Rückbesinnung auf die Heiligkeit Gottes

Https cdn evbuc com images 123244435 423116324693 1 originalIn diesem Interview habe ich mit Alexander Reindl, dem Geschäftsführer von Evangeliums21, über die anstehende E21-Hauptkonferenz gesprochen, die vom 22.–24. April als Hybrid-Konferenz geplant wird. Wir freuen uns auf die Konferenz mit Dr. Stephen Nichols (Ligonier Ministries) sowie Dr. Michael Reeves (Union School of Theology). 

Der erste Teil des Gesprächs behandelt vor allem organisatorische Fragen, denen im Kontext der Corona-Maßnahmen eine herausgehobene Stellung zukommt. Wir können ja nicht, wie sonst, eine Konferenz mit über 1000 Leuten vor Ort austragen. 

Im letzten Drittel des Interviews spricht Alexander darüber, welche Bedeutung das Konferenzthema „heilig“ für ihn hat. Ich empfehle, dort mal reinzuhören (besonders ab Minute 17:00):

 

Für die Konferenz, für die in diesem Jahr keine Teilnahmegebühren eingenommen werden, kann man sich hier anmelden: www.eventbrite.de.



Martyn Lloyd-Jones: Wie kann Gott Gottlose rechtfertigen?

Martyn Lloyd-Jones predigte in seiner Reihe zum Römerbrief über das Kreuz (Romans 3:20-4:25, 1970):

Das Kreuz zeigt nicht nur die Liebe Gottes herrlicher als alles andere, es zeigt seine Rechtschaffenheit, seine Gerechtigkeit, seine Heiligkeit und die ganze Herrlichkeit seiner ewigen Eigenschaften. Sie alle sind dort zusammen hell leuchtend zu sehen. Wenn man sie nicht alle sieht, hat man das Kreuz nicht gesehen. Deshalb müssen wir die so genannte „Moralisches Beispiel“-Theorie des Sühneopfers, die besagt, dass alles, was das Kreuz tun muss, ist, unsere Herzen zu zerreißen und uns dazu zu bringen, die Liebe Gottes zu sehen, strikt ablehnen.

Paulus geht darüber hinaus, indem er sagt: „Er verkündigt seine Gerechtigkeit zur Vergebung der vergangenen Sünden“. Warum das, wenn es nur eine Erklärung seiner Liebe ist? Nein, sagt Paulus, es ist mehr als das. Wenn es nur seine Vergebung verkünden würde, hätten wir das Recht zu fragen, ob wir uns auf Gottes Wort verlassen können, und ob er gerecht und fair ist. Es wäre eine berechtigte Frage, denn Gott hat im Alten Testament wiederholt erklärt, dass er die Sünde hasst und dass er die Sünde bestrafen wird, und dass der Lohn der Sünde der Tod ist.

Es geht um den Charakter Gottes. Gott ist nicht wie wir Menschen. Wir denken manchmal, dass es wunderbar ist, wenn Menschen eine Sache sagen und dann etwas anderes tun. Die Eltern sagen zu ihrem Kind: „Wenn du das tust, bekommst du den Euro nicht, um deine Süßigkeiten zu kaufen. Dann tut der Junge diese Sache, aber der Vater sagt: „Nun, es ist in Ordnung“, und gibt ihm den Euro. Das, so denken wir, ist Liebe und wahre Vergebung. Aber Gott verhält sich nicht auf diese Weise. Gott, wenn ich es so ausdrücken darf, ist ewig mit sich selbst im Einklang. Es gibt niemals einen Widerspruch in ihm. Er ist „der Vater der Lichter, bei dem keine Veränderung ist und kein Schatten der Veränderung“. All diese herrlichen Attribute sind in seinem ewigen Charakter wie Diamanten, die leuchten, zu sehen. Und sie müssen alle offenbart werden. Im Kreuz sind sie alle manifestiert.

Wie kann Gott gerecht sein und zugleich die Gottlosen rechtfertigen? Die Antwort ist, dass er es kann, weil er die Sünden der gottlosen Sünder in seinem eigenen Sohn bestraft hat. Er hat seinen Zorn über ihn ausgegossen. „Er trug unsere Strafe. Durch seine Wunden sind wir geheilt.“ Gott hat getan, was er angekündigt hat: Er hat die Sünde bestraft. Er hat dies durch das Alte Testament überall verkündet; und er hat getan, was er sagte, dass er es tun würde. Er hat gezeigt, dass er rechtschaffen ist. Er hat eine öffentliche Erklärung darüber abgelegt. Er ist gerecht und kann rechtfertigen, denn nachdem er einen anderen an unserer Stelle bestraft hat, kann er uns frei vergeben. Und das tut er auch. Das ist die Botschaft von Vers 24: „Und werden ohne Verdienst gerechtfertigt (als gerecht angesehen, erklärt, für gerecht erklärt) aus seiner Gnade durch die Erlösung (das Lösegeld), die durch Christus Jesus geschehen ist. Den hat Gott für den Glauben hingestellt zur Sühne in seinem Blut.“

