Gewissheit in der Ungewissheit

Gibt es bei dir auch noch ein paar lose Enden, die du ungewollt mit ins neue Jahr nehmen wirst? Bianca Hopcraft zeigt in ihrem Artikel „Der beste Jahreswechsel“, wie wir auch in Zeiten der Ungewissheit Ruhe und Festigkeit finden können:

Kein Mensch wird uns jemals vollkommen und für immer behüten und sich um uns sorgen können. Doch hierin besteht die unglaublich frohe Botschaft für alle, die in Jesus Christus Teil von Gottes Familie geworden sind:

Gottes Gedächtnis und seine Fürsorge, seine Liebe und Macht für seine Kinder versagen niemals. Wenn du sein Kind bist, bist du jede Sekunde deines Lebens absolut sicher bei ihm. Er hütet dich wie seinen eigenen Augapfel. Er hat dich in seine Hände gezeichnet. Es gibt kein Problem, das ihm zu groß wäre. Wenn du Gottes Kind bist, dann sind alle deine Probleme eigentlich seine Probleme – und er weiß die Lösung.

Auf diese Tatsache können wir uns selbst in Zeiten der Ungewissheit verlassen. Darin können wir Ruhe finden, auch wenn wir dieses Jahr mit ungeklärten Fragen beenden.

Mehr: www.evangelium21.net.

Sprachliche Eskalationen

Die zunehmende sprachliche Verrohung in der Corona-Debatte gibt Anlass zur Sorge. Für manche Ungeimpfte sind die Geimpften „Systemlinge“ oder gar Träger eines widergöttlichen „Malzeichens“. Einige Impfbeführworter rüsten wiederum rhetorisch gegenüber Ungeimpften auf. Sie werden etwa mit einem Blinddarm verglichen, der für das Überleben nicht notwendig sei. Immer wieder ist von der „Pandemie der Ungeimpften“ die Rede (vgl. auch hier). Beängstigend: Die breite Gesellschaft nimmt kaum Anstoß an diesen Zuschreibungen. Stellen wir uns vor, über andere „Stämme“ in unserem Land würde so gesprochen und geschrieben.

Jan David Zimmermann hat diesen Tribalismus mit seinen sprachlichen Eskalationen dokumentiert und nachdenkenswert kommentiert. Ein Auszug:

Wie weit diese Eskalation bereits fortgeschritten ist, wurde mir auch an anderer Stelle bewusst.

Durch einen Beitrag zweier Polit-Kommentatoren, die auf ihrem YouTube-Channel 0punkt unter dem Titel „Alles Gute Österreich“ die gegenwärtige Politik und die mediale Berichterstattung ironisch-bissig kommentieren/analysieren, bin ich auf das ORF-Interview von Lou Lorenz-Dittelbacher mit dem Epidemiologen Gerald Gartlehner der Donauuniversität Krems vom 17.12.2021 gestoßen. Die in diesem Interview vorkommende sprachliche Entgleisung ist das jüngste Beispiel eines unreflektierten bis zynischen Umgangs mit Sprache.

Die Kommentatoren von 0punkt weisen in ihrem Beitrag zurecht daraufhin, dass die im Interview auftauchende medial-politische Bezeichnung „Weihnachtsamnestie“ für die Tatsache, dass nun auch ungeimpfte Personen mit ihrer Familie Weihnachten feiern dürfen, eine Gleichsetzung Ungeimpfter mit Häftlingen bedeutet. „Weihnachtsamnestie“ bedeutet eben ursprünglich nichts weniger als die frühzeitige Entlassung (also Begnadigung) von Häftlingen aus dem Gefängnis durch die Regierung rund um Weihnachten, ja, mitunter sogar der Entfall der Todesstrafe in Ländern, wo sie üblich ist. Das Bedeutungsfeld der „Kriminalität“ in Kombination mit „Ungeimpften“ ist dabei wohl kein Zufall, wenn man sich die Mehrzahl der Berichterstattungen rund um das Thema der Anti-Corona-Demos oder überhaupt kritischer Stimmen genauer ansieht: Nach der gefährlichen Eskalation der kriminellen Ungeimpften auf den Demos (auch wenn viele geimpfte Personen ebenso auf den Demonstrationen sind) folgt die gnädige Amnestie vonseiten des Staates.

Immerhin entlarvten sich Regierung und Medien selbst, wenn sie mit solchen Begriffen klarmachen, wie viel Bürgerinnen und Bürger ohne Covid-Impfung ihnen noch wert sind.

Unheimlich an der Sache ist jedoch nicht nur die Verwendung des Begriffes selbst, sondern dass er weitgehend widerspruchslos angenommen wird.

Wie auch die Kommentatoren von 0punkt frage ich mich: Wieso akzeptieren wir mittlerweile eigentlich als Gesellschaft völlig unkritisch solche Begriffsverwendungen? Und das in einer Gesellschaft, die ansonsten eine beachtliche Pedanterie an den Tag legt, wenn es um diskriminierende Begriffe geht? Eine Gesellschaft, wo in den (sozialen) Medien und insbesondere von „linker“ Seite immer wieder davon gesprochen wird, dass man „woke“ sein muss, also wach und hellhörig gegenüber Benachteiligungen und Diskriminierungen verschiedenster Art? Schon erstaunlich. Während nämlich auf sprachliche und sonstige Eskalationen von der „falschen“ Seite sofort eine Welle der Empörung folgt, sind Entgleisungen von der „richtigen“ Seite offenkundig völlig in Ordnung und fallen gar nicht weiter auf, ziehen auch keine Konsequenzen nach sich.

