Die Zukunft des Internets

180px-Vinton_Cerf_in_Lisbon-20070325.jpgVinton G. Cerf, früher Chefentwickler des IP-Internetprotokolls und damit »Vater des Internets«, äußert sich in einem FAZ-Interview über das Internet von morgen und die zunehmende Zensur:

Das ist ein heikles Thema, wenn Zensur als politische Waffe eingesetzt wird. Damit werden demokratische Prinzipien unterlaufen wie etwa die Redefreiheit. Der Fokus von Gesetzesinitiativen sollte auf den Kriminellen selbst liegen und nicht auf der Infrastruktur der Provider.

Hier das vollständige Interview dem jetzigen Google-Berater: www.faz.net.

Die Ehe hält gesund

Ehepaare bleiben häufiger von Krankheiten verschont und leben länger. Scheidungen oder ein Leben als Single sind hingegen Gift für das Wohlbefinden. Forscherinnen der University of Chicago und der Johns Hopkins University in Baltimore zeigen im Journal of Health and Social Behaviour, dass Trennung oder der Tod des Partners sehr lange nachwirken können und gesundheitliche Nachteile auch durch Wiederheirat nicht ausgeglichen werden. Werner Bartens schreibt über die Untersuchungen:

In zahlreichen Studien ist bereits gezeigt worden, dass die Ehe sowie ein großer Freundeskreis und vielfältige gemeinschaftliche Aktivitäten die Gesundheit fördern und das Leben verlängern. Die beiden Wissenschaftlerinnen analysierten jedoch zusätzlich, wie es sich auf die Gesundheit auswirkte, wenn die Partnerschaft endete und danach einer der beiden wieder heiratete. Demnach waren unter den Geschiedenen und Verwitweten die Herzerkrankungen, Diabetes, Krebs und andere chronische Leiden um 20 Prozent häufiger als unter Eheleuten. Schwierigkeiten beim Treppensteigen oder Gehen kamen bei den Getrennten ebenfalls deutlich häufiger vor.

Wer nach einer Scheidung oder dem Tod des Partners wieder heiratete, dem ging es dadurch gesundheitlich auch nicht viel besser. Im Vergleich zur Gruppe derer, die keine Trennung hinter sich hatten, waren unter den Wiederverheirateten 19 Prozent mehr Teilnehmer in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt und zwölf Prozent mehr litten unter chronischen Erkrankungen.

Hier der Beitrag aus der Süddeutsche Zeitung: www.sueddeutsche.de.

Nordkorea: Frau wegen Verbreitung der Bibel öffentlich hingerichtet

kn-map.jpgWegen Bibelverbreitung wurde eine nordkoreanische Christin nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation öffentlich hingerichtet. Die 33-jährige Ri Hyon-Ok, Mutter von drei Kindern, wurde beschuldigt, für Südkorea und die Vereinigten Staaten spioniert zu haben. Die Hinrichtung soll bereits am 16. Juni in der Stadt Ryongchon an der Grenze zu China stattgefunden haben. Ehemann, die Kinder und die Eltern der Frau wuden nach Angaben von »Investigative Kommission für Verbrechen gegen die Menschlichkeit« in ein Straflager eingewiesen.

Ausführlichere Berichte darüber bei kath.net und www.foxnews.com.

Wie Calvin das Evangelium sah

Tullian Tchividjian hat in seinem Blog einen Auszug aus Calvin’s Vorwort zu Olivétan’s »Märtyrerbibel« wiedergegeben (die französische Bibel aus dem Jahr 1534, die auf der Grundlage der griechischen und hebräischen Urtexte übersetzt worden ist). Als Johannes Calvin diese Einleitung schrieb, muss er ungefähr 25 Jahre alt gewesen sein (siehe allerdings den Kommentar von Sebastian). Ich gebe das Zitat gekürzt wieder und halte mich dabei an den Satz von Justin Taylor:

Without the gospel

    everything is useless and vain;

without the gospel

    we are not Christians;

without the gospel

    all riches is poverty,
    all wisdom folly before God;
    strength is weakness,
    and all the justice of man is under the condemnation of God.

But by the knowledge of the gospel we are made

    children of God,
    brothers of Jesus Christ,
    fellow townsmen with the saints,
    citizens of the Kingdom of Heaven,
    heirs of God with Jesus Christ, by whom

      the poor are made rich,
      the weak strong,
      the fools wise,
      the sinner justified,
      the desolate comforted,
      the doubting sure,
      and slaves free.

