Walter Jens hängt am Leben

417+Pgm1B4L._SL160_.jpgEin FAZ-Artikel von Hans Küng löste bei mir vor einigen Monaten eine Art Schockzustand aus. Küng reagierte auf die Demenz seines Tübinger Kollegen Walter Jens so betroffen, dass er sich dazu verleiten lies, zu schreiben: »Mich erschüttert der Zustand meines Freundes, seine hilflosen Sterbe-Appelle und seine Angst zu sterben. Und die Tatsache, dass ich so gar nichts für ihn tun kann.« Was hätte Küng denn für seinen Freund tun wollen? Küng schreibt weiter: »Ich fühlte mich rat- und machtlos. Ihn in seinem offensichtlich ernsthaften Todeswunsch zu bestärken, sah ich nicht als meine Aufgabe an, und eine praktische Erfüllung seines Wunsches ist ja mangels einer adäquaten legalen Alternative in Deutschland schwierig.«

Die Begründung der Sterbehilfe-Apologetik erschien erschreckend fadenscheinig und euphemistisch (»Erfurcht vor dem Leben«) :

Dass das Leben eine Gabe des Schöpfer-Gottes ist, stellt für gläubige Menschen wie mich eine Selbstverständlichkeit dar. Dass das Leben aber zugleich eine gottgegebene Aufgabe des Menschen ist, die er möglichst bis zur letzten Phase seines Lebens selbstverantwortlich wahrzunehmen hat, sollten heute gerade gläubige Menschen ebenfalls nicht bestreiten.

Früher ist auch Walter Jens zusammen mit Küng vehement für die Legalisierung der aktiven Sterbehilfe eingetreten. Ein Leben ohne intellektuellen Austausch erschien dem Tübinger Professor als allzu schreckliche Qual. Heute kann der 86-Jährige durch seine Demenz nicht mehr lesen und kaum noch reden. Inzwischen selbst betroffen, empfindet Jens dieses so schmerzhaft eingeschränkte Leben dennoch als lebenswert. Seine Frau bekennt:

Manchmal redet er noch ein paar Worte: »Bitte, bitte hilf mir.« Das kann er noch sagen – angsterfüllt und natürlich doppeldeutig. Es kann bedeuten, hilf mir zu sterben, es kann aber auch heißen, hilf mir zu leben. Er sagt auch oft: »Ich will nicht sterben.« Neulich hat er gesagt: »Nicht totmachen, bitte nicht totmachen.« Ich bin mir nach vielen qualvollen Überlegungen absolut sicher, dass mich mein Mann jetzt nicht um Sterbenshilfe, sondern um Lebenshilfe bittet.

Hier das Interview mit Inge Jens: www.n-tv.de.

Genderlose Erziehung: Das Baby heißt Pop

Für ein schwedisches Elternpaar ist die Sache klar: Einem Kleinkind wird Gewalt angetan, wenn die Eltern es als Junge oder Mädchen behandeln. Sie plädieren für eine genderlose Erziehung und zeigen uns, wie es geht:

Von diesen frühkindlichen Geschlechterstereotypen versucht ein Schwedisches Pärchen seinen Nachwuchs fernzuhalten: Ob sie ein Bub oder ein Mädchen bekommen haben, hielten sie bis anhin erfolgreich geheim. Das Kind – das die Schwedische Presse Pop nennt, um seine Identität zu schützen – ist heute zweieinhalb Jahre alt und lediglich ein paar nahe Verwandte, die seine Windeln schon gewechselt haben, wissen ob sie eine Nichte oder einen Neffen, eine Enkelin oder einen Enkel vor sich haben. Pop’s Eltern, beide 24 Jahre alt, kommentieren ihre genderlose Erziehung wie folgt: »Es ist brutal, ein Kind, kaum ist es auf der Welt, mit einem rosa oder hellblauen Stempel zu markieren.« Und so trägt Pop sowohl Röckchen als auch Hemden, die Haare mal kurz und mal lang, gerade wie es Pop gefällt.

Nun ist es ja nicht so, dass Kinder, die nicht Pop heissen, mit zweieinhalb neben ihrem biologischen Geschlecht schon ein unverrückbares soziales Geschlecht zeigen: Viele Buben lieben eine Weile die Farbe rosa. Und mach einer wünscht sich auch ein Spängeli fürs Haar. Meist ist diese Phase kurz und geht vorüber. Trotzdem ist lange nicht allen Eltern wohl dabei, ihren Söhnen diese Wünsche zu gewähren. Mädchen haben diesbezüglich mehr Freiheiten, aber auch sie verhalten sich spätestens im Kindergarten genderkonform.