Oder:

Diese ideologisch verbohrte Verengung des öffentlichen Diskurses findet bereits seit vielen Jahren statt, Corona war jedoch der Brandbeschleuniger, der den Autoritarismus vollends entfesselte. Jeder ist nun mittlerweile ausnahmslos ein Rechter oder Querdenker, wenn er auch nur leise Kritik an der 2G-Regel, der Impfpflicht, Freiheitsbeschränkungen oder an den Überwachungspraktiken durch eine überbordende und dystopisch anmutende Digitalisierung äußert.

Wie auch immer man zum Impfthema stehen mag: Eine Sprache, die Menschen gegeneinander aufhetzt, hilft nicht, Konflikte zu lösen. Wie gern zeigen wir doch mit dem Finger auf andere, anstatt uns einmal zu fragen, was wir zur Besserung und Befriedung beitragen können.

Ich empfehle die Lektüre des gesamtes Textes: www.jandavidzimmermann.com.

VD: AW

Das Patriarchat der Sprache

Die FAZ hat ein Interview mit der Soziologin Doris Mathilde Lucke zur gendergerechten Sprache geführt, das nicht einmal ansatzweise Diskursniveau erreicht. Frau Lucke kann ihre feministischen Parolen vortragen und wiederholen, ohne dass die beiden Redakteurinnen von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung dagegenhalten. Es gehe bei der Sprache um Macht. Wir sprächen mit einer total männlichen Grammatik. Frauen, Menschen mit anderen Geschlechtern (was auch immer damit gemeint ist) und solche mit eingeschränkten Sprachkenntnissen würden durch die traditionelle Sprechweise ausgeschlossen usf.

Das klingt etwa so:

Ich verstehe nicht, wieso ausgerechnet eine Sprache moniert wird, die den Anspruch hat, allen Geschlechtern und allen Menschen gerecht zu werden – genau das tut unsere jetzige Sprache nämlich nicht. Frauen sind genauso ausgeschlossen wie alle anderen nicht-männlichen Menschen. Und im Übrigen auch alle Menschen, die nicht so gut Deutsch sprechen. Sprache ist der Integrationsfaktor schlechthin. Warum das jetzt ausgerechnet an einem Sternchen, einem großen Binnen-I oder an der gesprochenen Kunstpause des Gender-Gap liegen soll? Dass das ein Ausschlusskriterium sein soll, kann mir niemand weismachen.

Da diese Verwechslung zwischen Sexus und generischem Maskulinum immer wieder angeführt wird, um die angebliche Unsichtbarkeit der Frau in der deutschen Sprache zu belegen, zitiere ich nachfolgend einmal aus dem schon vorgestellten Buch Von Menschen und Mensch*innen:

Wenn Sie einen zweiten Blick auf die [auf obenstehende Tabelle] werfen, merken Sie, dass von der angeblichen Unsichtbarkeit der Frau in unserer Sprache nicht die Rede sein kann. Im Gegenteil, es ist im Deutschen viel leichter, eine Frau sichtbar zu machen als einen Mann. Die maskuline Form der Lehrer oszilliert semantisch zwischen der spezifischen Bezeichnung eines Mannes (Sexus) und einer geschlechtsneutralen Personenbezeichnung (generisches Maskulinum), während sich die feminine Form immer auf eine Frau bezieht. Sobald das Suffix -in an den Wortstamm gehängt wird und aus Lehrer > Lehrer-in wird, ist das weibliche Geschlecht der bezeichneten Person eindeutig markiert. Um indessen einen Mann eindeutig seinem Geschlecht zuzuordnen, muss häufig ein wesentlich größerer sprachlicher Aufwand betrieben und ein Attribut hinzugefügt werden: die männlichen Lehrer an der Schule.

An dieser Stelle könnten also Männer nicht ohne Berechtigung Vorbringen, dass sie es sind, die durch die Sprache diskriminiert werden. Denn sie können beim Maskulinum nie sicher sein, ob Männer oder alle Menschen gemeint sind. Während der Frau eine eigene Form zur Verfügung steht, muss der Mann das Maskulinum mit allen Menschen teilen. Die sprachlichen Gegebenheiten ließen sich, wie wir sehen, auch anders interpretieren und werten. Außerdem muss der Mann sich damit abfinden, dass er sein Maskulinum im Plural „abgeben“ muss: der Mann, die Männer. Alle Genera (Maskulinum, Femininum, Neutrum) verwenden im Plural den eindeutig weiblich konnotierten Artikel die und das Pronomen sie. Ist das Deutsche tatsächlich cine „Männersprache“? Und: Frauen haben unsere Sprache in allen Jahrhunderten mitgestaltet, schließlich stellen sie 50 % der Sprachgemeinschaft. Diesen Beitrag von Frauen an der Ausprägung der Sprache unter den Teppich zu kehren – ist das nicht ebenso absurd wie frauenfeindlich? Wieso sollte Sprache ein reines Männerprodukt sein? Sind Frauen seit Anbeginn des Deutschen stumm?

Wenn von der vermeintlichen Unsichtbarkeit von Frauen in der deutschen Sprache die Rede ist, begegnen wir immer wieder folgender Argumentation:

Beim generischen Maskulinum wird nur der Mann genannt, die Frau ist lediglich mitgemeint.

