert, ausklammern zu wollen. Ebenso ist es praktisch unmöglich,
keine Werturteile abzugeben und Aussagen, ein Objekt sei schön oder
hässlich und eine Handlung sei gut oder schlecht unter dem Vorwand,
solche Urteile würden jeglicher wissenschaftlicher Basis entbehren, zu
unterlassen. Menschliches Leben müsste dann auf alles verzichten, was
es interessant macht. Keine Gesellschaft könnte ohne minimale Übereinkünfte in ethischen Fragen überleben. Werturteile und menschliches Zusammenleben sind jedoch nur möglich, weil sie grundsätzlich auf anderen
als mit wissenschaftlichen Methoden erlangten Gegebenheiten basieren.
Keine Methode kann von der Beschreibung des Ist (was Inhalt der wissenschaftlichen Forschung ist) zum Soll (was Inhalt ästhetischer oder
ethischer Regeln ist) führen.

Wenn die Wissenschaft also den Menschen nicht darin erschöpfend beschreiben kann, was seine Rationalität, seinen Geschmack und sein ethisches Verhalten betrifft, kann sie auch keine Welt fordern, die der Einflussnahme eines mit Persönlichkeit ausgestatteten Wesens verschlossen
wäre. Mehr noch: es wäre in einer solchen geschlossenen Welt gar kein
Wesen denkbar, dass in der Lage wäre, Wissenschaft zu betreiben! Wer
also die Existenz Gottes und die Möglichkeit der göttlichen Einflussnahme auf das Geschehen der Welt negiert, hat keine wissenschaftlich
fundierte Begründung für seine Aussagen. Letztlich ist es nicht die Wissenschaft, die Gott negiert, sondern die ideologische Überheblichkeit des
Szientismus.

Die Tatsache, dass in Bezug auf den Mensch die wissenschaftliche Beschreibung an ihre Grenzen stößt, ist kein Zufall. Nach Aussage der Bibel
wurde der Mensch „zum Bilde Gottes“ geschaffen. Seine Stellung in der
Natur ist daher von gewissen Analogien zur Beziehung Gottes zur Welt
geprägt. Versucht man, Gott aus seinem Weltbild auszuklammern, muss
man sich gezwungenermaßen der schwierigen Frage stellen, wie die Position des Menschen in einem solchen Weltbild adäquat definiert werden
kann.

Glauben und Denken heute 2/2023

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Die allerletzte Ausgabe von Glauben und Denken heute (2/2023) steht online. Als Schwerpunktthema wurde diesmal das Buch Christentum und Liberalismus von J. Gresham Machen gewählt, das vor 100 Jahren erstmalig erschienen ist und an Aktualität wenig verloren hat. Auch die Predigt von Harry Emerson Fosdick, die Machen dafür den Anstoß gab, das Buch zu schreiben, ist in dieser Ausgabe in einer deutschen Übersetzung enthalten. Vermutlich könnte sie heute auf einem evangelikalen Kongress gehalten werden, ohne dass dabei vielen Besuchern auffallen würde, dass in ihr eine neue Religion verbreitet wird. Auch die Polemik gegen „Fundamentalisten“ käme wahrscheinlich gut an. Einheit, für die lehrmäßige Grenzen aufzuweichen sind, steht nach wie vor hoch im Kurs.

Allerdings gibt es starke Gründe für die Annahme, dass Fosdick mit seiner Vision eines libarelen Christentums gescheitert ist. Die Entwicklung der Mitgliedszahlen bei den großen Kirchen in Deutschland zeigt, dass es überflüssig geworden ist – auch oder vielleicht besonders unter dem Bildungsbürgertum, das Fosdick so gerne halten wollte.