Hier der vollständige Beitrag von Nicole Althaus: blog.tagesanzeiger.ch.

Martin Hengel – kurze Meldung in der FAZ

mh.jpgEs ist schon merkwürdig: Einer der weltweit bedeutendsten Experten für Literatur des Urchristentums und antiken Judentums, Prof. Martin Hengel, ist gestorben (siehe hier), aber außerhalb der Schwäbischen Presse wird in Deutschland kaum darüber berichtet. Wenigstens die FAZ hat einen kurzen ›Nachruf‹ veröffentlicht (FAZ Nr. 153, 6. Juli 2009, S. 28). Darin heißt es unter anderem:

In seiner Habilitationsschrift zu »Judentum und Hellenismus« weist er den Einfluss des Hellenismus auf die spätere jüdische Gesellschaft nach. Mitte der sechziger Jahre waren solche Studien vollkommen unüblich, trugen Hengel aber weit über die Grenzen der Theologie hinaus auch Anerkennung bei Althistorikern und Altphilologen ein …

Auf den Vorwurf, allzu gutgläubig gegenüber den frühchristlichen Quellen zu sein, hat Hengel geantwortet, was als mutige Kritik der Überlieferung erscheine, sei in Wirklichkeit oft erfahrungsblaser »Schreibtischdogmatismus«. Unter der wachsenden theologischen Unbildung und Unkenntnis der alten Sprachen hat er zunehmend gelitten und 1993 mit der von ihm gegründeten Philipp-Melanchton-Stiftung entgegenzuwirken versucht.

Ich hoffe sehr, dass viele Schüler ihrem Lehrer folgen. Die bekenntnisorientierten Kreise sollten die Sorge Hengels ernst nehmen und das Studium der biblischen Sprachen beleben. Der flache Pragmatismus, der gelegentlich (auch in den Ausbildungsgängen) eingezogen ist, hat keine Zukunft.

Nachtrag: Roland Deines, selbst Schüler von M. Hengel, hat für die Society of Biblical Literature einen englischsprachigen Nachruf verfasst:  www.sbl-site.org. [Den Hinweis auf den Text verdanke ich Alexander!]

Was am Kreuz geschah

pastedGraphic.jpgR.C. Sproul, Pastor und Professor für systematische Theologie, hat schon viele Bücher verfasst. Durch das Engagement von Sebastian Heck und anderer ist nun ein weiteres Buch von Sproul auf Deutsch erschienen. Auf dem Cover des Buches Was am Kreuz geschah heißt es:

In Was am Kreuz geschah entfaltet Dr. R.C. Sproul, warum es so kommen musste, dass Gottes Sohn vor 2000 Jahren angenagelt an ein Kreuz auf Golgatha starb. Warum konnte Gott nicht einfach über unsere Sünden hinwegsehen und uns so annehmen, wie wir sind? Warum gab es für Gott nur diese eine Möglichkeit, uns zu retten: Seinen Sohn in diese Welt zu schicken, damit er sein Leben gebe als Lösegeld für viele? Wie R. C. Sproul in diesem Buch zeigt, ist der Kern des biblischen Evangeliums das stellvertretende Sühnopfer Christi am Kreuz. So sehr hat der heilige Gott die Welt geliebt, dass er persönlich sucht und rettet, was verloren ist.

In einer Zeit, in der die Kritik am Sühneopfer von Jesus Christus Alltag geworden ist, kann ich das Buch sehr empfehlen.

  • Robert C. Sproul: Was am Kreuz geschah, Wartburg: Verein z. Verbreitung christlicher Literatur, 2009, 192 S., 14,95 Euro

Einkaufsmöglichkeit

Staat mit Absolutheitsanspruch?

Wie das zu erwarten war, ist nun auch der Deutschlandfunk (DLF) auf den Anti-Evangekalismus-Express aufgesprungen und verbreitet unkritisch die von Oda Lambrecht und Christian Baars in ihrem Buch Mission Gottesreich entworfene Panikmache. Marianne Demmer, Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, deutet in dem Beitrag »Religion mit Absolutheitsanspruch« bei dieser Gelegenheit unverfroren an, dass der Staat die Bildungsprogramme noch stärker kontrollieren müsse.