It is the power of God for the salvation of all those who believe.
It follows that every good thing we could think or desire is to be found in this same Jesus Christ alone.

Und nun die deutsche Rekonstruktion dank der Angaben in den Kommentaren:

Ohne das Evangelium

    sind wir alle unbrauchbar und nichtig,

ohne das Evangelium

    sind wir keine Christen,

ohne das Evangelium

    ist aller Reichtum Armut,
    unsere Weisheit Torheit vor Gott,

Aber durch die Kenntnis des Evangeliums werden wir

    Kinder Gottes,
    Brüder Jesu Christi,
    Mitbürger der Heiligen,
    Bürger des Himmelreichs,
    Erben Gottes zusammen mit Jesus Christus, durch welchen

      die Armen reich,
      die Schwachen mächtig,
      die Törichten weise,
      die Sünder gerecht,
      die Verzweifelten getrost,
      die Zweifler gewiss
      und die Unfreien frei geworden sind.

Das Evangelium ist das Wort des Lebens.
Es folgt daraus, das alles Gute, das wir denken und verlangen können, in diesem Jesus Christus allein zu finden ist.

Die Kreissäge im Ohr

Helen Bömelburg und Katharina Kluin haben für den Stern einen lesenswerten Artikel über Ohrengeräusche (Tinnitus) verfasst.

Bei vielen bleibt der Dauerton nur einige Sekunden oder Minuten, manchmal Stunden oder Tage. Doch gut die Hälfte behält das Geräusch. Die Mehrheit der Betroffenen lernt, den Tinnitus mit der Zeit zu überhören oder sich von ihm zumindest nicht allzu sehr aus der Ruhe bringen zu lassen. Von Zeit zu Zeit aber drängt er sich ins Bewusstsein, abends vor dem Schlafen oder sonntags beim Spazieren, und weckt eine tiefe Sehnsucht nach Stille. Eine Sehnsucht, die für mehr als vier Millionen Geplagte zum alles beherrschenden Thema wird. Diesen Patienten gelingt es nicht, den Dauerkrach aus ihrer Wahrnehmung zu verdrängen. Er raubt ihnen den Schlaf, die Konzentration und manchmal sogar den Lebensmut.

Allen Betroffenen gilt mein Mitgefühl!

Hier der vollständige Artikel: www.stern.de.

Die Evangelikalen und die Sexualethik

Mark Galli von Christianity Today (CT) hat einen erstaunlich selbstkritischen Artikel über die evangelikale Familien- und Sexualethik verfasst. Kurz: Die Evangelikalen wurden weitgehend von einer Kultur des Individualismus infiziert. Für Ehe und Familie bedeutet das:

Evangelicals are sensitive to this reality, but are less aware of how much we proactively participate in the culture of individualism. While stopping short of abortion, we have not given much thought to our easy acceptance of artificial contraception. I’m not arguing for or against contraception here, only pointing to the reality that contraception has separated sex from procreation. That, in turn, has prompted most couples, evangelicals included, to think that sex is first and foremost a fulfilling psychological and physical experience, that a couple has a right to enjoy themselves for a few years before they settle down to family life.

In essence, we have already redefined marriage as an institution designed for personal happiness. We see ancillary evidence of this at the other end of marriage: Though it is a difficult thing to measure, the rate at which evangelicals divorce is hard to distinguish from the larger culture’s, and the list of reasons for divorce seems no different: »We grew apart.« »We no longer met each other’s needs.« »Irreconcilable differences.« The language of divorce is usually about the lack of self-fulfillment.

Und:

We live in a culture that by all accounts is descending into darkness, and our job is to reflect the light of Christ. We speak for what he says is right, using the lingua franca of the culture to argue that as best we can, using the political and social instruments at our disposal to the best of our ability, acknowledging our own complicity in the sins we decry, and pointing to the One who must save us all.

Hier der vollständige Artikel: www.christianitytoday.com.

Radioaufnahme mit C.S. Lewis

200px-C.s.lewis3.JPGDer irische Literaturwissenschafter Clive Staples Lewis (1898–1963) gehört zu den größten christlichen Denkern des 20. Jahrhunderts. Bücher, wie z.B. Narnia oder Pardon, ich bin Christ, haben viele Fromme gelesen. Die Stimme von C.S. Lewis, übrigens ein Freund von J.R.R. Tolkien, kennen wahrscheinlich nur wenige.