Es wird behauptet, es sei im Deutschen immer nur von Männern die Rede und die Frauen sollen sich mitgemeint fühlen. Nur der Mann sei expliziter Erwähnung wert, die Frau sei mitzudenken? Diese Darstellung ist eine Fehlinterpretation sprachlicher Strukturen, denn auch der Mann ist beim generischen Maskulinum immer nur mitgemeint. Wird das generisch-inklusive Maskulinum benutzt, ist nicht von Männern die Rede, sondern von Menschen. Es ist ja der praktische Vorzug eines generischen Ausdruckes, auf kein konkretes Geschlecht zu verweisen. Da Männer also nicht gemeint sind, können Frauen auch nicht „nur mitgemeint“ sein. Gemeint sind alle. Dennoch behaupten feministische Sprachkritiker: „Das generische Maskulinum versteckt (…) Frauen systematisch und legt ihnen die zusätzliche Bürde auf, ständig darüber nachzudenken, ob sie in einem konkreten Fall mitgemeint sind oder nicht“ (Stefanowitsch 2018, S. 36). Diese „Bürde“ legt das Deutsche auch den Männern auf. Das generische Maskulinum unterscheidet nicht, wie behauptet wird, zwischen ,primär gemeinten‘ Männern und ,sekundär gemeinten/mitgemeinten‘ Frauen. Das generische Maskulinum inkludiert alle. Es macht Frauen nicht „unsichtbar“, sondern lenkt den Blick auf den Menschen – unabhängig von seinem Geschlecht. Wenn das generische Maskulinum überhaupt etwas „unsichtbar“ macht, dann die fürs Menschsein unerheblichen Attribute wie etwa das Geschlecht.

Von Menschen und Mensch*innen

41jgBNzGHEL SX350 BO1 204 203 200Die Debatte um eine geschlechtergerechte Sprache hat das Potential, die Gesellschaft noch weiter zu spalten. Einerseits wird das Gendern von öffentlichen Behörden, Universitäten und bei manchen Medien „verordnet“, andererseits empfinden immer mehr Menschen diese verordneten Eingriffe in die Sprache als Bevormundung. Die Progressiven machen freilich einfach weiter und gehen davon aus, dass sich die Mehrheit an die neue Sprache gewöhnen wird. Nur dann, wenn die Sprache verändert werde, könnten patriarchische Strukturen durchbrochen und Frauen endlich sichtbar gemacht werden, meinen sie.

Die Debatte wird oft sehr emotional geführt. Ich bin Fabian Payr dankbar, dass er ein Buch geschrieben hat, das sich sachlich und zugleich kritisch mit den Denkvoraussetzungen des feministischen Sprachumbaus auseinandersetzt. Seine linguistischen Argumente sind überzeugend. Ich hoffe, sie finden Gehör.

Er schreibt in Von Menschen und Mensch*innen: 20 gute Gründe, mit dem Gendern aufzuhören:

Deutlicher als noch vor 40 Jahren sehen wir heute, dass es keine belastbare wissenschaftliche Grundlage für die geschlechtergerechte Sprache gibt. Das Fundament der gendergerechten Sprache ist vorrangig ideologischer nicht wissenschaftlicher Art. Das betrifft die angebliche Unsichtbarkeit der Frau im Deutschen, die sich weder sprachwissenschaftlich noch mit „psycholinguistischen“ Studien belegen lässt, aber auch die bei Sprachaktivisten verbreitete Überzeugung, dass sich gesellschaftliche Verhältnisse durch Spracheingriffe ändern lassen. Kaum eine der zentralen Prämissen des Genderns hält einer wissenschaftlichen Überprüfung stand.

Vielleicht endet die Geschichte des geschlechtergerechten Sprachumbaus mit all seinen grotesken Auswüchsen eines Tages wie Andersens Märchen vom Kaiser und seinen neuen Kleidern. Dort ist es bekanntlich ein Kind, das am Ende ausruft: „Aber der Kaiser hat ja gar nichts an!“ und dem Spuk damit ein Ende macht. Zuvor wollte in dem Märchen niemand eingestehen, dass er überhaupt keine Kleider sieht, weil er Angst hatte, in diesem Fall für dumm zu gelten. Beim Gendern ist es unsere Angst, von den anderen für „frauenfeindlich“ gehalten zu werden oder nicht auf der Höhe der Zeit zu sein, die viele mitlaufen lässt. Dabei ist die geschlechtergerechte Sprache noch nicht einmal ein „neues Kleid“, sondern ein über 40 Jahre altes Konzept, bei dem die Frage erlaubt sein soll, was es heute noch für ein gleichberechtigtes Miteinander der Geschlechter zu leisten vermag.

Verschont mich mit politischen Predigten!

Sünde, Tod, Erlösung: Die evangelische Kirche muss sich wieder auf ihren Kern besinnen, statt von links zu missionieren. Liane Bednarz hat in der ZEIT ein weihnachtliches Klagelied veröffentlicht. Darin schreibt sie: 

Der Eindruck, den die EKD, die ja so gern Volkskirche bleiben möchte, mit ihren Parteinahmen vermittelt, ist am Ende fatal. Deutlich schwingt die Aussage mit, nur wer für grüne Umweltpolitik stehe oder Fridays For Future unterstütze, bewahre die Schöpfung und sei „ein guter Christ“. Damit schleicht sich ein antipluralistischer, ja politreligiöser Impuls ein, der Christen ausgrenzt, die wie ich der CDU/CSU oder der FDP nahestehen und deshalb beim Klima- und Umweltschutz eher auf marktwirtschaftliche Ansätze setzen. Ähnlich sieht es bei der durch Bedford-Strohm gegen den Willen vieler Konservativer durchgesetzten Entscheidung aus, das Bündnis United4Rescue und damit die ethisch wie rechtlich umstrittene private Seenotrettung im Mittelmeer mit Schiffen zu unterstützen.

