Missbrauch von links

Der sexuelle Missbrauch scheint, was die mediale Aufarbeitung anbetrifft, ein überwiegend katholisches Phänomen zu sein. Die meisten Missbrauchsfälle gibt es aber in den Patchwork-Familien (siehe auch hier). Und auch die »Linke« hat ihre Missbrauchsgeschichte: Zu den Projekten der 68er gehörte die sexuelle Befreiung der Kinder, der Bruch aller Schamgrenzen wurde bei einem Teil der Bewegung zum Programm. So entstand ein Klima, in dem selbst Pädophilie als fortschrittlich galt.

DER SPIEGEL schreibt in der Ausgabe Nr. 25 vom 21.06.2010:

Zur Wahrheit in der Debatte über den sexuellen Missbrauch gehört, dass die Verwirrung, wo die Grenzen im Umgang mit Kindern liegen, sich nicht auf die katholische Kirche beschränkte. Tatsächlich beginnt gerade in den sogenannten fortschrittlichen Milieus eine Sexualisierung der Kindheit, ein schrittweises Absenken der Tabuschranken, an dessen Ende sogar der Geschlechtsverkehr mit Kindern denkbar ist.

Schon die Vorfälle an der hessischen Odenwaldschule haben gezeigt, dass es eine Verbindung zwischen Reformanspruch und Enthemmung gab. Auch der Fall des ehemaligen »Konkret«-Verlegers Klaus Rainer Röhl ist ohne den Zeitbezug nicht wirklich zu verstehen. Die »Konkret«-Texte, in denen offen der Sex mit Minderjährigen propagiert wurde, sind mindestens so verstörend wie die von Röhl bestrittenen Anschuldigungen der Töchter Anja und Bettina, von ihrem Vater belästigt worden zu sein.

Es stellt sich die Frage, ob sich der Verleger durch Auflage und Anerkennung seines Magazins ermutigt sah. Wer von seiner Umwelt keine Zurechtweisung, sondern Zustimmung erfährt, hat ein geringeres Unrechtsbewusstsein und damit weniger Grund zur Affektkontrolle.

Auch die Linke hat ihre Missbrauchsgeschichte, und sie ist komplizierter, als es auf den ersten Blick scheint. Fragt man Wortführer von einst, erhält man zögerliche oder ausweichende Antworten. »Im Kern der 68er-Bewegung hat es in der Tat an einer Respektierung der nötigen Grenzen zwischen Kindern und Erwachsenen gemangelt. Inwiefern diese Gefährdung zu Missbrauchsfällen geführt hat, ist offen«, schreibt der Politologe und Bewegungschronist Wolfgang Kraushaar im Rückblick.

Mangelnder Respekt vor den Grenzen ist eine schöne Formulierung. Man kann auch sagen: Die Grenzen wurden ziemlich gewaltsam eingerissen.

Hier der schockierende Artikel von Jan Fleischhauer und Wiebke Hollersen: www.spiegel.de.

Gottes Fußsohle im Jordan-Tal?

40 Jahre lang soll die Wanderschaft der Juden gedauert haben, als sie nach der Sklaverei in Ägypten ins Heilige Land Israel gelangten und sich dort im Jordan-Tal niederließen. Ist diese biblische Geschichte wirklich wahr oder ein Mythos? Der Archäologe Adam Zertal will darauf nun eine Antwort gefunden haben.

Richard C. Schneider berichtet aus dem ARD-Studio Tel Aviv über den Professor von der Universität Haifa: www.tagesschau.de.

VD: J

Eine Identität ist zu wenig

Der Leiter des Berliner Archivs der Jugendkulturen, Klaus Farin, beschreibt in seinem Aufsatz »Jugendkulturen heute« (APuZ 27/2010, 5. Juli 2010, S. 5) das postmoderne Phänomen der multiplen Identitäten unter Jugendlichen:

Man kann sich Jugendkulturen bildlich wie Tropfen in einem Meer vorstellen: Es regnet selten neue Jugendkulturen, aber innerhalb des Meeres mischt sich alles unaufhörlich miteinander. Immer wieder erfasst eine große (Medien-)Welle eine Jugendkultur, die dann für eine kurze Zeit alle anderen zu dominieren scheint wie Techno in den 1990er Jahren und derzeit Hip-Hop. Doch die Küste naht, und auch die größte Welle zerschellt. Das Wasser verdampft dabei jedoch nicht, sondern es fließt wieder ins offene Meer zurück – zersprengt in viele kleine Jugendkulturen, verwandt und doch verschieden.