Hier die Beiträge der Ausgabe: 

Artikel

  • Editorial: Haben die Fundamentalisten verloren? (Ron Kubsch)
  • 100 Jahre „Christentum und Liberalismus“ (Daniel Facius)
  • Lehre (J. Gresham Machen)
  • Sollen die Fundamentalisten gewinnen? (Harry Emerson Fosdick)
  • Die Exerzitien des Ignatius von Loyola (Jürgen Neidhart)
  • Evangelikale Israeltheologie (Franz Graf-Stuhlhofer)
  • Von den Vätern lernen: Der Pastor und sein griechisches Neues Testament (J. Gresham Machen)

Rezensionen

  • Herman Bavinck, Ethics: The Duties of the Christian Life (Hanniel Strebel)
  • Dallas Willard, Gott: Du musst es selbst erleben (Michael Freiburghaus)
  • Johannes Gonser, Abtreibung – ein Menschenrecht? (Markus Widenmeyer)
  • Florian Wilk, Der erste Brief an die Korinther (Tanja Bittner)
  • Nathaniel Gray Sutanto, God and Knowledge (Hanniel Strebel)
  • Roy A. Clouser: Der Mythos der religiösen Neutralität (Franz Graf-Stuhlhofer)

Buchhinweise

  • Deutsche Bibelgesellschaft, Das Markusevangelium: Griechischer Text mit Übersetzungshilfen (Ron Kubsch)

Die Ausgabe kann hier heruntergeladen werden: gudh032.pdf.

Gott ist für die Deutschen ziemlich tot

Susanne Gaschke beschreibt die Lage unverblühmt: 

Während sich auf deutschen Strassen ein fanatisch-islamistischer Hass auf Israel und die Juden entlädt, kommt den Deutschen ihr christlicher Gott immer mehr abhanden. Die Bedeutung der Kirchen bricht in sich zusammen.

So lässt sich das Ergebnis der neuen «Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung» zusammenfassen, die die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) seit 1972 alle zehn Jahre durchführen lässt. Die Untersuchung steht auf einer breiten empirischen Grundlage und ist repräsentativ für die deutsche Bevölkerung.

Nur noch 13 Prozent der Befragten vertreten traditionelle «kirchlich-religiöse Einstellungen». Mehr als die Hälfte, nämlich 56 Prozent, sind «säkular», also gar nicht religiös. Viele «Säkulare» denken sogar aktiv religionsfeindlich, weil sie «Wissenschaft» in direktem Widerspruch zum Glauben begreifen.

Der Ansehensverlust der Kirchen geht mit dem Schwinden der individuellen Frömmigkeit Hand in Hand. Glaubten im Jahr 1949 noch 90 Prozent der Deutschen an Gott, so sind es heute lediglich 50 Prozent; nur 20 Prozent verstehen ihn dabei im Sinne der Bibel. 30 Prozent glauben an irgendeine höhere Macht, die man genauso gut «Schicksal» nennen könnte.

Mehr: www.nzz.ch.

Kann man bald Sexroboter heiraten?

Künstliche Intelligenz verspricht Upgrades für Sexroboter. Die Hersteller versprechen ihren Kunden nicht nur körperliche Befriedigung, sondern auch eine neue Form von „Beziehung“ mit Gefühlen. Vielleicht sollte der Ehe- und Familienbegriff weiter aufgebohrt werden, sodass bald das Heiraten von Robotern eine Möglichkeit wird? 

Melanie Mühl nimmt uns in ihrem Artikel „Kann man bald Sexroboter heiraten?“ mit auf die Reise in eine skurrile und – wie ich meine – perverse Welt, in der schnelle und immer verfügbare sexuelle Befriedigung sowie Liebe ohne Schmerz verkauft werden soll. Laut Umfragen können sich zehn bis vierzig Prozent der deutschen Männer vorstellen, Sex mit einem Roboter zu haben. Wenn der metaphysische Rahmen, der Sexualität Sinn und Schutz geboten hat, erst einmal zertrümmert ist, bleibt nur die Versklavung an das Begehren. Irgendwie kommt mir da Römer 2,24 in den Sinn.

