E21-Regionalkonferenz mit Tom Schreiner

E21 Regiokonferenz Wetzlar2023  1

Vom 2.–3. Juni 2023 findet die E21-Regionalkonferenz Mitte in der Immanuel-Gemeinde in Wetzlar statt. Das Thema lautet „Theologie für die Gemeinde“. Die Hauptredner werden Tom Schreiner, Helge Stadelmann und Daniel Knoll sein. Thomas R. Schreiner ist in Deutschland vor allem den Bibelauslegern bekannt. Er ist ein amerikanischer reformierter Neutestamentler und James Buchanan Harrison-Professor für die Auslegung des Neuen Testaments am Southern Baptist Theological Seminary (USA).  

Eine Möglickkeit zur Anmeldung gibt es hier: www.evangelium21.net.

Augusto Del Noce: Ursprünge des modernen Säkularismus überdenken

Der italienische Philosoph Augusto Del Noce (1910–1989) hinterfragt in seinem Buch The Problem of Atheism die pessimistische Vorstellung, dass „bei jedem Philosophen, von Descartes an“ die Geschichte der Philosophie als Prozess der Säkularisierung zu lesen sei. Obwohl Descartes vielleicht die Rebellion des Rationalismus gegen das Christentum ermöglichte, war sein eigentliches Anliegen genau das Gegenteil. Er wollte die unverwechselbaren und eng miteinander verbundenen Verpflichtungen des Christentums zu Freiheit, Transzendenz und Menschenwürde bewahren.

Publilc Discourse, das Journal des Witherspoon Instituts, schreibt: 

Trotz der Fehler in Descartes‘ Denken, die den Aufstieg des Rationalismus ermöglichten, kann man ihn also nicht als Begründer des modernen Säkularismus bezeichnen. Die heute weit verbreitete Irreligion ist weniger aus Ideen entstanden als aus unserer Entscheidung, Ideen zur Rationalisierung unserer eigenen egoistischen Entscheidungen zu nutzen. Atheismus ist keine zwangsläufige Folge von Kräften außerhalb von uns: Ob wir mit seiner Hilfe für Gott leben oder durch unser begrenztes Verständnis für uns selbst, liegt an uns. Dies ist die hoffnungsvolle Botschaft, die den Kern von Das Problem des Atheismus bildet: eine Widerlegung der pessimistischen Vorstellung, dass „n jedem Philosophen, von Descartes an“ … „die Geschichte der Philosophie ein Prozess der Säkularisierung ist.“ Die Lösung für den zeitgenössischen Atheismus besteht nicht darin, die Moderne und ihre edlen Bestrebungen nach Freiheit, Wahrheit und Achtung der Menschenwürde aufzugeben. Wir müssen stattdessen einen Weg finden, unseren Mitbürgern zu zeigen, warum wir diesen Idealen ohne Gott nicht konsequent gerecht werden können.

Mehr: www.thepublicdiscourse.com.

Bibeljournale

VM BJ ApgJosRom Mockup

VM BJ Roemer Webseite Mockup07Im Verlag Verbum Medien haben wir damit begonnen, hochwerte Journale für das Studium der Bibel herauszugeben. Auf der linken Seite ist der Bibeltext (Luther 2017) abgedruckt, auf der rechten Seite gibt es Platz für eigene Notizen. Die Bibeljournale eignen sich für die persönliche Stille Zeit, zur Nutzung im Hauskreis und in der Gemeinde oder für das Bibellesen mit einem Freund. 

Hier eine Leseprobe: Bibeljournal-Roemer_Leseprobe.pdf.

Bestellt werden können die Journale am Besten direkt beim Verlag: verbum-medien.de.

Die Zukunft der Anglikanischen Kirche

In der Anglischen Kirche hat es ein Erdbeben gegeben. Das theologisch konservative Netzwerk Gafcon in der anglikanischen Kirche (Global Anglican Future Conference) und die Gemeinschaft der Anglikanischen Kirchen des Globalen Südens (Global South Fellowship of Anglican Churches) haben sich von der Kirche von England und ihrem Oberhaupt, dem Erzbischof Justin Welby, getrennt. Die Nachrichtenagentur IDEA schrieb dazu

Welby habe durch seine öffentliche Unterstützung für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare einen Verrat an seinen Ordinations- und Weihegelübden begangen. Deshalb sei „seine Führungsrolle in der anglikanischen Gemeinschaft völlig unhaltbar“. Seine Forderung, die Vertreter unterschiedlicher Positionen zur Homo-Segnung müssten in der anglikanischen Gemeinschaft in „guter Meinungsverschiedenheit“ zusammenleben, sei inakzeptabel.