Diese politische Schlagseite steht einer Volkskirche nicht gut an und ist für mich seit Jahren ein stetiges Ärgernis. Auch weil sie aus meiner Sicht ein Zerrbild der evangelischen Kirche vermittelt, die in ihrer Gesamtheit weitaus vielfältiger ist – sie verfügt auch über starke pietistische und evangelikale Strömungen, die sich glasklar von rechtsradikalen und fundamentalistischen Tendenzen abgrenzen, aber Frömmigkeit statt Parteipolitik in den Fokus rücken. Letzteres jedoch muss man, muss ich stets aufs Neue anderen erklären, weil die Kirchenspitze, obwohl sie glänzende Vertreter dieser Richtung im Rat hat, viel zu oft lautstark säkulare Politik betreibt. Auf Dauer ist das sehr ermüdend. Es führt sogar dazu, dass einige Protestanten den in Glaubensfragen als strenger empfundenen Katholizismus als attraktive Alternative wahrnehmen. Ich spreche hier auch aus eigener Erfahrung. Andere ringen und ärgern sich weiter. Erbaulich ist das nicht gerade.

Mehr: www.zeit.de.

Gehört das Christentum noch zu Deutschland?

Die FAZ fragt: „Ist 2021 das letzte Weihnachten mit einer christlichen Bevölkerungsmehrheit?“. Die Lage ist viel schlimmer, wie eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach zeigt: „Tatsächlich lässt sich bereits seit Jahrzehnten eine Erosion des Christentums in Deutschland beobachten, die langsam, aber beharrlich fortschreitet, letztlich unberührt von aktuellen Ereignissen. Es handelt sich um eine zwar schleichende, deswegen im Alltag nicht auffällige, aber dennoch fundamentale Veränderung der Gesellschaft.“

Hinter dem Rückgang der Kirchenmitgliederzahlen verbirgt sich eine Erosion des christlichen Glaubens, die noch weit größere Ausmaße hat. In der Allensbacher Umfrage vom Dezember 2021 gaben 23 Prozent der befragten Katholiken an, dass sie ein gläubiges Mitglied ihrer Kirche seien und sich dieser eng verbunden fühlten. Das entspricht knapp sechs Prozent der Gesamtbevölkerung. Von den Protestanten taten dies gerade 12 Prozent – etwas mehr als drei Prozent der Bevölkerung insgesamt.

Die meisten Mitglieder der beiden großen Kirchen sagten entweder, sie fühlten sich ihrer Kirche durchaus verbunden, stünden ihr in vielen Dingen aber kritisch gegenüber, oder sie fühlten sich zwar als Christ, die Kirche bedeute ihnen aber nicht viel. Immerhin fast jeder siebte Protestant meinte sogar, er wisse nicht, was er glauben solle, oder er brauchte gar keine Religion.

Heiner Meulemann würde sagen, die Landschaft ist geprägt von Unsicherheit, Indifferenz und einem Kulturchristentum (vgl. Ohne Kirche leben, 2018, S. 275–276).

Mehr: www.faz.net.

Gewinner der Weihnachtsaktion 2021

Mark L. aus Homberg (Efze) hat bei der diesjährigen Weihnachtsaktion gewonnen. Das Paket Logos 9 Silber Deutsch geht also nach Hessen. Ich gratuliere sehr herzlich!

Logos ist eine führende Bibelsoftware und im deutschsprachigen Raum der größte Anbieter für digitale deutschsprachige Literatur aus dem Bereich Theologie. Die Bibliothek der Edition Silber enthält sehr viele deutschsprachige Ressourcen, so dass ich es sehr gern weiterempfehle. Das Paket eignet sich ideal für Bibelschüler, Älteste oder Laienprediger. Die Funktionen von Logos 9 Silber umfassen Studienhilfen, das Faktenbuch, einen Atlas, Kommentare, und vielem mehr. Die Software ist verfügbar unter Windows, Mac, Android, iOS und kann auch im Internet genutzt werden. Weitere Informationen über das Paket gibt es hier.

Ich danke nochmals dem Hersteller und dem Produktmanagement für den Deutschen Markt für die Bereitstellung des Paketes. Außerdem danke ich den Spendern und Interessenten fürs Mitmachen!

Ich wünsche allen Besuchern des TheoBlogs in dieser besonderen Zeit besinnliche Weihnachten! 

Ron Kubsch

H. Bullinger: Die vorzüglichste Art der Gotteserkenntnis

Heinrich Bullinger über die Menschwerdung von Jesus Christus (Schriften IV, 2006, S 412): 

