Gebäude Evangelischer Einrichtungen im Zusammenhang mit APS-Kongress beschmiert

Tabor-Schaukasten 11.05.09.jpgAm Marburger Ortenberg wurden in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai mehrere Gebäude bzw. Schaukästen und Hinweisschilder der Stiftung Studien- und Lebensgemeinschaft Tabor sowie der Marburger Mission von Unbekannten mit politisch motivierten Parolen verschmiert und beschädigt.

Die Parolen richten sich eindeutig gegen den in den in Marburg am 20.Mai 2009 beginnenden 6. Internationalen Kongress für Psychotherapie und Seelsorge. Die Stiftung Studien- und Lebensgemeinschaft Tabor, die zur Evangelischen Allianz Marburg gehört und nicht am APSKongress beteiligt ist, ist damit ins Visier von Kongressgegnern geraten, deren selbst gestecktes Ziel es ist, den Kongress zu verhindern.

Das Bündnisses »Kein Raum für Sexismus, Homophobie und religösen Fundamentalismus«, hat zur Demontration gegen den Kongress aufgerufen. In einem Flyer des Bündnisses heißt es:

In der Zeit vom 20. bis zum 24. Mai findet in Marburg der „6. internationale Kongress für Psychotherapie und Seelsorge“ statt. Unter dem Deckmantel der Wissenschaft wollen reaktionäre evangelikale Kräfte einen Kongress veranstalten, gegen den sich breiter Widerstand formiert hat. Organisiert wird der Kongress von der „Akademie für Psychotherapie und Seelsorge“, die sich besonders durch die Verknüpfung von therapeutischer Beratung mit christlich evangelikalen Lebensvorstellungen hervortut. Es sind über 100 Workshops geplant, die sich unter anderem mit Themen aus dem Bereich Sexualität und Identität beschäftigen. Unter dem Deckmantel der Wissenschaft verbreiten einzelne Referent_innen ein konservatives Bild von der heterosexuellen Ehe als einziges Lebensmodell und stigmatisieren Homosexualität als krankhaft und nicht erwünscht. Insgesamt offenbart die Auswahl der Referent_innen ein erzkonservatives und zutiefst reaktionäres Weltbild. Unser Protest richtet sich auch nicht nur gegen ein, zwei oder drei Workshops oder Referent_innen auf dem Kongress, sondern vielmehr gegen die homophobe und religiös-fundamentalistische Ausrichtung der evangelikalen Bewegung. Deshalb werden wir den Kongress verhindern!

Tief enttäuscht zeigten sich die Verantwortlichen der Stiftung über die Aggression der »selbsternannten Kongressgegner« gegen Evangelische Einrichtungen in unserer Universitätsstadt Marburg. In einer Presseerklärung teilt die Stiftung mit:

Mit solchen Aktionen werden in unserer Stadt Grundrechte unserer Demokratie, wie Meinungs- und Glaubensfreiheit sowie Eigentumsrechte verletzt und letztlich deutlich gemacht, dass es längst nicht mehr um inhaltliche Fragen während eines Kongresses geht. Wir sind enttäuscht und haben kein Verständnis für diese Form der Aggression.

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Foto: Stiftung Studien- und Lebensgemeinschaft Tabor.

Wer auf den HERRN hart, fährt auf mit Flügeln

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Während einer kurzen und gesegneten Retraite nördlich von Amsterdam traf ich einige nette Leute, die ihr Vertrauen fest auf den HERRN setzen. Erstmalig habe ich sogar mit eigenen Augen sehen können, wie eine Verheißung aus dem Propheten Jesaja in Erfüllung geht (ein Click auf das Bild vergrößert die Aufnahme). Es heißt dort (Jes 40,31):

Er gibt dem Müden [o. Ermattenden] Kraft, und Stärke genug dem Unvermögenden [o. Ohnmächtigen]. Männer werden müde und matt, und Jünglinge straucheln und fallen; aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln [wörtlich: Schwungfedern] wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

Allen Müden und Unvermögenden wünsche ich, dass sie auf den HERRN hoffen und ebenfalls erleben dürfen, wie ihnen Flügel verliehen werden.