„Wir weisen die Behauptung zurück, dass zwei widersprüchliche Positionen in Fragen des Heils beide gültig sein können“, so die Erklärung. Nach biblischer Lehre dürfe Sexualität nur in einer exklusiven, lebenslangen Ehe zwischen einem Mann und einer Frau stattfinden.

Die Kirchenprovinzen, Diözesen und Kirchenleiter, die sich von dieser biblischen Lehre entfernt hätten, müssten Buße tun. „Wir sehnen uns nach dieser Umkehr, aber solange sie nicht umkehren, bleibt unsere Gemeinschaft mit ihnen unterbrochen.“

Beide Zusammenschlüsse repräsentieren gemeinsam rund 85 Prozent der anglikanischen Christen weltweit. Und erstaunlicherweise sind ihre Vertreter bei dem Treffen übereingekommen, neue Strukturen einer weltweiten Gemeinschaft ihrer Kirchen aufzubauen. Diese werden dann unabhängig von der Kirche von England und ihrem Oberhaupt arbeiten. Das ist für die liberale Kirche des Westen ein Desaster. Für Gafcon und die Kirchen des Globalen Südens ist es dagegen ein mutiger Gehorsamsschritt in die Unabhängigkeit und möglicherweise in die Armut. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass Gott sich zu seiner Kirche stellt und sie versorgen wird. 

Klaus Hickel, Pastor der anglikanischen Leipzig English Church (LEC), war bei dem Ereignis dabei und hat für den TheoBlog nachfolgend die Ergebnisse zusammengefasst: 

GAFCON IV in Kigali

Wenn christliche Denominationen und Gemeindeverbände sich immer tiefer in das theologisch liberale Labyrinth hinein verirren, stellen sich bekenntnistreue Gemeinden zwangsläufig die Frage, wie lange sie in historisch gewachsenen Strukturen verbleiben können. Für anglikanische Gemeinden und Einzelpersonen, die heterodoxe Strukturen aus ganz unterschiedlichen Gründen verlassen müssen oder aktiv daraus verdrängt werden, besteht seit 2008 dank weitsichtiger Entscheidungen ein „Rettungsboot“ mit dem Namen Global Anglican Future Conference (Gafcon). Gafcon veranstaltet seither im fünfjährigen Rhythmus die weltweite GAFCON-Konferenz für bekenntnistreue Anglikaner, zuletzt GAFCON IV vom 16. bis 21. April 2023 in Kigali, Ruanda.

Unter dem Eindruck aktueller revisionistischer Entscheidungen in der Church of England im Bereich Sexualethik stand GAFCON IV unter dem Motto „To Whom Shall We Go?“ (Joh 6,68). Die Antwort findet sich in der abschließenden Erklärung der GAFCON IV-Konferenz – dem Kigali Commitment 2023, das unter großem Beifall der Delegierten verlesen wurde. In der abschließenden Pressemitteilung heißt es:

Diese Konferenz hat deutlich gemacht, dass die Mehrheit der Anglikaner weltweit das Vertrauen in den Erzbischof von Canterbury verloren hat, einen gottgefälligen Weg in die Zukunft zu finden, der für diejenigen akzeptabel ist, die sich der Wahrhaftigkeit, Klarheit, Genugsamkeit und Autorität der Heiligen Schrift verpflichtet fühlen. Das betrübt uns, aber sie (Anm.: die Bischöfe der Church of England) sind es, die sich von uns abgewandt haben“, sagt Dr. Michael Stead, (Anm.: Bischof von South Sydney und Vorsitzender des Gafcon-Ausschusses).

Im Kigali Commitment heißt es: „Ziel und Auftrag der Kirche ist es, einer verlorenen Welt den herrlichen Reichtum des Evangeliums zu verkünden, indem sie den gekreuzigten und auferstandenen Christus predigt und ihre Glieder treu als seine Jünger zusammenleben.“

„Das Evangelium des auferstandenen Herrn Jesus hat für uns Priorität, und wir freuen uns darauf, uns wieder der Aufgabe zu widmen, Christus den Völkern treu zu verkünden“, so Bischof Stead.

