Ethik

Beiträge aus dem Bereich Ethik.

„Pille danach“ nun frei

Seit Sonntag gibt es die „Notfallverhütung“ durch die „Pille danach“, rund um die Uhr, ohne Rezept und ohne Altersbeschränkung. Bei „pro familia“ stößt die Freigabe auf großen Zuspruch. Der Verband fordert sogar die Kostenübernahme durch die Kassen, wenn kein Rezept vorliegt. Außerdem will „pro familia“ für Hartz-IV-Empfänger eine allgemeine Kostenübernahme für sämtliche Verhütungsmittel durch den Steuerzahler. Viele Frauenärzte sehen in der Freigabe jedoch keinen Fortschritt. Sie warnen vor ganz neuen Risiken für Mädchen und Frauen (siehe dazu auch den Vortrag von Michael Kiworr).

Die FAZ schreibt:

Die Bundesärztekammer fordert gemeinsam mit den Gynäkologen eine genaue Untersuchung der verschiedenen Entwicklungen in den nächsten fünf Jahren. Insbesondere solle beobachtet werden, ob die Zahl der Abtreibungen bei Teenagern steigt und inwieweit sich Nebenwirkungen und Beschwerden bei Mehrfachnutzung der „Pille danach“ einstellen, worüber es bislang keine gesicherten Erkenntnisse gibt. Noch hat die Politik auf die Forderung der Ärzte nicht reagiert.

Der große Gewinner der Rezeptfreigabe in Deutschland steht unterdessen längst fest: Die Firma HRA, die seit Jahren in intensiver Lobbyarbeit in Deutschland, aber auch in Straßburg und Brüssel auf die Freigabe hingearbeitet hat, macht aus ihren Geschäftsinteressen kein Geheimnis. Sie antwortet auf die Freigabe vielmehr mit einer neuen Preisoffensive und senkt den Preis für die „Pille danach“ von knapp 36 auf knapp 30 Euro. Die Preissenkung unter die Marke von 30 Euro soll helfen, die Marktführerschaft rasch auszubauen und auf lange Sicht das Monopol zu sichern. Gut möglich, dass sich „Ella“ auch als alltagssprachlicher Begriff durchsetzt und zum Synonym für die „Pille danach“ wird. Da es keine Konkurrenzprodukte anderer Firmen gibt, hat HRA noch viel Zeit, das Markenimage der „Ella“ zu festigen.

Hier mehr: www.faz.net.

Butterfield: Buße und Erneuerung

Christen sind nicht aufgerufen, einmal Buße zu tun und dann selbstgefällig weiterzuleben. Vielmehr sind sie aufgefordert, ihr ganzes Leben lang in einer Haltung der Buße zu leben und Christus zu vertrauen. In diesem englischsprachigen Vortrag der „Ligioner Konferenz 2015“ beschreibt Dr. Rosaria Butterfield ihre Bekehrung und spricht über die hoffnungerfüllte Nachfolge Christi in einer dunklen Welt.

USA berufen Diplomaten für LGBT-Rechte

US-Präsident Barack Obama und sein Außenminister John Kerry haben mit  Randy Berry einen diplomatischen Sondergesandten für die Rechte von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transsexuellen (LGBT’s) in aller Welt berufen. Außenminister Kerry erklärte:

„Die Verteidigung und Förderung der Menschenrechte von LGBT-Personen gehört zum Kern unserer Verpflichtung, Menschenrechte weltweit voranzutreiben, sie gehört zum Herzen und Gewissen unserer Diplomatie.“

Das Weiße Haus hatte bereits früher in diesem Jahr den Schutz der Menschenrechte für LGBT-Menschen in seine nationale Sicherheitsstrategie aufgenommen. Kürzlich hatte Bischof Emmanuel Badejo in Nigeria seine Enttäuschung darüber zum Ausdruck gebracht, dass die USA ihre Unterstützung bei der Bekämpfung der Terrororganisation Boko Haram an eine Übernahme der Sexualethik des Weißen Hauses geknüpft haben.