Interview mit Os Guinness über Francis Schaeffer

Am 15. Mai 1984 starb Francis Schaeffer in Rochester (U.S.A.) nach schwerer Krankheit.

Justin Taylor hat sich anlässlich seines 25. Todestages mit Os Guinness unterhalten. Guinness, der eine Zeitlang bei Schaeffers wohnte, spürt täglich, dass er Francis viel zu verdanken hat:

A host of misunderstanding swirls around Francis Schaeffer’s reputation today. The two that concern me most are about his apologetics and his significance. Many who cite his apologetic approach have a comically wooden understanding of how he approached people to win them to faith. I have yet to see the book that does justice to the sheer brilliance of his way of presenting the gospel.

As far as his influence, he had a massive impact on the lives of individuals, including me, but his wider significance was as a ‘gatekeeper,’ or a door opener. When almost no Evangelicals were thinking about culture and connecting unconnected dots, Schaeffer not only did it himself but blazed a trail for countless others to follow. Many who trumpet their disagreements with him today owe their very capacity to disagree to his influence a generation ago. A little man in stature, he was a giant in influence, and many who have gone further have done so only by standing on his shoulders. I for one owe far more to Francis Schaeffer than I can ever say, and I live daily in his debt.

Das ganze Interview kann hier gelesen werden: theologica.blogspot.com. Wer sich gern mit dem Leben und Werk von Schaeffer vertraut machen möchte, kann in diesem Blog stöbern oder sich, noch besser, folgendes Buch besorgen:

7b4be78096Zum Buch: Francis August Schaeffer (1912–1984) zählt zu den bedeutendsten christlichen Apologeten des 20. Jahrhunderts. Durch seine Bücher (z. B. Gott ist keine Illusion, Wie sollen wir denn leben? und Preisgabe der Vernunft), Vorträge und das 1955 gegründete Schweizer Studienzentrum L’Abri (›Zuflucht‹) wurden er und seine Frau Edith weltweit bekannt und halfen unzählbar vielen Menschen, ihren Glauben zu festigen sowie intellektuell verantwortbar und kulturrelevant zu bezeugen. Die so genannten »L’Abri-Fellowships« haben bei der Entwicklung gegenwartsnaher Glaubensstile Pionierarbeit geleistet und gezeigt, dass Christen gesunde reformatorische Lehre mit einer aufrichtigen Liebe für die Menschen verbinden können. Die idea-Dokumentation »Wahrheit und Liebe« lädt ein, sich mit dem Leben und Werk von Francis Schaeffer (erneut) auseinanderzusetzen und von ihm zu lernen. Mit Beiträgen von Dick Keyes, Gordon R. Lewis, Udo W. Middelmann, Wim Rietkerk, Thomas Schirrmacher, Stephen J. Wellum und anderen.

Einkaufsmöglichkeit

Tullian Tchividjian: Christen sollten wieder altmodischer werden

51NxTsD4MXL._SL160_.jpgTullian Tchividjian plädiert dafür, dass Christen sich wieder auf das konzentrieren, was sie eigentlich sind, nämlich die Gemeinde des lebendigen Gottes.

Der Journalist Collin Hansen hat kürzlich für CT einen Artikel über den Enkelsohn von Billy Graham verfasst. Tchividjian gibt darin Christen den Rat, der Politik nicht zu viel Aufmerksamkeit zu schenken:

Seit langem bin ich überzeugt, dass das, was in New York (Finanzen), Hollywood (Unterhaltung), Silicon Valley (Technologie) und Miami (Mode) geschieht, einen viel größeren Einfluss auf unsere Kultur hat, als das, was in Washington, D.C geschieht (Politik) … Es ist enorm wichtig für uns zu verstehen, dass die Politik nicht direktiv, sondern reflektierend wirkt. D.h. die politische Arena ist der Platz, wo Leitlinien erstellt werden, welche die Werte der Kultur widerspiegeln …

Zumindest in freien Gesellschaften wird das wohl so sein. Hier der Hinweis auf sein neustes Buch:

Den vollständige Artikel über Tullian Tchividjian gibt es bei CT: www.christianitytoday.com.