Mit dem Kigali Commitment 2023 sieht sich Gafcon einer grundlegenden Neuausrichtung („Reset“) der anglikanischen Gemeinschaft verpflichtet. Entscheidende Bedeutung kommt hierbei der reformatorischen Glaubenslehre und insbesondere dem Schriftverständnis zu. Das Kigali Commitment stellt hierzu fest:

Die gegenwärtigen Spaltungen in der Anglikanischen Gemeinschaft sind durch radikale Abweichungen vom Evangelium des Herrn Jesus Christus verursacht worden. Einige in der Gemeinschaft haben sich von den hohlen und trügerischen Philosophien dieser Welt gefangen nehmen lassen (Kolosser 2,8). Ein solches Versagen, Gottes Wort zu hören und zu beherzigen, untergräbt die Mission der Kirche als Ganzes.

Die Bibel ist Gottes geschriebenes, von Gott ausgehauchtes Wort, wie es von seinen treuen Boten geschrieben wurde (2Timotheus 3,16). Sie trägt Gottes eigene Autorität, ist ihr eigener Ausleger und muss nicht ergänzt werden, noch kann sie jemals durch menschliche Weisheit aufgehoben werden.

Gottes gutes Wort ist die Regel für unser Leben als Jünger Jesu und die letzte Autorität in der Kirche. Es begründet, stärkt und lenkt unsere Mission in der Welt. Die Gemeinschaft, die wir mit unserem auferstandenen und aufgefahrenen Herrn genießen, wird genährt, wenn wir Gottes Wort vertrauen, ihm gehorchen und uns gegenseitig ermutigen, jeden Bereich unseres Lebens danach auszurichten.

Diese Gemeinschaft wird zerbrochen, wenn wir uns von Gottes Wort abwenden oder versuchen, es in einer Weise umzuinterpretieren, die die klare Lesart des Textes in seinem kanonischen Kontext umstößt und so seine Wahrhaftigkeit, Klarheit, Genugsamkeit und damit seine Autorität leugnet (Jerusalem Declaration #2).

Das Kigali Commitment wird über anglikanische Kreise hinaus begrüßt. Der Presbyterianer Brian Mattson schreibt:

Was für eine Freude ist es, die Kigali-Verpflichtung zu lesen und die unerschütterliche Treue von Kirchenführern in der ganzen Welt und insbesondere im globalen Süden zu sehen. Es sind größtenteils Afrikaner, die entschlossen aufstehen und Englands frühere Orthodoxie verteidigen – oder besser gesagt, den „Glauben, der den Heiligen ein für alle Mal überliefert wurde“ (Judas 3)! Welch eine Ironie! Der britische Kolonialismus hat die 39 Artikel und das Book of Common Prayer exportiert, und nun haben diese Kolonien zum Leidwesen der Briten alles ein bisschen ernster genommen, als sie es beabsichtigt hatten.

Der vollständige Text des Kigali Commitment sowie weitere Informationen zu Gafcon befinden sich auf der Homepage der Konferenz: gafcon23.org.

Mit einem Anteil von 85 Prozent vertritt Gafcon den weitaus größten Teil der weltweit etwa 85 Millionen Anglikaner. Die Gruppierung versteht sich damit nicht nur als Konferenz, sondern als authentisch anglikanische Gemeinschaft mit klarem Schwerpunkt auf dem afrikanischen Kontinent, insbesondere den Schwergewichten Uganda (11 Mio. Anglikaner) und Nigeria (18 Mio.).

Seit Gründung der Organisation hat Gafcon in besonders stark vom Liberalismus betroffenen Regionen alternative kirchliche Strukturen ins Leben gerufen, darunter auch in Europa und Deutschland (aceanglicans.org).

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Der Verfasser Klaus Hickel ist Pastor für deutschsprachige Gemeindearbeit in der Leipzig English Church. Derzeit bereitet er unter dem Banner von ACE die Gründung einer deutschsprachigen Gemeinde vor (DV).

Kommunikation des Evangeliums

Da es immer schwieriger erscheint, den säkularisierten Menschen das Evangelium verständlich zu machen und sie zum Glauben zu rufen, ist in der neueren Diskussion unter der Formulierung „Kommunikation des Evangeliums“ der Prozess der Vermittlung in den Fokus gerückt. Es geht dabei nicht um eine möglichst große Verständlichkeit bei der Weitergabe der Guten Nachricht vom Sender an den Empfänger, sondern um den Prozess der Erzielung eines Einverständnisses zwischen beiden.