Das generelle Problem ist nach Ansicht von Bildungsexperten, dass der Staat seine Aufsichtspflicht kaum erfüllen kann. Die Zahl der Privatschulen insgesamt ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Die inhaltliche Kontrolle der Lehrinhalte erfolge meist ausschließlich über die Prüfungen wie beim Abitur oder dem mittleren Abschluss, sagt die stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Marianne Demmer. Ansonsten sei die Aufsicht, wenn überhaupt, nur formal vorhanden.

In wohl keinem freien Land ist das Bildungssystem so restriktiv wie in Deutschland. Das diese Macht des Staates leider nicht mit der Qualität der Ausbildungsprogramme korreliert, wissen wir seit vielen Jahren. Steigt das Interesse an den Privatschulen vielleicht, weil der Unterricht an den staatlichen Schulen so schlecht geworden ist? Aber es kommt noch schlimmer:

Schon befürchten Wissenschaftler, dass der sogenannte biblische Kreationismus die biologische Forschung in Deutschland behindern könnte. In der Bevölkerung wächst, so die Autoren Lambrecht und Baars, die Zahl derer, die die Vorstellung ablehnen, mit Affen gemeinsame Vorfahren zu haben.

Wer so etwas schreibt, hat keine Ahnung vom real existierenden Wissenschaftsbetrieb. Wieder verschafft die Autorin ihren Sorgen Nachdruck, in dem sich sich auf »Wissenschaftler« beruft (oben sind es »Bildungsexperten«). So etwas klingt nicht nur gut, es immunisiert auch gegen Widerspruch. Dabei dachte ich immer, Konkurrenz belebt nicht nur das Geschäft, sondern auch die Forschung. Aber nein, es klingt wieder so, als wolle man den Evangelikalen den Zugang zum öffentlichen Diskursfeld am Liebsten verbieten. Oder wie soll ich den nachfolgenden Satz verstehen?

Mit Büchern und Broschüren, Vorträgen, Großveranstaltungen, eigenen Hörfunk- und Fernsehsendern und einer eindrucksvollen Internetpräsenz bringen evangelikale Christen ihre Vorstellungen unters Volk.

Voltaire definierte Meinungsfreiheit noch so: »Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.«

Hier der vollständigen Beitrag des öffentlich-rechtlichen DLF (den ich übrigens gelegentlich gern höre): www.dradio.de.

Michael Horton: Die fünf besten Calvin-Bücher

Professor Michael Horton hat der Zeitschrift CT folgende fünf Bücher von bzw. über Johannes Calvin empfohlen:

  1. Johannes Calvin: Unterricht in der christlichen Religion – Institutio Christianae
  2. W. Robert Godfrey: John Calvin: Pilgrim and Pastor
  3. T.H.L. Parker: John Calvin: A Biography (dt. Johannes Calvin – Ein großer Reformator)
  4. Richard A. Muller: The Unaccommodated Calvin
  5. J. Todd Billings: Calvin, Participation, and the Gift

Hier kurze Erläuterungen: www.christianitytoday.com.

FDP warnt vor zunehmender Christenverfolgung

Der Sprecher des Gebetskreises der Bundestagsabgeordneten, Hellmut Königshaus (FDP), hat vor einer zunehmenden Christenverfolgung in islamischen Ländern gewarnt und die Bundesregierung zum Gegensteuern aufgefordert. »Wir erleben die größte Welle der Christenverfolung der Neuzeit«, sagte Königshaus der in Düsseldorf erscheinenden Rheinischen Post.

Die Bedrohung von Christen sei vor allem in Iran, Irak, Indien und Indonesien virulent, sagte Königshaus. Er hatte jüngst einen parteiübergreifenden Entschließungsantrag ins Parlament eingebracht, der weltweit Toleranz gegenüber allen Glaubensrichtungen einfordert.

Mehr hier: www.hellmut-koenigshaus.de.

N.T. Wright erwartet Spaltung der Anglikaner

N.T. Wright erwartet die Spaltung der anglikanischen Kirche wegen verschiedener Sichtweisen zur Homosexualität. Die US-Episkopalkirche hat eine Resolution von Laien und Geistlichen angenommen, die Schwulen und Lesben in einer dauerhaften Lebensgemeinschaft den uneingeschränkten Zugang zur Priesterschaft ermöglicht. N.T. Wright sieht hierin einen eklatanten Bruch mit der traditionellen Position der Anglikanischen Kirche.