Forschungsprojekt: Der »Neue Atheismus« in der Gegenwartskultur

»Die ›Rückkehr der Religionen‹ und die Rückkehr der Religionskritik – Der ›Neue Atheismus‹ in der deutschen und US-amerikanischen Gegenwartskultur« lautet das Thema eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projektes unter der Leitung von Hartmut Zinser, Professor für Religionswissenschaft an der FU Berlin.

Laut der Universität untersucht das Projekt die gegenwärtigen Tendenzen atheistischer Religionskritik. Zu deren prominentesten Vertreter, welche die Wissenschaftler ins Blickfeld rücken, gehören Richard Dawkins, Biologe und Autor des Buches Der Gotteswahn , Sam Harris, Autor des Buches Das Ende des Glaubens, Christopher Hitchens, Verfasser von Der Herr ist kein Hirte, Daniel Dennett, Dan Barker, Richard Carrier sowie der Vorstandssprecher der religionskritischen »Giordano-Bruno-Stiftung«, Michael Schmidt-Salomon.

In der Projektbeschreibung heißt es:

Das Projekt untersucht aus der Perspektive der Religionswissenschaft die gegenwärtigen Tendenzen atheistischer Religionskritik. Die prominentesten Vertreter dieses »Neuen Atheismus« oder »Brights movement« – Richard Dawkins, Sam Harris, Christopher Hitchens und Daniel Dennett – berufen sich auf ein naturalistisches und wissenschafliches [sic] Weltbild, lehnen alle Religionen ab und betreiben eine aktive politische Umsetzung ihrer Ideen. Im Rahmen einer qualitativen Untersuchung sollen die theoretischen sowie politischen Grundlagen, Ursachen und Ziele des »Brights movement« ebenso untersucht werden wie die Reaktion auf seiten seiner Kritiker, wie auch die mediale Berichterstattung über den »Neuen Atheismus«. Hierbei soll der Gegenstand in historisch vergleichender Perspektive analysiert und die Situationen in Deutschland und den USA gegenübergestellt werden. Dadurch soll eine Aufklärung über den möglichen Zusammenhang zwischen der postulierten »Rückkehr der Religionen« und der Rückkehr der Religionskritik erreicht und somit die Forschungsthese des Projekts überprüft werden. Diese geht von einem Abhängigkeitsverhältnis zwischen beiden Phänomenen aus, durch welches die Intensität der Debatte um den »Neuen Atheismus« und das offensive Auftreteten der »Neuen Atheisten« erklärt werden könnten.

Hier ein Bericht des Magazins Pro sowie die Internetseite des Forschungsprojektes an der Freien Universität Berlin.

Themelios 34.1

Themelios_34.1.jpgIn der Ausgabe von Themelios 33.3 schreibt Don Carson im Editorial:

The apostle Paul writes, »Do not conform to the pattern of this world, but be transformed by the renewing of your mind« (Rom 12:2). Elsewhere he tells the Corinthians, »We demolish arguments and every pretension that sets itself up against the knowledge of God, and we take captive every thought to make it obedient to Christ« (2 Cor 10:5).

Thinking differently from the »world« has been part of the Christian’s responsibility and agenda from the beginning. The language Paul uses intimates that this independence of thought will not be easy. The assumption seems to be that the world has its own patterns, its own structured arguments, its own value systems. Because we Christians live in the world, the »default« reality is that we are likely to be shaped by these patterns, structures, and values, unless we consciously discern how and where they stand over against the gospel and all its entailments, and adopt radically different thinking. More: our response must not only be defensive (Rom 12:2), but offensive, aiming to »demolish arguments and every pretension that sets itself up against the knowledge of God,« aiming to »take captive every thought to make it obedient to Christ« (2 Cor 10:5).