Inzwischen ist zudem bekannt geworden, dass Barak Obama mit einer Berufung auf seinen christlichen Glauben die Öffentlichkeit gezielt belogen hat, als er 2008 gegen die gleichgeschlechtliche Ehe Stellung bezog. Damals teilte er Rick Warren mit, dass für ihn als Christen die Ehe eine Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau sei. David Axelrod, der ehemalige Wahlkampfstratege Obamas, hat nun erklärt, dass Obama dieses Bekenntnis aus rein taktischen Gründen aussprach, um mittelfristig eine neue Leitkultur einzuführen.

Hier die Meldung zur Berufung des Sondergesandten: www.bostonglobe.com.

Sozialreligion ist stärkste Konfession

Studien belegen, dass sozialreligiöse Irrlehren in Deutschland hohe Popularität genießen. Der Alarmismus gegenüber allem, was „rechts“ ist, lässt den Linksradikalismus als salonfähig durchgehen. Ulf Poschardt schreibt für DIE WELT:

Die Kirchen leeren sich, doch die Moral der linken Kirchentage hat die Werteserienausstattung der Deutschen erreicht und ersetzt. Links ist normal. Deshalb sind die Befunde der jüngsten Studie über die Popularität linken Gedankenguts weniger in ihrer Tendenz als in ihrer Wucht beeindruckend. Die Wiedervereinigung machte das Land protestantischer und atheistischer. Die Gläubigen des Sozialismus und die Frömmler des Kommunismus geben im Osten weiter den Ton an.

Doch der Glaube an die Revolution als eine gute Sache ist landesweit fast ebenso mehrheitsfähig, ebenso wie die rührende Einschätzung, dass Sozialismus wie Kommunismus gute Sachen seien, die bislang nur schlecht ausgeführt wurden. Eine satte Mehrheit hält die Demokratie durch die Macht der Wirtschaft für beschädigt.

Mehr: www.welt.de.

Rob Bell: Bibel macht Kirche irrelevant

Rob Bell und seine Ehefrau Kristen haben kürzlich in der Oprah Show ihr neues Buch Zimzum of Love beworben. Sie unterstützen darin die gleichgeschlechtliche Ehe. Als die Moderatorin Oprah Winfrey fragte, ob die Kirche schon bereit dafür sei, den neuen Weg einzuschlagen, antwortete Rob Bell: „Ein Menge Leute haben das schon getan.“ Und er sagte:

„Ich glaube, die Kultur ist bereits da angekommen. Die Kirche wird noch irrelevanter werden, falls sie für die Verteidigung [ihrer Position zur Sexualethik] 2000 Jahre alte Briefe zitiert.“

Hier der Kommentar von Michael Brown: www.christianpost.com.

Traditionelle Familie stärkt Kinder

Eine umfangreiche empirische Studie zu Familienstrukturen aus dem Jahr 2012 zeigt, dass Kinder in mehrfacher Hinsicht dort am besten gedeihen, wo sie bei ihren Eltern aufwachsen (obwohl der Verstand für diese Einsicht ausreichen sollte). Der Arzt Peter May stellt die Studie von Prof. Mark Regnerus (University of Texas, USA):

  • M. Regnerus: „How different are the adult children of parents who have same-sex relationships? Findings from the New Family Structures Study“, Social Science Research 41 (2012), S. 752–770

kurz vor: Parenting.pdf

Frauenquote ist Menschenrechtsverstoß

Aaron Rhodes erklärt kurz und knapp, weshalb Quotenlösungen gegen fundamentale Rechte verstoßen. Bemerkenswert, dass er offen anspricht, was etliche Menschen intuitiv spüren: Viele Parlamentarier wollen nicht die Interessen des Volkes vertreten, sondern das Volk gemäß ihrer eigenen Leitkultur erziehen. Die Quote und der damit erwünschte „Kulturwandel“ wurden, ohne dass es eine die Wähler einbeziehende Auseinandersetzung gab, von „Mama Staat“ mittels Nutzen-Argumentation einfach durchgedrückt: „Eine offene Debatte über die Frauenquote gab es nicht: Kritik wurde als Machotum abgetan und – wie etwa von VertreterInnen der Grünen – ‚inakzeptabel’genannt.“

Rhodes schreibt:

Die Grundrechte der Europäer, besonders die Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit, werden immer häufiger im Namen der „Toleranz“ und des „sozialen Friedens“ beschnitten. Das ist auch möglich geworden, weil der Europäische Gerichtshof diese fundamentalen Menschenrechte zu häufig nicht schützt.