Hier der Mitschnitt einer Radiosendung aus dem Jahr 1944: www.bbc.co.uk. Lewis spricht 14:05 Minuten über »Christ sein und das Gebet«. Der Vortrag ging ein in sein bekanntestes Buch Mere Christianity (dt. Pardon, ich bin Christ). Zum Hören benötigt man den kostenlosen RealPlayer.

VD: JT.

Die Blogosphäre ist der Albtraum für Kontrolleure

Bloggen ist eine Informationsrevolution, denn jeder kann sich ohne Hilfe eines Verlages an ein Millionenpublikum wenden. Vielen passt das nicht – und daran scheiden sich die Geister. Denn genau wie Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks führt die neue Technologie zu einem epochalen Machtwechsel.

Wer diese Revolution verstehen will, sollte Scott Rosenbergs Buch »say everything« lesen. Rosenberg ist Mitbegründer des Internetmagazins »salon.com« und selbst Blogger. Der Titel seines Buchs weist darauf hin, dass wir zum ersten Mal in einer Welt leben, in der jeder alles allen sagen kann. Was bedeutet das? Zunächst bedeutet es einen epochalen Machtwechsel. Vor der Erfindung des Buchdrucks wurde nur das verbreitet, was Mönche mühselig abschrieben. Die Kirche kontrollierte das Schreiben und also das Denken. Mit Gutenberg wanderte die Kontrolle des geschriebenen Wortes in die Hand des Verlegers. Wer keinen Verleger fand, existierte für die Welt nicht. Jetzt liegt die Kontrolle in der Hand eines Kollektivs namens Blogosphäre. Ich werde geklickt, also bin ich.

Hier der lesenswerte Artikel von Alan Posener: www.welt.de.

Walter Jens hängt am Leben

417+Pgm1B4L._SL160_.jpgEin FAZ-Artikel von Hans Küng löste bei mir vor einigen Monaten eine Art Schockzustand aus. Küng reagierte auf die Demenz seines Tübinger Kollegen Walter Jens so betroffen, dass er sich dazu verleiten lies, zu schreiben: »Mich erschüttert der Zustand meines Freundes, seine hilflosen Sterbe-Appelle und seine Angst zu sterben. Und die Tatsache, dass ich so gar nichts für ihn tun kann.« Was hätte Küng denn für seinen Freund tun wollen? Küng schreibt weiter: »Ich fühlte mich rat- und machtlos. Ihn in seinem offensichtlich ernsthaften Todeswunsch zu bestärken, sah ich nicht als meine Aufgabe an, und eine praktische Erfüllung seines Wunsches ist ja mangels einer adäquaten legalen Alternative in Deutschland schwierig.«

Die Begründung der Sterbehilfe-Apologetik erschien erschreckend fadenscheinig und euphemistisch (»Erfurcht vor dem Leben«) :

Dass das Leben eine Gabe des Schöpfer-Gottes ist, stellt für gläubige Menschen wie mich eine Selbstverständlichkeit dar. Dass das Leben aber zugleich eine gottgegebene Aufgabe des Menschen ist, die er möglichst bis zur letzten Phase seines Lebens selbstverantwortlich wahrzunehmen hat, sollten heute gerade gläubige Menschen ebenfalls nicht bestreiten.

Früher ist auch Walter Jens zusammen mit Küng vehement für die Legalisierung der aktiven Sterbehilfe eingetreten. Ein Leben ohne intellektuellen Austausch erschien dem Tübinger Professor als allzu schreckliche Qual. Heute kann der 86-Jährige durch seine Demenz nicht mehr lesen und kaum noch reden. Inzwischen selbst betroffen, empfindet Jens dieses so schmerzhaft eingeschränkte Leben dennoch als lebenswert. Seine Frau bekennt:

Manchmal redet er noch ein paar Worte: »Bitte, bitte hilf mir.« Das kann er noch sagen – angsterfüllt und natürlich doppeldeutig. Es kann bedeuten, hilf mir zu sterben, es kann aber auch heißen, hilf mir zu leben. Er sagt auch oft: »Ich will nicht sterben.« Neulich hat er gesagt: »Nicht totmachen, bitte nicht totmachen.« Ich bin mir nach vielen qualvollen Überlegungen absolut sicher, dass mich mein Mann jetzt nicht um Sterbenshilfe, sondern um Lebenshilfe bittet.