Neither Scripture nor experience suggests that this will be an easy task …

Die PDF-Datei der neuesten Ausgabe von Themelios (34.1) gibt es übrigens hier: s3.amazonaws.com.

Ich oder die Schrift?

Ich staune immer wieder über die Klarheit, mit der der liebe Lutheraner Franz Pieper seine Vorlesung vorgetragen hat. In seiner Gotteslehre sagt er:

Werden von neueren Theologen die Unterscheidungen zwischen ruhenden und wirkenden oder zwischen negativen und positiven Eigenschaften Gottes abgelehnt, so geschieht dies, weil sie das Schriftprinzip aufgegeben und an dessen Stelle das Ichprinzip gesetzt haben. Sie wollen nämlich Gottes Eigenschaften nicht aus und nach der Schrift beschreiben, sondern sie aus dem Selbstbewusstsein des Theologen herausarbeiten.

Ach, was hat Schleiermacher nur angerichtet.

Wünschet Jerusalem Glück

Wie gelangt man zu einer angemessenen theologischen Beurteilung des Nahostkonflikts? Gerhard Gronauer hat einen soliden Aufsatz dazu geschrieben und kommt (unter anderem) zu folgendem Ergebnis:

Weil christlicher Glaube an einem versöhnten Zusammenleben von Menschen interessiert ist (Mt 5,9: »Selig sind die Friedfertigen«), haben sich Christen gleich welcher Ausrichtung für einen politischen Frieden im Nahen Osten einzusetzen. Das gilt insbesondere für Evangelikale, sofern sie die biblische Gesamtbotschaft ernst zu nehmen gedenken. Jemand, der sich wirklich als Nachfolger Jesu versteht, muss sich hinsichtlich der israelisch-palästinensischen Feindschaft für eine De-Eskalation der Gewalt stark machen.

Der Aufsatz:

  • Gerhard Gronauer, »Wünscht Jerusalem Glück«, MBS Texte 69, Reihe: Theologische Akzente, 2006

kann hier frei herunter geladen werden: mbstexte069.pdf .

Vorträge der ›The Gospel Coalition-Konferenz 2009‹ online

Audio und Video-Mitschnitte der gerade zu Ende gegangenen The Gospel Coalition-Konferenz sind im Internet abrufbar. Hier einige (wahrscheinlich) sehr hörenswerte Vorträge:

Ich habe bisher nur den Vortrag von Fernando Ajith hören können. Er spricht über die Gefahren einer ›Über-Kontextualisierung‹ des Evangeliums und steigt mit der Feststellung ein, dass das Evangelium die Schamkultur seiner Heimat Sri Lanka radikal hinterfragt. Zugleich betont er den kultursensitiven Dienstcharakter, der uns als Christen auszeichnen sollte. Was Fernando Ajith über den Zusammenhang von Gemeindewachstum und Leiden (um des Evangeliums willen) sagt, macht mich sehr nachdenklich. Ist der wachsende Druck, den Christen in vielen Ländern zu spüren bekommen, Gottes Antwort auf unsere Gebete für Erweckung?

»Pro Reli« gescheitert

In Berlin wird ›Religion‹ weiterhin kein reguläres Schulfach sein. Der Volksentscheid, der ›Religion‹ dem Fach ›Ethik‹ gleichstellen sollte, ist am Sonntag gescheitert. Eine knappe Mehrheit sprach sich gegen die Initiative Pro Reli aus. Somit bleibt das Fach ›Ethik‹ Pflicht, ›Religion‹ kann nur freiwillig hinzugewählt werden.

Ein Radiosprecher brachte gestern das Dillemma ungewollt auf den Punkt: Die Gegner der »Pro Reli«-Initiative bevorzugen, so sagte er, »einen wertefreien Ethikunterricht«.