Da ist es ein schwacher Trost, dass es noch Sexroboterkritiker gibt:

Zu den schärfsten Kritikern gehört die britische Ethikforscherin Kathleen Richardson, die sagt, Sexroboter seien ein Zeichen des Hasses gegen Frauen und würden aus Männern Vergewaltiger machen. Oliver Bendel hält Richardsons Behauptung für absurd. Erstens, sagt er, seien Puppenliebhaber meist sehr zärtlich zu ihren Puppen, und zweitens seien diese Männer auch keine Vergewaltiger, denn Vergewaltiger wollen Frauen erniedrigen. „Puppen können sie nicht erniedrigen, und deshalb ist es uninteressant, Gewalt über eine Puppe zu haben, die sich nicht wehren kann.“

Relevant ist die Frage nach der emotionalen Abstumpfung natürlich trotzdem. Denn genauso wie der Sexroboter durch jede Interaktion mit seinem Benutzer lernt, prägt auch die Gegenwart des unterwürfigen Sexroboters das Verhalten des Benutzer. Wessen Empathie in keiner Sekunde gefordert wird, der verlernt, Signale zu deuten und im Gesicht des anderen zu lesen, der kann ein falsches Lächeln irgendwann nicht mehr von einem echten unterscheiden. Man muss kein Pessimist sein, um zu befürchten, dass die vermeintliche Verschmelzung mit einer Maschine eine Liebesbeziehung mit einem Menschen nicht gerade leichter machen wird. 

Mehr: www.faz.net.

Operation „DEI“

Die Woke-Ideologie hat ganz Amerika erobert, von den Unis bis zu den Konzernen. Ihre Kader lehren eine bizarre Opferhierarchie: Muslime sind benachteiligter als Schwule, Schwarze mehr als Frauen. Leistung und Fleiß gelten als verdächtig. Es geht um DEI: „Diversity, Equity and Inclusion“ (dt. Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion).

Welche Auswüchse die Entwicklung an die Hochschulen zeigt und warum das extrem gefährlich ist, beschreibt Bari Weiss in einem Beitrag für DIE WELT:

Seit einigen Jahren sehen wir, welchen Schaden diese Ideologie angerichtet hat. DEI und die Kader, die das Konzept durchsetzen, untergraben die zentralen Aufgaben der jeweiligen Institutionen. Und nichts hat die Gefahren hinter DEI deutlicher gemacht als das, was in diesen Tagen an unseren Hochschulen geschieht – also an den Orten, an denen unsere zukünftigen Führungskräfte heranwachsen.

Dort werden Professoren gezwungen, sich zu DEI zu bekennen, wenn sie eingestellt, befördert oder fest angestellt werden wollen. Und genau dort hat sich die Abscheulichkeit dieser Weltanschauung in den vergangenen Wochen deutlich gezeigt: Wir sehen Studenten und Professoren, die nicht in Fakten, Wissen und Geschichte eingetaucht sind, sondern in eine entmenschlichende Ideologie, die sie dazu gebracht hat, Terrorismus zu feiern oder zu rechtfertigen.

Juden, die wissen, dass jedes menschliche Leben als Ebenbild Gottes unantastbar ist, dürfen nicht tatenlos zusehen, wie dieses Prinzip, das für die Verheißung Amerikas und seiner hart erkämpften Freiheiten so zentral ist, ausgelöscht wird. Wir müssen diese Entwicklung rückgängig machen.