Gott bewahre uns vor einer falschen Toleranz

Am 10. März 1929 hielt Professor J. Gresham Machen seine letzte Predigt vor den Studenten des Princeton Theological Seminary (USA). Machen hatte lange gegen die Umstrukturierung des Seminars gekämpft. Letztlich hat er aber diese Schlacht verloren. Die Modernisten konnten die Kontrolle über die Ausbildungsstätte übernehmen und die theologischen Konservativen wurden verdrängt.

In den folgenden Monaten wurden hastig die Pläne für die Gründung des Westminster Theological Seminary geschmiedet, und die neue Schule wurde im Herbst 1929 unter Machens Leitung eröffnet. All das macht seine letzte Princeton-Predigt zu einer wichtige Zeugin dieser kontroversen Zeit.

Machen betonte unter anderem einen Punkt, der auch für unsere Tage von größter Bedeutung ist: Es ist keine große Sache, den christlichen Glauben als einen Weg vorzustellen, auf dem Menschen mit Gott versöhnt werden. Widerstand gibt es dann, wenn wir das Ärgernis des Kreuzes verkündigen, das heißt, wenn wir aussprechen, dass Jesus Christus der einzige Weg ist, auf dem Menschen zu Gott zurückkehren können. Aber genau diese Kreuzesbotschaft ist wahr und ihre Verkündigung ist die Berufung der Kirche.

Die Warnung J. Gresham Machens:

Gott bewahre uns also vor dieser „Toleranz“, von der wir so viel hören: Gott erlöse uns von der Sünde, mit denen gemeinsame Sache zu machen, die das gesegnete Evangelium Jesu Christi leugnen oder ignorieren!

gilt uns heute so wie den Christen vor knapp 100 Jahren. Hier seine Predigtausführungen im Zusammenhang:

Wenn Sie sich dafür entscheiden, für Christus zu einzustehen, werden Sie kein leichtes Leben haben. Natürlich können Sie versuchen, sich dem Konflikt zu entziehen. Alle Menschen werden gut von Ihnen sprechen, wenn Sie, nachdem Sie am Sonntag ein noch so unpopuläres Evangelium gepredigt haben, am nächsten Tag in den Kirchenräten nur gegen dieses Evangelium stimmen; man wird Ihnen gnädigerweise erlauben, an das übernatürliche Christentum zu glauben, so viel Sie wollen, wenn Sie nur so tun, als würden Sie nicht daran glauben, wenn Sie nur mit seinen Gegnern gemeinsame Sache machen. Das ist das Programm, das die Gunst der Kirche gewinnen wird. Ein Mensch mag glauben, was er will, solange er nicht stark genug glaubt, um sein Leben dafür zu riskieren und dafür zu kämpfen.

„Toleranz“ ist das große Wort. Die Menschen bitten sogar um Toleranz, wenn sie im Gebet zu Gott schauen. Aber wie kann ein Christ ein solches Gebet überhaupt beten? Was für ein schreckliches Gebet ist das, wie voll von Untreue gegenüber dem Herrn Jesus Christus! Es gibt natürlich einen Sinn, in dem Toleranz eine Tugend ist. Wenn man darunter die Toleranz von Seiten des Staates versteht, die Nachsicht der Mehrheit gegenüber der Minderheit, die entschiedene Ablehnung jeglicher Maßnahmen des physischen Zwangs, um das Wahre oder das Falsche zu verbreiten, dann sollte der Christ natürlich die Toleranz mit aller Kraft befürworten und das weitverbreitete Wachstum der Intoleranz im heutigen Amerika beklagen. Oder wenn Sie mit Toleranz Nachsicht gegenüber persönlichen Angriffen auf Sie selbst meinen, oder Höflichkeit und Geduld und Fairness im Umgang mit allen Irrtümern, welcher Art auch immer, dann ist Toleranz wiederum eine Tugend.