Die allerdeutlichste und vorzüglichste Art der Gotteserkenntnis bietet sich uns in seinem Sohn Jesus Christus, der Mensch geworden ist. So haben wir gerade gehört, dass sich auch dem Mose der Schatten Christi gezeigt hat, als sich Gott selbst in höchst vertraulicher Weise offenbaren wollte. Auch der Apostel Paulus bemerkt, dass wir »durch die Erkenntnis von der Herrlichkeit Gottes auf dem Angesicht Christi« erleuchtet werden (2 Kor 4,6). Und an anderer Stelle nennt er ihn (Hebr 1,3) »Abglanz der Herrlichkeit des Vaters und Ebenbild seines Wesens«. Deutlich sagt er selbst im Evangelium (Mt 11,27): »Niemand erkennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will.« Denn er selbst ist der Weg zum Vater, in ihm zeigt sich der Vater (vgl. Joh 14,6). Weiter lesen wir nämlich im Evangelium (Joh 1,18): »Niemand hat Gott jemals gesehen; der einzige Sohn, der im Schoße des Vaters ist, der hat Kunde von ihm gebracht.« Auch der Apostel sagt (1Kor 1,21): »Denn weil die Welt durch ihre Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott, durch die Torheit der Predigt die zu retten, die glauben.« Die Weisheit Gottes nennt er die Schöpfung selbst oder die Erschaffung der Welt und die wunderbaren Werke Gottes, durch die sich Gott der Welt kundtun wollte und mit deren Untersuchung und Erforschung sich die gesamte Weisheit aller Weisen bisher beschäftigt hat. Da aber hierbei die weltliche Weisheit nichts erreicht hat, da sie die Ursachen aller Dinge einem anderen zuschrieb als Gott, dem alleinigen und wahren Ziel, wurden sie, wie der Lehrer der Heiden sagt, in ihrem eigenen Denken zu Narren, während sie doch glaubten, weise zu sein (vgl. Röm 1,22). Und so gefiel es Gott, der Welt auf eine andere Weise bekannt zu werden, nämlich durch die törichte Predigt des Evangeliums, die in Wirklichkeit die höchste Wahrheit ist, der menschlichen Weisheit aber töricht scheint. Den Menschen dieser Welt scheint es eine Torheit zu sein, dass der wahre Gott Fleisch angenommen, mit uns auf Erden geweilt, Entbehrung und Hunger erduldet, gelitten haben und gestorben sein soll. Aber gerade auf diese Weise wird Gott und seine Weisheit, Güte, Wahrheit, Gerechtigkeit und Macht der Welt auf das Herrlichste bekannt. Denn die unaussprechliche Weisheit Gottes leuchtet aus dem ganzen Wirken Christi und dem wunderbaren Erlösungsvorgang einzigartig auf, insbesondere wenn wir die Gründe dafür untersuchen – davon soll an anderer Stelle die Rede sein –und auch die Lehre Christi betrachten. Darin, dass der Sohn Mensch geworden ist, wird deutlich, wie wohlgesinnt Gott der in Sünden verstrickten Welt ist, da er sich ihr ja mit einem unauflöslichen Bund verbindet und die Söhne des Todes und des Satans durch Christus zu seinen Kindern und zu Erben des ewigen Lebens annimmt [vgl. Tit 3,7]. Dass Christus aber alles, was die Propheten kraft der Offenbarung durch Gott von ihm vorausgesagt haben, im Einzelnen so genau erfüllt, dass er auch das, was Gott der Vater in ihm verheißen hatte, so freigebig gewährt, beweist, wie unverrückbar und wahrhaftig der ewige Gott ist [vgl. Joh 3,33; Röm 3,4]. In den Taten und Wundem Christi, unseres Herrn, in seiner Auferstehung, in seiner herrlichen Himmelfahrt, in der überreichen Ausgießung des Heiligen Geistes auf die Jünger und insbesondere in der Bekehrung des ganzen Erdkreises vom Heidentum und Judentum zur evangelischen Wahrheit eröffnet sich die Macht Gottes, seine Langmut, Erhabenheit und unaussprechliche Wohltätigkeit. Im Tode seines Sohnes leuchtet die übergroße Gerechtigkeit Gottes auf, die ja durch unsere Sünden verletzt wurde und sich daher auf keine andere Weise besänftigen ließ als durch ein derartiges Sühneopfer. Dadurch aber, dass er seinen eingeborenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns seinen Feinden und den Gottlosen hingegeben hat [vgl. Röm 8,32], erstrahlt die Barmherzigkeit, welche zu Recht höher als alle Werke Gottes gepriesen wird. In seinem Sohn und durch ihn zeigt sich somit Gott der Welt auf deutlichste Weise, derart, dass alles, was man über Gott und seinen Willen wissen soll und was es an himmlischer, heilsamer Weisheit gibt, durch den Sohn gänzlich offenbar und sichtbar wird.

„Genderismus“ als Sündenbock

In dem Aufsatz „‚Genderismus‘ als Sündenbock“ beschwert sich Judith Butler über die zunehmende Kritik an den Gendertheorien (Philosophie Magazin, Sonderausgabe 20, Jan/Apr 2022, S. 18–23, zuerst am 23.10.2022 als „Why is the idea of ,gender‘ provoking backlash the world over?“ im Guardian erschienen).

Sie behauptet dort im Wesentlichen, dass der Treiber des „Antigenderismus“ die Sehnsucht nach autoritärer Herrschaft und Zensur sei. Unter dem Vorwand, dass die Kritiker der Gendertheorien keinen Bildungswillen mitbrächten und kaum dazu bereit seien, sich mit Ansichten auseinanderzusetzen, die ihren eigenen widersprechen, verzichtet sie darauf, inhaltliche Argumente für ihre Behauptung vorzutragen. Dafür macht sie genau das, was sie ihren Opponenten unterstellt. Sie vereinfacht, diffamiert und schablonisiert. Und sie rückt den „Antigenderismus“ in die Nähe des Faschismus. Ausgrenzungen dieser Art verfehlen ihr Ziel selten. Sie zeigen eben auch oft, dass es um sachliche Argumente nicht gut bestellt ist.