Unter dem Leitgedanken „Kommunikation des Evangeliums“ soll die frontale oder deduktive Predigt durch dialogische oder induktive Verfahren der Verkündigung ersetzt werden. Zur Erzielung des Einverständnisses kommt es zum Austausch in beide Richtungen. Dem Hörer soll dabei die Möglichkeit eröffnet werden, auf die Gestalt des Evangeliums selbst einzuwirken. Die Idee eines Evangeliums, das für alle Zeiten und an allen Orten inhaltsgleich verkündigt wird, wird ersetzt durch ein Evangelium als einen lebendigen Prozess, der durch den Verkündigungskontext bestimmt ist und der den Inhalt des Evangeliums mitgestaltet.

In den letzten Jahren hat sich im deutschen Sprachraum vor allem Christian Grethlein mit der Kommunikation des Evangeliums beschäftigt. Evangelium als Zentrum christlichen Glaubens erschließt sich nach ihm den Menschen in Form von Kommunikation. Was kommuniziert wird, hänge dabei auch vom Verstehen des Empfangenden ab. Der Hörer sei ein echtes Gegenüber. „Denn das Evangelium von der liebenden und wirksamen Gegenwart Gottes erschließt sich Menschen nur im gegenseitigen Austausch und ist keine feststehende Doktrin, der gegenüber Wissende und Unwissende unterschieden werden könnten …“ (Praktische Theologie, S. 169). „Die ganze Christentumsgeschichte durchzieht eine katastrophale Spur der Fehl- und Missverständnisse von Evangelium, wenn dessen Offenheit für pluriforme Aneignung auf eindimensionale Doktrinen reduziert wurde“ (ebd., S. 170). Evangelium sei „eben keine feststehende Lehre, sondern ein lebendiger Kommunikationsprozess“ (Kirchentheorie, S. 37). Von Anfang an sei es in unterschiedlicher Gestalt erschienen. Grethlein schreibt (Kirchentheorie, S. 40):

‚Evangelium‘ gibt es demnach nicht kontextlos. Es wird nur in konkreten Situationen von konkreten Menschen kommuniziert – und zwar ergebnisoffen. Jesus vertrat also kein feststehendes Lehrgebäude, sondern entwickelte den Inhalt von Evangelium in kommunikativen Prozessen.

Tatsächlich kontextualisierte der Apostel Paulus in einem gewissen Rahmen das Evangelium, was durchaus als vorbildlich gelten kann. Sein Ziel ist es, ein bestmögliches Verständnis dafür zu schaffen, was es bedeutet, dass Jesus Christus der von Gott verheißene Retter ist. Dabei knüpft er – wie es für jede Kommunikation notwendig ist – an den Verstehenshorizont der Adressaten seiner Missionspredigt an. Allerdings – und das ist wichtig – sind die Erwartungen, Bedürfnisse, Erkenntnisse oder Erfahrungen seiner Hörer keine Quellen, die auf den Inhalt seines Evangeliums einwirken. Paulus hat den Juden das Evangelium anders verkündigt als den Griechen. Aber er hat den Juden kein anderes Evangelium verkündigt als den Griechen.

Ein Aufsatz, in dem Thomas Jeising und ich das Konzept „Kommunikation des Evangeliums“ untersuchen und kritisieren, ist in der Ausgabe Nr. 31 von Glauben und Denken heute enthalten, die hier heruntergeladen werden kann: GuDh031.pdf.

Glauben und Denken heute 1/2023 online

Gudh12023

Die Ausgabe Nr. 28 (1/2023) der Zeitschrift für Theologie und Gesellschaft Glauben und Denken heute ist heute erschienen. In dieser Ausgabe befassen ich und Thomas Jeising sich mit der „Kommunikation des Evangeliums“, einem Ansatz, durch den man heutige Menschen mit – ja, womit denn eigentlich? – zu erreichen versucht. Jason S. DeRouchie vermittelt uns „Eine biblische Vision für die theologische Ausbildung“. Ein etwas kürzerer Artikel von Franz Graf-Stuhlhofer fragt nach den Personen (richtig, im Plural), die an der Abfassung des Johannesevangeliums beteiligt waren. In der Rubrik „Von den Vätern lernen“ zeigt Benjamin B. Warfield auf, inwiefern schon der Gottesglaube als solcher mit der Prädestination verknüpft ist. Darüber hinaus laden wieder Rezensionen und Buchhinweise zum Stöbern ein.