In the slow-moving train crash of international Anglicanism, a decision taken in California has finally brought a large coach off the rails altogether. The House of Bishops of the Episcopal Church (TEC) in the United States has voted decisively to allow in principle the appointment, to all orders of ministry, of persons in active same-sex relationships. This marks a clear break with the rest of the Anglican Communion.

Hier der vollständige Kommentar auf Englisch: www.timesonline.co.uk.

Die »Süddeutsche« wettert über Marc Driscoll

Die Süddeutsche Zeitung hat am 10. Juli einen Beitrag über Marc Driscoll veröffentlicht. Geschrieben wurde der Artikel von Jörg Häntzschel, der die »New Calvinist« in den U.S.A. besucht hat. Selbstredend wurde er in die Rubrik »Fundamentalismus« einsortiert.

Die drakonische »Botschaft« von Driscoll kommt rüber. Anders als viele Journalisten, bekennt er sich offen (!) zur binären Unterscheidung von »wahr und falsch«:

Der Mensch als »armer Sünder«: Das ist für die Calvinisten mehr als ein abstraktes Konzept. Immer wieder malt Driscoll seinem Publikum den ganzen Schrecken des Menschseins aus. Die »Totale Verderbtheit« des Menschen, sein völliger moralischer Bankrott und seine Unfähigkeit, sich Gottes Liebe durch eigenes Engagement zu erwerben, das sind Kernpunkte der Lehre. Unaufhörlich schleudert er Bibelvokabular, das außer ihm kaum mehr jemand anfassen würde, ins freundliche Publikum: »Häresie«, »Blasphemie«, »Himmel und Hölle«, »wahr und falsch«, »Wölfe und Schafe«, und natürlich der Satan. »Die Menschen sind scheiße, nur Gott rettet uns vor uns selbst«, fasst er es in eigenen Worten zusammen.

Hier der vollständige Artikel: www.sueddeutsche.de.

Calvin hat Geburtstag

140px-Jean_Calvin.pngHeute, am 500. Geburtstag von Johannes Calvin, sitze ich gar nicht so weit weg von Genf in der wunderschönen Schweiz und diskutiere mit Kollegen und Freunden über Rechtfertigung und Heiligung.

Obwohl wir, was das Kirchenjahr anbetrifft, derzeit kein Weihnachten feiern, will ich im Gedenken an den großen Theologen ein wunderschönes Zitat einstellen. Calvin schrieb im Alter von 26:

Denn als alles zerrüttet war, als unsere Sünden eine trennende Wolke zwischen uns und unserem Gott aufgetürmt hatten, wer hätte da zu Ihm gelangen können (Jes 59,2)? Etwa ein Mensch? Aber alle erschraken ja mit ihrem Stammvater Adam beim Anblicke des Herrn (1 Mo 3,8). Oder ein Engel? Aber auch sie bedurften eines Hauptes, in welchem sie mit ihrem Gott in Zusammenhang stehen (Eph 1,20.21; Kol 1,16). Was nun? Verloren wäre alles gewesen, hätte nicht die Majestät Gottes selbst sich bereitgefunden, zu uns herabzusteigen, da hinaufzusteigen eben uns die Kräfte versagten. So ist denn Gottes Sohn uns zum Immanuel geworden, das ist »Gott mit uns« (Jes 7,14).

Buchreihe zur Bibel zum Sonderpreis

6252.jpgFür Bibelübersetzer und Exegeten dürfte die Aktion interessant sein: Die Bibelgesellschaft verkauft in einer Sommeraktionen Bücher aus der Reihe »Arbeiten zur Geschichte und Wirkung der Bibel« zu Sonderpreisen. So wird das Buch:

  • Bibelübersetzung heute: Geschichtliche Entwicklungen und aktuelle Anforderungen – Stuttgarter Symposion 2000, Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft, 360 S.

für 12,20 Euro angeboten. Dieser Band enthält wichtige Beiträge zum Thema Bibelübersetzung aus der Sicht von Germanisten, Bibelwissenschaftlern und Bibelübersetzern. Der zeitliche Bogen spannt sich vom 16. Jahrhunderts bis zur Gegenwart und umfaßt historische, sprachgeschichtliche philologische und praktische Aspekte des Bibelübersetzens von Martin Luthers Vorgängern bis zur neuen Zürcher Übersetzung.

Weiter Informationen gibt es im Shop der Bibelgesellschaft: www.bibelonline.de.