Nachfolgend einige Zitate von Judith Butler aus dem besagten Aufsatz:

Die Argumente der Anti-Gender-Bewegung sperren sich gegen eine schlüssige Rekonstruktion, weil es ihren Vertretern nicht unbedingt auf Konsistenz und Kohärenz ankommt. (S. 19)

Auch wenn die Bewegung allgemeiner nationalistisch, transphob, misogyn und homophob ist, besteht ihr Hauptziel in einer Umkehrung der rechtlichen Fortschritte, die die LGBTQI- und feministischen Bewegungen in den letzten Jahrzehnten erkämpft haben. (S. 19)

[Die Vertreter der Gendertheorien] bestreiten nicht, dass es ein biologisches Geschlecht gibt; sie fragen danach, wie Geschlecht durch medizinische und rechtliche Rahmenbedingungen hergestellt wird, wie sich dieser Rahmen historisch verändert hat und welchen Unterschied es für die soziale Organisation unserer Welt macht, wenn das Geschlecht, das wir bei der Geburt zugewiesen bekommen, für das weitere Leben unter anderem in den Arbeits- und Liebesverhältnissen keine vorbestimmende Rolle mehr spielt. (S. 19–20)

Im Allgemeinen stellen wir uns die Zuweisung des Geschlechts als etwas vor, das nur einmal geschieht. Aber was ist, wenn wir es uns als komplexen und revidierbaren Prozess denken? Das heißt über die Zeit revidierbar für diejenigen, die das falsche Geschlecht zugewiesen bekommen haben? Wer eine solche Perspektive einnimmt, stellt sich nicht gegen die Wissenschaft, sondern fragt nur, in welcher Weise Wissenschaft und Recht in die soziale Regulierung von Identitäten eingehen. (S. 20)

Angestachelt von Sorgen vor einem Zusammenbruch der Infrastruktur, Hass auf Migranten und – in Europa – der Furcht, der Unantastbarkeit von heteronormativer Familie, nationaler Identität und weißer Vorherrschaft verlustig zu gehen, suchen viele die Schuld bei der zersetzenden Kraft von Gender, Postkolonialismus und Critical Race Theory. Wenn sich diese Gruppen Gender als Invasion von außen imaginieren, zeigen sie nur zu deutlich, dass sie selbst nationalistisch motiviert sind. (S. 20)

Gleichzeitig nehmen Gegner der „Gender-Ideologie“ Zuflucht zur Bibel, um ihre Ansichten über die natürliche Hierarchie zwischen Mann und Frau und über die je eigenen Vorzüge des Männlichen und Weiblichen zu untermauern (auch wenn fortschrittliche Theologen klargestellt haben, dass diese auf strittigen Lesarten der Bibeltexte beruhen). In Angleichung der Bibel an die Naturrechtslehre erklären sie das zugewiesene Geschlecht zur göttlichen Setzung und tun seltsamerweise so, als stünden heutige Biologinnen und Medizinerinnen im Dienste einer Theologie aus dem 13. Jahrhundert. (S. 22)

Als faschistische Tendenz greift sie vielmehr auf eine ganze Reihe rhetorischer Strategien aus dem gesamten politischen Spektrum zurück, um damit die Angst vor Unterwanderung und Zerstörung, die ganz unterschiedlichen ökonomischen und sozialen Kräften entspringt, auf die Spitze zu treiben. Sie strebt überhaupt nicht nach Konsistenz, denn ihre Stärke speist sich gerade auch aus ihrer Inkohärenz. (S. 22)

[Die Anti-Gender-Ideologie] ist reaktionäre Hetze, ein Bündel aufwiegelnder Widersprüche und inkohärenter Behauptungen und Anwürfe. Sie lebt von genau der Instabilität, die sie einzudämmen verspricht, und ihr eigener Diskurs stiftet selbst nichts als Chaos. Durch eine Flut inkonsistenter und übertreibender Behauptungen rührt sie sich eine Welt diverser unmittelbarer Bedrohungen zusammen, um ihren Ruf nach autoritärer Herrschaft und Zensur zu unterfüttern.

Als faschistische Tendenz unterstützt die Anti-Gender-Bewegung immer stärker werdende Formen des Autoritarismus. Durch ihre Taktiken werden Staaten ermutigt, in Universitätsprogramme einzugreifen, Kunst und TV-Programme zu zensieren, Transpersonen ihre Rechte zu verwehren und LGBTQI aus öffentlichen Räumen zu verbannen, reproduktive Freiheiten einzuschränken und den Kampf gegen Gewalt gegen Frauen, Kinder und LGBTQI- Personen zu untergraben. (S. 23)

Warum ist dieser Beitrag so unsachlich und im Ton herabwürdigend? Zum Teil kann das damit erklärt werden, dass viele Texte von Judith Butler in so einem Stil vorgetragen sind. Sie schreibt mehr als Aktivistin denn als Philosophin. Es könnte aber darüber hinaus der Fall sein, dass sich immer mehr Intellektuelle gegen die oft seltsamen Thesen des Genderaktivismus wehren und die Luft für die vielen Gender-Professorinnen enger wird. Aus Betroffenheit entwickelt sich manchmal Wut.