Die Antwort kann nicht darin liegen, dass die jüdische Gemeinschaft vor der intersektionalen Koalition für ihre Sache plädiert oder um einen höheren Rang auf der neuen Opferhierarchie bettelt. Das ist eine verlorene Strategie – nicht nur für die jüdische Würde, sondern auch für die Werte, die wir als Juden und als Amerikaner vertreten.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

Helmut Thielicke: „Unser Vater“

Helmut Thielicke (Das Gebet das die Welt umspannt, 1983, S. 15):

Seht, und nun lehrt uns Jesus Christus, allem Augenschein dieser Lebenslage zum Trotz, daß wir wirklich sagen dürfen: „Unser Vater!“, und daß da nun eine Stimme ist, die uns wirklich und wahrhaftig antwortet. Jedoch, wenn ich unsere Stimme und die antwortende Stimme des Vaters so nacheinander nenne, habe ich eigentlich das Verhältnis umgekehrt, denn die Stimme des Vaters ist ja viel eher da als die unsrige. Es ist ähnlich wie in den Samuelgeschichten des Alten Testamentes: Ich höre eine Stimme, die meinen Namen ruft. Und nun kann ich nur noch sagen: Hier bin ich, hier hast du mich! Nun darf ich mit dem, der da zuerst einmal meinen Namen gerufen hat, sprechen wie das Kind mit seinem Vater, darf ihm von allen großen und kleinen Dingen erzählen, die mich bewegen.

KMU 6: Historische Transformation

Alle zehn Jahre untersucht die evangelische Kirche, was ihre Mitglieder über Religion und Kirche denken. Erstmals wurden dabei auch Katholiken befragt. Der aktuelle Befund der KMU 6 dokument die voranschreitende Säkularisierung innerhalb der beiden Großkirchen.

Reinhard Bingener schreibt für die FAZ:

Wenn Soziologen über Seismographen verfügten, kämen sie wohl aus ihren Büros gelaufen und würden „Achtung, Erdbeben!“ rufen. Denn die Ergebnisse der neuen Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung legen nahe, dass sich gegenwärtig eine historische Transformation vollzieht. Religion erodiert in rapider Geschwindigkeit und beide große Kirchen, so schreiben die Autoren, scheinen an einem „Kipppunkt“ angelangt zu sein, der schon in den nächsten Jahren zu „disruptiven Abbrüchen“ führen könne.

Die methodische Basis dieses Befunds könnte kaum breiter sein. Seit fünfzig Jahren beauftragt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) einmal im Jahrzehnt eine große Untersuchung über die Kirchenmitgliedschaft. Für die nunmehr sechste Folge wurden insgesamt 592 Fragen für 5282 Teilnehmer entwickelt.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.faz.net.

Räsänen einstimmig freigesprochen

Wir dürfen einen großen und sehr wichtigen Erfolg für die Meinungsfreiheit feiern: Päivi Räsänen und Bischof Juhana Pohjola sind unschuldig – das bestätigte das Berufungsgericht in Helsinki einstimmig. Die beiden mussten sich im August bereits in der zweiten Instanz für christliche Aussagen wegen angeblicher „Hassrede“ vor Gericht verantworten.

Das Urteil bestätigt den einstimmigen Freispruch des Bezirksgerichts im März 2022. Das Gericht stellte fest, dass es „auf der Grundlage der in der Hauptverhandlung vorgelegten Beweise keinen Grund hat, den Fall in irgendeiner Hinsicht anders zu beurteilen als das Bezirksgericht. Es gibt daher keinen Grund, das Urteils des Bezirksgerichts zu ändern.“

Das Gericht weist in seiner einstimmigen Entscheidung alle Anklagepunkte gegen Räsänen und Bischof Pohjola zurück. Die Richter weisen die Argumentation der Staatsanwaltschaft vollständig zurück und bestätigen das Urteil des Bezirksgerichts. Die Staatsanwaltschaft kann innerhalb der nächsten zwei Monate Berufung beim Obersten Gerichtshof einlegen.