Die Radikalisierung der »Wort+Geist«-Bewegung

Die »Wort+Geist«-Bewegung des »Völkerapostels« Helmut Bauer ist eine neue Phase eingetreten. »Es wird zu einer Selektion kommen, zu einer Aussonderung. Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns«, hört man.

Was ich auf der Internetseite der Bewegung über die Entwicklungen und die dazugehörige Kritik so gelesen habe, lässt Tragisches vermuten (siehe z.B. hier und hier).

Die EZW schreibt in der Ausgabe 5/09 der Zeitschrift für Religions- und Weltanschauungsfragen zu den aktuellen Entwicklungen (mit den dazugehörigen Quellenbelegen):

Im Zusammenhang mit dieser Entwicklung stehen auch Innovationen und Umbrüche in der Lehre der Bewegung. So predigte der Berliner Gemeindeleiter Andres Irmisch Anfang des Jahres: »Ich habe hier bis vor ein paar Wochen was anderes gepredigt. In den meisten Büchern steht’s auch anders drin. Aber Gott gibt Offenbarungen; dass es weiter geht. Dass das Bild, das wir erkennen dürfen, immer vollkommener wird.« In Bezug auf die Bibel bedeutet dies eine enorme Abschwächung ihrer Autorität: »Manche Dinge, die wir bereits jetzt predigen und die kommen werden, wirst du in keinem Buch finden, nicht mal in der Heiligen Schrift. Weil es ja weiter geht … Begrenze Gott nicht mit diesem Buch.«

Ein weiteres Beispiel für die Entwicklung sind verschärfte Einstellungen zur Liebe. Die göttliche Liebe spielte bei »Wort+Geist« schon immer eine sehr große Rolle. Es herrscht die Vorstellung, dass jeder durch den Geist die göttliche Liebe in sich trägt und Liebesenergien von einem zum anderen fließen können. Dies geschieht durch intensiven Blickkontakt und innige Umarmungen, bei denen die Geister »verschmelzen«. Damit sich die Liebe Bahn brechen kann, müssen Hindernisse aus dem Weg geräumt werden, zu denen im Zuge der neuesten Entwicklungen auch die Ehe gezählt wird. Sie habe ausgedient und sei das größte Bollwerk gegen das Durchbrechen der göttlichen Liebe.

Die Verehrung Helmut Bauers hat durch seine Einsetzung als Völkerapostel ihren bisher höchsten Stand erreicht. Er hat eine Art Mittlerposition zwischen Gott und den Menschen eingenommen. Die Gläubigen sind ganz auf ihn ausgerichtet, und er scheint stellvertretend die Beziehung zu Gott zu führen. Das gipfelt in Aussagen wie diesen: »Ich bin ausgerichtet auf den Apostel. Ich glaub auch nicht Gott, ich glaub ihm. Amen!«

Hier gibt es übrigens die Gelegenheit, eine Sonntagspredigt aus Roehrnbach zu hören. Ich kann nur hoffen, dass sich im Rahmen der anstehenden »Selektion« (was für ein furchtbares Wort!) möglichst viele absondern. Raus!

Die Erneuerung des evangelikalen Auftrags

SPH-101309-2TDas Gordon-Conwell Theological Seminary veranstaltet vom 13.–15. Oktober eine Konferenz zu Ehren von David Wells. Das Programm sieht sehr interessant aus. Der Titel des von Michael Horton geplanten Vortrags ist sehr bezeichnend. Schade, dass es so weit weg ist.

  • Mark Noll: Ecumenical Realities and Evangelical Theology
  • Cornelius Plantinga: Renewing Evangelical Theology: Reflections on the Contribution of David Wells
  • Miroslav Volf: God: Globalization and Human Flourishing
  • Tite Tienou: Renewing Evangelical Identity from the Margins
  • J.I. Packer: The Return to Catechesis: Lessons from the Great Tradition
  • Lauren Winner: The Practice of Piety: Spiritual Formation and Ecclesial Identity
  • Os Guinness: Found Faithful: Challenges to Christian Orthodoxy in the Global Era
  • Bruce McCormack: The Only Mediator: The Person and Work of Christ in Evangelical Perspective
  • Kevin Vanhoozer: The State of the Evangelical (dis)Union: The Bible in Evangelical Theology and Biblical Studies
  • Michael Horton: Rediscovering the Church After Evangelicalism

Hier weitere Informationen zur Konferenz: www.gcts.edu.

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