Gender-Vielfalt in Führungspositionen und Berufsgruppen hat Vorteile für alle. Doch statt die Verantwortung an den Staat abzugeben, der restriktive und beschwerliche Gesetze verhängt, ist die Zivilgesellschaft gefordert. Eltern, bürgerschaftliche Vereine, religiöse Organisationen, Schulen und Universitäten müssen mehr tun, um Frauen und Minderheiten darin zu unterstützen, ehrgeizig zu sein, etwas zu erreichen und sich nach vorne zu kämpfen. Es ist eben nicht nur Aufgabe der Unternehmen, sondern aller gesellschaftlichen Kräfte, gegen Benachteiligungen aufgrund von Geschlecht, Rasse oder anderen Identitätsmerkmalen vorzugehen.

Ja, aufgrund eines neuen Gesetzes wird es in Deutschland schon bald mehr Frauen in Aufsichtsräten geben. Damit einher geht allerdings ein Staat, der wieder ein Stück mehr in unser Leben eingreift. So entsteht ein Staat, der Gleichheit verordnet, anstatt gleiche Chancen für alle zu schaffen. Das ist eine vertane Chance, denn eine Vielfalt, die aus der Gesellschaft erwächst, ist beständiger als eine, die per Gesetz vorgegeben wird.

Hier mehr: www.zeit.de.

„Sollen sich die Kinder doch wehren“

Gerhard Amendt schreibt in seinem ausgezeichneten Beitrag „Sollen sich die Kinder doch wehren“ für die FAZ (Ausgabe Nr. 303 vom 31.12.2014, S. 6):

Die „Sexualpädagogik der Vielfalt“ spricht sich nicht für das Recht von Pädophilen aus, auf Kinder straffrei zugreifen zu dürfen. Darum geht es ihr nicht. Sie übernimmt jedoch die Zielvorstellungen, die der pädophilen Propaganda und der Charakterstörung zugrunde liegen. Sie will die Grenze zwischen den Generationen und den Geschlechtern überschreiten und letztlich abschaffen. Beides ist jedoch maßgeblich für eine kultivierte Gesellschaft. Diese Überschreitung der Generationengrenze begründet die Gemeinsamkeit mit der Pädophilie. Sie bringt den Wunsch zum Ausdruck, dass Inzest als Inbegriff der Grenzziehung nicht nur straffrei gestellt, sondern wertgeschätzt wird. In diesem Sinne bedeutet Sexualisierung, dass zärtliche und sorgende Beziehungen mit Kindern von sexuellen Impulsen gerade nicht frei sein sollen. Ganz im Gegenteil, erst wenn auch Zärtlichkeit resexualisiert wird, ist die Voraussetzung für sexualisierende Vielfalt geschaffen. Wenn die Rede vom „Dekonstruieren“ ist, dann sollen Lehrer, die Schamgefühle und Respekt in der Sexualpädagogik hegen, durch Vertreter von Lobbygruppen ersetzt werden. Es soll abgeschafft werden, was der Grenzüberschreitung im Wege steht. Wer sich dem widersetzt, gilt als unaufgeklärt und als Repräsentant einer sexualfeindlichen Kultur. Vielleicht gilt das demnächst auch für eine sogenannte Vielfaltphobie der Kritiker.

Setzung von Gleichheit und Ungleichheit

Emil Brunner schreibt (Gerechtigkeit, Zürich: 1943, S. 52–54):

Ebensowenig als der biblische Gleichheitsgedanke die Individualität und die korporative Ergänzungsgemeinschaft aufhebt, ebensowenig hebt der biblische Individualitäts- und Korporationsgedanke die Gleichheit auf. Primär ist die in Gottes Ruf begründete unmittelbare Selbstverantwortung gegenüber Gott und die in ihr begründete Würde und Gleichheit; sekundär, aber darum nicht unwesentlich, ist die in der Bestimmung zur Gemeinschaft begründete Angewiesenheit aufeinander und ihr natürliches Substrat, die individuelle Begrenztheit und Eigenart. Primär ist darum in der christlichen Idee der Gerechtigkeit die Gleichheit und das gleiche Recht aller; sekundär, aber deshalb nicht unwesentlich, ist die Verschiedenheit dessen, das einem jeden in der Gemeinschaft zukommt.