Ich kann mir leicht vorstellen, was der liebe Mann sagen möchte: Die Gegner des alternativen Religionsunterrichtes wollen lieber einen Unterricht, der neutral verschiedene Wertsysteme (z.B. Religionen) vorstellt und beurteilt.

Aber genau das geht nicht. ›Ethik‹ soll in einem »wertfreien« Unterricht Werte vermitteln, muss aber als alleiniges, nicht abwählbares Fach weltanschaulich neutral sein. Es gibt keine Wertevermittlung ohne ein Bezugssystem. Jedes Bezugssystem ist an weltanschauliche Grundüberzeugungen gekoppelt – unabhängig davon, ob diese nun säkular-humanistisch, naturalistisch oder religiös begründet sind. Damit wird erstens die Wertfreiheit nur vorgegaukelt und zweitens bekommt ein Bezugssystem ein staatliches Monopol. Schade!

Dass mit dem Ergebnis die bundesweite Debatte um den Religionsunterricht Anschub bekommt, war zu erwarten. Der Humanistische Verband (HVD) misst dem Votum bereits eine bundesweite Bedeutung bei und appelliert an die anderen Bundesländer, sich für das Berliner Modell »zu öffnen«.

Mehr hier: www.welt.de.

Ego online ergo sum I

Nicht nur die Konjunktur betreffend werden wir Nachrichten-Konsumenten heute mit einem großen Kuddelmuddel konfrontiert. (Aussicht auf Besserung und die totale Krise können einem Surfer gelegentlich zeitgleich auf einem Informations-Portal begegnen und lösen dann irgendwie Ratlosigkeit aus.) Kuddelmuddel lässt sich auch bei den berufenen ›Netzkritikern‹ finden. Peter Neitzsch geht für SPIEGEL-Online der Frage nach, ob Facebook dumm macht und zieht dafür eine neue Studien der Ohio State University heran.

»Es gibt eine signifikante Beziehung zwischen der Verwendung von Facebook und schwachen Noten«, sagt Aryn Karpinski, Autorin der Studie. Vor allem Undergraduates, also jüngere Studenten, zählten zu den Mitgliedern bei Facebook. Doch auch bei Studenten in höheren Semestern macht sich der Effekt bemerkbar: Die Netzwerker unter ihnen haben ebenfalls die schlechteren Noten, fanden Karpinski und ihr Kollege Adam Duberstein von der Ohio Dominican University heraus.

Andrew Keen, der Antichrist des Web 2.0 und Autor von Die Stunde der Stümper, sieht dagegen bessere Zeiten auf uns zukommen und spricht im SPIEGEL-Online-Interview über Talent-Marketing im Web 3.0 und die Vorzüge des Microbloggings.

Seit dem Erscheinen meines Buches hat die Blogosphäre an Bedeutung verloren, während neue Dienste wie Twitter die alte Hierarchie der Experten stützen. Dieses Phänomen könnte man Web 3.0 nennen. Jedenfalls bin ich zuversichtlicher gestimmt als vor zwei Jahren.

Wie auch immer: Wir sollten nicht zulassen, dass die sozialen Netzwerke der digitalen Welt unser Leben lenken oder ›face to face‹-Begegnungen ersetzen.

Das Evangelium, wie Rob Bell es sieht

CT hat heute ein Interview mit Rob Bell veröffentlicht, indem dieser sich – ich finde zutreffend – als Anhänger eines radikalen Mystizismus präsentiert. Auf die Frage: »How would you present this gospel [gemeint ist das christliche Evangelium] on Twitter?« weiß er präzise zu antworten:

I would say that history is headed somewhere. The thousands of little ways in which you are tempted to believe that hope might actually be a legitimate response to the insanity of the world actually can be trusted. And the Christian story is that a tomb is empty, and a movement has actually begun that has been present in a sense all along in creation. And all those times when your cynicism was at odds with an impulse within you that said that this little thing might be about something bigger—those tiny little slivers may in fact be connected to something really, really big.