Aber um Toleranz zu beten, abgesehen von den eben genannten Formen, insbesondere um Toleranz zu beten ohne sorgfältig definieren, in welchem Sinne man tolerant sein soll, heißt nur, den Zusammenbruch der christlichen Religion herbeizubeten; denn die christliche Religion ist [im Blick auf die Lehre] durch und durch intolerant. Darin liegt das ganze Ärgernis des Kreuzes – und auch die ganze Kraft des Kreuzes. Immer wäre das Evangelium von der Welt mit Wohlwollen aufgenommen worden, wenn es nur als ein Weg der Erlösung dargestellt worden wäre; der Anstoß kam, weil es als der einzige Weg dargestellt wurde und weil es allen anderen Wegen unerbittlich den Kampf angesagt hat. Gott bewahre uns also vor dieser „Toleranz“, von der wir so viel hören: Gott erlöse uns von der Sünde, mit denen gemeinsame Sache zu machen, die das gesegnete Evangelium Jesu Christi leugnen oder ignorieren! Gott bewahre uns vor der tödlichen Schuld, die Anwesenheit derer als unsere Vertreter in der Kirche zuzulassen, die Jesu Kinder in die Irre führen; Gott mache uns, was immer wir sonst sind, zu rechten und treuen Boten, die ohne Furcht und Gunst nicht unser Wort, sondern das Wort Gottes verkündigen.

Mattson und Eglinton reden über Bavinck

51yRUcNPOiLWenn zwei ausgewiesene Bavinck-Experten wie Brian Mattson und James Eglinton sich unterhalten, lohnt es sich, mal „reinzuhören“. Evangelium21 hat ihr Gespräch in die deutsche Sprache übersetzt.

Wie wahr und hilfreich, was Eglinton hier über Bavincks späte überkonfessionelle Apologetik sagt:

In meiner Biografie wird dieser Wandel auf eine Gesinnungsänderung um 1900 zurückgeführt, das Jahr, in dem der deutsche Atheist und Philosoph Friedrich Nietzsche verstarb. Zu Lebzeiten war Nietzsche in den Niederlanden relativ unbekannt. Aus dem wenigen, was Bavinck damals über ihn schrieb, kann gefolgert werden, dass er kaum mehr als die Titel seiner Bücher gelesen, Nietzsche aber nicht studiert hatte. Nach seinem Tod wuchs Nietzsches Bekanntheit jedoch in den Niederlanden enorm. Neben Nietzsches offener Abscheu gegen Jesus (aufgrund seiner freiwilligen Schwäche und dienenden Haltung) war seine revolutionärste Idee, dass wir, wenn „Gott tot ist“, nicht zur Einhaltung der moralischen Werte des Theismus verpflichtet sind. Aus diesem Grund hatte diese neue Ausrichtung des Atheismus das Potential für drastische moralische Folgen.

Angesichts der plötzlichen Popularität Nietzsches nach seinem Tod realisierte Bavinck, dass die Verteidigung des Neo-Calvinismus allein nicht ausreicht, da die Anhänger Nietzsches jede Form des Christentums verabscheuten – sowohl liberal als auch orthodox – und dem Christentum an sich ein Ende bereiten wollten. In der Biografie beschreibe ich Bavincks Erkenntnis so, dass Nietzsche nicht mit einer Gartenschere zu dem Baum des Christentums gekommen war, sondern mit einer Axt. Für Nietzsche musste das ganze Ding weg, nicht nur einige Äste. Und damit standen Bavinck und seine theologischen Rivalen vor einer gemeinsamen existenziellen Bedrohung. In diesem Kontext begann Bavinck neben seiner ungebrochenen Unterstützung des Neo-Calvinismus, das Christentum allgemeiner zu verteidigen. Die Art, wie er die Balance hält zwischen seiner Förderung des Christentums allgemein und dem Festhalten an eigenen Traditionen, erinnert an C.S. Lewis’ Pardon, ich bin Christ oder als jüngeres Beispiel Tim Keller.

Welche Relevanz hat dieser Gesinnungswandel für uns heute? Wir leben immer noch in Nietzsches Schatten. Die westliche Kultur ist unersättlich hungrig nach Macht, getrieben von der Suche nach Vorherrschaft, verachtet das Schwache und Verletzliche und hat eine moralische Vorstellungskraft (wie Nietzsche selbst), die eher an Pontius Pilatus als an Jesus erinnert. Um dies zu verstehen und darauf reagieren zu können, brauchen wir gute Ressourcen. In den letzten zwanzig Jahren im Leben Bavincks war Nietzsche wahrscheinlich sein häufigster Opponent. Wir würden davon profitieren, hier von Bavinck zu lernen.

Mehr hier: www.evangelium21.net.

Rassismus überall

Der Feuilleton diskutiert in diesen Tagen darüber, ob das Gedicht einer farbigen Autorin von einer weißen Frau übersetzt werden darf. Es geht um Amanda Gormans Gedicht „The Hill We Climb“, das für die Amtseinführung von Joe Biden am 20. Januar 2021 verfasst und dort auch als Inaugural Poet von ihr rezitiert wurde. Dieses Gedicht sollte von Marieke Lucas Rijneveld ins Holländische übertragen werden. Die Aktivistin Janice Deul beschwerte sich in einem Essay darüber lautstark:

Dass eine Weiße das Gedicht einer Schwarzen übertrage, sei „unbegreiflich“.