Hier das Interview mit Inge Jens: www.n-tv.de.

Genderlose Erziehung: Das Baby heißt Pop

Für ein schwedisches Elternpaar ist die Sache klar: Einem Kleinkind wird Gewalt angetan, wenn die Eltern es als Junge oder Mädchen behandeln. Sie plädieren für eine genderlose Erziehung und zeigen uns, wie es geht:

Von diesen frühkindlichen Geschlechterstereotypen versucht ein Schwedisches Pärchen seinen Nachwuchs fernzuhalten: Ob sie ein Bub oder ein Mädchen bekommen haben, hielten sie bis anhin erfolgreich geheim. Das Kind – das die Schwedische Presse Pop nennt, um seine Identität zu schützen – ist heute zweieinhalb Jahre alt und lediglich ein paar nahe Verwandte, die seine Windeln schon gewechselt haben, wissen ob sie eine Nichte oder einen Neffen, eine Enkelin oder einen Enkel vor sich haben. Pop’s Eltern, beide 24 Jahre alt, kommentieren ihre genderlose Erziehung wie folgt: »Es ist brutal, ein Kind, kaum ist es auf der Welt, mit einem rosa oder hellblauen Stempel zu markieren.« Und so trägt Pop sowohl Röckchen als auch Hemden, die Haare mal kurz und mal lang, gerade wie es Pop gefällt.

Nun ist es ja nicht so, dass Kinder, die nicht Pop heissen, mit zweieinhalb neben ihrem biologischen Geschlecht schon ein unverrückbares soziales Geschlecht zeigen: Viele Buben lieben eine Weile die Farbe rosa. Und mach einer wünscht sich auch ein Spängeli fürs Haar. Meist ist diese Phase kurz und geht vorüber. Trotzdem ist lange nicht allen Eltern wohl dabei, ihren Söhnen diese Wünsche zu gewähren. Mädchen haben diesbezüglich mehr Freiheiten, aber auch sie verhalten sich spätestens im Kindergarten genderkonform.

Hier der vollständige Beitrag von Nicole Althaus: blog.tagesanzeiger.ch.

Martin Hengel – kurze Meldung in der FAZ

mh.jpgEs ist schon merkwürdig: Einer der weltweit bedeutendsten Experten für Literatur des Urchristentums und antiken Judentums, Prof. Martin Hengel, ist gestorben (siehe hier), aber außerhalb der Schwäbischen Presse wird in Deutschland kaum darüber berichtet. Wenigstens die FAZ hat einen kurzen ›Nachruf‹ veröffentlicht (FAZ Nr. 153, 6. Juli 2009, S. 28). Darin heißt es unter anderem:

In seiner Habilitationsschrift zu »Judentum und Hellenismus« weist er den Einfluss des Hellenismus auf die spätere jüdische Gesellschaft nach. Mitte der sechziger Jahre waren solche Studien vollkommen unüblich, trugen Hengel aber weit über die Grenzen der Theologie hinaus auch Anerkennung bei Althistorikern und Altphilologen ein …

Auf den Vorwurf, allzu gutgläubig gegenüber den frühchristlichen Quellen zu sein, hat Hengel geantwortet, was als mutige Kritik der Überlieferung erscheine, sei in Wirklichkeit oft erfahrungsblaser »Schreibtischdogmatismus«. Unter der wachsenden theologischen Unbildung und Unkenntnis der alten Sprachen hat er zunehmend gelitten und 1993 mit der von ihm gegründeten Philipp-Melanchton-Stiftung entgegenzuwirken versucht.

Ich hoffe sehr, dass viele Schüler ihrem Lehrer folgen. Die bekenntnisorientierten Kreise sollten die Sorge Hengels ernst nehmen und das Studium der biblischen Sprachen beleben. Der flache Pragmatismus, der gelegentlich (auch in den Ausbildungsgängen) eingezogen ist, hat keine Zukunft.

Nachtrag: Roland Deines, selbst Schüler von M. Hengel, hat für die Society of Biblical Literature einen englischsprachigen Nachruf verfasst:  www.sbl-site.org. [Den Hinweis auf den Text verdanke ich Alexander!]