Alan Sokal (ja, genau der vom Sokal-Skandal, vgl. hier S. 11–16) kommentiert den Aufsatz von Butler sachlich: „Wir unterstützen voll und ganz das Recht aller Menschen, ihr Leben so zu leben, wie sie es wünschen, frei von Gewalt, Belästigung und Diskriminierung. Wir sind jedoch nicht mit der radikalen Idee einverstanden, dass die selbst deklarierte Geschlechtsidentität das biologische Geschlecht für alle rechtlichen und sozialen Zwecke ersetzen sollte.“

Nochmal: Weihnachtsaktion 2021

Da schon in wenigen Tagen die Verlosung des Logos 9 Silber-Pakets stattfindet, hier noch einmal der Hinweis auf die Weihnachtsaktion:

Wir nähern uns Weihnachten 2021. Ich möchte mich erneut bei allen TheoBlog-Lesern für das Interesse, die persönlichen Gespräche sowie anregende Kommentare bedanken!

Einige Besucher haben wieder Bücher oder andere Dinge über TheoBlog bei Amazon bestellt (mehr dazu hier). Zudem habe ich einige Spenden zur Unterstützung des Blogs erhalten. Herzlichen Dank! Das ist eine Ermutigung dafür, weiterzumachen!

Ich bin dankbar für jeden, der mit einer Spende der Arbeit mit dem Blog unter die Arme greift. Dafür gibt es eine Bankverbindung oder ein Paypal-Formular. Vielen Dank!

Erneut möchte ich mich durch eine Aufmerksamkeit erkenntlich zeigen. Der Softwarehersteller Faithlife ermöglicht in diesem Jahr eine Verlosung der phantastischen Bibelsoftware Logos 9 in der Edition Silber.

Aktion: Logos 9 Silber

Logos ist eine führende Bibelsoftware und im deutschsprachigen Raum der größte Anbieter für digitale Literatur aus dem Bereich Theologie. Ich selbst arbeite seit vielen Jahren intensiv mit Logos und bin außerordentlich zufrieden (siehe hier).

Die Bibliothek der Edition Silber enthält unglaublich viele Ressourcen wie etwa das Lexikon zur Bibel, die Biblia Hebraica Stuttgartensia oder die Biblische Dogmatik und vieles mehr.

Das Paket eignet sich ideal für Bibelschüler, Älteste oder Laienprediger. Die Funktionen von Logos 9 Silber umfassen Studienhilfen, das Faktenbuch, einen Atlas, und vieles mehr. Die Software ist verfügbar unter Windows, Mac, Android, iOS und kann auch im Internet genutzt werden. Weitere Informationen über das Paket gibt es hier.

Falls ein Teilnehmer gewinnt, der die Logos 9 Silber Edition bereits besitzt, wird die Firma Faithlife großzügigerweise einen Gegenwert für das Nutzerkonto anrechnen.

Ich danke dem Produktmanagement von Faithlife Deutschland an dieser Stelle für ihre hervorragend Arbeit mit Logos und für die Unterstützung dieser Weihnachtsaktion! Ihr macht eine klasse Arbeit!

Jeder Blog-Leser hat die Chance, das Softwarepaket zu erhalten. Um Empfänger von Logos 9 Silber werden zu können, sind folgende drei Punkte zu beachten:

  • Sie müssen TheoBlog regelmäßig lesen (Vertrauenssache).
  • Sie müssen mir über das Kontaktformular Ihre E-Mail-Adresse mitteilen (und dabei unbedingt das Stichwort: „Weihnachtspäckchen“ in der Mitteilung erwähnen).
  • Am 21. Dezember werde ich von meiner jüngsten Tochter unter allen übersandten Adressen einen Empfänger über ein Losverfahren auswählen lassen und die gewählte Person kontaktieren (Vertrauenssache). Nach Übersendung der Postanschrift stelle ich den Kontakt zur Firma Faithlife her, die dann die Software „freischalten“ wird.

Vielen Dank!

R.C. Sproul: A Life

Nichols Sproul A lifeAm 14. Dezember 2017 verstarb R.C. Sproul im Alter von 78 Jahren. Timon Kubsch hat anlässlich seines Todestages die Biographie R.C. Sproul: A Life von Stephen J. Nichols besprochen:

Die Biografie ist mit viel Liebe zum Detail geschrieben und von großer Anerkennung für Sprouls Leben geprägt. Dabei lässt Nichols den Leser nicht nur einen zugeneigten Blick auf das werfen, was diesen treuen Mann Gottes geprägt hat. Vielmehr scheint es durch die privaten Details, die ausführliche Beschreibung des Lebensweges, die vielen Zitate von Sproul selbst und durch mehrere heitere Passagen fast so, als ob man R.C. Sproul selbst beim Lesen kennenlernt. Was dabei meiner Meinung nach etwas zu kurz kommt, ist die Frage, wie Sproul – neben all den theologischen Debatten – im privaten Leben mit Rückschlägen und Leid umgegangen ist. Außerdem könnte manch einen deutschsprachigen Leser nicht nur die englische Sprache, sondern auch das teils sehr spezifisch amerikanische Vokabular etwas abschrecken, welches eine gewisse Kenntnis des amerikanischen Kontextes voraussetzt. Nichtsdestotrotz ist R.C. Sproul: A Life eine lesenswerte Lektüre für jeden, der sich von dem Leben dieses gottesfürchtigen Mannes inspirieren und seinen Fokus wieder neu auf Gottes Heiligkeit und Größe ausrichten lassen möchte.

Mehr: www.evangelium21.net.

Offene Türen öffnen Herzen

Anna Tissen schreibt in ihrer Rezension des Buches Offene Türen öffnen Herzen (CV, 2021):

„Ich habe ein bisschen Angst, das Buch zu lesen, weil ich fürchte, dass es mich herausfordern wird.“ Diese Bemerkung bekam ich in der Vorbereitung auf die Rezension von jemandem zu hören, der das Buch gerade auf seine Leseliste gesetzt hatte.