Da half es Marieke Lucas Rijneveld auch nicht mehr, dass sie für sich ein diverses Selbst-Konzept entworfen hat. Schlussendlich zog sie sich nach einem Shitstorm reumütig zurück.

Das läuft, wenn es so weitergeht, auf den Tod von Dialog und Kultur hinaus.

Meiner Meinung nach ist das lupenreiner Rassismus. Wir diskutieren ernsthaft darüber, ob eine weiße Übersetzerin das Werk einer farbigen Autorin übertragen darf.

Wie wäre es, wenn die Verlage alle Bücher vom Markt nehmen, die nicht von Gleichfarbigen übersetzt wurden? Noch besser: Wie wäre es, wenn Farbige nur noch farbige Literatur lesen und Weiße nur noch weiße Literatur? Oder denken wir noch ein Stück weiter: Wie wäre es, wenn Männer nur noch mit gleichfarbigen und gleichaltrigen Männern sprechen? Ehepartner sollten aufhören, miteinander zu reden, denn immer wird der eine in der Sprache des anderen etwas Fremdes finden. Da wir uns nie vollständig in die Welt eines anderen hineinversetzen können, sollten wir lernen, die Einsamkeit zu lieben.

Angesichts dieser Absurditäten sei hier auf Worte von Wolfgang Thierse verwiesen, der eindringlich vor einer Überhöhung der Identitätskultur gewarnt hat:

Das Gefährliche und Illusionäre rechter Identitätspolitik besteht darin, dass sie kulturelle nationale Identität als ethnische und kulturelle Homogenität missversteht und als solche durchsetzen will, also nicht Unterscheidung, sondern Ab- und Ausgrenzung betreibt bis zu Intoleranz, Hass und Gewalt gegenüber den „Anderen“, den „Fremden“.

Linke Identitätspolitik ist in der Gefahr, die notwendigen Durchsetzungs- und Verständigungsprozesse zu verkürzen und zu verengen. Aber es wird nicht ohne die Mühsal von Diskussionen gehen. Diese zu verweigern, das ist genau das, was als Cancel Culture sich zu verbreiten beginnt. Menschen, die andere, abweichende Ansichten haben und die eine andere als die verordnete Sprache benutzen, aus dem offenen Diskurs in den Medien oder aus der Universität auszuschließen, das kann ich weder für links noch für demokratische politische Kultur halten. Für die gilt seit der Aufklärung: Es sind Vernunftgründe, die entscheiden sollen, und nicht Herkunft und soziale Stellung. Die eigene Betroffenheit, das subjektive Erleben sollen und dürfen nicht das begründende Argument ersetzen. Biographische Prägungen, und seien sie noch so bitter, dürfen nicht als Vorwand dafür dienen, unsympathische, gegenteilige Ansichten zu diskreditieren und aus dem Diskurs auszuschließen. Opfer sind unbedingt zu hören, aber sie haben nicht per se recht und sollten auch nicht selbst Recht sprechen und den Diskurs entscheiden.

Also: Verabschieden wir uns vom Postmodernismus und reden lieber miteinander. Ich sage es euch: Gespräche können gelingen!

Hier mehr zur Debatte um Amanda Gormans Gedicht: www.swr.de.

Von der Abtötung der Sünde

Owen Von der AbtoetungSebastian Götz stellt ein bedeutendes Werk zur Sündenlehre vor, nämlich John Owens Buch Von der Abtötung der Sünde. Er schreibt:

Wie werde ich die Sünde los? Jeder aufrichtige Christ wird sich diese Frage von Zeit zu Zeit stellen. Der eine geht mit eiserner Disziplin gegen einzelne Sünden vor und schafft es vielleicht, die eine oder andere Sünde unter dem Deckel zu halten. Falls es gelingt, steht aber oft schon die nächste Sünde vor der Tür, im Zweifel der Stolz über das Erreichte. Ein anderer gibt möglicherweise frustriert auf, weil er denkt, dass er keine Chance hat, siegreich zu sein. Er hofft, dass Gott ihm irgendwie gnädig sein wird. Trotzdem schlägt ihn die Sünde immer wieder zu Boden. J.I. Packer beschreibt im Vorwort des hier besprochenen Buches, welche „Kampfmethode“ er selbst als junger Christ kennengelernt hat. Er dachte, er müsse einfach alles loslassen und es dem Christus in ihm überlassen, zu kämpfen. Zu dieser Zeit wusste er allerdings noch nicht, dass ein bekannter Pastor, der diese Strategie lebte und lehrte, sich völlig verausgabt und einen vollständigen Nervenzusammenbruch erlebt hatte.