So sieht der christliche Glaube Gleichheit und Ungleichheit der Menschen, so bestimmt er darum das Prinzip der Gerechtigkeit. Unter den Reformatoren hat wohl Calvin diesen Zusammenhang zwischen der Schöpfungsordnung und dem Gleichheit-Ungleichheitsproblem am klarsten erfasst und zur Geltung gebracht. Seine Anschauungen darüber lassen sich in den Worten eines massgebenden Calvinforschers folgendermaßen zusammenfassen: «Wohl sind die Menschen von Natur gleich … Weil sie alle dasselbe Ebenbild Gottes tragen, ist auch die aus dieser Gleichheit unmittelbar quellende Brüderlichkeit für sie eine Gabe und Aufgabe zugleich. Aber diese Brüderlichkeit berührt in keiner Weise die sozialen Unterschiede, die überlegenen Ordnungen in der Familie und in der Gesellschaft … Die unbestreitbare Gleichheit aller Menschen vor Gott, die durch das ihnen eingeprägte Gottesbild klar gekennzeichnete Gleichwertigkeit, bedeutet noch nicht Gleichartigkeit … Die Ordnung setzt die Mannigfaltigkeit und Gliederung und darum die Ungleichheit der Gaben und Aufgaben, Würden und Leistungen innerhalb des gesellschaftlichen Körpers voraus. Die Spannung zwischen der natürlichen Gleichheit und der gliedhaften Ungleichheit verliert ihre Kraft, wenn man erwägt, dass beide, Gleichheit und Ungleichheit, in dem Setzungswillen Gottes begründet sind. Gleichheit und Ungleichheit verpflichten. Die mit der Ungleichheit gegebenen Vorrechte und Würden sind nur erhöhte Rechte auf erhöhte Pflichten. Diese immer wieder eingeschärfte, das Gleichgewicht von Rechten und Pflichten darstellende Regel entspricht durchaus dem Prinzip der Wertgleichheit. Die ungleich verteilten Gaben verpflichten zu ungleichen Aufgaben und zu einem gegenseitigen Austausch der Fähigkeiten».

Nicht wesentlich anders hat Luther gedacht und gelehrt, nur dass bei ihm das Hauptgewicht auf die Unterordnung des einzelnen unter die in der Verschiedenheit begründete Ordnung fällt. Die ihr entsprechende Überordnung und Autorität aber versteht er als eine, die einzig und allein um des Dienstes an der Gemeinschaft willen notwendig ist. «Alle Stände zielen dahin, dass einer dem anderen dient.» Die Obrigkeit hat keine andere raison d’être als allein die «den Untertanen fleissig zu helfen». «Der Hausvater allein dient im Hause; die Hausmutter allein ist die Magd. Der einzige, der im Staat untertan ist, ist die Obrigkeit. Der, der befiehlt, ist der servus servorum».

Das also ist die christliche Antwort auf die Frage, die in der formalen Gerechtigkeitslehre des Aristoteles offen bleibt und offen bleiben muss: Was der Grund der Gleichheit und der Ungleichheit, welches das Verhältnis beider zueinander, und was also das Prinzip der Gerechtigkeit sei. Die christliche Offenbarungsreligion ist die einzige, die diese Idee der Gerechtigkeit in sich trägt, die mit der Anerkennung der gleichen, unbedingten Personwürde die Anerkennung der Gemeinschaftsverantwortlichkeit als Pflicht und Recht gegenseitiger Abhängigkeit und Dienstbarkeit verbindet, die einzige, die ebenso sehr die Gleichheit wie die Ungleichheit der Menschen zur Geltung bringt und die Selbständigkeit des einzelnen zugleich mit seiner Unterordnung unter ein soziales Ganzes im Gotteswillen verankert weiss. Sie allein vermag darum den Menschen vor den Ansprüchen eines einseitigen Individualismus wie eines einseitigen Kollektivismus zu schützen.

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