Artikel

  • Editorial: Ethik ist nicht nur Ethik (Tanja Bittner)
  • Die „Kommunikation des Evangeliums“ (Ron Kubsch und Thomas Jeising)
  • Eine biblische Vision für die theologische Ausbildung (Jason S. DeRouchie)
  • Einige Gedanken über die Prädestination (Benjamin B. Warfield)
  • Die Verfasser des Johannes-Evangeliums (Franz Graf-Stuhlhofer)
  • Das Studienzentrum im Südwesten ist nach Stuttgart umgezogen (Michael Immendörfer)

Rezensionen

  • Shao Kai Tseng, Karl Barth: Great Thinkers (Hanniel Strebel)
  • Carl R. Trueman, Der Siegeszug der modernen Selbst (Daniel Singer)
  • Geerhardus Vos, Natural Theology (Ron Kubsch)
  • Cory C. Brock, Orthodox yet Modern: Herman Bavinck’s Use of Friedrich Schleiermacher (Hanniel Strebel)
  • Uwe Swarat, Gnade und Glaube (Tanja Bittner)
  • Martin Schröder, Wann sind Frauen wirklich zufrieden? (Ron Kubsch)
  • Michael Berra, Towards a Theology of Relationship (Hanniel Strebel)
  • Lukas Zünd, Da gibt es etwas, wo man hinschauen muss (Bettina Klix)
  • Andrew T. Walker, Gott und die Debatte zu Transgender (Tanja Bittner)

Buchhinweise

  • Uwe Zerbst, Ich glaube, darum denke ich: Christlicher Glaube angesichts der Herausforderungen durch den Zeitgeist (Daniel Facius)
  • Martin Kamphuis, Jesus auf dem Dach der Welt (Ron Kubsch)
  • Markus Widenmeyer, Moral ohne Gott? – Eine Verteidigung der theistischen Grundlegung objektiver Moral (Daniel Facius)

Die Ausgabe kann hier heruntergeladen werden: GuDh031.pdf.

E21-Konferenz 2023: Jesu Sühneopfer ist der Kern der Evangeliums

Hier ein kurzer Bericht zu Evangelium21-Konferenz von der Nachrichtenagentur IDEA:

Das stellvertretende Sühneopfer Jesu ist der Kern des Evangeliums, das den gefallenen Menschen Rettung bringt. Davon ist der US-Evangelist und Missionar J. Mack Stiles (Louisville/USA) überzeugt. Er sprach auf der diesjährigen Hauptkonferenz des Netzwerks „Evangelium21“, die vom 20. bis 22. April in der Evangelisch-Reformierten Freikirche Arche in Hamburg stattfand.

Das Motto lautete in Anlehnung an den Missionsbefehl Jesu: „Ihr werdet meine Zeugen sein“. Stiles ermutigte die rund 1.100 Konferenzteilnehmer anhand von 2. Korinther 5,11-21, den Auftrag Jesu – Botschafter für ihn zu sein – wieder neu ernst zu nehmen und seine Nachricht den Menschen unverändert zu verkündigen, auch wenn das Widerstände hervorrufe. Dabei seien die Furcht Gottes, eine feste Überzeugung von der Wahrheit der christlichen Botschaft sowie die Liebe Christi die Motivation des Botschafters.

Zur Konferenz gehörte ferner eine Predigtserie über einige zentrale Reden aus der Apostelgeschichte, die von deutschsprachigen Pastoren gehalten wurden. Darunter waren die Pastoren Matthias Lohmann (Freie evangelische Gemeinde München-Mitte), Christian Wegert (Arche Hamburg) und Rudi Tissen (Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Unna).

Übrigens: Für die Konferenz 2024, die vom 20.–22. Juni stattfinden soll, hat Carl Trueman zugesagt. Also das Zeitfenster schon mal für Hamburg blocken.

Mehr von IDEA hier: www.idea.de.