Gibt es  noch einen anderen Weg, mit der Sünde umzugehen? Hilft nur eiserne Selbstdisziplin, Frustration oder das höhere, geistliche Leben? Der englische Puritaner John Owen beschreibt, wie Nachfolger von Jesus Christus Sünde Stück für Stück abtöten können. Sein Buch Von der Abtötung der Sünde ist eigentlich eine ausgearbeitete Zusammenstellung von seelsorgerlichen Predigten zu Römer 8,13. Dort steht: „Wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Leibes tötet, so werdet ihr leben“. Die Predigten wurden ursprünglich in Oxford gehalten und erstmalig 1656 veröffentlicht. Obwohl das Buch nicht einfach zu lesen ist, wurde das Werk sehr bekannt. J.I. Packer, der die oben beschriebenen Verirrungen am eigenen Leib erfahren hat, bekennt sogar: Owen „half mir, mich als Christ selbst zu verstehen und vor Gott demütig und aufrichtig zu leben, ohne vorzutäuschen, entweder jemand zu sein der ich nicht bin, oder nicht zu sein, was ich bin“ (S. 16).

Mehr: www.evangelium21.net.

Das Buch kann beim 3L Verlag bestellt werden.

Botschaften aus einer totalitären Gesellschaft

62 Prozent der Amerikaner sagen inzwischen, dass sie eine Schere im Kopf haben. Wer im Netz nicht den richtigen Slogan teilt, dem droht die Rache der Linksaußen-Orthodoxie. Wenn wir die Freiheit erhalten wollen, müssen wir uns diesem Meinungsdruck widersetzen, meint Bari Weiss einem Artikel, der in deutscher Sprache durch die Zeitschrift Die Welt veröffentlich wurde. 

Bari Weiss ist nicht irgendwer. Sie war eine erfolgreiche Autorin bei der New York Times. Der Chefredaktion hat es aber nicht gefallen, dass sie eigenständig denkt und so hat sie dort gekündigt (vgl. hier).

In ihrem aktuellen Beitrag schreibt Bari: 

Es fürchten sich Feministinnen, die finden, dass es biologische Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt. Es fürchten sich Journalisten, die es für ihre Aufgabe halten, die Wahrheit über die Welt zu sagen, auch wenn es manchen nicht passt. Es fürchten sich Ärzte, deren einziges Glaubensbekenntnis die Wissenschaft ist; Anwälte, die beim Grundsatz der Gleichbehandlung vor dem Gesetz keine Kompromisse eingehen, oder Professoren, die in Freiheit schreiben und forschen wollen, ohne befürchten zu müssen, dass man sie deshalb verunglimpft.

Es sind Anhänger der politischen Mitte, Libertäre, Liberale und Progressive, die nicht jede Meinung der neuen Linksaußen-Orthodoxie teilen. Nachdem ich im Sommer die „New York Times“ wegen ihrer Haltung zur Meinungsfreiheit und ungehinderten Recherche verlassen hatte, hörte ich fast täglich von solchen Menschen. Ihre Mitteilungen wirken wie Botschaften aus einer totalitären Gesellschaft.

Mehr gibt es hier – allerdings hinter eine Bezahlschranke: www.welt.de.

Larry Crabb (1944–2021)

Ich war nicht immer seiner Meinung. Aber ich habe Larry Crabb als aufrichtigen Seelsorger sehr geschätzt und viel von ihm gelernt. Am 28. Februar ist der christliche Psychologe, Autor und Dozent im Alter von 76 Jahren verstorben.

Crabb lehrte auch an der Colorado Christian University (CCU) in Lakewood, Colo (USA). Die CCU veröffentlichte eine Erklärung zu Crabbs Heimgang, in der CCU-Präsident Dr. Donald W. Sweeting sagte,

Es hat uns das Herz gebrochen, vom Tod von Dr. Larry Crabb zu erfahren, einem unserer größten Fürsprecher und Freunde. Er war eine Führungspersönlichkeit, ein Pädagoge und ein geistlicher Berater für viele in der CCU-Gemeinschaft für eine Reihe von Jahren. Er hatte eine Leidenschaft für christuszentrierte, biblisch begründete Psychologie und dafür, zu sehen, wie solide christliche Seelsorge das Leben von Menschen verändert. Er wird von uns allen an der Colorado Christian University sehr vermisst werden.

Im Unterricht zitiere ich Crabb immer wieder mal. Besonders gern folgende Worte (Finding God, 1993, S. 18):

Uns besser zu fühlen ist wichtiger geworden, als Gott zu finden. Und noch schlimmer, wir sind überzeugt, dass Menschen, die Gott finden, sich immer besser fühlen.

Ulrich Kutschera freigesprochen

Das Landgericht Kassel hat den Evolutionsbiologen Prof. Ulrich Kutschera (Kassel) vom Vorwurf freigesprochen, sich in einem Interview 2017 beleidigend und volksverhetzend über Schwule und Lesben geäußert zu haben. 

Eine gute Nachricht für diejenigen, denen die Meinungsfreiheit ein hohes Gut ist.