Was am Kreuz geschah

pastedGraphic.jpgR.C. Sproul, Pastor und Professor für systematische Theologie, hat schon viele Bücher verfasst. Durch das Engagement von Sebastian Heck und anderer ist nun ein weiteres Buch von Sproul auf Deutsch erschienen. Auf dem Cover des Buches Was am Kreuz geschah heißt es:

In Was am Kreuz geschah entfaltet Dr. R.C. Sproul, warum es so kommen musste, dass Gottes Sohn vor 2000 Jahren angenagelt an ein Kreuz auf Golgatha starb. Warum konnte Gott nicht einfach über unsere Sünden hinwegsehen und uns so annehmen, wie wir sind? Warum gab es für Gott nur diese eine Möglichkeit, uns zu retten: Seinen Sohn in diese Welt zu schicken, damit er sein Leben gebe als Lösegeld für viele? Wie R. C. Sproul in diesem Buch zeigt, ist der Kern des biblischen Evangeliums das stellvertretende Sühnopfer Christi am Kreuz. So sehr hat der heilige Gott die Welt geliebt, dass er persönlich sucht und rettet, was verloren ist.

In einer Zeit, in der die Kritik am Sühneopfer von Jesus Christus Alltag geworden ist, kann ich das Buch sehr empfehlen.

  • Robert C. Sproul: Was am Kreuz geschah, Wartburg: Verein z. Verbreitung christlicher Literatur, 2009, 192 S., 14,95 Euro

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Staat mit Absolutheitsanspruch?

Wie das zu erwarten war, ist nun auch der Deutschlandfunk (DLF) auf den Anti-Evangekalismus-Express aufgesprungen und verbreitet unkritisch die von Oda Lambrecht und Christian Baars in ihrem Buch Mission Gottesreich entworfene Panikmache. Marianne Demmer, Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, deutet in dem Beitrag »Religion mit Absolutheitsanspruch« bei dieser Gelegenheit unverfroren an, dass der Staat die Bildungsprogramme noch stärker kontrollieren müsse.

Das generelle Problem ist nach Ansicht von Bildungsexperten, dass der Staat seine Aufsichtspflicht kaum erfüllen kann. Die Zahl der Privatschulen insgesamt ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Die inhaltliche Kontrolle der Lehrinhalte erfolge meist ausschließlich über die Prüfungen wie beim Abitur oder dem mittleren Abschluss, sagt die stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Marianne Demmer. Ansonsten sei die Aufsicht, wenn überhaupt, nur formal vorhanden.

In wohl keinem freien Land ist das Bildungssystem so restriktiv wie in Deutschland. Das diese Macht des Staates leider nicht mit der Qualität der Ausbildungsprogramme korreliert, wissen wir seit vielen Jahren. Steigt das Interesse an den Privatschulen vielleicht, weil der Unterricht an den staatlichen Schulen so schlecht geworden ist? Aber es kommt noch schlimmer:

Schon befürchten Wissenschaftler, dass der sogenannte biblische Kreationismus die biologische Forschung in Deutschland behindern könnte. In der Bevölkerung wächst, so die Autoren Lambrecht und Baars, die Zahl derer, die die Vorstellung ablehnen, mit Affen gemeinsame Vorfahren zu haben.

Wer so etwas schreibt, hat keine Ahnung vom real existierenden Wissenschaftsbetrieb. Wieder verschafft die Autorin ihren Sorgen Nachdruck, in dem sich sich auf »Wissenschaftler« beruft (oben sind es »Bildungsexperten«). So etwas klingt nicht nur gut, es immunisiert auch gegen Widerspruch. Dabei dachte ich immer, Konkurrenz belebt nicht nur das Geschäft, sondern auch die Forschung. Aber nein, es klingt wieder so, als wolle man den Evangelikalen den Zugang zum öffentlichen Diskursfeld am Liebsten verbieten. Oder wie soll ich den nachfolgenden Satz verstehen?

Mit Büchern und Broschüren, Vorträgen, Großveranstaltungen, eigenen Hörfunk- und Fernsehsendern und einer eindrucksvollen Internetpräsenz bringen evangelikale Christen ihre Vorstellungen unters Volk.

Voltaire definierte Meinungsfreiheit noch so: »Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.«

Hier der vollständigen Beitrag des öffentlich-rechtlichen DLF (den ich übrigens gelegentlich gern höre): www.dradio.de.

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