Da fühlt man sich doch gleich wichtiger. Hier sein ›großes Ding‹ im Volltext: www.christianitytoday.com.

Sind Evangelikale eine Bedrohung für die offene Gesellschaft?

51esVN3NrLL._SL160_.jpgDie ARD Journalisten Oda Lambrecht und Christian Baars haben ein viel beachtetes Buch über die Evangelikalen geschrieben (vgl. hier). In ihrem Werk Mission Gottesreich: Fundamentalistische Christen in Deutschland stellen sie die These auf, dass ein Netzwerk evangelikaler Glaubensgemeinschaften Minderheiten diskriminiert, gegen Andersgläubige hetzt und nach politischer Macht greift. Das Buch vermitteltet über viele Seiten hinweg den Eindruck, die nutzlosen Evangelikalen seien eine fundamentalistische Bedrohung für eine sonst weitestgehend offene Gesellschaft.

Thomas Schirrmacher hat das Buch kritisch gelesen und in einem Kommentar herausgearbeitet, dass sich die Agitation der Autoren stellenweise gegen alle Christen mit festen Glaubensüberzeugungen wendet, dabei allerdings die Evangelikalen in ein besonders schlechtes Licht gerückt werden:

Das Buch redet durchgängig so abfällig über die Evangelikalen, dass man sich fragt: Soll ihnen das Wahlrecht entzogen werden? Soll ihnen der Zugang zu den Medien verboten werden? Sollen sie auswandern? Für mich wirkt das ganze Buch über weite Strecken so, als wenn man eine unliebsame Gruppe, deren gesellschaftliches Engagement man ablehnt, undemokratisch vom Markt werfen will. Haben die 1,4 Millionen Evangelikale denn kein Recht, wie alle anderen auch friedlich in der Demokratie ihre Stimme zu erheben? Evangelikale sollen keinerlei staatliche Zuwendungen aus Steuergeldern mehr erhalten (MG 198) – was nebenbei sowieso selten der Fall ist. (Sollen die Evangelikalen denn dann auch keine Steuern mehr zahlen?) Die Behörden sollen endlich gegen Heimunterricht schärfer vorgehen (MG 198–199), also noch schärfer, als es die staatlichen Gerichte zulassen? Und dass, wo Deutschland dass schärfste Schulpflichtgesetz eines freien Landes weltweit hat? Dass in Deutschland mindestens die Hälfte der Homeschooler nichtreligiöse Motive haben, dass es eine linksgerichtete Unschoolingbewegung gibt, dass mehrere Erziehungswissenschaftler an deutschen Universitäten Homeschooling unter staatlicher Kontrolle prinzipiell für gleichwertig und in bestimmten Fällen – etwa für Hochbegabte – sogar für empfehlenswert halten, wird verschwiegen, ebenso, dass die Masse der Evangelikalen die Homeschooler ablehnen und es darüber eine heftige innerevangelikale Diskussion gibt. Die Autoren diskutieren ernsthaft, ob sich das Verbot religiöser Werbung in Rundfunk und Fernsehen nicht auch auf Sendungen bezieht, die man als Missionierung Andersgläubiger verstehen könnte (MG 181). Da sie gleich noch die steigende Zahl »bibeltreuer Internetseiten« erwähnen (als wenn nicht die Zahl der Internetseiten aller Gruppen, die sich im Web tummeln, stiege), dürften sie das wohl auch einschränken wollen. Da die Autoren gleich anschließend gegen die Ausstrahlung eines freikirchlichen Gottesdienstes im ZDF wettern (MG 182–185), dürfte ihr Anliegen klar sein. Jedenfalls fehlt jedes Bekenntnis, dass Evangelikale dasselbe Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit haben, wie alle anderen auch. Denn es sollte selbst dann eingeschritten werden, wenn die zuständige Medienaufsicht (MG 181) keine rechtliche Handhabe sieht!

Die Rezension kann hier herunter geladen werden: kommentar_schirrmacher.pdf.

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