Solo-Mutterschaft

Ihren Kinderwunsch hat sich die Bloggerin Polly Freytag auch ohne Mann an ihrer Seite erfüllt. Sie bezeichnet sich selbst als „Solo-Mum by choice“. Kurz: Von der Vorstellung, dass ein Kind Vater und Mutter braucht, hat sie sich verabschiedet. Sie braucht keinen Partner, um ein Kind zu empfangen und sie möchte das Kind ohne Vater aufziehen. Wegen familiärer Vorbelastung wollte die 35-jährige dabei das Risiko einer Erbkrankheit für ihr Kind so gering wie möglich halten.

Kein Einzelfall. Die Ampelkoalitipon plant Reformen, um die sogenannte Kinderwunschmedizin in Zukunft „diskriminierungsfreier“ zu gestalten. In einem Entwurf der Koalition heißt es: 

Künstliche Befruchtung wird diskriminierungsfrei auch bei heterologer Insemination, unabhängig von medizinischer Indikation, Familienstand und sexueller Identität förderfähig sein. Die Beschränkungen für Alter und Behandlungszyklen werden wir überprüfen. Der Bund übernimmt 25 Prozent der Kosten unabhängig von einer Landesbeteiligung. Sodann planen wir, zu einer vollständigen Übernahme der Kosten zurückzukehren. Die Kosten der Präimplantationsdiagnostik werden übernommen. Wir stellen klar, dass Embryonenspenden im Vorkernstadium legal sind und lassen den „elektiven Single Embryo Transfer“ zu. 

Die FAZ schreibt:

„Der weitgehende Ausschluss sämtlicher Familienmodelle außerhalb der traditionellen heterosexuellen Ehe aus der Kinderwunschmedizin ist eine grobe Diskriminierung, die auch angesichts der Entwicklungen der letzten Jahre, etwa der Einführung der Ehe für alle, nicht mehr zu akzeptieren ist.“ Porta hat in den vergangenen Jahren ihre Beratung an die neuen Möglichkeiten angepasst. Frauen, die sich etwa an das Kinderwunschzentrum wenden, um ihre Eizellen einfrieren zu lassen, um länger die Chance auf eine Mutterschaft zu erhalten, klärt sie auch über die Möglichkeit einer Solo-Mutterschaft auf. Aber der Gynäkologin fällt immer wieder ein Aspekt auf: „Wir sehen hier nur die Frauen, die sich solche Schritte leisten können. Dadurch entsteht eine Exklusivität.“

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.faz.net.

George Verwer (1938–2023)

GeorgeVerwer1

Am Freitag, den 14. April 2023, ging der Missionar George Verwer und langjährige Leiter von OM im Alter von 84 Jahren nach einem zweimonatigen Kampf gegen Krebs zu seinem Herrn und Erlöser. Er hinterlässt seine Frau Drena und seine drei Kinder Ben, Daniel und Christa. Ich habe ihn in 80er-Jahren getroffen und war vor allem von seiner Bekehrungsgeschichte beeindruckt. Es fing mit dem beharrlichen Gebet einer Nachbarin an. Kurz vor seinem Heimgang sagte Verwer noch etwas über seinen „geistlichen Nachlass“.

Justin Taylor schreibt in einem Nachruf:

George Verwer war ein Mann, dem die gute Nachricht nie aus dem Kopf ging. Seine Leidenschaft war es, alle Völker der Welt endlich und für immer in Christus glücklich zu sehen.

Nur wenige Menschen haben sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehr für die Unerreichten und Unbeteiligten eingesetzt, und nur wenige haben mehr Gläubige und Ungläubige mit Literatur zum Evangelium ausgestattet. Und alles begann mit einer treuen Mutter und Nachbarin, die sich verpflichtete, zu beten und einem Studenten das Johannesevangelium zu schicken, und setzte sich fort mit einem Geschäftsmann, der das Risiko einging, einen Studenten zu einer evangelistischen Veranstaltung einzuladen, und es setzte sich fort mit einem jungen Evangelisten, der die Botschaft vom Kreuz predigte. Gott hat immer Freude daran, die Torheit der Schwachen zu benutzen, um große Dinge zum Ruhm seines Namens zu vollbringen.

Mehr: www.thegospelcoalition.org.

Slavoj Žižek: Posthumanismus lässt Kapitalismus und Gottesglauben verschwinden

Slavoj Žižek meint, die Bedrohung durch eine erweiterte Künstliche Intelligenz (KI) sei so ernst, dass der Kapitlaismus durch neue Formen des Kommunismus abgelöst werden wird. Sonst drohe ein unkontrollierbares Chaos. Und nebenbei verschwünden auch noch die „Götter“. 