Das Nachrichtenmagazin idea berichtet:

Das Gericht kam am 2. März zu dem Schluss, dass seine Aussagen von der im Grundgesetz geschützten Meinungsfreiheit gedeckt sind. Meinungen dürften auch scharf und verletzend sein. Für viele Menschen schwer erträgliche Aussagen seien nicht gleich strafbar.

Damit hob das Landgericht das vorherige Urteil des Amtsgerichts Kassel vom August 2020 auf. Es hatte den heute 66-jährigen Wissenschaftler wegen beleidigender Äußerungen über Homosexuelle zu einer Geldstrafe von 6.000 Euro verurteilt worden.

Gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA sagte Kutschera zum Urteil: „Nach so viel negativer Berichterstattung und einer klaren Vorverurteilung war ich über den Freispruch erstaunt.“

Der Richter am Landgericht Kassel habe seine Äußerungen im Rahmen der grundgesetzlich verankerten Meinungsfreiheit verortet: „Leider haben die Mainstream-Medien wieder einseitig berichtet.“ An allen drei Verhandlungstagen vor dem Landgericht habe er dargelegt, dass seine Aussagen im kath.net-Interview zur „Ehe für alle“ sachlich korrekt gewesen seien: „Darüber schweigen die Leitmedien, was ich bedauere.“

Wie unsachlich die Mainstream-Medien berichten, ist gelegentlich schon an den Überschriften abzulesen. Die FAZ titelte: „Freispruch für Professor nach homophoben Äußerungen“.

Mehr: www.idea.de.

Es gibt eine neue pastorale Herausforderung

Carl Truman berichtet in dem Journal First Things über neue pastorale Herausforderungen, die sich angesichts der unter dem US-Präsidenten Biden eingeführte Transgender-Politik ergeben:

Letzte Woche erzählte mir ein befreundeter Pastor von einem neuen Problem, mit dem er sich in seiner Gemeinde konfrontiert sieht. [Es] ist, ist die Frage, wie man Eltern von Mädchen im Teenageralter berät, die nichts trinken wollen, bevor sie zur Schule gehen, damit sie nicht die Toiletten benutzen müssen: Die sind nämlich dank der Unterschrift von Präsident Biden nun auch für Jungen im Teenageralter offen.

Und zwar für Jungen, die glauben – oder behaupten – im falschen Körper geboren worden zu sein. Es scheint, dass die Angst und das körperliche Unbehagen, die durch die neue Toilettenpolitik verursacht werden, nun die neue Normalität für junge Highschool-Mädchen sein werden.

Trans-Aktivisten benutzen gerne die Sprache der „Sicherheit“, um mit der Ästhetik unserer therapeutischen Kultur zu spielen und ihre Kritiker zu delegitimieren. Nun, diese biologischen Frauen fühlen sich nicht mehr sicher. Ihre Räume, wie auch ihr Geschlecht, sind ihnen von Männern und für Männer gestohlen worden. Sie fühlen sich jetzt in einer solchen Gefahr, dass sie nicht einmal vor der Schule Wasser trinken, um nicht tagsüber auf die Toilette zu müssen.

Amerika hat eine Reihe von Präsidenten gehabt, deren Appetit für viele Frauen, die ihnen über den Weg gelaufen sind, eine Gefahr darstellte. Doch der gegenwärtige Präsident hat sie alle übertroffen. Seine Politik macht ihn zu einer Gefahr für alle Frauen, auch denen, die eine Schultoilette benutzen möchten.

Mehr hier: www.firstthings.com.

VD: AW

Postmoderne Theorien fördern intellektuelle Regression und Gewalt

Ich zitiere heute Nico Hoppe, der in Leipzig Philosophie studiert und offensichtlich unter der Verblödung, die mit der Vereinnahmung der Geisteswissenschaften durch postmoderne Theorien einhergeht, ziemlich leidet. Aber nicht nur das. Er erkennt auch – und ich stimme ihm darin zu – die faschistischen Momente dieses spätmodernen Aufbäumens. Vielleicht ist „Krieg dem Ganzen“ ja wörtlicher zu verstehen, als wir das wahrhaben wollten? Es wäre wirklich schön, wenn wenigsten einige Theologen der Postmoderne die Irrwege durchschauten und umkehrten.

Aber nun einige Zitate (FAZ, 17.02.2020, Nr. 40, S. N4):

Seit einigen Jahren werden an den Universitäten der westlichen Welt jene Konzepte erprobt, die später von Medien, Wirtschaft und Politik übernommen werden. Ob es sich um Inklusionsregeln, die Auflösung des körperlichen Geschlechts oder die Ansicht handelt, der Wert einer Aussage sei an der Herkunft des Sprechers zu messen – sie alle wurden zuerst an Hochschulen populär, bevor sie praktischen Einfluss auf Politik und Gesellschaft nahmen. Gemeinsam ist diesen Konzepten auch die Herkunft aus dem französischen Poststrukturalismus und den postmodernen Theorien, die seit den neunziger Jahren an amerikanischen Universitäten Karriere machten.