Diese ständige Vermischung hat insgesamt die Grenzen zwischen den Szenen seit den 1990er Jahren deutlich durchlässiger werden lassen. Selbstverständlich ist jeder Szeneangehörige immer noch zutiefst davon überzeugt, der einzig wahren Jugendkultur anzugehören (Arroganz ist seit jeher ein wichtiges Stilmittel von Jugendkulturen), doch die Realität zeigt: Kaum jemand verbleibt zwischen dem 13. und 20. Lebensjahr in einer einzigen Jugendkultur; typisch ist der regelmäßige Wechsel: heute Punk, in der nächsten Saison Gothic, ein Jahr später vielleicht Skinhead oder Skateboarder. Oder gleich Punk und Jesus Freak, Skateboarder und Hip-Hopper. Oder: An diesem Wochenende Gothic, am nächsten Brit-Popper, der Montag gehört der Liebsten, am Mittwoch geht’s ins Fitnessstudio, am Freitag zur THW-Jugend oder zur Jungen Gemeinde. Für eine wachsende Gruppe der Jüngeren ist eine Identität, eine Rolle zu wenig. Ambivalenz und Flexibilität sind die Lebensprinzipien immer mehr jüngerer Menschen. Was der (Arbeits-)Markt ihnen zwangsweise lehrt, pflanzt sich in den selbstbestimmten Freizeitwelten fort.

Gemeinden, so könnte man schließen, sollten dem Fragmentarisierungstrend nicht übereifrig folgen, sondern das offene Meer im Blick haben.

Ich kann die APuZ-Ausgabe zum Thema Jugendkulturen Pastoren und Mitarbeitern in der Jugendarbeit empfehlen: HQ156C.pdf.

Unionsfraktionschef Kauder mahnt zur Religionsfreiheit

Am Donnerstag debattiert der Bundestag über mehrere Anträge, die auf stärkeren Schutz der Religionsfreiheit weltweit drängen. Unions-Fraktionschef Volker Kauder bemängelt im Interview unter anderem den Umgang der Türkei mit den christlichen Kirchen.

Hier ein Auszug aus dem Gespräch:

Die Religionsfreiheit ist ein international garantiertes Menschenrecht. Dennoch ist sie in über 60 Ländern der Welt, in denen auch noch fast 70 Prozent der Erdbevölkerung leben, eingeschränkt.

Das ist schlimm genug. Aber noch mehr muss uns alarmieren, dass wiederum die Christen darunter die wohl am stärksten verfolgte Religionsgemeinschaft sind. Christen müssen in vielen Regionen der Welt um Leib und Leben, ihr Hab und Gut fürchten. Ich denke nur an Nigeria, wo vor einigen Monaten Tausende von Christen getötet wurden. Wir Christen müssen solche Menschenrechtsverletzungen an Christen noch klarer benennen!

Das ganze Interview gibt es hier: www.domradio.de.

Pornland

The Guardian stellt Gail Dines neues Buch über die Pornoindustrie vor:

The last time I saw Gail Dines speak, at a conference in Boston, she moved the audience to tears with her description of the problems caused by pornography, and provoked laughter with her sharp observations about pornographers themselves. Activists in the audience were newly inspired, and men at the event – many of whom had never viewed pornography as a problem before – queued up afterwards to pledge their support. The scene highlighted Dines’s explosive charisma and the fact that, since the death of Andrea Dworkin, she has risen to that most difficult and interesting of public roles: the world’s leading anti-pornography campaigner.

Dines is also a highly regarded academic and her new book, Pornland: How Porn Has Hijacked Our Sexuality, has just come out in the US, and is available online here. She wrote it primarily to educate people about what pornography today is really like, she says, and to banish any notion of it as benign titillation. „We are now bringing up a generation of boys on cruel, violent porn,“ she says, „and given what we know about how images affect people, this is going to have a profound influence on their sexuality, behaviour and attitudes towards women.“

Hier mehr: www.guardian.co.uk.