Auch wenn das Ergebnis nicht eindeutig vorhergesagt werden kann, ist doch eines klar: Wenn so etwas wie „Posthumanität“ tatsächlich als massive Tatsache auftritt, dann werden alle drei (sich überschneidenden) Momente unserer spontanen Weltsicht (Mensch, Gott, Natur) verschwinden. Unser Menschsein kann nur vor dem Hintergrund der undurchdringlichen Natur existieren, und wenn – durch biogenetische Wissenschaft und Praktiken – das Leben zu etwas wird, das technologisch vollständig manipuliert werden kann, verlieren menschliches und natürliches Leben ihren „natürlichen“ Charakter.

Und dasselbe gilt für Gott: Was Menschen (immer in historisch spezifizierten Formen) als „Gott“ erleben, ist etwas, das nur vom Standpunkt menschlicher Endlichkeit und Sterblichkeit aus Bedeutung hat – „Gott“ ist das Gegenstück zur irdischen Endlichkeit, und sobald wir zum homo deus werden und Eigenschaften erlangen, die von unserem alten menschlichen Standpunkt aus „übernatürlich“ erscheinen (wie die direkte Kommunikation mit anderen bewussten Wesen oder mit der KI), verschwinden „Götter“, wie wir sie kannten. Die technognostischen Visionen einer posthumanen Welt sind ideologische Fantasien, die den Abgrund dessen, was uns erwartet, verschleiern.

So sehr auch ich Bedrohungen durch den Posthumanismus und Transhumanismus sehe: Gott wird nicht verschwinden. Gott verschwände nur, wenn die Denkvoraussetzungen Žižeks zuträfen, Gott also eine Projektion der Menschen wäre. Gott war aber schon da, bevor der Mensch ihn projizieren könnte. Dieser lebendige Gott möge uns vor neuen transhumanistischen oder kommunistischen Abenteuern bewahren. 

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

Ein Augenöffner

Jan Klein schreibt in Fest und treu (04/2022, S. 22) über das Buch Der Siegenszug des modernen Selbst von Carl Trueman: 

Zugegeben, das Buch ist zudem ein ganz schöner Wälzer. Gerade der theoretische Teil zu Beginn des Buches verlangt einiges an sturer Lesedisziplin.

Truemans Buch ist in zweifacher Weise ein Augenöffner; Mit jeder gelesenen Seite fällt auf, wie sehr wir Christen vom Zeitgeist durchtränkt sind. Aber auch, wie selbst für unsere schräge Zeit nach wie vor Jesus Christus die einzig richtige und einzig rettende Antwort ist

Für Menschen, die über Jahrhunderte hinweg dahingehend geprägt wurden, in sich selbst reinzuhorchen, um nach Glück und Sinn zu suchen kann es keinen befreienderen Blick geben als auf den „Sohn, der wirklich frei macht“. Doch dazu müssen wir Christen verstehen, wie unsere Zeit tickt, und vor allem, warum sie so tickt Dazu ist Truemans Buch eine großartige Hilfe.

Der missbrauchte Doppelpunkt

Er sticht überall ins Auge. Zum Bespiel beim Benutzerordner einiger Betriebssysteme: der Doppelpunkt. Die Verwendung des Doppelpunkts beim Gendern hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Dadurch wird er allerdings seiner eigentlichen grammatikalischen Funktion beraubt, wie der Sprachwissenschaftler Peter Eisenberg für die FAZ erläutert: 

Der Doppelpunkt ist ein grammatisches Interpunktionszeichen. Er steht zwischen zwei Ausdrücken, deren erster eine Ankündigung enthält, die vom zweiten erfüllt wird, zum Beispiel „Ein Vorteil ist: Sie bekommen Rabatt“. Der angekündigte Ausdruck kann grammatisch eng an den vorausgehenden gebunden sein, der ja im Beispiel ohne den zweiten gar nicht stehen kann. Im Allgemeinen sind die beiden Teile der Konstruktion aber grammatisch weitgehend voneinander unabhängig. Wichtig ist nur das semantische Verhältnis einer Ankündigung. Weil der Doppelpunkt Ankündigung kodiert, kann er die aktuelle Bedeutung aufeinanderfolgender Ausdrücke verändern. 