Räsänen, Finnlands ehemalige Innenministerin, wurde 2021 wegen „Agitation gegen eine Minderheit“ im Rahmen eines Abschnitts des finnischen Strafgesetzbuchs mit der Überschrift „Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit” angeklagt. Sie hatte 2019 in einem Tweet sowie im selben Jahr in einer Rundfunkdebatte und 2004 einer kirchlichen Broschüre ihre Glaubensüberzeugungen zu Ehe und Sexualethik mitgeteilt. Bischof Pohjola war wegen der Veröffentlichung von Räsänens Broschüre aus dem Jahr 2004 angeklagt. Der Fall sorgte für weltweite Aufmerksamkeit. Menschenrechtsexperten brachten ihre Besorgnis über die Bedrohung der Meinungsfreiheit zum Ausdruck. „Ich bin sehr erleichtert. Das Gericht hat das Bezirksgericht bestätigt. Das Urteil erkennt die Bedeutung der Meinungsfreiheit für uns alle“, sagte Päivi Räsänen nach ihrem Erfolg vor Gericht. 

„Es ist kein Verbrechen, einen Bibelvers zu twittern oder sich an einer öffentlichen Debatte mit einer christlichen Perspektive zu beteiligen. Die Versuche, mich wegen meinen Überzeugungen strafrechtlich zu verfolgen, haben mir fünf sehr schwierige Jahre beschert. Ich hoffe, dass das Ergebnis als wichtiger Präzedenzfall für den Schutz der freien Meinungsäußerung gelten wird. Hoffentlich bleibt anderen unschuldigen Menschen diese Tortur erspart bleibt, nur weil sie ihre Überzeugungen geäußert haben“, fügte Räsänen, ehemalige finnische Innenministerin und Großmutter von elf Kindern, hinzu.   

Mehr: adfinternational.org.

Repressiven Toleranz in der Praxis

Die postmodernen Aktivisten hoffen, durch zwei Strategien ihren „Wahrheiten“ zum Durchbruch zu verhelfen. Einmal wiederholen sie ihre Thesen und Lügen möglichst oft, verbunden mit der Hoffnung, dass sie so irgendwann geglaubt werden und möglichst Eingang in die Gesetzgebung finden (vgl. auch hier). Zum anderen nutzen sie den Ansatz der „repressiven Toleranz“ (entwickelt von Marcuse, siehe hier), um Kritikern der eigenen Sichtweise die Teilhabe am Diskus zu verweigern. Sie setzten also die Kritik an ihren Thesen auf den Verbotsindex.

Ein aktuellens Beispiel dafür: Der Grünenpolitiker und Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, hat gefordert, dass eine transkritische Broschüre der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien zur Prüfung vorgelegt wird. Die Prüfstelle ist dem grünen Bundesfamilienministerium unterstellt und Lehmann arbeitet dort als Staatssekretär. Seit September 2023 gilt die Broschüre Wegweiser aus dem Transgenderkult tatsächlich als gefährlich für Kinder und Jugendliche. Als Begründung für den Verbot der Broschüre wurde laut NZZ angegeben:

Bemerkenswert ist die Begründung der Prüfstelle für ihre Entscheidung. Sie liegt der NZZ vor. Das zwölfköpfige Gremium stellt folgende Sätze als problematisch dar: „‚Frau‘ und ‚Mann‘ sind (. . .) biologische Fakten. Sie lassen sich an den Chromosomen und an der Rolle in der Reproduktion festlegen.” Auch der Satz: „Geschlecht ist binär und unveränderbar. Persönlichkeit ist fluide und vielfältig“, wird als bedenklich aufgelistet.

Beide Strategien lassen sich hier nachweisen: Erstens: Die Wahrheit wird als problematisch hingestellt, ohne dafür Begründungen zu liefern. Die Wahrheit wird einfach durch die eigene Sichtweise überschrieben (und immer wieder vorgetragen). Zweitens: Eine kritische Stimme wird zum Schweigen gebracht, indem sie zensiert wird. 

Ich kann nur hoffen, dass die Herausgeberinnen gegen die Willkür juristisch vorgehen und der Fall vor Gericht landet und die Richter ordentlich entscheiden.

Mehr: www.nzz.ch.

VD: BS

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