Die Begriffe des Wissens, der (Fortschritts-)Geschichte und des Menschen (Michel Foucault und Jean-François Lyotard), der Rationalität und der Psychoanalyse (Gilles Deleuze und Félix Guattari), des Subjekts (Jacques Derrida) sowie der Identität und des Körpers (Judith Butler) sollen als konstruierte Narrative entlarvt und dekonstruiert werden. Die beiden Todfeinde sind Metaphysik und Essentialismus, worunter schon die Annahme eines Wesens im Gegensatz zur Erscheinung fällt. Immer wiederkehrende Schlüsselbegriffe sind der alles bestimmende Diskurs nebst der unhintergehbaren Macht, die er über die Subjekte ausübt. Der Begriff der Wahrheit wird dem Recht des Stärkeren geopfert: Geltung ersetzt Objektivität.

Der Poststrukturalismus erliegt dem Missverständnis, der Bruch mit der Tradition und die Dekonstruktion des Überkommenen seien allein schon progressiv. Die Ersetzung der alten Oberbegriffe von Wahrheit und Vernunft durch unzugängliche Prinzipien wie die Differenz schafft nur neue Kerker des Denkens.

Man erliegt dem Faszinosum des Umbruchs und gefällt sich auch außerhalb der Universität im blinden Zuschütten des scheinbar Überkommenen (von Familie, Nation, Staat und Religion über tradierte Sprache bis hin zum bürgerlichen Ideal zivilisierter Distanziertheit), ohne zur Kenntnis zu nehmen, dass gerade die kulturrevolutionäre Raserei gegen die Tradition stetes Attribut faschistischer Bewegungen war. Vom postmodernen Aufbäumen ist deshalb nicht Befreiung, sondern fortschreitende Regression zu erwarten.

Warum Mathematik rassistisch ist

Ich bin ganz dankbar, dass die postmoderne Theorie mit ihrer Identitätsschwärmerei immer buntere Blüten treibt. Das stärkt meine Hoffnung, dass doch mehr und mehr Menschen aufwachen und sich vor dem König, der keine Kleider trägt, nicht mehr verbeugen.

Worum geht es diesmal? Ausnahmsweise nicht um die Dekonstruktion des biologischen Geschlechts, sondern um die der Mathematik. Die Idee, dass die Mathematik objektiv sei, zeige nämlich, dass es sich um eine Wissenschaft der „weißen Vorherrschaft“ handelt. Das berichtet die heute Ausgabe der FAZ (02.03.2020, Nr. 51, S. 7):

Den Anfang machte Brittany Marshall. „Die Idee von 2 + 2 = 4 hat kulturelle Gründe. Als Folge von westlichem Imperialismus/Kolonisierung halten wir sie für das einzig Richtige“, twitterte die Studentin der Rutgers-Universität im vergangenen Sommer – und brach in den Vereinigten Staaten die Debatte über Mathematik, Hautfarbe und Herkunft los. Marshall, laut ihrem Profil Lehrerin, Kämpferin für sozialen Wandel und Anhängerin der Bewegung „Black Lives Matter“, machte öffentlich, was nur gelegentlich und verhalten in Schulverwaltungen und bei Bildungskonferenzen diskutiert wurde: die These, dass nichtweiße Schüler in Mathematik benachteiligt würden, da sich das Fach auf westliche Werte stütze.

Ideen haben Konsequenzen. In Oregon kam die Idee offenbar gut an. Denn:

Zumindest in Oregon schien die Warnung zunächst nicht angekommen zu sein. Das Kultusministerium des Pazifikstaats forderte seine Lehrer auf, sich in einem Kursus für „Ethnomathematik“ weiterzubilden. Der Bildungstrend, so der Rundbrief, gehe davon aus, dass der Fokus auf das korrekte Resultat im Mathematikunterricht ein Zeichen „weißer Vorherrschaft“ sei. Ein Ziel der Fortbildung solle daher sein, für jede Aufgabe mindestens zwei Ergebnisse zu erarbeiten. Auch das Vorführen von Rechenwegen durch die Schüler vertrage sich nicht länger mit den Vorstellungen des Kultusministeriums in Portland. Es sei ein Signal für die Infiltration des Klassenzimmers mit „White Supremacy Culture“.