All das gilt für den Doppelpunkt als Genderzeichen nicht, obwohl er in beiden Verwendungen dieselbe Form hat. Als Genderzeichen ist der Doppelpunkt nicht ein Satz-, sondern ein Wortzeichen, denn er verbindet dann nicht beliebig lange und komplexe Syntagmen, sondern Wortbestandteile. Eine Ankündigungsfunktion ist gar nicht möglich. Häufig wird seine Verwendung damit gerechtfertigt, dass er, anders als Stern oder Unterstrich, ein sprachliches Zeichen sei. Das trifft lediglich formal, aber nicht funktional zu. Das Genderzeichen hat keine sprachliche Funktion und ist in dieser Hinsicht um nichts besser als Stern oder Unterstrich.

Mehr: www.faz.net.

Wie Bethel und Hillsong die Lobpreiskultur dominiert

Eine neue Studie hat nachgewiesen, dass Bethel und eine Handvoll anderer Megakirchen in den letzten Jahren den Markt für Anbetungsmusik beherrscht haben, indem sie einen Hit nach dem anderen produzierten und die Anbetungscharts dominierten.

CT schreibt: 

Die Studie untersuchte 38 Lieder, die es in die Top-25-Listen von CCLI und PraiseCharts schafften – die verfolgen, welche Lieder in Kirchen gespielt werden – und stellte fest, dass fast alle von einer der vier Megakirchen stammten. Alle in der Studie untersuchten Lieder – von „Our God“ über „God Is Able“ bis hin zu „The Blessing“ – tauchten zwischen 2010 und 2020 erstmals in diesen Charts auf. Von den untersuchten Liedern hatten 36 eine Verbindung zu einer Gruppe von vier Kirchen: Bethel, Hillsong, Passion City Church in Atlanta und Elevation in North Carolina. 

„Wenn Sie jemals das Gefühl hatten, dass die meiste Anbetungsmusik gleich klingt“, schrieben die Autoren der Studie, „dann könnte das daran liegen, dass die Anbetungsmusik, die Sie in vielen Kirchen hören, von einer Handvoll Songwritern aus einer Handvoll Kirchen geschrieben wurde.“

Mehr: www.christianitytoday.com.

Digitale Verwahrlosung der Kinder

Die Sache scheint klar: Zu hoher und zu früher Medienkonsum haben eine verheerende Wirkung auf unsere Kinder – körperlich und geistig. Doch Warnungen verhallen fast immer ungehört. Während der COVID19-Pandemie hat sich die Mediensucht sogar verdoppelt.

Die Berliner Journalistin Monika Wesseling plädiert für ein maximales Hinauszögern der digitalen Bilderflut: 

Jede neue Studie, die sich mit der Wirkung von Medienkonsum beschäftigt, bringt weitere gravierende Resultate ans Licht. Nur scheint es niemanden groß zu beeinflussen oder zu einer Verhaltensänderung zu bewegen. Schichtenunabhängig sehe ich das Hauptproblem in der Bequemlichkeit der Eltern, Kindern das Digitale vorzuenthalten. Parallel wird auf allen Kanälen suggeriert, dass es total in Ordnung ist. Es gibt Rubriken in Erziehungszeitschriften, die Apps für Kinder empfehlen. Es wird nicht problematisiert, dass Kinder so früh an die Nutzung von Geräten herangeführt werden.

Streamingdienst-Abonnenten sind mit einem unerschöpflichen Fundus an Kinderfilmen konfrontiert. Der Algorithmus empfiehlt ständig neuen Stoff. In Podcasts werden mit größter Selbstverständlichkeit Apps für Kleinkinder empfohlen. Natürlich entsteht so der Eindruck, dass das alles schon passt und es gut ist, wenn man mitmacht.

Ich plädiere für ein maximales Hinauszögern der digitalen Bilderflut, auch bei der Erziehung meines eigenen Kindes, und weiß gleichzeitig, dass ich es nicht ewig abschirmen kann. Ich lebe nicht bei den Amish, und ich kann uns nicht in eine prädigitale Ära katapultieren. Meine Tochter wird mit anderen Kindern aufwachsen. Eins davon darf täglich angeblich so viel schauen, wie es möchte, und spaziert mit immer neuen Merchandise-Klimbim zur Terrassentür herein.

Mehr (hinter eine Bezahlschranke): www.welt.de.

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