Gemeint ist das Buch Offene Türen öffnen Herzen – Radikal einfache Gastfreundschaft in einer nachchristlichen Welt von Rosaria Butterfield, das kürzlich auf Deutsch erschienen ist. Es beschreibt in Ansätzen die Geschichte der Autorin, die als überzeugte Nichtchristin wieder und wieder von einem gläubigen Ehepaar eingeladen wurde und schließlich zu Christus fand. Vor diesem Hintergrund nimmt Rosaria Butterfield den Leser mit in ihr Haus und zeigt, wie Gott dieselbe „radikal einfache Gastfreundschaft“ gebrauchen kann, um deinen Freunden und Nachbarn das Evangelium zu bringen.

Den Rahmen des Buches bilden persönliche Geschichten, die immer wieder mit Bibelstellen, Lehre und praktischen Tipps verwoben werden. Die Geschichten werden nicht unbedingt in sich abgeschlossen erzählt, sondern bilden mehrere, zeitlich nicht immer aufeinanderfolgende Erzählstränge, in denen der Leser immer wieder Menschen aus dem Umfeld der Autorin begegnet. Das macht das Buch sehr persönlich, erfordert aber auch ein gutes Gedächtnis des Lesers und empfiehlt das Durchlesen „am Stück“.

Mehr: www.evangelium21.net.

Gendern als Staatspflicht

Die Stadt Hannover hat vor drei Jahren in Deutschland die geschlechtergerechte Sprache zur verbindlichen Norm in der Verwaltung gemacht. Die Vorgaben der Stadt sind oft kritisiert worden. Die niedersächsische Landeshauptstadt hat deshalb ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben. Die Verfasserin ist Professorin für Öffentliches Recht und Geschlechterstudien an der Humboldt-Universität zu Berlin. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören Geschlechterstudien, insbesondere Intersektionalität und Postkategorialität, Gewalt im Geschlechterverhältnis, Antidiskriminierungsrecht und Rechtssoziologie. 2020 nominierte sie die Linksfraktion für die Wahl zur Richterin am Verfassungsgericht von Berlin. So kann das Ergebnis ihres Gutachtens kaum überraschen. Die FAZ schreibt:

Der 123 Seiten lange Text könnte die Debatte über die gendergerechte Sprache in Deutschland neu befeuern, denn die Professorin aus Berlin geht darüber hinaus, die neuen Sprachregeln in Hannover lediglich zu einer zulässigen Möglichkeit zu erklären. Lembke leitet aus dem Grundgesetz vielmehr eine Pflicht für staatliche Stellen ab, künftig gendergerechte Sprache zu verwenden und auch auf binäre Anreden wie „Sehr geehrte Damen und Herren“ zu verzichten. „Die Pflicht zur sprachlichen Nichtdiskriminierung besteht von Verfassung wegen und kann durch gesetzliche Regelungen oder durch Verwaltungsvorschriften, Erlasse und Weisungen konkretisiert werden“, schreibt Lembke

Die Berliner Professorin sieht auch nicht nur Verwaltungen im engeren Sinne in der Pflicht. Auch Gerichte und sonstige staatliche oder staatsnahe Einrichtungen sollen gendergerechte Sprache gebrauchen müssen. Zur Lage an den Schulen nimmt das Gutachten keine Stellung, dort stellt sich das Problem, dass die Sprachvorgaben mit geltenden Rechtschreibregeln kollidieren, besonders vehement.

A. Kuyper: Das Zeugnis des Heiligen Geistes

Abraham Kuyper sagt über das Zeugnis des Heiligen Geistes (Calvinismus, 2021 [1898], S. 63):

Die Notwendigkeit des Glaubens an die Heilige Schrift beruht darum für den Calvinisten nicht auf logischen Erwägungen, sondern auf dem immittelbaren Zeugnis des Heiligen Geistes, auf dem „testimonium Spiritus Sancti“. Seine Einsicht in die Inspiration ist abgeleitet, und abgeleitet ist jede kanonische Erklärung der Schrift, aber nicht abgeleitet, sondern unmittelbar wirkt die magnetische Kraft, womit die Schrift seine Seele wie der Magnet den Stahl anzieht und festhält. Und dies geht weder magisch noch unergründlich mystisch zu, sondern so, dass Gott zuerst sein Herz wiedergebiert, durch diese Wiedergeburt einen unversöhnlichen Streit zwischen seinem Herzen und der lügnerischen Welt um ihn her entfacht, und dann ihm in dieser Schrift eine Welt der Gedanken, eine Welt der Kraft und eine Welt des Lebens erschließt, wie sie auf sein wiedergeborenes Herz passt, damit übereinstimmt und als wahre, wesentliche Welt dazu gehört. Dass er diese Identität, die das wiedergeborene Leben seines eigenen Herzens mit der Welt der Heiligen Schrift aufweist, sehen und tasten kann, das ist dasjenige, was dieses „testimonium Spiritus Sancti“ in seinem Herzen zustande bringt. Er will seinen Gott wieder besitzen, er sucht den Heiligen, alles, was in ihm ist, dürstet nach dem Unendlichen, nun wohl, außer dieser Schrift gewährt er nur Schattenlinien, erst wenn er durch das Prisma dieser Schrift in die Höhe emporschaut, entdeckt er seinen Gott wieder wirklich. Darum legt er aber der Wissenschaft keine Fessel an: mag kritisieren, wer kritisieren will; auch die Kritik trägt in sich die Verheißung der Vertiefung unserer Einsicht in die Schrift.

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