„Das Konzept, dass Mathematik rein objektiv ist, ist eindeutig falsch. An der Idee festzuhalten, dass es immer richtige und falsche Antworten gibt, schreibt diese Objektivität und die Furcht vor offenem Konflikt fort“ – mit diesen Worten warf das Department of Education den bisherigen Ansatz über den Haufen. Auch Objektivität, heißt es in dem Begleitbuch zur neuen Lehrmethode unter dem Titel „Abbau von Rassismus“, sei ein charakteristisches Zeichen für „weiße Vorherrschaft“.

Dann hoffen wir mal, dass die Vertreter der Ethnomathematik keine Brücken bauen.

Das erinnert an einen Fleischwolf

Die klugen Beobachtungen von Rieke Hümpel zur Gender-Sprache empfehle ich sehr gern.

Zum Beispiel:

In der Ausbildung zur Journalistin habe ich gelernt, dass Sätze verständlicher werden, je genauer man die Handelnden benennt. Wenn der Schulleiter nun von Lehrkräften spricht, denke ich: Ich möchte nicht, dass mein Sohn von einer Kraft unterrichtet wird. Sollten Medien, Bildungseinrichtungen und Online-Wörterbüchern gelingen, dass generische Maskulinformen künftig als politisch unkorrekt gelten, so werden die Menschen dennoch versuchen, die lange Beid-Nennung zu umgehen. Die Folge wird sein, dass Menschen in unserer Sprache immer mehr „neutralisiert“ werden. Wollen wir das wirklich? Eine Welt voller Lehrkräfte, Gartenkräfte, Hilfskräfte, Führungskräfte, Pressepersonen, Gastpersonen, Reitpersonen, Schiffspersonen – und Diverse. Was macht das mit uns?

Oder:

Etwas anderes ist es, wenn ein Staat Sprachgebrauch per Gesetz, Vorschrift oder Erlass vorschreibt– das nennt man dann Zwang. Und auch wenn Gleichstellungsbeauftragte in Universitäten Leitfäden zur gendersensiblen Sprache verteilen, ist das keine natürliche Sprachentwicklung. Sprache per Zwang und Druck zu normieren, führt in die Unfreiheit. Es gibt keinen freien Sprachzwang. Bisher waren dafür eher Diktaturen wie das Dritte Reich oder die Franco-Diktatur bekannt. Ich finde es beschämend, dass nun eine Demokratie in ein derart wichtiges Werkzeug der Freiheit so stark eingreift, und nehme es als lautes Alarmsignal wahr.

Mehr: www.welt.de.

Zusammenleben in einer post-männlichen Zivilisation

Die Biologin Meike Stoverock ist davon überzeugt, dass die Evolution früher oder später ein Matriarchat herbeiführen wird. Ihrer Meinung nach steuern wir mit Volldampf auf eine post-männliche Weltordnung zu. Die stellt sie sich folgendermaßen vor:

Nun macht Meike Stoverock Vorschläge, wie das Zusammenleben von Männern und Frauen in einer post-männlichen Zivilisation aussehen könnte, einer Weltordnung, in der Frauen im Lauf ihres Lebens tendenziell mehrere Alphamänner auswählen, in der aber nicht jeder Topf einen Deckel findet. Sie rechnet ab mit der Institution der Ehe, in der sie ein Instrument der Unterdrückung von Frauen sieht, fordert eine Abkehr von der romantischen Vorstellung, dass Männer und Frauen in lebenslanger Monogamie glücklich werden können.

Männer, die in dieser neuen Weltordnung keine Frauen mehr finden, sollen auf andere Weise versorgt werden – Stoverock denkt über Sexualassistentinnen nach und über die Rolle von Prostitution, sie bezeichnet Pornografie als mögliche „gesellschaftsverträgliche Stütze“ für Männer.

„Männer, die nie oder nur sehr selten Sexpartnerinnen finden, müssen ethische und gesellschaftlich akzeptierte Möglichkeiten bekommen, ihre sexuellen Bedürfnisse zu erfüllen.“

Meike Stoverock hat ein aufwühlendes Buch geschrieben. Es ist radikal und provoziert manchen Widerstand. Damit geht sie klug und vorausschauend um und entkräftet Gegenargumente, die beim Lesen aufsteigen können. Man muss das nicht alles mögen, was sie schreibt, man kann sich empören über ihr Bild von Männern und Frauen, ihre Ablehnung der Ehe, die Art ihrer Religionskritik. Aber gerade deshalb ist ihr Buch so lesenswert – weil es dazu auffordert, völlig neu über das Verhältnis von Männern und Frauen nachzudenken und auch: zu streiten.

Ich finde die Thesen weder überzeugend noch originell, wie wohl die meisten Leute. Trotzdem sehe ich vor meinem inneren Auge Frau Dr. Meike Stoverock schon von einer Talkshow zur anderen tingeln. Die Moderatorinnen werden so begeistert sein wie Monika Dittrich, die das Buch für das DLF-Format „Ausdruck“ besprochen hat:

VD: WH

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