Die Entfremdung von der Bibel

Das schrieb Gerhard Ebeling vor 30 Jahren:

Der Bibelgebrauch ist weithin auf den kirchlich institutionalisierten Umgang mit ihr reduziert. Ihre Rolle als Hausbuch und als privates Andachtsmittel ist stark geschrumpft. Die Zahl derer, die keine oder nur eine ganz verzerrte Vorstellung von ihr haben, ist weiter im Wachsen. Die Bibelkenntnis ist bis in kirchentreue Kreise hinein, sogar bei Theologiestudenten, erschreckend gering. Und selbst bei gutem Willen fühlt man sich dem Dickicht dieses Buches gegenüber hilflos. Auch unter politisch denkbar freiheitlichen Verhältnissen, die den Kirchen sogar noch gewisse Privilegien wie den schulischen Religionsunterricht einräumen, ist diese Entfremdungstendenz anscheinend kaum aufzuhalten. Sie wird vom Sog des Zivilisationsgefälles und seiner vorherrschenden kulturellen Erscheinungen vorangetrieben und zum Teil noch gefördert durch fragwürdige religionsdidaktische Theorien oder auch einfach durch einen desolaten Zustand pädagogischer Praxis.

Was für Worte würde er heute finden?

Außenansicht: Der authentische Bonhoeffer

51p0A-e3DhL._SL160_.jpgCollin Hansen hat mit Eric Metaxas über sein neues Bonhoefferbuch gesprochen. Metaxas:

Bonhoeffer showed genuine courage and authenticity in his life. He said many unpopular things and was unafraid to do so. For example, he was not afraid to say that abortion was murder. He was sexually pure, and he was devoted to Jesus. One could see that with him; it was never mere talk. He was the real deal, all the way through. It’s hard not to be inspired by that.

Hier mehr: www.christianitytoday.com.

Das Buch:

  • Eric Metaxas: Bonhoeffer – Pastor, Martyr, Prophet, Spy, Thomas Nelson, April 2010, 608 S., ca. 13 Euro

gibt es hier:

Sieg der Vernunft über den Gleichstellungswahn

Ferdinand Knauß hat in seinem Blog einen Beitrag von Adorján F. Kovács über die Besetzung einer Professur in Oxford veröffentlicht. Der Artikel »In Oxford siegt die Vernunft über den Gleichstellungswahn« eröffnet Einblicke in die reale Gleichstellungspolitik, der sich leider viel zu viele Verantwortungsträger aus Popularitätskalkül verschrieben haben:

Vor etwas mehr als einem Jahr wollte sich die ehrwürdige Oxford-Universität dem Zeitgeist öffnen und setzte einen entsprechend vorgefilterten Wettbewerb um eine der prestigeträchtigsten Stellen, die diese Universität zu vergeben hat, in Gang: die Professur für Poesie. Die Bewerber bildeten einen kuriosen Querschnitt der unter Gleichstellungsgesichtspunkten erforderlichen Ingredienzien. Es musste natürlich auf jeden Fall eine Frau dabeisein (Ruth Padel), dann selbstverständlich ein Schwarzer, Derek Walcott, schließlich ein Ausländer, in diesem Fall ein Inder, Arvind Krishna Mehrotra.

Hier der vollständige Beitrag: www.brainlogs.de.

Entzweiflung

CIMG1189.JPGIn der Zeit vom 21.–25. Juni 2010 trafen sich in Berlin ungefähr 50 Leute zum Zweifeln und Vertrauen (vgl. auch die Ankündigung des Evangeliumsrundfunks hier). Die gemeinsam vom Martin Bucer Seminar, dem holländischen L’Abri (siehe auch hier) und der deutschen L’Abri-Kontaktarbeit veranstaltete Woche stand unter dem Thema »Im Zweifel für den Zweifel?«. Ich habe die Zeit als ermutigend empfunden und bin dankbar für die vielen Begegnungen, Impulse und Gespräche.

Die L’Abri-Kontaktarbeit hat freundlicherweise einige Vortragsmitschnitte von der Studienwoche online gestellt.

Viele Vorträge und Arbeitsgruppen waren informativ und herausfordernd. Besonders empfehle ich den Vortrag »Existiert Gott?« von Professor Daniel von Wachter:

[podcast]http://labri.files.wordpress.com/2010/06/d00116_daniel_von_wachter_existiert_gott.mp3[/podcast]
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